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Faust 2025 Band 2 (eBook)

eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
352 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-6951-3880-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Faust 2025 Band 2 -  Thorolf Kneisz
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Beginnt man, in den Baenden Faust 2025 zu blaettern, stellt sich die Frage, ob es sich um einen Bilderroman, einen Inszenierungsversuch oder schlicht um ein Spiel mit dem beruehmtesten Drama der deutschen Literatur handelt. Die Antwort: Es soll alles in einem sein. Wuerde im Original Goethes Fausts Seele nicht von Margarethe in die sogenannte Erloesung gefuehrt, gaebe es, abgesehen von der durchgaengig praesentierten Beziehung zwischen Faust und Mephistopheles, keine nennenswerten Zusammenhaenge zwischen beiden Teilen des Dramas. Um den Kulminationspunkt, das EWIG WEIBLICHE, herauszustellen, wurden folgende Ueberlegungen angestellt, die keine Unordnung, sondern eine "andere" Ordnung der Szenenfolge mit sich bringen: Was hat Mephistopheles waehrend der neunmonatigen Schwangerschaft Margarethes mit Faust angestellt? Bei Goethe liegt zwischen dem Suendenfall und der Anklage wegen Kindesmordes lediglich eine kurze Zeitspanne, eher Wochen als Monate. Es bot sich daher an, das Duell zwischen Faust und Valentin zum Anlass zu nehmen, Faust durch eine Verletzung in einen zeitausfuellenden Komazustand zu versetzen. In diesem Zustand erlebt Faust in Traeumen die Geschehnisse des zweiten Teils, bis er in der Walpurgisnacht aus dem Koma erwacht und in die Realitaet zurueckkehrt. Der Versuch, Margarethe aus dem Kerker zu befreien, misslingt. Margarethe hat den Einfluss des Boesen ueber ihren Geliebten erkannt, wendet sich entsetzt von Faust ab und uebergibt sich ihrem Schicksal, der Hinrichtung. Faust findet ein neues Lebensziel: die Landgewinnung an einer Meereskueste. Das grosse Werk gelingt, und Faust fuehrt ein beinahe reales Leben bis ins hoechste Alter. Als sich sein Tod ankündigt, laesst ihn die SORGE erblinden. Mephistopheles glaubt, den Sieg ueber Fausts Seele errungen zu haben. Doch durch einen winzigen Eingriff in die Originalhandlung erfährt Faust am Ende seines Lebens ein menschliches Mitgefuehl und troestet ein kleines Kind. Diese Tat befaehigt ihn zur sogenannten Erloesung. Aber nicht eine Religion, sondern die Macht der Naechstenliebe, in der bereits Margarethe ihr Ziel fand, nimmt die Seele Fausts auf. Viele weitere Ueberraschungen in Wort und Bild erwarten den Leser.

1944 Geboren in Weimar / Jugend und Schulausbildung in Teltow bei Berlin 1964 Heirat und Uebersiedelung nach Weimar / Studium - Elektrotechnik / Konstruktion 1968 / 1970Zwei Soehne bis 1990 Entwicklung von elektronischen Geräten 1991 - 2006 Selbstaendig im Bereich Wohn- und Moebeldesign / Produktdesign ab 2006 Schriftstellerische Versuche / Computer-Grafik

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DIE GEBURT DES HOMUNCULUS

Mephistopheles und Panthyrann diskutieren noch immer am Krankenbett Fausts und versuchen, einen machbaren Plan für die geplante Reise ins antike Griechenland zu entwerfen. Panthyrann hat die ungewöhnliche Idee, einen Führer – eine Art Reiseführer – zu erschaffen, denn weder Mephistopheles noch er selbst kennen sich mit der dortigen Mythologie aus. Sie benötigen keinen real existierenden Menschen, sondern ein Bild, das sie in Fausts Gehirn injizieren wollen – ein Trugbild, das Faust und auch sie selbst durch die Geschichte der griechischen Götter- und Geisterwelt führt.

In diesem „Bild“ soll das gesamte Wissen über die nähere und weitere Umgebung sowie die Geschichte Helenas gespeichert sein – und es soll denken, sprechen und sich bewegen können wie ein lebendiges Buch. Panthyrann möchte diesem Pseudowesen sogar ein eigenes Schicksal, ein Lebensziel verleihen. Mephistopheles schlägt vor, bei der Entwicklung dieser Gestalt bewußt darauf zu verzichten, ihr die Fähigkeit zur menschlichen Liebe einzuprogrammieren – aus diesem Mangel könnte sich ein eigenes Drama entfalten.

Der Plan wird angenommen, und die beiden überlegen, wie sie ihn in die Tat umsetzen könnten. Sie beschließen, daß Mephistopheles das ehemalige Labor Fausts aufsuchen soll, um sich dort mit Fausts Nachfolger zu beraten. In diesem Labor sind Magie und Mystik zu Hause – Dr. Wagner, der neue Hausherr, wird sicherlich helfen können. Panthyrann bleibt währenddessen bei Faust und übernimmt dessen Pflege.

Mephistopheles fordert bei seinem Vorgesetzten ein Zauberpferd an und galoppiert trotz der hereinbrechenden Nacht in rasendem Tempo zum Universitätsgelände, wo er Dr. Faust vor nicht allzu langer Zeit in seine Obhut genommen hatte. Er läßt das Pferd unbeaufsichtigt stehen – weder versorgt noch angebunden –, denn Pferde dieser Art leben allein vom „teuflischen Geist“.

Er öffnet die Tür zum Labor – und ist enttäuscht: Ein herzlicher Empfang durch Wagner bleibt aus – im Gegenteil.

Wagner

Ach Gott! was rasselt an der Türe?

Mephistopheles

Willkommen! es ist gut gemeint.

Mephistopheles tritt ein und Wagner schaut nicht einmal zu dem Eintretenden auf.

Wagner

Willkommen zu dem Stern der Stunde!

Doch haltet Wort und Atem fest im Munde!

Ein herrlich Werk ist gleich zustand gebracht.

Mephistopheles

Was gibt es denn?

Wagner

Es wird ein Mensch gemacht.

Mephistopheles

Ein Mensch? Und welch verliebtes Paar

Habt ihr ins Rauchloch eingeschlossen?

Wagner

Behüte Gott! Wie sonst das Zeugen Mode war,

Erklären wir für eitel Possen.

Während Mephistopheles sich amüsiert und eine obszöne Handbewegung macht, ist Dr. Wagner ganz in seinen beschwörenden Gesten versunken und voller Faszination vom Ausgang seines Experiments eingenommen. Entsprechend klingen auch seine Äußerungen:

Wagner

Es leuchtet! Seht! - Nun lässt sich wirklich hoffen,

Es wird! Die Masse regt sich klarer!

Ich seh in zierlicher Gestalt

Ein artig Männlein sich gebärden.

Wagner spricht, als würde er inbrünstig beten. Mephistopheles ist erstaunt, daß Dr. Wagner etwas erschafft, das dem, was er gemeinsam mit Panthyrann geplant hatte, verblüffend ähnelt. In einer brodelnden Masse erscheint ein unbekleideter Jüngling mit kindlichem Gesicht. Ein „neuer“ Mensch durchbricht die Glaswand des Zylinders – doch sein Körper verbleibt in einer Glaskugel, die ihn wie ein angewachsenes Kleidungsstück umschließt. Das Experiment ist nur halb gelungen: Das Wesen kann außerhalb des Mediums im Inneren der Kugel nicht existieren.

Trotz dieses Mißgeschickes ist Wagner außer sich vor Freude und Überraschung. Er beugt sich vorsichtig über das Glas, berührt Hände, Füße, Kopf – und kommt aus dem Staunen nicht heraus. Es ist tatsächlich ein menschliches Wesen, das unter seiner Leitung entstanden ist. Seine Augen leuchten vor Entzücken, sein Mund steht vor Staunen offen. Als das neue Wesen erstmals spricht, umarmt Wagner die Glaskugel mit größter Behutsamkeit und flüstert ihm den Namen zu, den es künftig tragen soll: Homunculus.

Homunculus

Nun, Väterchen! Wie stehts?

Komm, drücke mich recht zärtlich an dein Herz,

Doch nicht zu fest, damit das Glas nicht springe!

Die Sprache des Homunculus formt sich nach mehrfachem Räuspern rasch zur Verständlichkeit – getragen von einem eigentümlichen Nachhall, der aus allen Richtungen zu kommen scheint. Sein „Geist“ ist vollentwickelt und sprudelt über vor Allwissenheit. Mephistopheles erkennt auf Anhieb, daß dieses Retortenwesen genau jene Eigenschaften der Allwissenheit besitzt, die er und Panthyrann für ihre Traumreise in die Mythologie des alten Griechenlands benötigen. Er muß dieses Wesen unbedingt für sich gewinnen – denn in ihm erkennt er den Schlüssel zu den erstaunlichsten Erlebnissen mit Faust.

Homunculus wendet sich Mephistopheles zu, als würde er einen alten Freund begrüßen:

Homunculus

Du aber, Schalk, Herr Vetter, bist du hier?

Im rechten Augenblick, ich danke dir.

Ein gut Geschick führt dich zu uns herein;

Dieweil ich bin, muss ich auch tätig sein.

Ich möchte mich sogleich zur Arbeit schürzen;

Du bist gewandt, die Wege mir zu kürzen.

Er springt empor, läßt sich an den elastischen unsichtbaren Seilen schweben. Wagner erkennt die unbeabsichtigte Universalität seiner Schöpfung und beginnt zu philosophieren:

Wagner

Nur noch Ein Wort! Bisher musst ich mich schämen;

Denn alt und jung bestürmt mich mit Problemen.

Zum Beispiel nur: Noch niemand konnt es fassen,

Wie Seel und Leib so schön zusammenpassen,

So fest sich halten, als um nie zu scheiden,

Und doch den Tag sich immerfort verleiden.

Sodann -

Mephistopheles

Halt ein! Ich wollte lieber fragen:

Warum sich Mann und Frau so schlecht vertragen?

Du kommst, mein Freund, hierüber nie ins reine.

Hier gibts zu tun, das eben will der Kleine.

Homunculus

Was gibt`s zu tun?

Mephistopheles gelingt es, Homunculus zum Fenster des Laboratoriums zu ziehen und ihm in knappen Worten seinen Plan mit Faust zu erläutern. Kaum fällt das Wort Griechenland – und erst recht Helena – wird der Kleine vor Freude nervös: Er springt aufgeregt im Raum umher, gebärdet sich wie ein gefangener Vogel im Käfig. Mit flirrendem Eifer umkreist er den Kopf Mephistopheles’ und umschmeichelt ihn voller Begeisterung.

Mephistopheles gelingt es, die Glaskugel ruhig zu fassen, zieht Homunculus näher zu sich heran und flüstert ihm ins Ohr:

Mephistopheles

Hier zeige deine Gabe!

Wagner

Fürwahr, du bist ein allerliebster Knabe!

Mephistopheles wird von Homunculus aus nächster Nähe gemustert und er entdeckt die beiden kreisrunden Narben auf dessen Stirn. Verdächtige Ahnungen erwecken seine Neugier. Er macht sich in Gedanken bereit, sich mit diesem eigentümlichen Herrn, der mehr sein muß als ein einfacher Mensch wie sein Schöpfer, sein Väterchen, zusammenzutun. Er wendet sich vom Gesicht des Mephistopheles ab und bemerkt:

Homunculus

Bedeutend! -

Homunculus ist in Gedanken bereits im antiken Griechenland und beginnt singend zu schwärmen:

Homunculus

Schön umgeben! Klar Gewässer

Im dichten Haine! Frau`n, die sich entkleiden,

Die Allerliebsten! Das wird immer besser.

Doch eine lässt sich glänzend unterscheiden:

Aus höchstem Helden - wohl aus Götterstamme!

Sie setzt den Fuß in das durchsichtige Helle.

Mephistopheles

Was du nicht alles zu erzählen hast!

So klein du bist, so groß bist du Phantast.

Ich sehe nichts -

Homunculus

Das glaub ich! Du aus Norden,

Im Nebelalter jung geworden,

Im Wust von Rittertum und Pfäfferei,

Wo wäre da dein Auge frei!

Im Düstern bist du nur zu...

Erscheint lt. Verlag 13.10.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Lyrik / Gedichte
Schlagworte Faust • Goethe • Gretchentragödie • Mephistopheles • Tragödie
ISBN-10 3-6951-3880-7 / 3695138807
ISBN-13 978-3-6951-3880-7 / 9783695138807
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