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Die tote Diva | Ein britischer Cosy Crime (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 2. Ausgabe
232 Seiten
dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH (Verlag)
978-3-96817-389-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die tote Diva | Ein britischer Cosy Crime - Dawn Brookes
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Ein mörderisches Rätsel. Vier unerschrockene Hobbydetektive. Ein tödlicher Urlaub.
Der erste Band der Cosy Krimi-Reihe um ein ungewöhnliches Ermittler-Team für Fans von The Thursday Murder Club

Lady Marjorie Snellthorpe sehnt sich nach Ruhe und einem erholsamen Urlaub. Leider hat sie sich stattdessen (nur widerwillig) dazu bereit erklärt ihre Schwägerin Edna auf eine Donaukreuzfahrt zu begleiten. Doch schon bald wirbelt die schrille Reisegruppe aus exzentrischen Operndiven, arroganten Schauspielern und schweigsamen Majoren das Deck durcheinander.

Als die berühmte Sopranistin Dolores Hagman plötzlich während eines Opernabends verschwindet und kurz darauf tot aufgefunden wird, wittert Marjorie ein Verbrechen. Mit ihrem scharfem Verstand, trockenem Humor und eiserner Entschlossenheit beweist sie, dass man auch mit Mitte achtzig die beste Detektivin auf hoher Donau sein kann. Zusammen mit der unerschütterlichen Edna, dem charmanten Horace und dem allzu geheimnisvollen Frederick stürzt sie sich in Ermittlungen, denn sie sind entschlossen, das Rätsel zu lösen, um weitere Morde zu verhindern … und endlich in Ruhe Urlaub zu machen!

Dies ist eine überarbeitete Neuauflage des bereits erschienenen Titels Mord im Opernhaus.

Erste Leser:innenstimmen
„Eine überzeugende Mischung aus charmantem Humor, cleveren Dialogen und einem spannenden Mordfall.“

„Lady Marjorie ist eine herrlich sympathische Hauptfigur, die man einfach lieben muss.“
„Dieser humorvolle Roman hat alles, was ein Cosy Crime braucht: eine liebenswerte Heldin, eine bunte Truppe von Verdächtigen und eine clevere Auflösung.“
„Ein clever konstruierter Wohlfühlkrimi, der für jede Menge Unterhaltung sorgt.“



<p>Dawn Brookes hat einen MA in Kreativem Schreiben mit Auszeichnung und ist eine preisgekr&ouml;nte Bestsellerautorin von Cosy Crimes und Kriminalromanen. In den&nbsp;<i>Lady Marjorie Snellthorpe</i>-Krimis l&ouml;sen vier achtzigj&auml;hrige Freunde gemeinsam Mordf&auml;lle und verpackt sind die Geschichten mit jeder Menge Humor.&nbsp;</p> <p>Dawn ist seit 39 Jahren Krankenschwester und macht regelm&auml;&szlig;ig Kreuzfahrturlaub. Beim Schreiben verbindet sie ihre Reiseleidenschaft mit einer Vorliebe f&uuml;r klassische Krimis.</p> <p>Sie wuchs in Leicester auf, zog sp&auml;ter nach London und Berkshire, lebt aber jetzt in Derbyshire. Neben dem MA in Kreativem Schreiben hat Dawn einen Bachelor-Abschluss mit Auszeichnung und einen Master-Abschluss in P&auml;dagogik.</p>

<h2>1</h2> <p>Edna Parkinton winkte mit ihren &uuml;ppigen Armen und schrie aus vollem Hals: &bdquo;Hier dr&uuml;ben, Marge!&ldquo;</p> <p>Als Marjorie Snellthorpe sah, wie sich Edna mitten in der Flughafenhalle des <i>Luton Airports</i> zur Schau stellte, bereute sie bereits ihre Entscheidung, mit der Cousine ihres Mannes Urlaub zu machen. Die nervige Person bestand darauf, sie Marge zu nennen, obwohl sie wusste, wie sehr Marjorie es hasste, mit der Kurzform ihres Namens angesprochen zu werden. Wenn Marjorie die n&auml;chsten zwei Wochen &uuml;berleben wollte, durfte sie sich auf keinen Fall provozieren lassen. Doch da dies erst der Anfang ihrer Rum&auml;nienreise war, w&uuml;rde dies nicht einfach werden. F&uuml;r ihre Dummheit k&ouml;nnte sie sich in den Hintern treten.</p> <p>Bei Ednas Anruf vor ein paar Monaten hatte sie sich von ihrer besten Seite gezeigt. Der einzige Grund, weshalb sie angerufen hatte, war nat&uuml;rlich, um Marjorie zu &uuml;berreden, sie auf einer Donaukreuzfahrt von Bukarest nach Budapest mit mehreren Zwischenstopps zu begleiten. Edna hatte versprochen, sie w&uuml;rde sich bem&uuml;hen, sie nicht zu nerven &ndash; ein Versprechen, das die Frau nicht halten k&ouml;nnte, wie Marjorie aus Erfahrung wusste. Marjorie holte tief Luft, bevor sie zu Edna hin&uuml;berging. Zum Gl&uuml;ck waren die meisten Reisenden zu sehr damit besch&auml;ftigt, ihre eigenen Fl&uuml;ge zu checken, sodass sie den beiden nicht allzu viel Aufmerksamkeit schenkten.</p> <p>&bdquo;Hallo, Edna.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Hi, Marge.&ldquo; Edna beugte sich hinunter, um sie zu umarmen, doch Marjorie wich zur&uuml;ck.</p> <p>&bdquo;Hoffentlich hab ich dich nicht warten lassen.&ldquo;</p> <p>Edna nahm die Abfuhr hin, lie&szlig; sich jedoch nicht so leicht einsch&uuml;chtern. &bdquo;Wie ich sehe, kommst du mit deinen eigenen Koffern nicht klar. Aber wenn ich den hier entdeckt h&auml;tte, h&auml;tte ich mich vielleicht dazu hinrei&szlig;en lassen, das hilflose Weibchen zu spielen.&ldquo; Dann hatte sie auch noch die Dreistigkeit, kokett mit den falschen Wimpern zu blinzeln und dem gut aussehenden jungen Gep&auml;cktr&auml;ger zuzuzwinkern, der Marjories Gep&auml;ck an sich nahm.</p> <p>&bdquo;Ach, h&ouml;r doch auf! F&uuml;r so was bist du zu alt, trotz der Per&uuml;cke und der Gipsschicht auf deinem Gesicht.&ldquo; Seit ihrer Chemotherapie gegen Krebs litt Edna an Haarausfall. Sie war eine der wenigen Patienten, deren Haare nie wieder nachgewachsen waren. Marjorie war bewusst, wie unfreundlich sie klang, aber sie konnte nicht anders. Die Frau nervte sie zu sehr.</p> <p>&bdquo;Das ist meine Lieblingsper&uuml;cke&ldquo;, bemerkte Edna jetzt zum Gep&auml;cktr&auml;ger, w&auml;hrend sie an ihrer feuerroten Frisur zupfte, &bdquo;aber ich habe eine gro&szlig;e Sammlung &ndash; auch blonde Haare, falls Sie Blondinen bevorzugen.&ldquo;</p> <p>Der Gep&auml;cktr&auml;ger gluckste h&ouml;flich, offensichtlich ohne zu wissen, wie er mit der temperamentvollen Edna Parkinton umgehen sollte. <i>Aber wer wei&szlig; das schon?</i>, dachte Marjorie. Bevor Edna einen von ihnen noch weiter in Verlegenheit bringen konnte, wandte sich Marjorie an ihn.</p> <p>&bdquo;Und wohin jetzt?&ldquo;</p> <p>&bdquo;Sie checken da dr&uuml;ben ein&ldquo;, antwortete er und eilte ihnen voraus, wobei er ihren Koffer und die Reisetasche hinter sich herzog, als w&auml;ren es Federn.</p> <p>&bdquo;Du lieber Himmel, der hat es aber eilig, was?&ldquo;, sagte Edna.</p> <p>&bdquo;Ich frage mich, warum&ldquo;, murmelte Marjorie im Stillen.</p> <p><span>Die beiden Frauen folgten dem dunkelh&auml;utigen Gep&auml;cktr&auml;ger und stellten sich in der Schlange am Check-in-Schalter an. Sie reisten mit einer Fluggesellschaft, von der Marjorie noch nie geh&ouml;rt hatte, doch sie war die einzige, die einen Nonstop-Flug nach Cluj-Napoca anbot, von wo aus sie den Urlaub starten w&uuml;rden. Nachdem sie eingecheckt hatten, gab Marjorie dem Gep&auml;cktr&auml;ger ein gro&szlig;z&uuml;giges Trinkgeld. Es war das Mindeste, was sie tun konnte, nachdem er Ednas Gesellschaft zehn Minuten lang aushalten musste, w&auml;hrend sie in der Schlange darauf warteten, bis sie einer unfreundlichen, st&auml;mmigen Frau am Schalter ihre Tickets vorzeigen konnten.</span></p> <p><span>Abgesehen davon, dass sie mit dem Boarding f&uuml;nfzehn Minuten zu sp&auml;t dran waren und Marjorie sich Ednas Beschwerden anh&ouml;ren musste, als klar war, dass sie getrennt sitzen w&uuml;rden, war Marjorie froh, endlich im Flugzeug zu sitzen. Sie hatte absichtlich im Voraus einen Sitz in der ersten Reihe gebucht, was bedeutete, dass sie w&auml;hrend des Fluges zumindest ein bisschen Ruhe haben w&uuml;rde.</span> <span> </span> <span>Der Flug verlief ohne Zwischenf&auml;lle, abgesehen davon, dass Marjorie und die &uuml;brigen Passagiere Ednas laute Stimme ertragen musste, w&auml;hrend diese Geschichten aus der Zeit, in der sie auf der B&uuml;hne gestanden hatte, zum Besten gab. Marjorie tat der Passagier leid, der das Pech hatte, neben Edna zu sitzen.</span></p> <p><span>Als Marjorie aus dem Flieger stieg, war es hei&szlig; und schw&uuml;l. Trotzdem freute sie sich insgeheim, es geschafft zu haben, fast drei Stunden lang Ednas endlosem Geplapper entkommen zu sein und das Flugzeug nun vor ihr verlassen zu k&ouml;nnen. Noch ein Trick, der funktionierte. Sie hob den Blick und las den Schriftzug auf dem Flieger: <i>Avram Iancu International Airport</i>. Er war nach einem rum&auml;nischen Revolution&auml;r aus der Mitte des 19. Jahrhunderts benannt, wie sie w&auml;hrend des Fluges einer Brosch&uuml;re entnommen hatte.</span></p> <p><span>W&auml;hrend Marjorie im Gep&auml;ckbereich auf die Koffer wartete, holte Edna sie schlie&szlig;lich ein.</span></p> <p><span>&bdquo;Da ist sie. Das ist meine Cousine Marge. Marge, das ist Fred. Er macht dieselbe Tour wie wir.&ldquo;</span></p> <p><span>Ein schlanker Mann mit Glatze, der einen eleganten blauen Anzug und ein blau kariertes Hemd trug, l&auml;chelte Marjorie sch&uuml;chtern an. Seine verwirrten grauen Augen verrieten ihr, dass Edna ihn eindeutig einsch&uuml;chterte.</span></p> <p><span>Sie hatte Mitleid mit ihm und streckte ihm die Hand hin. &bdquo;Ich bin Marjorie &ndash; Marjorie Snellthorpe, und keiner nennt mich Marge, au&szlig;er Edna, die &uuml;brigens nicht <i>meine</i>, sondern die Cousine meines verstorbenen Mannes ist.&ldquo;</span></p> <p><span>Der zur&uuml;ckhaltende Mann sch&uuml;ttelte ihr die Hand, nachdem er sich mit einem Taschentuch die Stirn abgewischt hatte. &bdquo;Ich bin Frederick, Frederick Mackworth. Seit meiner Schulzeit bin ich nicht mehr Fred genannt worden, und das ist schon eine Weile her.&ldquo; Er warf Edna einen vorsichtigen Blick hinterher, als f&uuml;rchte er um sein Leben, doch sie zw&auml;ngte sich schon durch die Menge zum vorderen Teil des Gep&auml;ckbands und suchte nach ihren Koffern.</span></p> <p><span>Auch wenn</span> <span>Marjorie es ihr nie gestehen w&uuml;rde, erwies sich Ednas Gesellschaft als n&uuml;tzlich, um ihren schweren Koffer aufzusp&uuml;ren, der hinter dem Gep&auml;ck eines anderen Passagiers feststeckte. Sie beobachtete, wie sich Edna, fest entschlossen, ihn nicht entkommen zu lassen, an einer Familie vorbeidr&auml;ngte und einem hochgewachsenen jungen Mann zurief: &bdquo;Hey Sie! Stehen Sie nicht blo&szlig; rum. Schnappen Sie sich den Koffer!&ldquo;</span></p> <p><span>Wer w&uuml;rde es wagen, sich der Verr&uuml;ckten mit den feuerroten Haaren zu widersetzen? Der Mann tat, wie ihm befohlen wurde.</span></p> <p><span>Frederick konnte sein eigenes Gep&auml;ck mit weitaus weniger Dramatik abholen. Er l&auml;chelte Marjorie an. &bdquo;Ihre Cousine hat eine starke Pr&auml;senz, nicht wahr?&ldquo;</span></p> <p><span>Marjorie verdrehte die Augen und antwortete: &bdquo;Ja, sie hinterl&auml;sst einen bleibenden Eindruck, ohne Zweifel. Wie kommen Sie zum Hotel?&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Ich wollte mir ein Taxi nehmen. Wollen wir uns eins teilen?&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Ja, das w&auml;re sinnvoll. Ich kenne mich mit den Gewohnheiten rum&auml;nischer Taxifahrer nicht aus, und es ist immer gut, sich, wenn m&ouml;glich, die Kosten zu teilen.&ldquo; Sie wollte nicht erw&auml;hnen, dass sie au&szlig;erdem bef&uuml;rchtete, noch mehr in Verlegenheit gebracht zu werden, wenn Edna sich &uuml;ber den Fahrpreis stritt.</span></p> <p><span>&bdquo;Ich bin auch zum ersten Mal hier.</span> <span> </span> <span>Schade, dass sie keinen Transferbus f&uuml;r uns bereitgestellt haben, aber ich wei&szlig; auch nicht genau, wie viele Leute in Cluj dazusto&szlig;en und wie viele sich uns in Bukarest anschlie&szlig;en werden.&ldquo;</span></p> <p><span>Marjorie konnte Fredericks Dialekt nicht ganz einordnen. Sie vermutete West Country, m&ouml;glicherweise Bristol.</span></p> <p><span>&bdquo;Ich glaube, wir werden zu zehnt sein. Edna h&auml;tte viel lieber ein paar Tage an der Schwarzmeerk&uuml;ste verbracht, bevor wir uns der Reisegruppe in Bukarest anschlie&szlig;en, aber ich wollte unbedingt in die Oper, als ich diese Option sah. Apropos Edna: Wo ist sie?&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Sie plaudert auf der anderen Seite der Halle mit einem gro&szlig;en Mann.&ldquo;</span></p> <p><span>Marjorie drehte sich um und hoffte, dass Edna ihren Koffer nicht unbewacht hatte stehen lassen, w&auml;hrend sie sich mit ihrer j&uuml;ngsten Eroberung in Hosen unterhielt. Wenigstens hatte Marjorie ihr Handgep&auml;ck mit all ihren Wertsachen an sich genommen.</span></p> <p><span>&bdquo;Ach ja, jetzt sehe ich sie. Ich kenne ihn. Er war auch auf der Kreuzfahrt nach Amsterdam, die wir Anfang des Jahres gemacht haben.</span> <span> </span> <span>Wie hei&szlig;t er noch? Es f&auml;llt mir gleich wieder ein &hellip;&ldquo; Marjorie sah zu, wie Edna und der hochgewachsene, distinguiert wirkende Mann laut lachten; wie ihr wieder einfiel, trug er zu seinem gef&auml;rbten braunen Haar ein Teiltoupet.</span></p> <p><span>&bdquo;Jetzt wei&szlig; ich es wieder! Horace &ndash; Horace Tyler. Er hat eine Luftfahrtelektronikfirma oder so was &Auml;hnliches. Er ist schon halb im Ruhestand, aber ich glaube, er ist immer noch im Aufsichtsrat.&ldquo;</span></p> <p><span>Frederick wirkte ein wenig entt&auml;uscht, dass Edna ihre Aufmerksamkeit Horace Tyler zugewandt hatte. <i>Was hat diese Frau nur an sich?</i> Sogar mit achtzig &uuml;bte sie definitiv noch Anziehung auf das andere Geschlecht aus. Wohlgemerkt, Horace war auch nicht gerade ein J&uuml;ngling, obwohl Marjorie sich entsann, dass er eine Vorliebe f&uuml;r j&uuml;ngere Frauen hegte. Letztendlich war er jedoch ganz in Ordnung. Zumindest w&uuml;rde seine Anwesenheit Edna von ihr fernhalten.</span></p> <p>Marjorie entdeckte ihren Koffer neben Ednas. &bdquo;Wenn wir rechtzeitig im Hotel sein wollen, um noch einen Happen zu bekommen, sollten wir jetzt wohl besser Edna und mein Gep&auml;ck holen. Ich kriege das Essen im Flugzeug nie runter.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Vielleicht ist es auch gut so, dass sie keins serviert haben&ldquo;, gluckste Frederick. Er hatte ein echtes, offenes L&auml;cheln. &bdquo;Billigfluggesellschaften bieten keine solchen Extras. Ich habe sie nur ausgew&auml;hlt, weil es ein Direktflug war.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Ich auch&ldquo;, sagte Marjorie. &bdquo;Aber der Flug war recht bequem und wir sind in einem St&uuml;ck hier angekommen. Das ist die Hauptsache.&ldquo;</p> <p>Marjorie und Frederick gesellten sich zu Edna und Horace, die &uuml;ber irgendwas lachten, was Edna gesagt hatte.</p> <p>&bdquo;Schau mal, wer da ist, Marge&ldquo;, sagte Edna und grinste Horace neckend an.</p> <p>&bdquo;Ja, was f&uuml;r ein Zufall.&ldquo; Marjorie vermutete, dass Horace ein weiterer Grund war, weshalb Edna unbedingt diese Reise machen wollte. &bdquo;Hallo &ndash; so trifft man sich wieder&ldquo;, sagte sie und streckte ihm die Hand hin.</p> <p>&bdquo;Hallo, Lady Marjorie. Nett, dich wiederzusehen. Neuer Freund, wie ich sehe.&ldquo; Horace hob eine sauber gezupfte Augenbraue. Edna schnaubte am&uuml;siert.</p> <p>Etwas steif erwiderte Marjorie: &bdquo;Wir haben uns gerade erst kennengelernt. Das ist Frederick Mackworth. Frederick, das ist Horace Tyler.&ldquo;</p> <p>Horace sch&uuml;ttelte Frederick die Hand. &bdquo;Sch&ouml;n, Sie kennenzulernen, Fred. Da wir zu viert sind &ndash; sollen wir uns ein Taxi teilen?&ldquo;</p> <p>Wenn es um plumpe Vertrautheit ging, glichen sich Horace und Edna wie Zwillinge.</p> <p>&bdquo;<i>Frederick</i>&ldquo;, sagte Marjorie spitz, &bdquo;und ich hatte dieselbe Idee.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Dann lasst uns gehen. Wir k&ouml;nnen uns drau&szlig;en ein Taxi nehmen. Keine Sorge, ich passe auf, dass sie uns nicht &uuml;bers Ohr hauen. Ich war schon oft gesch&auml;ftlich hier.&ldquo;</p> <p><i>Selbstverst&auml;ndlich warst du das</i>, dachte Marjorie, die sich daran erinnerte, dass Horace auch ein Angeber war.</p> <p>W&auml;hrend der Taxifahrt zum Hotel war es auf dem R&uuml;cksitz ziemlich eng, da Ednas Koffer &ndash; der gr&ouml;&szlig;te von allen &ndash; hinten neben den Fahrg&auml;sten Platz nehmen musste. Doch der Fahrer war freundlich und entgegenkommend. Er unterhielt sich mit Horace, der vorne sa&szlig;, dar&uuml;ber, wie sehr sich Cluj seit der Revolution von 1989 ver&auml;ndert hatte. Der Taxifahrer sprach haupts&auml;chlich gebrochenes Englisch, doch Horace schien sich auf Rum&auml;nisch verst&auml;ndigen zu k&ouml;nnen und wechselte zwischen den Sprachen hin und her.</p> <p>Sobald Marjorie das Luxushotel Platinia betrat, entdeckte sie sofort Faith Weathers, die Reiseleiterin des Kreuzfahrtunternehmens, bei dem sie gebucht hatten. <i>Queen Cruises</i> hatte viele Tochtergesellschaften, und <i>Queen River and Land Tours</i> war eine davon. Die Muttergesellschaft hatte laut den Prospekten erweiterte Reiserouten entwickelt, um sowohl Inlandstouren als auch Kreuzfahrten auf Fl&uuml;ssen und dem Meer anzubieten.</p> <p><span>Faith wartete mit der Passagierliste und dem Klemmbrett in der Hand neben der Rezeption darauf, die G&auml;ste zu begr&uuml;&szlig;en. Marjorie blieb stehen, um die neue Umgebung zu betrachten. Sie war noch nie in Rum&auml;nien gewesen, was der einzige Grund war, weshalb sie widerstrebend zugestimmt hatte, die nervige Cousine ihres Mannes zu begleiten. Trotzdem war es aufregend, in einem v&ouml;llig fremden Land zu sein.</span></p> <p><span>&bdquo;Lady Marjorie! Wie sch&ouml;n, Sie wiederzusehen.&ldquo; Faiths Begr&uuml;&szlig;ung war herzlich und ihr L&auml;cheln aufrichtig, auch wenn Marjorie nicht entging, dass der Blick, den sie auf Edna warf, eher verhalten war. &bdquo;Nett, auch Sie zu sehen, Edna. Es scheint, als w&auml;ren es gerade mal zwei Minuten her, seit wir auf dem Rhein unterwegs waren.&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Wir freuen uns, hier zu sein. Der Flug war zwar nicht lang, aber es gab nichts zu essen. Ich w&auml;re Ihnen dankbar, wenn Sie uns diesmal die Leiche ersparen k&ouml;nnten.&ldquo; Edna gluckste am&uuml;siert.</span></p> <p><span>&bdquo;Leiche? Was f&uuml;r eine Leiche?&ldquo; Frederick riss die Augen auf, wobei seine Stirn Falten warf.</span></p> <p><span>&bdquo;Nichts, wor&uuml;ber Sie sich Gedanken machen m&uuml;ssen, Fred. Auf unserer letzten Reise gab es einen Unfall, das ist alles&ldquo;, sagte Horace beil&auml;ufig. &bdquo;Eine Frau ist die Treppe hinuntergest&uuml;rzt.&ldquo;</span></p> <p><span>Marjorie sp&uuml;rte, dass Edna darauf brannte, zu widersprechen und die anderen mit Einzelheiten &uuml;ber den Mord an einem Hotelgast zu Beginn ihres letzten Urlaubs zu unterhalten, doch Faith wechselte rasch das Thema.</span></p> <p><span>&bdquo;Edna, Sie sind in Zimmer zweiundzwanzig untergebracht, Lady Marjorie, Sie haben Zimmer sechsunddrei&szlig;ig. Hier sind Ihre Schl&uuml;ssel.&ldquo; Faith reichte jedem einen Umschlag mit einer Schl&uuml;sselkarte.</span></p> <p><span>&bdquo;Konnten Sie keine Nachbarzimmer f&uuml;r uns finden?&ldquo;, beschwerte sich Edna.</span></p> <p><span>Faith zuckte mit den Schultern. &bdquo;Tut mir leid, wir mussten nehmen, was man uns zugeteilt hat.&ldquo;</span></p> <p><span>Marjorie formte mit den Lippen ein lautloses Dankesch&ouml;n, denn sie wusste, dass Faith alles in ihrer Macht Stehende getan hatte, um f&uuml;r einen gewissen Abstand zwischen den Zimmern der beiden Frauen zu sorgen.</span></p> <p><span>Nun wandte sich Faith an Horace.</span> <span> </span> <span>&bdquo;Es freut mich, Sie wieder bei uns zu haben, Mr. Tyler. Willkommen im Platinia. Sie haben Zimmer Nummer neunundvierzig.&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Danke&ldquo;, sagte Horace. &bdquo;Das ist Fred, wir haben uns am Flughafen kennengelernt.&ldquo;</span></p> <p><span>Faith wandte ihre Aufmerksamkeit Frederick zu. Marjorie h&ouml;rte sie sagen, er sei in Zimmer dreiundzwanzig untergebracht. In der N&auml;he von Edna, der Arme.</span></p> <p><span>&bdquo;Ich habe im Konferenzraum Picasso ein privates Empfangsbuffet f&uuml;r Sie arrangiert&ldquo;, sagte Faith. &bdquo;Soll ich Ihr Gep&auml;ck auf die Zimmer bringen lassen?&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Das w&auml;re sehr freundlich&ldquo;, meinte Marjorie. &bdquo;Ich habe seit dem Fr&uuml;hst&uuml;ck nichts mehr gegessen. Wo geht es zum Konferenzraum?&ldquo;</span></p> <p><span>Faith rief nach einem Portier, der mit einem W&auml;gelchen auftauchte. An den Gep&auml;ckst&uuml;cken hingen bereits Namensk&auml;rtchen, daher reichte Faith ihm eine Liste mit den Zimmernummern. Er lud die Koffer auf den Gep&auml;ckwagen und ging damit zu einem Servicelift.</span></p> <p>&bdquo;Ich bringe Sie pers&ouml;nlich zum Picasso. Sie sind die letzten vier Teilnehmer. Die anderen sechs kamen zusammen an und sind schon dort.&ldquo;</p> <p>Sie folgten Faith in den Konferenzraum, in dem zwei Tische mit Leinendecken hergerichtet waren. Weitere Tische in der Mitte des Raums boten eine Auswahl an Speisen.</p> <p>Marjorie hatte sich im letzten Urlaub mit der Reiseleiterin angefreundet. Trotz ihrer Schw&auml;che f&uuml;r die falschen M&auml;nner war Faith professionell und effizient. Ihr dunkelbraunes Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden und wie Edna schminkte sie sich sorgf&auml;ltig. Doch w&auml;hrend Faiths Make-up sie vorteilhaft aussehen lie&szlig;, wirkte Ednas dick geschminkter Teint manchmal wie ein Biskuitkuchen, der zu lange an der Luft gelegen hatte.</p> <p>Als Marjorie die einzelnen Details des Konferenzzentrums betrachtete, wurden ihre Gedanken unsanft unterbrochen. Sie drehte sich zu den lauten Stimmen um, die von dem einzigen besetzten Tisch im Raum her&uuml;berdrangen.</p> <h2>2</h2> <p>Es war unm&ouml;glich, die l&auml;rmende Gruppe am Tisch, die aus sechs Leuten bestand, nicht zu bemerken. Sie schienen sich zu streiten &ndash; h&ouml;flich ausgedr&uuml;ckt.</p> <p>&bdquo;Das sind Ihre Mitreisenden&ldquo;, seufzte Faith mit leiser Stimme. Dann ging sie rasch zu den Tischen, auf denen &uuml;ppige Speisen elegant pr&auml;sentiert wurden. &bdquo;Bedienen Sie sich am B&uuml;fett. Es wurde nur f&uuml;r uns aufgetischt, also k&ouml;nnen Sie so viel essen, wie Sie m&ouml;chten. Allerdings w&uuml;rde ich noch etwas Platz f&uuml;r das Abendessen lassen. Sie nehmen es um sechs im &Agrave;-la-carte-Restaurant ein. Anschlie&szlig;end bringt uns ein Kleinbus zur Oper. Morgen fr&uuml;h fahren wir zum Flughafen, um nach Bukarest zu fliegen. Sie finden alle Einzelheiten in Ihren Reisepl&auml;nen.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Was f&uuml;r ein Reiseplan?&ldquo;, fragte Edna.</p> <p>&bdquo;Keine Sorge, ich habe daf&uuml;r gesorgt, dass in jedem Zimmer Kopien ausliegen, falls einer der Teilnehmer vergessen sollte, die Unterlagen mitzubringen, die zusammen mit Ihrer Buchung verschickt wurden&ldquo;, erkl&auml;rte Faith.</p> <p>&bdquo;Ich habe meine hier&ldquo;, sagte Horace und klopfte auf die Brustinnentasche seines perfekt geschnittenen grauen Anzugs. &bdquo;Ich auch&ldquo;, bemerkte Frederick. &bdquo;Alte Gewohnheiten lassen sich nur schwer ablegen.&ldquo;</p> <p>Marjorie nahm den geistesabwesenden Blick in den nachdenklichen grauen Augen des unauff&auml;llig wirkenden Mannes wahr. <i>Ich muss mehr &uuml;ber Mr. Frederick Mackworth erfahren</i>, dachte sie. Marjorie wollte gerade sagen, dass sie ihren Reiseplan in der Handtasche verstaut hatte, doch Edna hatte offensichtlich genug von der Unterhaltung.</p> <p>&bdquo;Ich bin am Verhungern&ldquo;, erkl&auml;rte sie, hakte sich bei Horace unter und f&uuml;hrte ihn an Faith vorbei zum Buffet. &bdquo;Komm schon, Marge&ldquo;, rief sie beil&auml;ufig.</p> <p>Jetzt war es an Marjorie, zu seufzen, doch im selben Augenblick wurde sie von einem lauten Scharren abgelenkt, als auf der anderen Seite des Raums jemand mit einem Stuhl r&uuml;ckte. Sie drehte sich um und beobachtete, wie eine hochgewachsene, &uuml;ppige Frau mit pechschwarzem Haar, die sie auf Ende sechzig sch&auml;tzte, einen theatralischen Abgang machte.</p> <p>&bdquo;Mutter, sie hat es nicht so gemeint.&ldquo; Eine Enddrei&szlig;igerin mit sandbraunem Bubikopf rannte hinter der scheidenden Diva her.</p> <p>&bdquo;Sieht aus, als h&auml;tten wir interessante Gesellschaft&ldquo;, bemerkte Horace. Er lachte wiehernd und h&auml;ufte sich <i>Horsd&rsquo;oeuvres</i> auf einen gro&szlig;en Teller.</p> <p><span>&bdquo;Psst, sie k&ouml;nnen uns h&ouml;ren&ldquo;, sagte Marjorie in der Hoffnung, Edna davon abzuhalten, sie noch mehr in Verlegenheit zu bringen. Doch es war schon zu sp&auml;t.</span></p> <p><span>&bdquo;Na, und wenn schon? Wir h&ouml;ren sie ja auch. Sie streiten sich schon, seit wir hereingekommen sind.&ldquo;</span></p> <p><span>Marjorie warf Faith einen flehenden Blick zu, die den Wink dankbar annahm.</span></p> <p><span>&bdquo;Am anderen Ende des Tisches ist eine gro&szlig;e Auswahl an Fleischgerichten. Kommen Sie, ich zeige sie Ihnen.&ldquo;</span></p> <p><span>Offensichtlich begierig, noch mehr Essen auf ihre Teller zu h&auml;ufen, folgten Horace und Edna der Reiseleiterin. Frederick stand wie angewurzelt da und starrte auf die T&uuml;r, hinter der die unwirsche Frau und ihre Tochter gerade verschwunden waren.</span></p> <p><span>&bdquo;Ich will nicht neugierig sein, aber ist alles in Ordnung?&ldquo;, erkundigte sich Marjorie.</span></p> <p><span>Frederick zuckte zusammen und sch&uuml;ttelte den Kopf. &bdquo;Oh sorry, es ist blo&szlig; &hellip; ach, ist auch egal &hellip; es ist schon lange her.&ldquo; Der ernst wirkende Mann wandte sich wieder dem B&uuml;fett zu. Sein Teller blieb halb leer, weil er und Marjorie warten mussten, bis Edna und Horace Platz machten. Keiner von beiden schien es eilig zu haben, von den verlockenden Tellern voller rum&auml;nischer K&ouml;stlichkeiten abzur&uuml;cken. Marjorie wollte ihn nicht weiter aushorchen und hoffte nur, dass ihm die Anwesenheit der temperamentvollen Frau nicht den Urlaub verderben w&uuml;rde.</span></p> <p><span>Sobald sich alle bedient hatten, setzten sich Marjorie und ihre Begleiter an den zweiten Tisch, der nicht weit von der lauten Reisegruppe entfernt war. Faith schaute erst nach den vier Teilnehmern, die am ersten Tisch sa&szlig;en, und erkundigte sich dann, ob die G&auml;ste am zweiten Tisch mit ihrem Essen und dem Arrangement f&uuml;r den Abend zufrieden waren.</span></p> <p><span>&bdquo;Ich wette, Sie haben noch nichts gegessen&ldquo;, sagte Marjorie, die das leichte Zittern in Faiths H&auml;nden bemerkte, das sie von sich selbst kannte, wenn sie einen leeren Magen hatte. &bdquo;Warum holen Sie sich nicht auch etwas zu essen und setzen sich zu uns?&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Ja, ganz richtig, es ist noch genug &uuml;brig. Ich hasse es, Lebensmittel zu verschwenden&ldquo;, ermutigte Horace sie. &bdquo;Und dann k&ouml;nnen Sie uns auch verraten, was da dr&uuml;ben los ist.&ldquo; Er nickte in Richtung der anderen Gruppe, die sich weiterhin stritt. Marjorie fragte sich, ob der Grund eher Gewohnheit als Feindseligkeit war. Sie hoffte es.</span></p> <p><span>Faith l&auml;chelte. &bdquo;Danke, ich geselle mich gerne zu Ihnen und erkl&auml;re die anderen Reisearrangements.&ldquo; Sie warf Horace einen warnenden Blick zu und ging ans B&uuml;fett, um einen Teller zu belegen.</span></p> <p><span>&bdquo;Die hat es mir aber gezeigt&ldquo;, sagte Horace. &bdquo;Von ihr werden wir keinen Klatsch zu h&ouml;ren bekommen.&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Und zu Recht&ldquo;, sagte Marjorie und senkte die Stimme. &bdquo;Vor allem, da sich das Thema in H&ouml;rweite befindet.&ldquo;</span></p> <p><span>Edna kicherte. &bdquo;Wir werden es fr&uuml;h genug erfahren. Sie sind nicht gerade diskret, was? Im Gegensatz zu Fred. Warum erz&auml;hlen Sie uns nicht was &uuml;ber sich, Fred?&ldquo;</span></p> <p><span>Frederick err&ouml;tete unter Ednas forschendem Blick.</span></p> <p><span>&bdquo;Er hei&szlig;t Frederick.&ldquo; Aus einem unbekannten Grund sprang Marjorie ihm zur Seite. &bdquo;Und er muss uns gar nichts &uuml;ber sich verraten, wenn er es nicht m&ouml;chte.&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Jetzt hat sie es dir gezeigt&ldquo;, lachte Horace.</span></p> <p><span>Edna zuckte mit den Schultern. &bdquo;Wie ihr wollt.&ldquo; Sie spie&szlig;te ein gekochtes Ei, das wie ein Huhn dekoriert war, auf ihre Gabel und stopfte es sich in den Mund. &bdquo;Ich habe die launische Frau schon mal gesehen, aber ich wei&szlig; nicht mehr wo.&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Welche?&ldquo;, fragte Marjorie, obwohl sie ahnte, wen Edna meinte.</span></p> <p><span>&bdquo;Na, die Diva, die so theatralisch den Raum verlassen hat.&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Woher kennst du sie?&ldquo;,</span> <span>bohrte</span> <span>Marjorie nach, denn diesmal interessierte sie, was Edna zu sagen hatte.</span></p> <p><span>Faith kam an ihren Tisch zur&uuml;ck. &bdquo;Meinen Sie Dolores Hagman?&ldquo;</span></p> <p><span><i>So viel zum Thema &bdquo;Kein Klatsch&ldquo;,</i> dachte Marjorie.</span></p> <p><span>&bdquo;Ja. Ich habe sie schon mal gesehen. Ich vergesse nie ein Gesicht, aber der Name sagt mir nichts.&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Sie war fr&uuml;her Operns&auml;ngerin.&ldquo; Alle wandten sich Frederick zu, dessen Blick immer noch abwesend war.</span></p> <p><span><i>Und zweifellos eine alte Liebe</i>, dachte Marjorie. Edna war zu sehr damit besch&auml;ftigt, sich ihre eigenen Erinnerungen ins Ged&auml;chtnis zu rufen, um es zu bemerken. Vielleicht war das auch gut so, denn sonst h&auml;tte sie ihm bohrende Fragen gestellt.</span></p> <p><span>&bdquo;Richtig! Ich habe sie an Dennis&rsquo; Geburtstag im <i>Manchester Opera House</i> in <i>Tosca</i> gesehen. Ich bin zwar kein Fan der Oper, aber mein verstorbener Mann war es. Ich stand fr&uuml;her auch auf der B&uuml;hne, wissen Sie, aber ich bin eher eine Entertainerin. Ich lege eine tolle Coverversion von <i>Big Spender</i> hin <i>&hellip;</i>&ldquo;</span></p> <p><span>Frederick hatte das alles zweifellos schon auf dem Flug geh&ouml;rt, doch Edna verbrachte die n&auml;chsten zwanzig Minuten damit, die anderen mit Geschichten aus ihrer Zeit auf den B&uuml;hnen Nordenglands zu unterhalten. Marjorie wusste zwar, dass sie eher eine Bars&auml;ngerin als eine Ber&uuml;hmtheit gewesen war, aber sie musste zugeben, dass die Cousine ihres verstorbenen Mannes eine angenehme Stimme und viele am&uuml;sante Storys zu erz&auml;hlen hatte. Sie hatte wirklich zwei Seiten. In Momenten wie diesen fand Marjorie sie unterhaltsam und ihre Gesellschaft machte Spa&szlig;. Wenn sie nur nicht st&auml;ndig im Mittelpunkt stehen wollte! Nun war Edna in ihrem Element und tat vier begeisterten Zuh&ouml;rern den Gefallen.</span></p> <p><span>&bdquo;Habe ich Sie richtig verstanden? Sie standen fr&uuml;her auf der B&uuml;hne?&ldquo;, rief ein hochgewachsener Mann, der wie ein K&uuml;nstler aussah, vom Nebentisch her&uuml;ber. Seine dr&ouml;hnende Stimme lie&szlig; alle im Raum verstummen.</span></p> <p><span>&bdquo;Meinen Sie mich?&ldquo;, br&uuml;llte Edna zur&uuml;ck, was in der Stille, die entstanden war, &uuml;berfl&uuml;ssig war.</span></p> <p><span>&bdquo;Ja, ich dachte, Sie h&auml;tten gesagt, dass Sie auf der B&uuml;hne gestanden haben. Ich auch; ich habe Shakespeare gespielt. Und Sie?&ldquo; Der Mann, der aussah wie Mitte sechzig, trug eine grelle orange-blaue Krawatte, an der er st&auml;ndig herumfummelte.</span></p> <p>&bdquo;Ach, fang nicht schon wieder damit an&ldquo;, sagte der andere Mann, der am selben Tisch sa&szlig;, und g&auml;hnte betont. Er war gut gekleidet und sein wei&szlig;es Haar war sauber geschnitten. &bdquo;Ich bitte Sie, Madam, ignorieren Sie ihn einfach. Er wird Sie mit seinen Geschichten aus der Zeit, als er durch Europa reiste und in langweiligen Shakespeare-St&uuml;cken mitspielte, zu Tode langweilen. Ich verstehe gar nicht, warum man um Shakespeare so viel Aufhebens macht. Sicher war er zu seiner Zeit ein guter Schriftsteller, aber der Mann ist seit Jahrhunderten tot und trotzdem tun Leute, die keine Ahnung von seinen St&uuml;cken haben, so, als w&uuml;rden sie sein Werk verehren, um gebildet zu wirken.&ldquo;</p> <p>Wie Marjorie sehen konnte, hatte Edna in diesem Mann einen Seelenverwandten gefunden. Ihre angeheiratete Cousine mochte Shakespeare auch nicht.</p> <p>Faith griff ein, bevor es zu einem Streit kommen konnte.</p> <p>&bdquo;Major Jeffries, lassen wir am besten jedem das Seine, ja?&ldquo;</p> <p>&bdquo;Ich war S&auml;ngerin&ldquo;, rief Edna dem ersten Mann zu, um die ged&auml;mpften Unterhaltungen zu &uuml;bert&ouml;nen, die wieder einsetzten.</p> <p>&bdquo;Ich verstehe.&ldquo; Der Mann schnaubte laut und verlor das Interesse. Er beschloss, vom Tisch aufzustehen. &bdquo;Ich mache einen Spaziergang. Wir sehen uns beim Abendessen&ldquo;, sagte er zu seinen Tischgenossen.</p> <p>&bdquo;K&uuml;mmert euch nicht um ihn&ldquo;, sagte der Mann, den Faith mit Major Jeffries angesprochen. &bdquo;Er ist ein selbstgef&auml;lliger Snob.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Dad! Lass ihn in Ruhe. Er ist m&uuml;de, das ist alles. Du wei&szlig;t doch, dass er es hasst, zu fliegen.&ldquo; Die Frau, die das gesagt hatte, wandte sich den anderen zu und stellte sich vor. &bdquo;Ich bin Denise. Das ist Simon, mein Vater. Percy Gainsborough ist derjenige, der gerade einen Spaziergang macht, und das ist seine Frau Martha. Sie steht immer noch auf der B&uuml;hne, nicht wahr, Martha?&ldquo;</p> <p>&bdquo;Eher hinter der B&uuml;hne. Sehr zum Missfallen meines Mannes inszeniere ich zeitgen&ouml;ssische Theaterst&uuml;cke.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Das sorgt sicher f&uuml;r interessante Diskussionen&ldquo;, gluckste Marjorie. &bdquo;Ich bin Marjorie und das ist meine angeheiratete Cousine Edna Parkinton.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Und die dazugeh&ouml;rigen Ehem&auml;nner, nehme ich an?&ldquo;, fragte Major Jeffries.</p> <p>&bdquo;Du liebe G&uuml;te, nein, Major. Das ist Horace, Horace Tyler &ndash; Edna und ich kennen ihn aus einem fr&uuml;heren Urlaub &ndash; und Frederick Mackworth, dessen Bekanntschaft wir erst vorhin gemacht haben.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Freut mich, Sie alle kennenzulernen&ldquo;, sagte Horace h&ouml;flich.</p> <p>&bdquo;Frederick Mackworth, sagten Sie? Der Name kommt mir bekannt vor&ldquo;, sagte Martha. &bdquo;Sind Sie nicht mal mit meiner Schwester ausgegangen?&ldquo;</p> <p>Frederick err&ouml;tete vom Hals aufw&auml;rts. &bdquo;Wenn Ihre Schwester Dolores Hagman ist, dann sind wir vor vielen Jahren zusammen ausgegangen. Nat&uuml;rlich hie&szlig; sie damals noch Plenrith.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Haben Sie es nicht mitbekommen? Sie ist nicht mehr verheiratet, aber sie hat sich nicht die M&uuml;he gemacht, den M&auml;dchennamen wieder anzunehmen&ldquo;, sagte Major Jeffries glucksend. &bdquo;Ihr Mann packte seine Sachen und verschwand mit ihrem jungen Proteg&eacute;. Vielleicht k&ouml;nnen Sie sie ein bisschen aufmuntern. Sie ist sehr verbittert.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Simon!&ldquo;, sagte Martha. &bdquo;Du solltest wirklich aufh&ouml;ren, andere Leute zu beleidigen. Es ist nicht nett, und sie ist immer noch meine Schwester.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Mir machst du nichts vor &ndash; du kannst sie genauso wenig leiden wie ich, nur bin ich ehrlich. Es ist kaum meine Schuld, wenn das den Leuten nicht gef&auml;llt. Aber ich wette, sie hat fr&uuml;her die K&ouml;pfe der M&auml;nner verdreht.&ldquo;</p> <p><span>Frederick spielte mit seiner Krawatte. &bdquo;Das ist alles schon lange her. Wir haben uns aus den Augen verloren.&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Ich habe geh&ouml;rt, Sie h&auml;tten eine &Auml;rztin geheiratet. Ist sie auch hier?&ldquo;, fragte Martha.</span></p> <p><span>&bdquo;Meine Frau ist vor f&uuml;nf Jahren gestorben.&ldquo; Frederick senkte den Blick und betrachtete seine H&auml;nde.</span></p> <p><span>Edna, der es nicht gefiel, au&szlig;en vor zu bleiben, kam Frederick zu Hilfe, ohne es zu beabsichtigen. &bdquo;Interessant, dass wir alle Verbindungen zur B&uuml;hne haben, nicht wahr? Au&szlig;er Horace &ndash; er ist in der Avionik-, also der Luftfahrtelektronikbranche, t&auml;tig und Marge musste keinen Tag im Leben arbeiten, da sie eine Lady ist. Und au&szlig;erdem hat sie in eine reiche Familie eingeheiratet.&ldquo; Da war wieder dieser verbitterte Ton, den Edna immer dann anschlug, wenn sie Marjorie daran erinnerte, was f&uuml;r ein Gl&uuml;ck sie hatte. Ihr Schwiegervater hatte das Familienverm&ouml;gen geerbt, w&auml;hrend Ednas Vater aus dem Testament gestrichen worden war.</span></p> <p><span>&bdquo;Ich mag das Theater ebenso wie Shakespeare <i>und</i> Opern.&ldquo; Marjorie sah Edna an, ohne mit der Wimper zu zucken. Warum ging diese Frau ihr so auf die Nerven?</span> <span> </span> <span>Der Onkel des verstorbenen Ralph Snellthorpe war ein spiels&uuml;chtiger Frauenheld gewesen. An Tagen, an denen Edna vern&uuml;nftig dachte, war ihr durchaus bewusst, dass weder sie noch ihr Bruder einen Penny von ihrem Vater geerbt h&auml;tten, da er l&auml;ngst alles verprasst h&auml;tte. Auch musste sie immer wieder daran erinnert werden, dass ihr Vater ihre Mutter verlassen hatte und sie die beiden Kinder allein gro&szlig;gezogen hatte.</span></p> <p><span>&bdquo;<i>Lady</i> Marjorie, nicht wahr? Nun, in diesem Fall muss ich auf mein Benehmen achten&ldquo;, sagte Major Jeffries.</span></p> <p><span>&bdquo;Woher haben Sie den Majorstitel?&ldquo;, fragte Edna, die sich nicht so leicht aus der Unterhaltung wegdr&auml;ngen lassen wollte.</span></p> <p><span>&bdquo;Ich war Soldat, wie auch schon mein Vater und mein Gro&szlig;vater vor mir. Opa k&auml;mpfte an der Somme. Er war einer der wenigen, die lebend zur&uuml;ckkamen, aber er war mit den Nerven v&ouml;llig am Ende, der Arme. Dennoch hat er seine Pflicht f&uuml;r den K&ouml;nig und f&uuml;rs Vaterland erf&uuml;llt.&ldquo;</span></p> <p><span>Traurig sann Marjorie dar&uuml;ber nach, dass viele &Uuml;berlebende des Gro&szlig;en Kriegs, wie er genannt wurde, nie dar&uuml;ber sprachen. Ihr Vater hatte bei den Schlachten in Ypern mitgek&auml;mpft, doch in ihrem Elternhaus war dieser Krieg ein Tabuthema. Da Marjorie genug Dokumentationen &uuml;ber die Schrecken der beiden Weltkriege &ndash; insbesondere des Ersten Weltkriegs &ndash; gesehen hatte, erstaunte es sie nicht, dass die meisten M&auml;nner die Vergangenheit auf sich beruhen lassen wollten. Aber sie hatte keinen Zweifel daran, dass sie in der Tiefe ihrer Seele unter Flashbacks litten.</span></p> <p><span>Als die Themen Shakespeare und Offizierstitel fallen gelassen worden waren, vertieften sich Horace und der Major in ein Gespr&auml;ch &uuml;ber Avionik. Martha nahm zusammen mit Edna einen Drink an der Bar, w&auml;hrend Denise die Reiseroute mit Faith besprach. Marjories Versuche, Frederick aus seiner d&uuml;steren Stimmung herauszuholen, scheiterten kl&auml;glich. Also gab sie es auf.</span></p> <p><span>&bdquo;Ich glaube, ich geh mich auf den Abend vorbereiten&ldquo;, sagte sie in die Runde.</span></p> <p><span>Frederick griff den Hinweis auf. &bdquo;Gute Idee. Zeit f&uuml;r mich, dasselbe zu tun.&ldquo;</span></p> <p><span>Faith war die Einzige, die aufblickte und winkte. Als Marjorie an der Bar vorbeiging, wo Edna und Martha noch sa&szlig;en, rief Edna ihr zu: &bdquo;Setzt du dich zu uns, Marge?&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Nein, danke. Ich packe meine Sachen aus und mache mich fertig. Wenn du willst, treffen wir uns gegen halb sechs hier unten auf einen Aperitif.&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Okay. Bis dann.&ldquo;</span></p> <p><span>Als Marjorie am Aufzug ankam, war Frederick schon verschwunden. Sie fragte sich, was zwischen ihm und dieser Dolores Hagman wohl vorgefallen war. Sie waren sicher nicht nur <i>miteinander ausgegangen</i>, wie er es so nett ausgedr&uuml;ckt hatte. Sie hatte Dolores f&uuml;r einen K&uuml;nstlernamen gehalten, doch Frederick hatte gesagt, sie h&auml;tte fr&uuml;her Dolores Plenrith gehei&szlig;en, also war es vermutlich ihr richtiger Vorname.</span></p> <p><span>Was auch immer in der Vergangenheit vorgefallen war &ndash; Frederick hatte gewirkt, als h&auml;tte er beim Anblick von Dolores, die aus dem Saal gest&uuml;rmt war, ein Gespenst gesehen. Seine Reaktion hinterlie&szlig; bei Marjorie den Eindruck, dass ihre Trennung nicht von ihm ausgegangen war. Die Wirkung, die ihr Erscheinen &ndash; oder vielmehr Verschwinden &ndash; jetzt schon auf ihn gehabt hatte, versprach einen interessanten Abend in der Oper.</span></p> <p><span><i>W&uuml;rde die Begegnung mit einer alten Liebe auch so eine Wirkung auf sie haben wie auf ihn?</i> Aus irgendeinem Grund glaubte Marjorie das nicht.</span></p> <h2>3</h2> <p><span>&bdquo;Sagten Sie nicht, Ihre Cousine h&auml;tte einen Adelstitel?&ldquo;</span></p> <p><span>W&auml;hrend Martha an ihrem Wei&szlig;weinglas nippte, fiel es Edna schwer, sie einzusch&auml;tzen. Sie wirkte nett, doch ihre tristen r&ouml;tlichbraunen Augen leuchteten nicht. Sie war unscheinbar und hielt offensichtlich nicht viel von Versch&ouml;nerungsversuchen. Edna juckte es in den Fingern, die drei langen H&auml;rchen auszuzupfen, die aus einem Muttermal an Marthas Kinn wuchsen.</span></p> <p><span>Martha sah Edna fragend an, die sich widerstrebend zwang, den Blick von den unappetitlichen Stoppeln abzuwenden und zu antworten.</span></p> <p><span>&bdquo;Ja, aber nehmen Sie ihr das nicht krumm. Unter ihrer steifen, f&ouml;rmlichen Maske ist sie ganz in Ordnung. Wenn sie will, kann sie unheimlich witzig sein.&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Ach. Ich war mir nicht sicher, ob Sie sich gut verstehen&ldquo;, sagte Martha.</span></p> <p><span>&bdquo;Sie tut immer so, als k&auml;men wir nicht miteinander aus, und sagt allen Leuten, wir seien nur <i>angeheiratete</i> Cousinen und keine ersten Grades, aber in vielerlei Hinsicht passen wir gut zusammen. Nat&uuml;rlich sind wir v&ouml;llig gegens&auml;tzlich. Ich gehe ihr manchmal auf die Nerven, weil ich sage, was ich denke &ndash; ein bisschen wie Major Jeffries und Ihr Mann, soweit ich das beurteilen kann.&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Sie haben recht. Ich glaube, das ist der Grund, weshalb sich Percy und Simon so oft streiten. Sie sind sich zu &auml;hnlich, auch wenn Simon recht hat, was meinen Mann betrifft. Er benimmt sich manchmal wie ein Snob und er redet viel zu laut, aber unter der harten Schale hat er einen weichen Kern.&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Marge kommt manchen Leuten auch wie ein Snob vor. Wenn sie &uuml;bertreibt, lese ich ihr die Leviten, aber ansonsten sind wir gute Freunde.&ldquo; Edna fragte sich, ob die Freundschaft eher von ihrer Seite ausging als von Marges, aber sie wollte glauben, dass sie auf Gegenseitigkeit beruhte. &bdquo;Ich habe Ihre Schwester mal in einer Oper gesehen, in <i>Tosca</i>. Mein Dennis &ndash; er ist mittlerweile verstorben, Gott habe ihn selig &ndash; hat die Oper geliebt.&ldquo;</span></p> <p>Bei der Erw&auml;hnung ihrer Schwester zuckten Marthas Mundwinkel. &bdquo;Dolores war eine begabte S&auml;ngerin, aber ich f&uuml;rchte, der Alkohol und die Zigaretten haben ihre Stimme ruiniert. Dar&uuml;ber ist sie ziemlich verbittert &ndash; und &uuml;ber ihre schmutzige Scheidung.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Wie traurig. Auch wenn ich kein Fan des Genres bin, war sie gut. Hat sie was von einer Diva?&ldquo;</p> <p>&bdquo;Wie kommen Sie darauf?&ldquo;</p> <p>&bdquo;Zum Beispiel wegen ihrer &uuml;bertriebenen Show zum Abschied. Auch ich liebe Auftritte, aber ihr bombastischer Abgang war ziemlich spektakul&auml;r. Sie hat auf jeden Fall Aufmerksamkeit erregt.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Ach so, das. Wir sind daran gew&ouml;hnt, aber ja, man k&ouml;nnte wohl sagen, dass sie eine Drama-Queen ist. Das war sie schon immer. Dolores ist &auml;lter als ich, aber das sieht man nicht, weil sie so viel an sich hat machen lassen.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Ich habe selbst schon Botox ausprobiert, aber ich habe damit aufgeh&ouml;rt. Ich wollte nicht wie eine Barbiepuppe aussehen, ganz zu schweigen von den Kosten.&ldquo; Edna schnaubte am&uuml;siert. Martha l&auml;chelte, doch ihr Blick blieb tr&uuml;b.</p> <p>&bdquo;Geldmangel hat Dolores noch nie davon abgehalten, es auszugeben. Wenn ich so verschwenderisch mit Geld umgehen w&uuml;rde wie sie, k&ouml;nnte ich nachts nicht mehr ruhig schlafen. Percy verdient nicht sehr viel &ndash; um ehrlich zu sein, heutzutage fast gar nichts mehr. In letzter Zeit bekommt er immer weniger Rollen. Wir leben trotzdem ganz komfortabel, weil ich einigerma&szlig;en gut bezahlt werde, aber ich bin lieber sparsam.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Gef&auml;llt Ihnen Ihre Arbeit?&ldquo;, fragte Edna, der nicht ganz wohl bei dem Gedanken war, mit einer einigerma&szlig;en Fremden &uuml;ber pers&ouml;nliche Finanzen zu sprechen. <i>Marge w&uuml;rde sagen, es sei unangebracht, aber sie hat genug Geld und muss deshalb nicht dar&uuml;ber reden.</i></p> <p>&bdquo;Mein Job macht mir Spa&szlig;, aber viel lieber w&uuml;rde ich als Schriftstellerin arbeiten. Ich habe schon recht viele Manuskripte und Drehb&uuml;cher geschrieben und w&uuml;rde gerne meine eigenen Werke verfassen und Regie f&uuml;hren.&ldquo; Zum ersten Mal erschien ein Funkeln in ihren Augen, aber es war schnell wieder verschwunden. &bdquo;Die Welt da drau&szlig;en ist erbarmungslos. Nur die Werke ganz weniger B&uuml;hnenautoren werden im Theater aufgef&uuml;hrt.&ldquo; Martha nahm noch einen Schluck Wein, bevor sie wehm&uuml;tig weitersprach. &bdquo;Ich dachte, jetzt k&auml;me endlich der gro&szlig;e Durchbruch, aber es stellte sich als weiterer Traum heraus, der geplatzt ist.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Tut mir leid, das zu h&ouml;ren&ldquo;, sagte Edna. <i>Mensch, ist diese Frau anstrengend. Sie jammert st&auml;ndig nur. Ob ich in Marges Ohren manchmal auch so klinge?</i> &bdquo;Vielleicht kommt Ihr gro&szlig;er Tag erst noch. Ich habe immer davon getr&auml;umt, eine ber&uuml;hmte S&auml;ngerin zu werden, aber ich konnte trotzdem davon leben, in Klubs zu singen. Es war ein ganz gutes Auskommen. Und jetzt genie&szlig;e ich meinen Ruhestand. Ich hoffe, Marge und ich werden noch viele Reisen machen, bevor ich diese Erde verlasse.&ldquo; Edna beschloss, das Thema zu wechseln. &bdquo;Komischer Zufall, dass der Freund Ihrer Schwester hier auftaucht, nicht wahr?&ldquo;</p> <p>&bdquo;Ich kann mich nicht daran erinnern, ihm je begegnet zu sein, auch wenn sein Name damals oft erw&auml;hnt wurde. Meine Eltern sagten, er und Dolores h&auml;tten sich nahegestanden. Damals wohnte ich noch zu Hause in Norwich und war eine Weile krank gewesen. Dolores war nach Bath gezogen. Ich glaube, dort haben sie sich kennengelernt. Sie hat ihn mir gegen&uuml;ber zwar nie erw&auml;hnt, aber meine Eltern sagten mir, dass er eine &Auml;rztin geheiratet h&auml;tte, als ich sie fragte, was aus den beiden geworden sei. Dolores redet fast nur &uuml;ber sich. Ich glaube, Ihr Begriff &sbquo;Diva&lsquo; beschreibt sie treffend.&ldquo;</p> <p>Edna lachte. Die Diva hatte Frederick offensichtlich viel bedeutet. W&auml;hrend des B&uuml;fetts war er noch m&uuml;rrischer gewesen als auf dem Hinflug.</p> <p>&bdquo;Ich glaube, unser Fred ist ein bisschen melancholisch.&ldquo;</p> <p>Martha hob die Augen von ihrem Glas und ihr Blick huschte hin und her. Edna fragte sich, ob sie etwas verpasst hatte.</p> <p>&bdquo;Ist alles in Ordnung?&ldquo;</p> <p>&bdquo;Ja. Es ist nur, dass ich damals an Depressionen litt. Ich frage mich, ob das der Grund ist, warum ich Mr. Mackworth nie kennengelernt habe. Na ja, das h&auml;tte ich sowieso nicht. Dolores dachte meistens, sie sei zu gut f&uuml;r unsere Familie. Meine Eltern haben sie sehr verw&ouml;hnt.&ldquo; Der bittere Ton war zur&uuml;ckgekehrt.</p> <p>&bdquo;Ist der Altersunterschied zwischen Ihnen gro&szlig;?&ldquo;</p> <p>&bdquo;Sieben Jahre. Ich werde bald sechzig &ndash; ein Grund f&uuml;r diese gl&uuml;ckliche Zusammenkunft.&ldquo;</p> <p>Dolores wirkte &auml;lter als siebenundsechzig, dachte Edna, und Fred musste schon Ende siebzig sein. Sie fragte sich, ob es der gro&szlig;e Altersunterschied gewesen war, weswegen sich die beiden Liebenden vor all den Jahren getrennt hatten.</p> <p>&bdquo;Auch wenn es mich wirklich &uuml;berrascht hat, dass Dolores mitgekommen ist&ldquo;, fuhr Martha mit ihrer tr&uuml;bsinnigen Stimme fort. &bdquo;An meiner Gesellschaft liegt ihr nichts, und sie versteht sich gar nicht mit Percy und den anderen. Ich vermute, es war, weil Chloe dabei sein w&uuml;rde.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Chloe ist ihre Tochter?&ldquo;</p> <p>Marthas Lippen zuckten wieder und sie presste sie zusammen. Doch sie kam nicht mehr dazu, zu antworten, weil Horace Edna vorher aus der Situation befreite.</p> <p>&bdquo;Ich gehe mich jetzt f&uuml;rs Abendessen umziehen. Treffen wir uns vorher noch auf einen Drink?&ldquo;</p> <p>Edna ergriff die Chance. &bdquo;Ja, Marge hat gesagt, dass wir uns hier um halb sechs treffen. Ich sollte jetzt auch nach oben gehen und meinen teuren Fetzen f&uuml;r die Abendvorstellung anziehen. Ich nehme an, wir sehen uns sp&auml;ter?&ldquo;, sagte sie zu Martha.</p> <p>&bdquo;Aber sicher.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Also dann.&ldquo; Edna packte Horace am Arm und f&uuml;hrte ihn zu den Aufz&uuml;gen. &bdquo;Sie ist eine merkw&uuml;rdige Person&ldquo;, sagte sie, als sie au&szlig;er Marthas H&ouml;rweite waren. &bdquo;Wir haben in mancher Hinsicht offenbar viel gemeinsam. Aber ich glaube, sie ist nicht gl&uuml;cklich &ndash; sie hat mir ein bisschen &uuml;ber sich erz&auml;hlt, und scheinbar hatte sie kein leichtes Leben im Schatten ihrer Schwester &ndash; trotzdem werde ich mit ihr nicht warm.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Sie scheint ganz nett zu sein, im Gegensatz zu ihrem Mann. Ich glaube, das Zusammenleben mit ihm ist schwierig. Er w&uuml;rde jeden ungl&uuml;cklich machen.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Da widerspreche ich dir nicht. Wer ihn einmal kennengelernt hat, vergisst ihn nie mehr. Sie sagt, er h&auml;lt sich f&uuml;r &uuml;berlegen, aber dass er hinter seiner Fassade ganz in Ordnung ist. Was mich betrifft, so w&uuml;rde ich lieber mit einem Dornenbusch zusammenleben.&ldquo;</p> <p>Sie mussten lachen und machten dort weiter, wo sie im letzten Urlaub aufgeh&ouml;rt hatten. Horace war am&uuml;sant.</p> <h2>5</h2> <p><span>Gegen Ende des ersten Akts geriet Dolores&rsquo; unaufh&ouml;rliches Summen, das leise begonnen hatte, au&szlig;er Kontrolle. Marjorie bef&uuml;rchtete, sie k&ouml;nnte jeden Moment selbst eine Arie vortragen, da sie offensichtlich immer mehr in den Bann der Vorstellung gezogen wurde. Die Leute in der Reihe hinter ihnen machten &bdquo;Psst&ldquo; und gaben missbilligende Laute von sich, doch Dolores ignorierte sie und fuhr fort, ohne zu merken, dass sich die Szene zu einem Crescendo aufbaute.</span></p> <p><span>&bdquo;Sei still!&ldquo; Major Jeffries&rsquo; herrische Stimme &uuml;bert&ouml;nte das zunehmend hysterische Summen. Seine R&uuml;ge riss die Frau aus ihrem tranceartigen Zustand.</span></p> <p><span>Der erste Akt endete unter tosendem Applaus. Die Vorstellung der Operngruppe war beeindruckend, auch wenn sie noch weitaus besser geklungen h&auml;tte, wenn das Zubeh&ouml;r und die Lautsprecher moderner und im ganzen Zuschauerraum statt nur vorne verteilt gewesen w&auml;ren.</span></p> <p><span>&bdquo;Bravo, bravo&ldquo;, rief Percy und stand auf. Horace folgte gleich darauf mit seiner eigenen Ovation.</span></p> <p><span>Sobald der Applaus endete, eilte eine Traube von Zuschauern zu den Ausg&auml;ngen, entweder um die Toiletten zu benutzen oder um sich eine St&auml;rkung drau&szlig;en in den L&auml;den zu holen.</span></p> <p><span>&bdquo;Wir werden uns die Beine vertreten, kommst du mit?&ldquo;, fragte Edna Marjorie.</span></p> <p><span>&bdquo;Ich glaube, ich bleibe ein bisschen hier. Geht ihr ruhig.&ldquo;</span></p> <p><span>Edna und Horace verlie&szlig;en den Saal durch den unteren Ausgang, kamen jedoch kurz darauf wieder zur&uuml;ck.</span></p> <p><span>&bdquo;Da sind Maler, die uns den Weg versperren. Sie lassen uns nicht durch&ldquo;, erkl&auml;rte Horace, bevor die beiden die Treppe zum Hauptfoyer nahmen.</span></p> <p><span>Marjorie blieb sitzen; sie wollte sich noch nicht ihren Weg durch die Menschenmenge bahnen. Falls n&ouml;tig, w&uuml;rde sie gegen Ende der Pause gehen.</span> <span> </span> <span>Alle anderen hatten ihre Pl&auml;tze in der ersten Reihe verlassen &ndash; au&szlig;er Frederick, der am Ende sa&szlig; und wie bet&auml;ubt vor sich hinstarrte.</span></p> <p><span>&bdquo;Hat Ihnen die Vorstellung gefallen?&ldquo;, fragte Marjorie, was ihn zum zweiten Mal an diesem Tag zusammenzucken lie&szlig;.</span></p> <p><span>&bdquo;Wie bitte? Ja, sie war unglaublich gut, wenn man bedenkt, mit wie wenig sie auskommen m&uuml;ssen.&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Sie meinen, was die moderne Ausstattung angeht?&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Ja. Aber dadurch klang es wohl eher so wie damals, als die Oper er&ouml;ffnet wurde.&ldquo; Frederick grinste leicht. Er war offensichtlich ein Opernliebhaber. Marjorie war sicher, dass sich hinter seiner sch&uuml;chternen Fassade &ndash; und der Wirkung, die Dolores Hagmans Anwesenheit auf ihn gemacht hatte &ndash; ein interessanter Mann verbarg.</span></p> <p><span>&bdquo;Haben Sie schon Horaces Scotch probiert?&ldquo;, fragte sie, um das Gespr&auml;ch von allzu pers&ouml;nlichen Themen wegzulenken.</span></p> <p><span>&bdquo;Um ehrlich zu sein, ich habe selbst eine Flasche Brandy mitgebracht. M&ouml;chten Sie einen Schluck? Ich k&ouml;nnte einen Platzanweiser bitten, ein Glas f&uuml;r Sie zu organisieren.&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Wenn es nicht zu viel M&uuml;he macht, sto&szlig;e ich gerne mit Ihnen an.&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Ich bin gleich wieder da.&ldquo;</span></p> <p><span>Frederick verschwand und Marjorie musste gegen den Drang ank&auml;mpfen, auf die Toilette zu gehen &ndash; ein Kampf, den sie in j&uuml;ngerem Alter gewonnen h&auml;tte, doch jetzt nicht mehr. Widerstrebend verlie&szlig; sie ihren Sitzplatz und ging die Treppe hinauf.</span></p> <p><span>Ungef&auml;hr die H&auml;lfte der Zuschauer war auf ihre Pl&auml;tze zur&uuml;ckgekehrt. Es war sch&ouml;n, so viele Familien mit Kindern zu sehen. Sie fragte sich, ob es oben Toiletten f&uuml;r die Besucher auf den Balkonen gab, aber ohne es zu wissen, wollte sie die Treppen nicht umsonst hinaufsteigen.</span></p> <p><span>Als sie im Foyer ankam, war sie angenehm &uuml;berrascht. Offensichtlich hatten viele der einheimischen Zuschauer tats&auml;chlich das Geb&auml;ude verlassen. Vielleicht wussten sie, wo es noch andere Sanit&auml;reinrichtungen gab. Der Zigarettenrauch verriet ihr jedoch, dass sie aus anderen Gr&uuml;nden hinausgegangen waren, denn im Theater herrschte striktes Rauchverbot. Wie Faith ihnen au&szlig;erdem gesagt hatte, war auch Alkohol verboten; daher hoffte sie, dass Frederick dem Platzanweiser nicht verriet, wof&uuml;r er das Glas wollte.</span></p> <p><span>Vor den Damentoiletten hatte sich eine kleine Schlange gebildet, die jedoch schnell vorr&uuml;ckte. Marjorie kam rechtzeitig ins Foyer zur&uuml;ck, um zu h&ouml;ren, wie die zweite H&auml;lfte der Vorstellung angek&uuml;ndigt wurde, auch wenn sie die Worte nicht verstehen konnte. Als sie zu ihrem Platz zur&uuml;ckkehrte, bemerkte sie, dass Dolores&rsquo; Sitz leer war. Sie sah Chloe an, die sie strahlend anl&auml;chelte. Im selben Augenblick, in dem sich der Vorhang &ouml;ffnete und alle T&uuml;ren geschlossen wurden, kam Frederick zur&uuml;ck. Er war offensichtlich au&szlig;er Atem und schaute nicht in ihre Richtung, w&auml;hrend er neben Horace Platz nahm. Entweder hatte er ihren Brandy vergessen oder kein Glas auftreiben k&ouml;nnen.</span></p> <p><span>Ohne das laute Summen, das die erste H&auml;lfte gest&ouml;rt hatte, war die restliche Vorstellung angenehmer, doch Marjorie wunderte sich, wo Dolores wohl steckte. Auf der Toilette war sie nicht gewesen und Marjorie hatte sie auch nicht im Foyer gesehen.</span> <span> </span> <span>Vielleicht hatte sie die Lust verloren oder sich wieder einmal mit jemandem gestritten und sich ein Taxi zur&uuml;ck zum Hotel genommen, auch wenn das merkw&uuml;rdig w&auml;re, da sie offensichtlich in der ersten H&auml;lfte von der Vorstellung so mitgerissen worden war. Marjorie widerstand der Versuchung, Chloe, die ohne ihre Mutter viel gl&uuml;cklicher wirkte, nach ihr zu fragen. Es geh&ouml;rte sich nicht, sich w&auml;hrend einer Oper zu unterhalten, und sie wollte die Zuschauer in der zweiten Reihe hinter ihr nicht ver&auml;rgern. Vielleicht war Dolores zu sp&auml;t zur&uuml;ckgekommen und wurde nicht mehr in den Saal hineingelassen.</span></p> <p><span>Als der Vorhang gefallen und der Applaus verstummt war, wandte sich Marjorie an Chloe. &bdquo;Wo ist denn Ihre Mutter? Hoffentlich ist ihr nicht unwohl.&ldquo;</span></p> <p><span>Chloe sah sich um, als w&uuml;rde sie erst jetzt merken, dass ihre Mutter nicht zur&uuml;ckgekommen war. Sie hielt sich den Mund zu und riss die Augen weit auf.</span></p> <p><span>&bdquo;Mist! Ich bin geliefert. Sie hat gesagt, dass sie drau&szlig;en eine rauchen w&uuml;rde, w&auml;hrend ich auf die Toilette ging.</span> <span>Als ich zur&uuml;ckkam, war sie verschwunden, aber ich bin davon ausgegangen, dass sie wiederkommen w&uuml;rde. Und dann hab ich sie ganz vergessen.</span> <span>Manchmal ist mein Ged&auml;chtnis wie ein Sieb. Das sagt sie mir st&auml;ndig. Ich wette, sie kam zu sp&auml;t und man hat sie nicht mehr reingelassen, da die zweite H&auml;lfte schon begonnen hatte. Jetzt wird sie mir die Schuld daf&uuml;r geben, weil ich ihr nicht Bescheid gesagt habe.&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Ich verstehe nicht, warum Ihre Mutter Sie daf&uuml;r verantwortlich machen sollte. Die Durchsagen waren laut genug, um die Toten aufzuwecken, als ich im Foyer war. Vielleicht w&auml;re es trotzdem eine gute Idee, wenn Sie sich vergewissern, dass mit ihr alles in Ordnung ist.&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Ach, sie hat sicher einen Wutanfall bekommen und ist mit dem Taxi zur&uuml;ck zum Hotel gefahren, wenn sie sie nicht wieder in den Saal gelassen haben. Ich m&ouml;chte mir den Abend nicht verderben lassen. Sp&auml;ter, wenn wir zur&uuml;ck im Hotel sind, werde ich ihre Wut eh abbekommen.&ldquo;</span></p> <p><span>Auch wenn Chloe h&ouml;chstwahrscheinlich recht hatte, w&uuml;rde Marjorie erst dann zur Ruhe kommen, wenn sie nach der nervigen Person geschaut hatten. Als Chloe aufstand, um mit Denise Jeffries und ihrem Vater zu plaudern, beschloss Marjorie, Faith, die durch die Reihe ging, nach der Diva zu fragen.</span></p> <p><span>&bdquo;Hat Ihnen die Vorstellung gefallen?&ldquo;, fragte Faith.</span></p> <p><span>&bdquo;Ja, sehr, vielen Dank. Aber ich mache mir Sorgen um Dolores Hagman, die nicht mehr zur&uuml;ckgekommen ist. Der erste Akt schien sie noch viel mehr zu begeistern als uns andere. Daher ist es unerkl&auml;rlich, warum sie die zweite H&auml;lfte verpassen sollte.&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Was hast du gesagt, Marge?&ldquo;, wollte Edna wissen.</span></p> <p><span>&bdquo;Dolores wird vermisst.&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Was meinst du mit vermisst?&ldquo;, fragte Horace. &bdquo;Nur weil diese dumme Person zur zweiten H&auml;lfte nicht zur&uuml;ckgekommen ist, hei&szlig;t das doch noch nicht, dass sie vermisst wird.&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Was sagt Chloe dazu?&ldquo;, fragte Faith.</span></p> <p><span>&bdquo;Sie hat berichtet, dass sie Dolores zuletzt gesehen hat, als diese nach drau&szlig;en ging, um eine Zigarette zu rauchen. Sie scheint kein bisschen besorgt zu sein und denkt, dass Dolores wom&ouml;glich mit dem Taxi zum Hotel zur&uuml;ckgekehrt ist, weil sie zu sp&auml;t kam und nicht mehr reingelassen wurde.&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Das klingt nach einer plausiblen Erkl&auml;rung&ldquo;, sagte Horace, dessen Wangen entweder von der Hitze oder vom Scotch ger&ouml;tet waren.</span></p> <p><span>&bdquo;Was ist denn los?&ldquo; Frederick war anscheinend aus seinem Bann erwacht und gesellte sich nun zu den anderen vier.</span></p> <p><span>Horace erkl&auml;rte, was passiert war. &bdquo;So wie ich diese fordernde Person kennengelernt habe, will sie nur Aufmerksamkeit.&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Sagen Sie das nicht&ldquo;, gab Frederick zur&uuml;ck.</span></p> <p><span>Faith rief Chloe herbei. &bdquo;Chloe, w&uuml;rde es Ihnen was ausmachen, Ihre Mutter anzurufen und zu checken, ob sie im Hotel ist? Ich kann von hier nicht weg, solange ein Reiseteilnehmer vermisst wird.&ldquo;</span></p> <p><span>&bdquo;Sie hat sicher, wie wir alle, ihr Handy ausgeschaltet, aber ich werde es versuchen.&ldquo; Chloe w&auml;hlte eine Nummer und reichte Faith das Telefon. &bdquo;Sprechen Sie mit ihr, wenn sie antwortet. Sie wird zu w&uuml;tend auf mich sein, um mit mir zu reden.&ldquo;</span></p> <p><span>Faith wartete eine gef&uuml;hlte Ewigkeit, bis sich jemand meldete. &bdquo;Entschuldigen Sie, wie bitte? Sprechen Sie langsamer. Es tut mir leid, aber ich spreche kaum &hellip; Einen Moment bitte &hellip; Spricht einer von Ihnen Rum&auml;nisch?&ldquo;</span></p> <p><span>Horace streckte die Hand aus. &bdquo;Geben Sie es mir.&ldquo; Er sprach ins Telefon. &bdquo;<i>Da</i> &hellip; <i>da &hellip;</i>&ldquo; Horace entfernte sich ein paar Schritte und hielt sich ein Ohr zu, um zu h&ouml;ren, was die Person am anderen Ende der Leitung sagte. Marjorie h&ouml;rte ihn das Wort <i>politie</i> erw&auml;hnen und ihr war klar, dass irgendwas nicht in Ordnung war. Sie und die restliche Gruppe dr&auml;ngten sich um Horace.</span></p> <p><span>&bdquo;Wir m&uuml;ssen sofort nach drau&szlig;en gehen.&ldquo; Er sah Chloe mitf&uuml;hlend an. &bdquo;Es tut mir so leid. Anscheinend hat Ihre Mutter einen Herzinfarkt gehabt. Ein Rettungswagen ist schon unterwegs, aber der Mann, mit dem ich gesprochen habe, sagt, ihr K&ouml;rper sei eiskalt. Ich habe ihn gebeten, vorsichtshalber auch die Polizei zu rufen.&ldquo;</span></p> <p><span>Chloe begann zu schwanken, doch Percy Gainsborough fing sie auf, bevor sie auf den Boden sacken konnte, und st&uuml;tzte sie, bis sie sich setzen konnte. Alle sprachen Dolores&rsquo; Begleiter gleichzeitig an, die sich um Chloe versammelten und ihr Wasser reichten.</span></p> <p><span>&bdquo;Es ist sinnlos, hier zu warten. Wir sollten lieber rausgehen und herausfinden, was los ist&ldquo;, sagte Edna. Ausnahmsweise gab Marjorie ihr recht. Horace ging voraus und sie, Edna, Frederick und Faith folgten ihm. Drau&szlig;en k&uuml;mmerten sich rum&auml;nische Sanit&auml;ter und die Polizei um Dolores Hagman, die auf dem Boden sa&szlig;, den R&uuml;cken an die Wand der Oper gelehnt.</span></p> <p><span><i>Der perfekte Ort f&uuml;r den letzten Atemzug einer Operndiva</i>, dachte Marjorie.</span></p>

Erscheint lt. Verlag 13.11.2025
Reihe/Serie Lady Marjories Mordclub
Übersetzer Johanna Ellsworth
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Cosy Krimi • Ermittlerin • gemütlicher Krimi • humorvoller Krimi • Kleinstadt • Mord • Mordclub • Polizei Ermittlungen • weibliche Detektivin
ISBN-10 3-96817-389-9 / 3968173899
ISBN-13 978-3-96817-389-4 / 9783968173894
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