? Mord ? in Schmargendorf (eBook)
144 Seiten
BoD - Books on Demand (Verlag)
978-3-6951-5079-3 (ISBN)
Ich habe drei Titel , Papi , Opi, und Uropi und ich rocke sie alle. Bin mit meiner Frau seit 46 Jahren verheiratet und habe zwei Töchter, vier Enkel und drei Urenkel und genieße das Rentnerleben.
Heimliche Hochzeit
Ein großes Aufsehen erregte die Kiezbewohner in Schmargendorf. Der Fleischermeister August Cuno hatte die Bäckersfrau Hildegard Kissinger geheiratet. Das war so schnell gegangen, niemand ahnte etwas. Obwohl viel getratscht wird, jeder vom anderen was weiß, hatten es die beiden geheimgehalten. Somit blieb keine Zeit, sich darauf vorzubereiten, oder vielleicht sogar entgegen zu wirken. Gewisse Einwände wären bestimmt vorher aufgekommen, wie die Frage, ob sie denn überhaupt zusammen passen, oder wie lange wohl die Ehe dauern würde. Die Kissinger, unbegreiflich war es nicht, aber doch hätte man es nicht gedacht, dass sie sich den August Cuno angelt. Sie ist für ihre Art als Schauspielerin bekannt gewesen. Und Cuno, obwohl kein junger Hüpfer mehr, nannte man lächelnd einen „Ehemuffel“. Er ließ sich nicht so leicht um den Finger wickeln und betören, dachte man. Dann fällt er auf so eine Frau herein, die nicht sehr beliebt war. Dass sie nicht dumm war, wusste jeder und dass sie sich den August Cuno einfängt, berechnete sie wohl kühl.
Andere Mütter und deren Töchter im Kiez hatten den Ehemuffel August Cuno nie als Heiratskandidat ins Kalkül gezogen. Selbst während der regelmäßigen Einkäufe in der Fleischerei ist es nicht einer eingefallen, eine Verbindung der eigenen Tochter mit August Cuno in Erwägung zu ziehen. August Cuno steuerte ja schon auf die vierzig zu. Er war zwar ein Charmeur und fiel mit seiner Freundlichkeit auf, aber diese Eigenschaft verschaffte ihm in der Frauenwelt keine Vorteile. Die Begeisterung der im Kiez lebenden Frauen für ihn hielt sich in Grenzen, obwohl ihm seine Erbschaft der Fleischerei Reichtum eingebracht, sein Vermögen sich ständig vermehrte und er auch andere Vorzüge hatte. Seit vielen Jahren war sein Vermögen in aller Munde. Große Aufmerksamkeit erweckten seine Reisen ins In- und Ausland und wurden in der Presse erwähnt, da er junge Talente aus der Kunstszene unterstützte und förderte aufgrund seiner Liebhaberei für alles Schöne. Dies machte ihn zu einem „Weltmann“. Er konnte zu jedem Thema etwas sagen. Man wusste vieles über ihn, aber nicht, dass die flippige Hildegard Kissinger den besonnen August Cuno zu einer Hochzeit verleiten konnte. Aber sie war ja dafür berüchtigt, gern etwas vorzuspielen.
Somit gab es ein großes Aufsehen und Getratsche im Kiez, als man von der Hochzeit erfuhr. Die Schmargendorfer waren schon erbost, nicht Bescheid gewusst zu haben und darauf vorbereitet gewesen zu sein. So etwas sollte hier nicht vorkommen. Also wurde die ganze Angelegenheit eher als Gerücht oder Theater abgetan.
Sonst immer am Puls des Geschehens konnte man sogar das Gras im Umfeld wachsen hören. Und nun hatte man keine Ahnung, nichts drang durch. Die Unwissenheit der Kiezer Bürger wurde auf die Presse geschoben, da sie es nicht für nötig hielt, über diesen „wichtigen“ Mitbewohner gebührend zu berichten. Alle fragten sich, wozu die Presse da sei. Warum war sie bei ihren vielen Recherchen nicht darauf gestoßen. Es musste erst das Ereignis stattfinden, dass alle Kenntnis darüber erhielten.
Das verheirate Paar trat nach der Trauung, im Rathaus Schmargendorf, sofort eine Reise an. Auch das wusste keiner. Man zweifelte wieder an der Pressearbeit und konnte annehmen, dass wenn eine Revolution oder Krieg ausbräche, auch erst danach berichtet würde. Die Schmargendorfer fanden sich im Recht, wenn sie forderten, alles über alle zu erfahren, hauptsächlich, wenn es sich um Personen der Öffentlichkeit handele. Sie wollten unterhalten werden und sich nicht unwissend gegenübertreten. Frau Hildegard Kissinger und Herr August Cuno waren geflüchtet und nun auf Hochzeitsreise und die Kiezbewohner standen nun vor vollendeten Tatsachen.
Die Aufregung blieb nicht ohne Folgen. Die Presse berichtete endlich über die Ereignisse, verspätet. Jetzt wurden alle Begebenheiten beide betreffend veröffentlicht; wie sie sich kennen- und lieben lernten, Lebensläufe, Ziele und dergleichen. In den nächsten Tagen waren die Blätter ausreichend gefüllt. Wobei stets auf eine warmherzige Berichterstattung geachtet wurde. Man schrieb auch, dass bei einer öffentlichen Hochzeit doch zu viel Trubel entstanden wäre……
Unweit vom Rathaus gibt es einen wunderschönen Platz, den Kolberger Platz. Dort traf man sich, um sich über Geschehnisse im Kiez auszutauschen. Die Kinder spielten vergnügt auf dem Rasen und die Erwachsenen standen in Gruppen oder Paaren zusammen. Diese Treffen fanden bei schönem Wetter bis in die Abendstunden statt und die Sonne am Horizont majestätisch versank. Während dieser gemeinsamen Zeit betätigte man sich auch sportlich, ohne andere Personen zu belästigen. Alle hatten immer viel Spaß. Natürlich war zu jener Zeit die Hochzeit August Cunos und Hilde Kissingers Gesprächsthema Nummer eins, was noch Tage anhielt. Einige spielten die Hochzeit nach und taten dabei sehr geheimnisvoll. Einer aus diesem Kreise spielte die unwissende Presse und stolzierte wie „Hans Guck in die Luft“ herum und tat seine bisherige Unwissenheit kund. Die meisten Anwesenden amüsierten sich darüber, aber andere wurden darüber wütend. Da vieles tänzelnd nachgespielt wurde, überwog aber das Amüsante. Es gab Bewohner, die als Richter auftraten und die Vermählten „verurteilten“. Man empfand es als skandalös. Herr Cuno, sonst ein Meister des tadellosen Verhaltens, war für die jüngeren Männer im Kiez stets ein Vorbild und jetzt eine Enttäuschung. Einigkeit bestand darin, dass neben der unverständlichen Verheimlichung der Hochzeit, Herr Cuno und Frau Kissinger nicht zusammen passten. Sie dachten dem August Cuno eine andere Dame aus der Runde zu, wie zum Beispiel Uschi von Zunft. Sie war eine Dame von früherem Adel, die aber nach Meinung der Schmargendorfer auch das besondere Etwas besaß. Uschi von Zunft, eine Frohnatur, wurde sehr oft gemieden, weil sie etwas „laut“ in ihrer Stimmlage war. Das schreckte vielleicht Herrn August Cuno davon ab, sie als Ehefrau in Erwägung zu ziehen.
Frau Uschi von Zunft ihrerseits gab während der Gespräche laut von sich: „August Cuno ist alt genug, um selber zu entscheiden, welche Frau die richtige für ihn ist.“
In diesem Augenblick stieß sie einer der jungen Männer aus der Gemeinschaft von hinten an. Mit großer Mühe konnte sie sich halten und fiel aber nicht um. Damit war der beabsichtigte tiefe Fall auf den Boden abgewendet worden. Mit ihrer sehr hohen berühmten schrillen Stimme schrie sie den Mann an:
„Hey junger Mann, sie haben es wohl sehr eilig?“
„Junge Männer haben es immer eilig“, erwiderte er und lief weiter. Diese Antwort machte Frau Uschi von Zunft sehr wütend. Zumal sich die herumstehende Menge heimlich amüsierte. Man mochte diesen schrillen Ton von Uschi von Zunft nicht. Unterstützung bekam die Zunft aber von der wohlhabenden Greta von Ferbellin, auch von früherem Adel. Sie hatte drei Töchter. Begleitet wurde sie von ihnen und vom Weinhändler Erwin Schlottermann, der vier Weinläden sein Eigen nannte. Weinhändler Schlottermann, eigentlich ein enger Freund vom August, tat als wüßte er auch nichts von der Hochzeit und hatte nur ein Achselzucken übrig. Frau Greta von Ferbelin nahm das mit viel Freude auf, denn sie war eigentlich nicht scharf auf Herrn Cuno. Frau Greta von Ferbellin mit ihren Töchtern beteiligte sich wenig an den Diskussionen und verließ recht schnell den Kolberger Platz Richtung heimwärts.
Die anderen Leute fanden aber kein Ende und zerrissen sich weiter den Mund wegen der unsäglichen Hochzeit. Wahrscheinlich gönnten die Leute der Kissinger den Cuno nicht. Mit ihrer schrillen Stimme rief Frau Zunft: „Besonders scharfsinnig ist der August noch nie gewesen.“ Aus ihr sprach augenscheinlich der pure Neid.
„Ich bitte sie“, äußerte eine sich nähernde Dame“, „er ist nicht mehr so jung und vielleicht hatte er Torschlusspanik. Ich bin bereits Großmutter und verstehe vieles“.
Es war Frau Tölzer, bekannt nur dadurch, dass sie sehr abgeschieden lebte. Aber heute befand sie sich mit auf dem Kolberger Platz und beteiligte sich an den Diskussionen, die geführt wurden. Durch ihre Äußerung bemerkte sie schnell, dass sie sich selber alt gemacht hatte. Und weil jeder wusste, dass die Zunft fünf Jahre älter war als sie, spürte man, dass die beiden Damen jetzt eine Fehde hätten. Demzufolge wurde festgestellt, dass ja Herr August Cuno und Frau Zunft gar nicht zusammen passten, obwohl sie immer versucht hatte, August Cuno alt zu machen.
„Jetzt wird die Geschichte mit der Hochzeit zu einem Roman, dazu noch zu einem schlechten“, stellte einer der umherstehenden Herren fest, die die ganze Zeit zum Zuhören verdonnert waren.
„Ich sehe dabei nichts Romanhaftes“, entgegnete Frau Uschi von Zunft. Sie setzte noch einen darauf: „Solche Ereignisse sind doch hier im Kiez sehr alltäglich.“
„Ach nicht doch“, wehrte Gräfin von Ferbellin kurz vorm Gehen ab.
„Aber so was von...
| Erscheint lt. Verlag | 15.10.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
| Schlagworte | Berliner Kiezgeschichte • Berliner Künstlermilieu 1980 • Bildmaler • Freimaurer in der Berliner Gesellschaft • Gesellschaftsdrama Eheleben Berlin Schmargendorf Roman • Gesellschaftskritische Mystery-Fiktion • Heimliche Hochzeit Berlin • Heirat • Inselkrimi Lanzarote • Intrigen • Literarischer Gesellschaftskrimi Berlin • Mord • Mordfall auf Lanzarote • Psychologischer Spannungsroman Lanzarote • Psychologisches Gesellschaftsdrama • Reisen • Roman philosophische Gespräche • Roman Reise & Abenteuer Flitterwochen • Schwangerschaft und Ehekrise • Spannungsroman im sozialen Kontext |
| ISBN-10 | 3-6951-5079-3 / 3695150793 |
| ISBN-13 | 978-3-6951-5079-3 / 9783695150793 |
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