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Jerry Cotton 3560 (eBook)

Der Sarah-Winter-Mord

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 1. Aufl. 2025
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-8202-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton 3560 - Jerry Cotton
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Jason C. Muller, ehemaliger Leiter der Townsend Harris High School in Queens, wurde in seinem Apartment ermordet. Mr High beauftragte Phil und mich, den Fall zu übernehmen. Zwar fiel ein gewöhnlicher Mord normalerweise nicht in die Zuständigkeit des FBI. Doch erst drei Tage zuvor war ein Mann namens Charles Baker an seinem Wohnort in New Jersey getötet worden. Die Gemeinsamkeit zwischen den beiden Taten: Auch Baker war an der Townsend Harris High School beschäftigt gewesen. Die Spuren führten uns tief in die Vergangenheit - und brachten ein weiteres grausames Verbrechen zutage!

Der Sarah-Winter-Mord


Er starrte auf den Grabstein und las wieder und wieder den Namen, als könnte er ihn auf diese Weise verschwinden lassen. Doch der Name verschwand nicht und würde es niemals tun. Der einzige Mensch, der ihm etwas bedeutet hatte, war tot und begraben. Er selbst hatte die Leiche gefunden. Und das Erbe, das ihm hinterlassen worden war und aus einer ebenso schrecklichen wie verwirrenden Wahrheit bestand. Es war, als hätte jemand einen Vorhang zur Seite gezogen und ihm damit einen klaren und unverstellten Blick auf das so lange verhüllte Bild dahinter gewährt.

Sie würden dafür bezahlen müssen.

»Gefällt dir das, Kleiner?«

Er nickte und zwang sich zu einem Lächeln. Die beiden Männer auf der Ledercouch ihm gegenüber nannten ihn ständig Kleiner. Das gefiel ihm nicht, doch es gab nichts, was er dagegen tun konnte. Wenn er sich beschwerte, schlossen sie ihn vielleicht aus ihrem Kreis des Vertrauens aus, was ihm noch weniger gefallen hätte. Obwohl er ein bisschen Angst vor ihnen hatte – was er natürlich nie zugeben würde –, fühlte er sich geschmeichelt, zu ihnen zu gehören. Schließlich waren sie Erwachsene, und Erwachsene gaben sich normalerweise nicht mit Jungs wie ihm ab.

Bei ihnen durfte er sogar Bier trinken. Bevor er nach Hause ging, steckte er sich deshalb stets einen Kaugummi mit Pfefferminzgeschmack in den Mund und kaute, bis er vor der elterlichen Tür stand. Damit seine Mutter das Bier nicht roch und ihm die Hölle heißmachte.

Die Luft im Wohnzimmer war erfüllt von Rauchschwaden, die wie Nebel an einem grauen Herbsttag durch den Raum waberten. Die beiden Männer rauchten oft, wobei der ältere Pfeife bevorzugte. Der Tabak roch stark und intensiv, aber wenigstens nach Apfel oder Vanille. Der jüngere paffte Zigaretten, die wie heißer Teer stanken.

Sein Blick war auf die Frau geheftet, die auf dem braunen Teppich zu einer stummen Musik tanzte, wobei sie sich eigentlich nur vor- und zurückbewegte und dabei ihre Hüften wiegte. Sie war kaum größer als er und wirkte vollkommen unscheinbar. Man konnte sie glatt übersehen, selbst wenn man direkt vor ihr stand. Auf ihrer schmalen Nase saß eine Brille mit einem dicken hellbraunen Gestell. Das dunkle, leicht gewellte Haar fiel ihr bis auf die Schultern. Wie meistens trug sie eine helle Bluse, einen grauen Rock, dunkle Strumpfhosen und flache weiße Schuhe.

Niemand wäre auf die Idee gekommen, sie als sonderlich attraktiv zu bezeichnen. Langweilig war der passende Ausdruck für sie. Und doch konnte er seine Augen nicht von ihr abwenden, denn sie tanzte für ihn. Weil Pfeife und Zigarette sie darum gebeten hatten.

Langsam knöpfte sie ihre Bluse auf, ohne aus dem Takt zu geraten. Einen Schritt vor und einen zurück, mit wiegenden Hüften. Dabei sah sie ihn an. Nicht aufreizend oder bloß interessiert, eher teilnahmslos, was ihn nur kurz irritierte, als sein Blick ihr Gesicht streifte.

Sie ließ die Bluse von den Schultern gleiten und zu Boden sinken. Mit einem beiläufigen Tritt beförderte sie das Kleidungsstück in die Ecke. Darunter trug sie einen hautfarbenen, passend zu ihrer Erscheinung langweiligen Büstenhalter, der jedoch erfreulich prall gefüllt war. Mit beiden Händen griff sie hinter sich und tastete nach dem Verschluss. In seiner Hose wurde es schmerzhaft eng. Unruhig rutschte er auf dem Sessel herum.

Selbstverständlich hatte er schon weibliche Brüste gesehen. Allerdings nur in den Playboy-Ausgaben, die sein Vater im Keller versteckte. Bei den Mädchen war er etwa so beliebt wie Altmännerschweiß, was auch daran lag, dass er seine Absichten ihnen gegenüber nicht zu verschleiern vermochte. Die anderen Jungs luden ihre Angebeteten zu Pizza und Vanilla Coke bei Joe's Famous Pizza ein und raspelten ordentlich Süßholz, um ans Ziel zu gelangen. Das bedeutete, ihnen an die Wäsche gehen zu dürfen.

Ihm dagegen stand es förmlich ins Gesicht geschrieben, dass er sie flachlegen wollte, scheiß auf Pizza und Vanilla Coke. Er war unfähig sich zu verstellen. Die Tatsache, dass er nicht eben der hübscheste junge Bursche auf Erden war, machte es keinen Deut besser. Seine Chancen standen also ziemlich mies, was das anging.

Die Frau öffnete den BH und ließ ihn wie zuvor die Bluse achtlos zu Boden fallen. Sein Blickfeld verengte sich, war nun völlig ausgefüllt von ihren großen Brüsten, die sanft vor ihm hin und her schaukelten. Ob sie ihm erlauben würde, sie anzufassen? Sie sahen faszinierend weich aus, und er war begierig herauszufinden, ob sie sich auch so anfühlten.

»Baby, wie wäre es, wenn du dem Kleinen einen bläst?«, meldete sich Pfeife zu Wort.

Bis eben war die Spannung im Raum schier mit Händen zu greifen gewesen, jetzt löste sie sich mit einem Schlag auf. Als würde ein Orchester unvermittelt aufhören zu spielen. Die Frau wirbelte herum, sodass er nur noch ihren nackten Rücken sah.

»Das mache ich nicht«, fuhr sie Pfeife an, wobei ihre Stimme leicht zitterte. »Du hast gesagt, ich soll ihm meine Kissen zeigen. Von mehr war nicht die Rede.«

Pfeife richtete sich auf dem Sofa auf.

»Mach kein Theater«, sagte er in einem ruhigen Ton, der nicht recht zu seinem verärgerten Gesichtsausdruck passte. »Schau ihn dir an. Gleich platzt ihm die Hose. Komm schon, verschaff ihm Erleichterung.«

Irgendwie war er froh, dass sie sich nicht umdrehte, um Pfeifes Hinweis zu überprüfen. Gleichzeitig war es ihm peinlich, dass es der Mann bemerkt hatte, auch wenn nur ein Blinder das Zelt auf seinem Schoß hätte übersehen können. Warum hatte er heute Morgen bloß diese beschissenen Stoffhosen angezogen statt seiner Jeans?

»Soll er sich einen runterholen. Ich mach das nicht.«

Pfeife stand auf. Zigarette beobachtete die Szene. Irritierenderweise umspielte ein leichtes Lächeln seine Lippen. Er dachte, dass er einfach aufstehen und verschwinden sollte. Seine Erektion fiel in sich zusammen wie ein Ballon, dem man die Luft abgelassen hatte. Mit einem Mal war ihm die Situation nur noch unangenehm.

Das Problem war, dass ihn Pfeife nicht gehen lassen würde, bis die Sache geklärt war. Um das zu wissen, kannte er ihn gut genug.

Die Frau bückte sich, griff nach ihrem Büstenhalter und zog ihn an. Dabei wandte sie den Blick nicht von Pfeife ab, der ihr missbilligend zusah.

»Du weißt, dass ich es nicht leiden kann, wenn du dich so aufführst«, sagte er, machte aber keine Anstalten, sie daran zu hindern, ihre Bluse aufzuheben und überzustreifen, sodass sie wieder vollständig angezogen im Zimmer stand.

»Das kann ich nicht leiden«, wiederholte Pfeife. »Ganz und gar nicht.«

Zweiunddreißig Jahre später

Detective Jericho Piccono vom Miami Police Department fluchte leise vor sich hin, während er die Stufen in den fünften Stock hinaufstapfte. Ein in krakeliger Schrift beschriebenes Schild im Erdgeschoss wies darauf hin, dass der Fahrstuhl defekt war. Er hasste Treppensteigen, und als ob das nicht der Zumutung genug wäre, war es hier drin heiß wie in der Sahara. Sein blütenweißes Hemd unter dem hellgrauen Jackett saugte sich mit Schweiß voll. Die Luft roch abgestanden und nach Urin.

Ein erleichtertes Seufzen entrang sich seiner Brust, als er sein Ziel erreichte. Nackte Glühbirnen an der Decke erhellten den schmalen Korridor, von dem auf beiden Seiten mehrere Türen abgingen. Der Boden war mit fahlgelbem Linoleum ausgelegt.

Am Ende des Flurs stand ein uniformierter Cop vor einer offenen Tür und winkte ihm zu. Piccono gönnte sich einen Moment des Durchatmens, bevor er seinen Weg fortsetzte.

Die Haut des Cops hatte einen dunklen Teint, das Namensschild auf seiner Hemdbrust wies ihn als Officer Ramirez aus. Piccono nickte ihm zu und stellte sich vor.

»Wo ist sie?«, fragte er dann.

»Gehen Sie einfach rein, Sie können sie unmöglich verfehlen«, lautete die Antwort. »Meinen Kollegen und die Zeugin finden Sie in der Küche. Die Lady ist ganz schön durch den Wind.«

»Die Spurensicherung sollte demnächst auftauchen«, erwiderte er und betrat das Apartment.

Als Erstes fiel ihm die Unordnung auf. Überall lagen und standen leere Coladosen herum sowie einige Aluminiumschalen, in denen Essensreste klebten. Das spärliche Mobiliar bestand aus einem mannshohen schmalen Schrank, einem alten Fernseher auf einer Anrichte und einer himbeerfarbenen Couch. Darauf lag die Tote, eine fleckige Decke bis zur Hüfte hochgezogen, das Gesicht mit den geschlossenen Augen ihm zugewandt. Es sah aus, als schliefe sie. Die Nadel der Spritze steckte noch in ihrem linken Arm.

Piccono trat näher heran. Es handelte sich um eine Weiße, was in Liberty City eine Besonderheit darstellte. Über neunzig Prozent der gut vierzigtausend Bewohner dieses Stadtteils waren Afroamerikaner. Er schätzte sie auf Mitte dreißig. Dunkles Haar umrahmte ein schmales blasses Gesicht. Unter dem linken Auge hatte sie ein sternförmiges Muttermal von der Größe einer Vierteldollarmünze.

Im Laufe seiner knapp zwanzig Dienstjahre hatte er eine Menge Leichen gesehen, und ein guter Teil davon waren Drogentote. Ihn beschlich das...

Erscheint lt. Verlag 6.9.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7517-8202-8 / 3751782028
ISBN-13 978-3-7517-8202-9 / 9783751782029
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