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Smarter Breitwegerich (eBook)

Die Ökoapokalypse

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
280 Seiten
Wiebers Verlag
978-3-942606-37-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Smarter Breitwegerich -  Will Hofmann
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8,99 inkl. MwSt
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Wenn die Natur zurückschlägt. Intelligent. Unerbittlich. Grün. Eine genetische Mutation verleiht dem unscheinbaren Breitwegerich - Plantago major - Bewusstsein. Und Macht. Er verändert sich selbst, entwickelt Sinnesorgane, Beweglichkeit . . . Er erkennt das Leiden der Erde - und den Menschen als dessen Verursacher. Seine Konsequenz: Dieser Schädling muss verschwinden. Was als botanische Kuriosität beginnt, wird zur globalen Bedrohung. Mit der Fähigkeit, Moleküle zu manipulieren, formt der Plantago seine Umwelt neu - nach eigenen Regeln. Die Natur schlägt zurück. Radikal. Präzise. Basierend auf fundierten ökologischen Szenarien entfaltet sich eine erschreckend realistische Apokalypse - ebenso faszinierend wie furchteinflößend. Ein packender Öko-Thriller - realistisch, rasant, gnadenlos.

Willi Hofmann, Jahrgang 1949, bringt eine einzigartige Kombination aus naturwissenschaftlichem Wissen und literarischer Fantasie in seine Werke ein. Mit einem Hintergrund in Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie, sowie einer langjährigen Tätigkeit als Dozent, verbindet er Fachwissen mit der Fähigkeit, komplexe Themen anschaulich und fesselnd zu erzählen. Als Roman- und Kinderbuchautor hat Hofmann zahlreiche Bücher veröffentlicht, die Themen wie Menschlichkeit, Natur und die Grenzen des wissenschaftlichen Fortschritts beleuchten. Sein Stil ist geprägt von skurrilen Wendungen, tiefgründigen Figuren und einer besonders durchdachten Mischung aus Wissenschaft und Fiktion.

15 Nuuk


Eqaluk war aufgeregt. Schon das Referendum über die Austragung der UN-Klimakonferenz auf Grönland hatte seine Nerven strapaziert. Er war eindeutig dafür gewesen; die Welt sollte sich an Ort und Stelle ansehen, was ihre Nachlässigkeit über viele Jahrzehnte in seiner Heimat bewirkt hatte, doch es gab heftigen Gegenwind. Gerade aus Gründen des Umweltschutzes wollten viele Landsleute eine derartige Riesenveranstaltung auf ihrer Insel vermeiden.

Dreißigtausend Grönländer hatten abgestimmt. Bis zum Schluss war es bei der Auszählung der Stimmen ein Kopfan-Kopf-Rennen, schließlich wurde das Referendum mit acht Stimmen Vorsprung – sage und schreibe acht einzelnen Stimmen – angenommen.

Nun stand das nächste Volksbegehren an. Um die Veranstaltung umweltfreundlich zu gestalten, hatte jemand den Antrag gestellt, die Delegierten sollten in grönländischen Familien untergebracht werden. Die meisten würden nach Nuuk kommen mit seinen 20.000 Einwohnern. Und diese sollten möglichst ebenfalls 20.000 Teilnehmer aufnehmen. Damit müsste jede Familie drei bis fünf Gäste beherbergen. Das wäre bei der grundsätzlichen Gastfreundschaft der Grönländer überhaupt kein Problem, doch müssten auch die Landsleute, die gegen die Konferenz gestimmt hatten, Gäste beherbergen.

Eqaluk war Umweltaktivist der ersten Stunde. Eigentlich hieß er Jorgen Moller und Eqaluk war sein Spitzname, der bedeutete Der Freundliche.

Der Zusatzname ist wichtig für die Grönländer, er hat oft eine persönliche oder kulturelle Bedeutung. Als Beispiele können gelten: Nukappiaaluk Der starke Kämpfer, Aviaaja Die weise Älteste, Inuk Der Mann, Malu Die Hoffnungsvolle, Ujuaq Die Kühne, Sila Der Himmel, Qaavigarsiaq Der ehrgeizige Anführer, Ivalo Die Sonnenstrahlen oder Najaaraq Die starke Frau. Es reicht sogar, wenn bei Wahlen einzig der Spitzname auf dem Stimmzettel steht. So wusste jeder, dass mit Kuupik Jakob Kleist gemeint war, Regierungschef um 2010. Kuupik bedeutet nichts anderes als »Junge«.

Die Eigenschaft der Freundlichkeit traf auf Eqaluk zu. Doch konnte er ungemütlich werden, wenn er es mit Dummheit oder Gleichgültigkeit zu tun bekam, und die war nicht so selten, wie er sich wünschte. Die Möglichkeit, mit einem Volksbegehren wichtige Entscheidungen zu treffen, empfand er als riesiges Privileg, das aber längst nicht alle Mitbürger wahrnahmen.

Seine Eltern hatten 1982 für den Austritt aus der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, der späteren EU, gestimmt.

Die Grönländer waren empört gewesen über den Beitritt des Königreichs Dänemark zu dieser Gemeinschaft. Die Dänen hatten 1972 zu 63 % dafür gestimmt, die Grönländer zu 70 % dagegen, aber wegen der geringen Zahl der Wähler auf der Insel änderte sich so gut wie nichts am Gesamtergebnis. Daraufhin setzten die Grönländer alles daran, sich vom Festland abzukoppeln. Sie fanden die Zustimmung des dänischen Grönlandministers Knud Hertling. Die Regierungsform Grönlands wurde ab 1979 die Hjemmestyre nach dem Vorbild Nordirlands innerhalb Großbritanniens. Der Begriff bedeutet Heimverwaltung; Hjemme »Heim« oder »Zu Hause«, Styre »Lenkung« oder »Steuerung« aus dem Dänischen. Und mit diesem Status gelang es ihnen, 1982 aus der EWG auszutreten. Eine Folge war der Grönland-Vertrag mit der EG, die unter anderem Fischereirechte in grönländischen Gewässern erhielt, dafür aber jährlich 200 Millionen Dänische Kronen zahlte. Der Austritt war eine Blaupause für den späteren Austritt Großbritanniens aus der EU.

Ein weiteres wichtiges Referendum fand 2008 statt. Die Grönländer forderten weitere Unabhängigkeit, insbesondere auch die Hoheit über die Rohstoffe der Insel, die formal immer noch dem dänischen Mutterland gehörten. Acht Jahre lang arbeiteten verschieden zusammengesetzte Kommissionen die Selvstyre aus, was »Selbstverwaltung« bedeutet oder »Selbst-Steuerung«. Das 600 Seiten starke Gutachten gelangte im November 2008 zur Abstimmung und wurde mit 76 % abgenommen. Die Selvstyre wurde zur neuen Regierungsform. Die Wahlbeteiligung betrug nur 72 %. Eqaluk ärgerte sich darüber, selbst wenn er damals noch gar nicht wählen durfte; doch dass jeder vierte Grönländer die Chance, in so einer wichtigen Angelegenheit mit abzustimmen, überhaupt nicht wahrnahm, dafür hatte er kein Verständnis. Am 21. Juni 2009, dem grönländischen Nationalfeiertag, trat das Gesetz in Kraft und Grönland erhielt seine Selbstverwaltung. Königin Margrethe II. überreichte das Gesetz dabei feierlich an Parlamentspräsident Josef Motzfeldt.

Und nun die Abstimmung über die Unterbringung der Teilnehmer der Klimakonferenz. Eqaluk hätte sich keine großen Sorgen machen müssen, das Referendum wurde mit über 80 % angenommen. Wahrscheinlich konnten sich viele der Gegner mit dieser Form der Beherbergung arrangieren. Für sie war wichtig, dass nicht massenweise neue Hotels gebaut werden mussten, die später sowieso nur leerstehen würden.

Nuuk sollte nach dem Verteilerschlüssel 20.000 Teilnehmer aufnehmen. Einzelne Sitzungen und Seminare fanden in anderen Städten statt, so in Sisimiut (2750 Teilnehmer), Ilulissat (2500), Aasiaat (1500), Qaqortoq an der Südspitze (1500), Maniitsoq (1250), Uummannaq (750), Qasigiannguit (500) und Paamiut (500). Somit kämen in den genannten Orten jeweils ein Gast auf zwei Einwohner. All diese Orte liegen an der Westküste und sind durch Schiffsverkehr miteinander verbunden. Flughäfen haben neben Nuuk zudem Ilulissat, Uummannaq, Aasiaat, Maniitsoq und Paamiut.

Straßen zwischen den Ortschaften gibt es keine. Nach wie vor spielen Schlittenhunde und Schneemobile eine große Rolle für den Verkehr auf Grönland. Allerdings werden sie kaum für Routinefahrten zwischen den Siedlungen genutzt, sondern überwiegend für kürzere Wege in die Umgebung, insbesondere für die Jagd, zum Fischfang und natürlich für Touristen. Und natürlich nur im Winter. Und der dauert lang. In Qaanaaq im Norden kann es Frost bis in den Juni hinein geben, ab September sinkt das Thermometer wieder unter den Gefrierpunkt. Nuuk ist immerhin das halbe Jahr frostfrei und im Juli gibt es schon mal sagenhafte elf Grad plus. Qaqortoq im Süden bietet sogar acht Monate im Plusbereich und eine maximale Temperatur bis zu dreizehn Grad.

In Nuuk selbst sollte ein großes Hotel errichtet werden, weil damit gerechnet wurde, dass sich nicht alle Delegierten in die familiäre Häuslichkeit würden begeben wollen. Auf ganz Grönland gab es nicht einmal tausend Hotelbetten. So sollten nochmals tausend hinzukommen. Als besonderen Reiz hatte man sich ausgedacht, ein Eishotel für Hartgesottene zu bauen wie sie immer wieder in Alaska, Kanada oder Finnland errichtet werden. Das wären aber nicht mehr als hundert zusätzliche Betten.

Mit Riesenbauten hatten die Nuuker ihre eigene, schlechte Erfahrung gemacht.

In den 1960er Jahren wurden im Rahmen des Aufbauprogramms G60 mehrere Wohnblocks gebaut. Grönland sollte » modern« werden. 1721 hatten es die Dänen als Kolonie in Besitz genommen und in seinem unterentwickelten Zustand belassen. Sie interessierten sich hauptsächlich für die Produkte: Ganz Europa wurde mit tierischen Fetten versorgt. Fisch-, Krabben- und Robbenfang für die Pelzherstellung, Jagd auf Wale, Eisbären, Rentiere, Hasen und Vögel waren weitere Einnahmequellen für das Königreich.

Durch US-amerikanische Präsenz während des zweiten Weltkriegs lernten die Insulaner eine andere Lebensweise kennen und begannen aufzubegehren. Damit sie sich nicht Amerika zuwenden würden, beendeten die Dänen den Kolonialstatus. Dazu wurden viele Veränderungen in Angriff genommen, so im Bau- und Schulwesen, der Verwaltung und Wirtschaft. Daraus entstand die G50-Politik, eben in den 1950er Jahren. Nach zehn Jahren wurde sie überprüft und nachgebessert, auch was auch den Wohnungsbau betraf. Wohnblocks sollten das Leben angenehmer gestalten. Das größte Gebäude, das größte auf Grönland und sogar im gesamten dänischen Königreich, war Blok P mit 320 Wohnungen. Darin lebten etwa 600 Menschen, ein Prozent der gesamten Bevölkerung der Insel. Luxus wurde eingeführt: Türklinken, Heizung und fließend warmes Wasser. Die Wohnungen waren sehr gefragt und die Kontinentaldänen wurden neidisch. Eine Zeitung titelte: »Jetzt leben die Grönländer besser als die Dänen.«

Doch die Begeisterung hielt nicht lange an. Garderobe und Türen waren zu klein für die schwere Bekleidung. Fischfangausrüstung wurde auf Fluren und Baikonen gelagert und versperrte die Ausgänge. Oft waren die Abwasserleitungen verstopft durch geronnenes Blut, nachdem man Jagdbeute und Fische in der Badewanne ausbluten ließ. Zudem entstand ein neues Selbstbewusstsein in der Bevölkerung. Alles Moderne galt, da von den Dänen stammend, als neo-kolonialistisch. Es zerstörte die...

Erscheint lt. Verlag 19.8.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Apokalypse • Bosonen • Kohlenmonoxid • Mutation • Postapokalypse
ISBN-10 3-942606-37-2 / 3942606372
ISBN-13 978-3-942606-37-0 / 9783942606370
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