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Ebereschenrot (eBook)

Paranormaler Krimi im historischen England
eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
382 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-6951-0900-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ebereschenrot -  Ulrike Lehner
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England 1899: Amanda Hall schlägt sich gleich mit einer ganzen Reihe von Problemen herum. Ein finanziell angeschlagenes Landgut, eine reiche Tante, die auf eine ungewollte Verlobung drängt, und dass ihre große Schwester Edith ihrer Faszination für ein zwielichtiges Varieté erliegt, ist nur der Anfang. Schnell stellt sich heraus, dass Edith dort mehr Gefahr droht als nur die Schädigung ihres Rufs: eine Reihe von Mordopfern spukt Abend für Abend durchs Publikum. Zwei unverhofft auftauchenden Geisterjägern gelingt es zwar, Amandas Schwester vor diesen unheimlichen Gästen zu retten, aber danach fällt sie in ein Koma, aus dem sie nichts wecken kann. Jetzt ist es an Amanda, mithilfe ihrer neuen Bekannten die Ursache des Spuks zu finden, der ihre Schwester immer noch gefangen hält.

Ulrike Lehner, 1989 in München geboren, begann bereits als Jugendliche mit dem Schreiben von Fantasyromanen und Märchen. Nach einem zehn Jahre langen Ausflug in die Archäologie hat sie jetzt Zeit, sich diesem Interesse wieder gründlicher zu widmen. Im Zuge ihres Studiums hat sie auch ein Auslandssemester in England verbracht, das ihr in dieser Zeit sehr ans Herz gewachsen ist.

- 2 -


London, Mai 1899

Der Morgen, nachdem Amanda in einem unvertrauten, blassrosa dekorierten Schlafzimmer im dritten Stock aufgewacht war, begann damit, dass Tante Maud Ediths abgetragenes Hauskleid einer kritischen Musterung unterzog, kaum dass sie sich am Frühstückstisch niedergelassen hatten. Besagter Tisch war in einem kleinen Morgenzimmer neben dem Salon gedeckt worden, dessen heimelige, pflaumenfarbene Einrichtung Amanda an das Wohnzimmer daheim erinnerte, aber die Stimmung im Raum hätte nicht weniger gemütlich sein können.

»Ich hoffe, der Rest deiner Kleidung ist in besserem Zustand«, bemerkte Tante Maud spitz und rieb den dunkelgrünen, gelb geblümten Stoff des Ärmels zwischen ihren Fingern. »Gestern konnte ich keine Einzelheiten erkennen, es war zu dunkel.« Ein weiterer zweifelnder Blick streifte Amanda, aber anscheinend hielt ihr Aufzug der Inspektion stand.

Edith errötete. »Ist sie – wir dachten, es sei klüger, in Gesellschaftskleidung zu investieren.«

»Zweifellos. Das ist nur vernünftig.« Maud wirkte ein wenig besänftigt und hielt Amanda einladend die Teekanne hin. »Habt ihr gut geschlafen?«

»Danke, ja.«

Wie gestern beim Abendessen schleppte sich das Gespräch ein wenig mühsam dahin. Amanda nahm an, dass sich dies ändern würde, sobald sie sich ein wenig besser kannten, aber heute war sie froh, als die Ankunft der Schneiderin sie aus der steifen Atmosphäre erlöste.

Die Hausmädchen hatten mittlerweile die Koffer ausgeräumt und alles ordentlich an seinem Platz verstaut. Jetzt wurden alle Kleider wieder aus dem Ankleidezimmer hervorgezogen, das sich wie in Amberton auch zwischen ihren Schlafzimmern befand, und zur Inspektion auf den Betten ausgebreitet. Edith verfolgte den Vorgang uncharakteristisch still und mit eingezogenem Kopf. Mauds Rüge vorhin beim Frühstück hatte gesessen. Auch Amanda spürte die Scham heiß in ihrer Magengrube brodeln. Dass Maud wusste, dass sie finanzielle Schwierigkeiten hatten, war das eine, die Beweise dafür im hellen Tageslicht vorzeigen zu müssen, etwas völlig anderes.

Immerhin fanden die Neuanschaffungen und alles, was in gutem Zustand auf die neueste Mode abgeändert worden war, die Billigung ihrer Tante und der Schneiderin.

»Das wird Ihnen hervorragend stehen«, lobte Mrs Robart und hielt die blassgrüne Tagestaille von Ediths noch nie getragenem Besuchskleid prüfend hoch. »Und gut verarbeitet ist es auch. Was meinen Sie, Mrs Ashley, was ist am wichtigsten?«

»Sie brauchen beide auf jeden Fall mehr Abendkleider – etwas, das sie zum Dinner anziehen können, besonders Amanda, und etwas, das für die Oper geeignet ist. Dann noch ein, zwei Kleider für Bälle und Gartenpartys und irgendwann sollten wir auch über Alternativen für die Nachmittagskleider nachdenken. Und jeweils ein Teekleid …«

Es wurde eine erschreckend lange Liste. Amanda kam nicht umhin, im Kopf mitzurechnen, was das alles voraussichtlich kosten würde, aber das eine Mal, als sie ansetzte, um zu fragen, ob die modischen Teekleider – die ja schließlich nur im Haus getragen wurden – wirklich nötig wären, brachte Maud sie mit einem Blick zum Schweigen.

»Ihr werdet ordentlich ausstaffiert in diese Saison gehen und später auch in eure Ehen«, sagte sie fest entschlossen, und dann an Mrs Robart gewandt: »Um die Ergänzung der Hauskleider und etwas für eine Sommerfrische kümmern wir uns später, schlage ich vor. Und selbstverständlich werden Sie auch für die Brautkleider und alles weitere beauftragt.«

»Eine hohe Ehre, Mrs Ashley.«

Eine hohe und gut bezahlte Ehre, ergänzte Amanda im Kopf. Obwohl sie Mrs Robart nicht um die Menge an Arbeit beneidete, die hier innerhalb kürzester Zeit auf sie zukam.

»Nun gut.« Maud sah sich zufrieden um. »Ich denke, das ist ein Anfang. Lasst uns nach unten gehen, dann kann Clara hier wieder aufräumen.«

Während der nächsten Tage kamen sie wenig aus dem Haus. Maud hatte ihre Promenadenkleider und die Straßenkostüme für ausgehtauglich befunden und sie unternahmen Spaziergänge und Ausfahrten im nahegelegenen Hyde Park, aber sonst geschah nicht viel. Mrs Robart übertraf sich selbst und lieferte die ersten Bestellungen binnen weniger Tage ab. Aber die Wartezeit bis zur Einladung bei Mauds Freundin hatte den Vorteil, dass sie ihre Tante besser kennen lernten. Langsam wurde ihr Umgang miteinander ein wenig ungezwungener.

Am Sonntag nach ihrer Ankunft lernten sie schließlich Mrs Fabienne Hartston kennen, eine schlanke Frau um die sechzig mit graugesträhnten Haaren, die sie charmant und herzlich willkommen hieß und dann fortfuhr, Maud mit einer Reihe von Namen zu bombardieren. Diese Familie, die sie kennenlernen mussten, und jene, oh, und wer alles zum anstehenden Dinner eingeladen war …

Amanda sagte das alles natürlich nichts, aber sie hörte dennoch heraus, dass es sich bei den meisten um neureiche Familien zu handeln schien, Geschäftsleute und Bankiers, weniger Angehörige des Adels. Der Hochadel stand natürlich außer Frage, aber das waren dennoch nicht ganz die Kreise, in denen ihre Eltern verkehrt hatten. Sie warf Edith einen verstohlenen Seitenblick zu, aber die war ganz auf Mrs Hartstons Redefluss konzentriert und ihre Miene gab nichts preis.

Erst zu Hause, als Amanda sie in ihrem Schlafzimmer aufsuchte, äußerte sie dieselben Bedenken.

»Nein, ich denke auch, das ist nicht ganz das, was Vater sich für uns gewünscht hätte«, stimmte sie zu. »Aber erstens lernen wir auf den größeren Veranstaltungen bestimmt noch andere Leute kennen – ich glaube, Tante Maud hat erwähnt, dass Mrs Uptons verstorbener Gatte ebenfalls aus dem Landadel kam; ihre andere Freundin, du weißt schon – und zweitens … Na ja, wir müssen nehmen, was wir kriegen können, nicht wahr? Ganz ehrlich gesagt, hätte ich nichts dagegen, nach der Hochzeit in London bleiben zu können. Und ein Haushalt mit finanziellem Spielraum wäre mir auch lieber als ein zweites angeschlagenes Landgut und ewige Geldsorgen.«

»Praktisch gedacht«, antwortete Amanda leichthin, obwohl sie vage um Ambertons willen gekränkt war. Sie ahnte außerdem, dass Edith Mauds Verhalten bei der Kleiderinspektion noch nicht ganz verwunden hatte. Das geschmähte grüne Kleid hatte sie jedenfalls seitdem nicht wieder getragen, obwohl die Alternative in kaum besserem Zustand war. Sie mussten nehmen, was sie kriegen konnten, allerdings.

Auch Amanda schämte sich dessen und gleichzeitig schämte sie sich ihrer Scham. Sie hatte genug vom Leben ihrer Pächter gesehen, um zu wissen, dass auch ein angeschlagenes Landgut im Verhältnis dazu noch der Himmel auf Erden war, gar nicht zu reden von der Masse der Londoner Armen im East End. Aber sie war eben auch die Tochter ihrer Eltern, die beide aus altem Adel gestammt und ihnen immer beigebracht hatten, stolz auf diese Abkunft zu sein. Das abzulegen und sich einzugestehen, dass sie gesellschaftlich nicht mehr mithalten konnten, fiel selbst ihr, die sich doch nie etwas aus den Ritualen ihrer Kreise gemacht hatte, unerwartet schwer. Für Edith würde es nicht leichter sein, im Gegenteil.

Edith seufzte und ließ sich in den zierlichen Sessel am Fenster fallen. Verdrossen spielte sie mit den goldgelben Fransen des Vorhangs. »Es ist demütigend, nicht wahr? Von anderer Leute Großzügigkeit abhängig zu sein. Es fühlt sich an wie betteln, auch wenn Tante Maud es nie so sehen würde.«

Amanda stieß die Luft aus und setzte sich auf die Bettkante. »Ja, genau. Ich weiß, dass wir keine Wahl haben, aber ein Teil von mir wünscht sich, wir hätten all das aus eigener Kraft tun können.«

»Aber das können wir nicht.«

»Nein.«

Wenn Amanda ehrlich zu sich selbst war, war es schon ein mittleres Wunder gewesen, dass sie Amberton überhaupt so lange hatten halten können. Sie war jung und unerfahren gewesen, gerade achtzehn beim Tod ihres Vaters, und das lang hingezogene Sterben ihrer Mutter hatte zusätzlich Aufmerksamkeit und Kraft beansprucht, die sie dem Gutsbetrieb nicht hatte widmen können. Mit mehr Zeit, Hugh Jones´ Rat und vielleicht Philip Howes Hilfe … sie wäre neugierig gewesen, wie weit sie den Gutsbetrieb hätte bringen können. Sie hatte sogar diesbezügliche Ideen mit Mr Jones diskutiert, aber Mauds Brief war dazwischengekommen und Mr Jones war ebenfalls zögerlich gewesen.

Das sind Langzeitpläne, Miss Amanda, hatte er mehrfach zu ihr gesagt. Und wer weiß, wie lange Sie noch hier leben. Sie beide wussten schließlich, dass Edith nicht dasselbe Interesse aufbringen würde.

»Es fühlt sich an, als hätte ich versagt«, gestand sie ein. »Wenn ich besser gewirtschaftet hätte, vielleicht …«

»Nein!« Edith beugte sich vor und nahm ihre Hand. »Sag doch das nicht, Liebes. Es ist nicht deine Schuld. Du kannst nichts für die hohen Erbschaftsteuern oder Vaters Tod und auch nichts für die …...

Erscheint lt. Verlag 26.9.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Dunkle viktorianische Kriminalgeschichte • England • Fantasy-Krimi Geisterjäger im alten London • Fantasy Mystery Belletristik • Geistergeschichte • Gothic Crime Story im viktorianischen Stil • Gothic Mystery Krimi mit Geistern • historisch • Historische Detektivgeschichte mit paranormalem Twist • Historische Mystery-Fantasy • Historischer Mystery Roman • Historischer Mystery Roman mit Spukhaus • Mysterythriller mit viktorianischer Atmosphäre • Paranormale Detektivgeschichte England • Paranormaler Kriminalroman • Paranormaler Kriminalroman England 1899 • Übernatürliche Ermittlungen im viktorianischen England • Übernatürlicher Spuk Roman 19. Jahrhundert • viktorianisch • Viktorianische Geistergeschichte England
ISBN-10 3-6951-0900-9 / 3695109009
ISBN-13 978-3-6951-0900-5 / 9783695109005
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