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Pater Hugo -  Michael J. Plein,  Pater Hugo M. Plein

Pater Hugo (eBook)

Biografie eines Klostermannes
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
188 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-9197-9 (ISBN)
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»Wie hat das Schicksal grausam mit mir verfahren, mir wuchtige Schläge versetzt und doch mußte es so sein, die göttliche Vorsehung hat alles zu meinem Besten gelenkt.« Der Töpfersohn Jakob Plein, geboren und aufgewachsen im Eifelort Speicher, entscheidet sich 1905, Klostermann zu werden und begibt sich auf eine lange Reise, die niemals enden will. Der liebe Gott, der Zufall und geschichtliche Ereignisse entsenden ihn an die unterschiedlichsten abenteuerlichen Schauplätze. Warum wählt er diesen Lebensweg? Als Trappist, anschließend als Kartäuser, verweilt er in den Klöstern Maria Stern in Bosnien, Maria Hain bei Düsseldorf und zuletzt im Kloster St. Hugh's Charterhouse in Südengland. Im Ersten Weltkrieg wird er als Feldgeistlicher einberufen. Für kurze Zeit ist Pater Plein in seine Heimat zurückgekehrt. Wer wissen will, wie ein Eifeler, der nicht nur Klostermann, sondern in seinem Wesen auch Unternehmer, Künstler und Heimatforscher ist, als Mönch und Pater die Wiederbegründung der Klosterruine Himmerod vor 100 Jahren erlebt und mitbestimmt, findet viele Antworten hier in dieser Erzählung. Michael J. Plein zeichnet von seinem Urgroßonkel anhand zeitgenössischer Briefe, der Familienchronik und anderem historischen Materials das spannende Bild eines urwüchsigen Eifelers von Schrot und Korn, der auszog, um sich selbst und ein wenig die Welt zu verbessern.

Michael J. Plein, Jahrgang 1960, ist ein Nachfahr in fünfter Generation der Töpferfamilie Plein-Wagner aus Speicher.

2. Pater Anastasius


Mariastern


Als Jakob Plein bei seiner Ankunft die Klosteranlage das erste Mal sieht, ist er von deren Größe überwältigt. Zu dieser Zeit erlebt Mariastern seine Blütezeit. 180 Personen, Laienbrüder, Patres und Tagelöhner, verrichten die Arbeiten. Mit den Augen des Kaufmanns wird er einen Vergleich zur heimatlichen Betriebsstätte ziehen, welche mit 10 bis 12 Beschäftigten wesentlich kleiner ist.

Franz Pfanner, Priester und Mönch im Trappistenkloster Mariawald in der Eifel, gründete im Jahr 1869 die Abtei Mariastern. Seine Geschichte soll hier nicht erzählt werden, nur soviel, dass Franz Pfanner »eine starke außergewöhnliche, energische, praktische und pragmatische Persönlichkeit war.« [13] Gegen den Widerstand der örtlichen türkischen Verwaltung gelang ihm aus dem Nichts die Neugründung von Mariastern. Seitdem hat die Abtei den Ort Banja Luka und sein Umland wesentlich geprägt.

Als Jakob Plein in den Orden eintritt, ist Dominikus Aßfalg Abt. In seiner Amtszeit wächst Mariastern beträchtlich.

»Abt Dominikus entwickelte mit einem Dreiklang von Innovation der Infrastruktur (Brückenbau, Wasserkraft, Dampfkraft, Elektrizität), Investition in moderne Landwirtschaft und Wirtschaft und Schule und Ausbildung für die Jugend die ganze Region Banja Luka.« [3]

Die Ordensleute der Abtei bauen 1903 eine 80 Meter lange eiserne Brücke über den angrenzenden Fluss Vrbas. Der Fluss ist gestaut und betreibt ein Wasserkraftwerk für die Klostermühle und zur Stromerzeugung. Auf dem Grundbesitz wird Vieh- und Pferdezucht betrieben. Zu den großen Stallungen führen Gleise, um Futter zu befördern. Eine Brauerei sowie eine Grund- und eine Handelsschule befinden sich auf dem Gelände, insgesamt ein großer Wirtschaftsbetrieb. Im Inneren des Klosters arbeiten die Laienbrüder, während die Religiosen hauptsächlich auf dem Feld arbeiten. Mariastern gehört zu einem Missionsgebiet mit großem Wirkungskreis. Die Hälfte der meist ärmlichen Bevölkerung sind Muslime, ein kleiner Teil Juden und der Rest Katholiken. Die Trappisten von Mariastern sehen ihre missionarische Aufgabe in der Ausbildung der Jugend zu Landwirten und Handwerkern. [35][14]

Kurz vor dem Pfingstfest trifft Jakob in Banja Luka ein und bittet um Aufnahme. Sein ursprüngliches Vorhaben, nochmals nach Hause zurückzukehren, verwirft er. Der Abt Dominikus Aßfalg überredet ihn, direkt zu bleiben. Ansonsten »werde sein Entschluss in der Heimat aufgeweicht und er überredet, zuhause zu bleiben.« An seine Mutter und Familie schreibt er seinen Entschluss, den gebuchten Rückfahrschein nicht zu nutzen. Er sei froh mit dieser seiner Entscheidung, »auch wenn es die Mutter schmerzt.« Seine Mutter stirbt sechs Jahre später, einen Monat, nachdem er die feierliche Profess ablegt. Er sieht sie nie wieder. [34]

Der Abt und der Novizenmeister stellen ihm in Aussicht, sich auf den heiligen Priesterstand vorzubereiten. Jakob Plein kann sein Glück kaum fassen und sieht in allem den Willen Gottes. Allerdings hat er Bedenken, im fortgeschrittenen Alter von 30 Jahren so einer schwierigen Berufung zu folgen. Von zu Hause, vornehmlich von seinem Bruder Johann kommen Kritik und Unverständnis. »Mit einer solchen Entscheidung solle er sich doch Zeit lassen und wenn es sein muss, dann doch besser die Benediktiner.«

Jakob Plein vermutet Vorbehalte. »Es würde sich wohl für die Welt da draussen besser anhören, Benediktiner zu sein als Trappist«. [35] Schon im 18. Jahrhundert überwiegen in der aufgeklärten, liberalen Mittelschicht Vorbehalte gegenüber dem Klosterleben, insbesondere gegenüber so strengen Orden wie den Trappisten.

Friedrich Pfannenschmidt ([61], Vorwort) sieht diese Antipathie vorrangig als Folge der vorangegangenen Aufklärung, aber auch der allgemeinen Unkenntnis über die geistlichen Orden und Institutionen.

Die »Welt« hinter sich lassen


Da er in Mariastern bleibt, muss er seine heimatlichen Angelegenheiten mithilfe von Briefen regeln. Er verfasst einen Entwurf seines Testaments. Seine Gründe, dies schon jetzt zu formulieren, sind nachvollziehbar. Seinen drei Brüdern soll genug Zeit bleiben, ohne Schädigung des Geschäftes die Auszahlung seines Vermögensanteils vorzubereiten. Er ist zu einem Viertel an dem Unternehmen beteiligt. Die in Betracht kommenden Erben sollen schon jetzt gerechtfertigte und vernünftige Wünsche äußern dürfen, bevor er seine endgültige Entscheidung fällt. Falls er vor der feierlichen Profess aus welchem Grund auch immer als Ordensmann in Mariastern stirbt, soll eine geregelte Auseinandersetzung seiner Hinterlassenschaft gewährleistet sein. [33]

Immerhin ist sein Aufenthalt in Mariastern nicht ungefährlich. Mariastern liegt inmitten Europas Hexenkessel. Alle damaligen europäischen, imperialistischen Großmächte (Russland, die Türkei, Frankreich, Italien, Großbritannien, Deutschland und Österreich-Ungarn) nutzen den Hexenkessel Bosnien als Zentrum ihrer Machtspiele. Die Annexion durch Österreich-Ungarn der vormals osmanisch besetzten Gebiete steht in Widerspruch zu russischen und serbischen Interessen, insbesondere zu denen der bosnischen Serben, und führen so zu inneren Unruhen. »Serbische Banden bedrohten Leben und Eigentum. Patres und Brüder standen über Wochen in den Winternächten Wache mit dem Hinterlader auf der Schulter.« [25]

Man darf davon ausgehen, dass Pater Plein zu den Wachhabenden gehört.

Dem Testamentsentwurf geht eine Vermögensbilanz voraus. Demnach beträgt sein Vermögen laut Aufstellung 49.300 Mark. Beachtlich zur damaligen Zeit. Heute sind das 360.000 Euro. Er verlässt seine Heimat als vermögender Mann. Nach dem Ablegen der feierlichen Profess ist es ihm nicht mehr erlaubt, Eigentümer irdischer Güter zu sein und darüber zu bestimmen. Explizit ist seine Bemerkung, dass das Kloster keine Ansprüche an ihn geltend mache, ihn keinesfalls beeinflusst und auch mit »Nichts« zufrieden wäre. Dennoch sieht er sich in der Schuld desjenigen, der ihm »große Gnaden gegeben hat, in diesem Haus.« [33]

Sein Vermögen setzt sich größtenteils aus den Firmenanteilen und dem Wohnhaus zusammen. Die Satzung der OHG aus dem Jahr 1901 ist eindeutig. [6] Verlässt ein Gesellschafter das Unternehmen, wird dieses von den verbleibenden Gesellschaftern, d.h. seinen drei Brüdern, weitergeführt. Dem Ausscheidenden steht eine Abfindungssumme zu. Im April 1908 wird das Ausscheiden von Jakob Plein mit notariellem Vertrag geregelt. Seinem Bruder hat Jakob Plein schon Jahre zuvor eine umfassende Vollmacht für seine Belange erteilt. Seine Anwesenheit in der Heimat ist somit nicht erforderlich. Der Vertrag legt die Höhe der Abfindungssumme fest. Mit Empfangsquittungen aus dem Jahr 1908 sowie 1910 bestätigt Abt Dominikus Aßfalg den Empfang in Summe von 14.000 Mark zugunsten des Klosters Mariastern. Dies sind umgerechnet auf die heutige Zeit fast 100.000 Euro.

Vom Novizen zum Priester


Das genaue Datum seiner Einkleidung ist nicht bekannt. Zu ungenau sind die Angaben in seinen Briefen. Sie wird Mitte August 1905 stattgefunden haben. Die Einkleidung folgt einem festen Ritual, das ein »Auftauchen in aller Form von weither aus der Welt in die Mitte dieser neuen Gemeinschaft« symbolisiert. [75]

Abbildung 2.1.: Eine der beider Empfangsquittungen der Zahlung an Mariastern, von Abt Dominikus unterzeichnet

»Jetzt erinnert auch mein Äußeres daran, [. . . ], mich von der Welt loszureißen. Wie so vieles andere für mich hat aufgehört zu bestehen, so auch der Name Jakob Plein und führe nun den Ordensnamen Frater M. (Maria) Anastasius.« [33]

Mit Aufgabe seines weltlichen Namens hat er nun endgültig seine alte »Welt« hinter sich gelassen. Gleichzeitig scheint er auch Abstand zu seinem »großem Unglück« gewonnen zu haben. Dieses Unglück nennt er mittlerweile seine »wohlverdiente Züchtigung, erteilt durch Unglück, Kummer und Leid.«

Es fällt auf, dass ab der Zeit seiner Einkleidung bis zu der feierlichen Profess keine Briefe von ihm vorhanden sind. Da die Briefe von Pater Plein von seiner Familie sorgfältig gesammelt und aufbewahrt wurden, ist davon auszugehen, dass er nicht nach Hause schreibt.

Der nunmehrige Frater Anastasius konzentriert sich neben seiner Klosterarbeit einzig und alleine auf seine theologische Ausbildung und Studien. Der Gedanke, Priester zu werden, ängstigt ihn. Er zweifelt, ob er der Aufgabe gerecht wird, da schon in fortgeschrittenem Alter. Andere sind einige Jahre jünger als er.

Sein Lernpensum ist gewaltig. In den Jahren seiner Ausbildung im Kloster Mariastern studiert er unter anderem Theologie und Philosophie. Er schreibt später in seiner...

Erscheint lt. Verlag 15.8.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7597-9197-2 / 3759791972
ISBN-13 978-3-7597-9197-9 / 9783759791979
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