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Gruselgedöns -  Tim Schaefer

Gruselgedöns (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
176 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-6951-0867-1 (ISBN)
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6,99 inkl. MwSt
(CHF 6,80)
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Dieses Buch handelt von Formwandlern, fiesen Fantasiewesen, irren Ärzten und einer neuen Version von den guten alten Untoten. Eine spannende Reise durch fünf Gruselgeschichten, die im Ruhrgebiet spielen. Abwechselnd geschrieben von vier Autorinnen und Autoren aus dem Herzen der Region. Jede dieser Kurzgeschichten trägt den unverwechselbaren Stil ihres Verfassers ober Verfasserin... Immer voller Fantasie, Horror, Humor und einem Schuss Wahnsinn. Ein Gemeinschaftsprojekt von: Anja Rode-Piontek, Sandra Seiss, Sascha Schärer und Tim Schaefer

Seit über 30 Jahren Kunst- und Kulturschaffender im Herzen des Ruhrpotts. Immer voller Ideen, die teilweise auch zu Gemeinschaftsprojekten werden können...

Der Brunnen des Verderbens


(von Tim Schaefer)

Es war ein recht heißer Samstag Nachmittag in diesem Sommer, als die drei Freunde Nils, Thomas und Sven auf die Idee kamen, mit ihrem Bollerwagen voller Bierflaschen lieber in den nahegelegenen Wald zu fahren.

Normalerweise wollten sie sich ja an die Ruhr pflanzen, Blödsinn reden und so viel „Hopfentorpedos“ wie möglich leeren.

Aber die Hitze des Tages hatte sie dazu verleitet, lieber den Wald aufzusuchen. Im Schatten der Bäume war es wesentlich besser auszuhalten. Diese Erfahrung hatten sie schon vor fast zehn Jahren gemacht, als die Drei sich noch ab und zu einen gepflegten Joint in diesem Wald gönnten. Tief im Dickicht sah und roch sie ja schließlich keine Menschenseele.

Das Ganze mit den Wundertüten hatten sie nun aber schon lange hinter sich gelassen. Die Jungs waren jetzt mit Anfang Dreißig eher auf den strengen Biergenuss gekommen. Aber ihre Klamottenwahl war schon die Gleiche geblieben. Alle drei trugen immer noch Jeans, T-Shirt und Turnschuhe. Nur die Motive auf den Shirts hatten sich leicht geändert. Bei Sven war es das Logo seines Lieblingsfussballclubs, bei Nils war es der Aufdruck von seiner bevorzugten Punkrock Band und bei Thomas war es ein schlauer Spruch aus dem Ruhrpott.

Sie wechselten sich stetig ab, den Wagen durch das dichte Laub zu ziehen, um möglichst schnell voran zu kommen. Da sie sich vorgenommen hatten, diese eine kleine Lichtung mit dem speziellen, alten Baum zu finden, der ihnen damals schon jede Menge Schatten gespendet hatte, und auch erst DORT das erste Bier zu öffnen.

Am Anfang der Tour, dachten sie noch, dass sie sich erinnern können, wo dieser Ort war, aber nach einiger Zeit des Umherirrens, kamen sie doch zu dem Schluss, dass der Cannabiskonsum in ihrer Vergangenheit den genauen Weg wohl stark vernebelt hatte.

Als Sie schon fast aufgeben wollten und sich doch wieder auf den Weg zu Ruhr machen wollten, rief Nils plötzlich: „Nah, was haben wir denn da?! …ist zwar nicht UNSERE Lichtung von damals, …sieht aber irgendwie noch geiler aus!!!“.

Er zeigte schräg nach vorne und fing an breit zu grinsen. Thomas und Sven hielten an und hielten sich ihre flachen Hände als Sonnenschutz an die Stirn. Nun sahen auch Sie, was Nils meinte. Es war eine kleine versteckte Lichtung mit einer Art Mauerruine an der Seite, hinter der ein großer, alter Baum stand und sehr viel Schatten bot.

Sven schnappte sich direkt den Griff des Bollerwagens und gab Vollgas. Thomas und Nils setzen sich nun auch in Bewegung.

Kaum an der Mauer angekommen, griff Sven in die selbstgebaute Kühlbox mit dem Bier und schmiss den beiden anderen eine Flasche zu. Es klang schon fast synchron, als die drei Bierflaschen geöffnet wurden. Sie setzten sich auf den schattigen Teil der Mauerreste, prosteten sich zu und schauten sich in Ruhe die Umgebung an.

Nach dem dritten 0,33-Fläschchen, war die Sonne auch schon ein wenig gewandert, und somit mussten sie sich auf der Mauer umsetzen, um weiterhin im Schatten zu bleiben. Dadurch ging ihr Blick auch mal in eine andere Richtung.

Nils sah es aus diesem Grund zuerst: Einen mittelalterlichen Brunnen aus großen, grob behauenen Steinen, mit stark verrotteten Überresten von Brettern auf der Öffnung.

Er zeigte aufgeregt auf dieses Relikt alter Zeiten. Alle nahmen sich ein neues Bier aus der Kühlbox und gingen zum Brunnen. Sie öffneten ihre Flaschen an dem oberen Stein, der frei von Brettern war. „Auf unseren privaten Wunschbrunnen!!!“, prosten sie sich munter zu.

Thomas, den alle nur kurz und knapp „Tom“ nannten, sagte laut: „Dann lasst uns mal schauen, wie tief UNSER Wunsch-Eumel, der steinigen Fraktion, nun ist!“. Er fing an die Bretter anfangs mit der freien Hand, danach nur noch mit angetrunkenen Fusstritten von der Oberseite des Brunnens zu entfernen. Als die Öffnung frei lag, gingen auch Nils und Sven an den Rand des antiken Bauwerks.

Die drei schauten mit ihren Bieren in der Hand in die Tiefe.

„Wasser ist da keins!“, sagte Sven.

Nils fügte hinzu: „Aber: Alter, wat is dat tief, dat Dingen!“.

„Vielleicht is da doch ´nen Tacken Wasser drinne!? …nur halt gaaanz unten!!!“, kam von Thomas, als er sein Getränk zum Mund führte.

„Wat für ´nen Drecksstück von Wunschbrunnen, sach ich Euch!“, brüllte Tom in die Öffnung hinab.

Statt eines Echos, kam eine Art Grummeln mit einer leichten Brise eines abgestanden Teichs empor.

Tom nahm einen großen Schluck, zuckte mit den Schultern und versuchte, sich direkt über den Brunnen lustig zu machen: „Sach ich doch: DRECKSSTÜCK!!!

Absolut kein Wunschbrunnen, dat Dingen!“.

Er musste lachen. Die beiden Anderen hingegen blieben skeptisch und pressten ihre Lippen zusammen.

Sven versuchte eine Erklärung zu finden und weiterhin die muntere Stimmung beizubehalten, in dem er sagte: „Vielleicht hasste nur genuschelt, Du Horst!?!“.

Nils mischte sich nun auch ein: „Bei Deinem Gelaber, würd ich auch nich antworten!“.

Erneut mussten sie alle lachen. Kurze Stille.

Nils: „Wenn dat nun doch ´nen vergessener Wunsch-brunnen is???“.

Sven: „Dann musse da wohl wat Wertvolles, wie so ´ne Münze, oder so, rein schmeißen! …dann ´nen Wunsch rein Tröten! …PITSCH! Wunsch geht klar, und so!!!“.

Tom fing erneut an zu lachen und sein letzter Schluck kam ihm fast durch die Nase geschossen.

Das heiterte die gesamte Runde auf.

Nachdem die Situation wieder unter Kontrolle war, sagte Nils: „Jop!!! Dat läuft wohl genau SO!!!“.

„Wat würdet Ihr Euch denn wünschen tun?“, rief Sven.

Nils: „DAT is ma´ ne töfte Frage, Kollege Schnürschuh!“.

Sven: „Dat seh ich auch so…!“. Er grinste.

Tom: „Ich wüsste da wat, ihr Lelleks! ABER :

Meint ihr wirklich, dat diese Definition von Scheiss-brunnen, wirklich Wünsche erfüllen kann???“.

Genau nach seiner Beleidigung, tönte ein erneutes, lauteres Grummeln aus dem Gebilde vor ihnen.

„Siehste, Du Depp! …auch so´n Trog hat Gefühle!“, sagte Sven zu Tom.

Tom entgegnete direkt: „Wat sollen dat denn für Gefühle sein? Ich bin alt, vergessen und marode?!?“.

Er nahm einen großen Schluck und setzte noch einen drauf: „Wenn dat Dingen wüsste, wie et aussieht, würde es sich direkt inner Ruhr versenken!“.

Aus der Tiefe kam ein lauteres, sehr tiefes Dröhnen.

„Genau DAT mein ich!!! …da unten sind lauter Faulgase drinne! …passt doch zum Aussehen!!!“, kam von Tom, als er mit der Flasche auf den Brunnen zeigte.

Nils fragte daraufhin Tom: „Hat der Brunnen Dir wat getan, oder so?!“.

Sven schloss sich Nils an: „So wat Schlimmes hasse über keine Ex losgelassen! …oder hattest Du ma´ wat mit dem?!?“.

Alle drei mussten lachten. Und wieder kam ein seltsames Geräusch aus dem gemauerten Gebilde, aber dieses Mal wurde es von den Jungs nicht wahrgenommen.

Als Sven seine Pulle leer hatte, und sich ein neues holen wollte, rief er freudig:

„Ach ja, hätte ich fast verpeilt!“. Er nahm die große Kühltasche aus dem Bollerwagen und stellte sie daneben.

„Seht ma´ wat ich uns da eingepackt habe! …hatte ich noch im Keller gefunden!“. Sven zeigte auf zwei Kartons Kräuterlikör am Boden des Wagens.

„Dann lass ma´ rüberwachsen!“, kam fast gleichzeitig von Tom und Nils. So wurde die erste Runde Kurze verteilt, geöffnet und runter gekippt.

Die drei setzten sich erst einmal wieder auf die Mauer und redeten über die letzten Tage und wie langweilig ihr Leben doch gerade sei. Doch nachdem der erste Karton geleert war, sahen sie doch ein, das ihr Leben gar nicht sooo dröge ist. Es war nur nicht mehr so sorglos, wie zu Schulzeiten. In den Jahren sind sie ja auch schließlich zu der illustren Truppe zusammengewachsen, die sie heute waren.

Sven nahm den zweiten Karton raus und wollte gerade den ersten wieder mit den leeren Fläschchen füllen, als ihn Tom stoppte. „Nee, nee, da hab ich wat durchaus BESSERES!“, rief er dabei recht laut.

Er nahm die grünen, kleinen Flaschen und dekorierte damit den Rand des Brunnens.

Tom: „TA-DA!!! …die häßlichste Geburtstagstorte des Mittelalters!!!“. Nur er lachte sich kaputt. Die beiden anderen öffneten sich mit regungslosen Gesichtern das nächste Getränk aus der Box.

Der Brunnen grummelte erneut und dieses Mal kam sogar eine leichte Erschütterung, so dass die Fläschchen fast alle runterfielen.

Tom hatte Probleme, seinen Schluck Bier, den er gerade in diesem Moment genommen hatte, im Mund zu behalten.

Nachdem er seinen Mund mit seinem Ärmel abgewischt hatte, sagte er: „DAT meint ihr Schnösel mit Wunschbrunnen!

DER hat sich wat gewünscht und die Kerzen von sich runter gepustet! …WAT ´N FREAK!!!“.

Sven fand auch diesen Kommentar nicht...

Erscheint lt. Verlag 13.10.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Märchen / Sagen
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Fantasie • Gruselgeschichten • Horror • Humor • Ruhrgebiet
ISBN-10 3-6951-0867-3 / 3695108673
ISBN-13 978-3-6951-0867-1 / 9783695108671
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