Die Toten von Marstrand (eBook)
627 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
9783841236029 (ISBN)
Ein Feuer, ein tödliches Geheimnis - und eine Spur, die Jahrhunderte überdauert.
1867 verwüstet ein verheerendes Feuer große Teile von Marstrand. Zahlreiche Familien verlieren ihr gesamtes Hab und Gut. Auch die junge Johanna zählt zu den Opfern. Erst vor Kurzem hatte sie ihre Stelle als Dienstmädchen bei dem unverheirateten Goldschmied angetreten. Doch war das Feuer wirklich ein Unfall?
Fast 150 Jahre später zieht Lotta in die Stadt, um ein Hotel zu übernehmen. Zur gleichen Zeit befindet sich Kriminalkommissarin Karin Adler im Erziehungsurlaub - doch die Ruhe trügt. Als sie Lotta kennenlernt, beginnt sich die Vergangenheit auf unerwartete Weise mit der Gegenwart zu verweben. Währenddessen ermitteln Karins Kollegen Robert und Folke in einem scheinbaren Arbeitsunfall: Ein Matrose stirbt auf einem Frachtschiff. Doch war es wirklich ein Unfall? Und welche Rolle spielen die mysteriösen Hubschrauberübungen der schwedischen Schifffahrtsbehörde?
Ein längst vergessenes Verbrechen droht, ans Licht zu kommen - und plötzlich ist nichts mehr wie es scheint ...
Ann Rosman ist passionierte Seglerin, die es auf ihren Langsegeltouren unter anderem bis zu den Äußeren Hebriden geführt hat. Sie hat Universitätsabschlüsse in Computertechnologie und Betriebswirtschaft absolviert. Ann Rosman lebt auf Marstrand, wenn sie nicht gerade durch die Weltgeschichte segelt.
Im Aufbau Verlag liegen ihre Kriminalromane 'Die Tochter des Leuchtturmmeisters', 'Die Tote auf dem Opferstein', 'Die Wächter von Marstrand', 'Die Gefangene von Göteborg', 'Das Totenhaus' und 'Der Fluch von Orkney' vor.
Mehr zur Autorin unter annrosman.com.
1.
Das Herbstwetter hatte sich von mild und freundlich zu stürmisch und launisch gewandelt. Dieser letzte Samstag im Oktober machte da keinen Unterschied. Der Wind blies von der nördlichen Hafeneinfahrt her und fegte wie ein unsichtbares Raubtier durch Haare und Kleider. Aber Karin war vorbereitet, hielt den Kinderwagen fest und hatte dessen Verdeck hochgeklappt.
»Was für ein Luxus, zum Abendessen auszugehen«, sagte sie lächelnd zu Johan.
»Stimmt.« Sie merkte ihrem Lebensgefährten die Unruhe an. Er machte sich Sorgen, dass Sebastian schreien würde.
»Lotta und …?« Obwohl Johan ihr den Namen gesagt hatte, konnte sie sich nicht erinnern.
»Mattias. Lotta und Mattias.«
»Ach ja, richtig.«
Die graue Wolkendecke, die seit dem Morgen über Marstrand gehangen hatte, öffnete sich einen Spaltbreit und ließ ein paar Sonnenstrahlen hindurch, die das Wasser zum Glitzern brachten. Gerade hatte es noch bedrohlich gewirkt, doch plötzlich sah es einladend und freundlich aus, trotz der schäumenden Wellen, die das Salzwasser bis nach oben gegen die cremeweiße Fassade des Warmbads spritzten. Wie schön ein bisschen Sonnenlicht alles machte.
Ein paar Minuten später knöpfte sie sich die Jacke auf und machte eine Verschnaufpause, als auf dem Vorplatz des Badehauses das Steinpflaster in Schotter überging.
»Schotter«, stöhnte sie. »Wenn die Reifen einsinken, wird so ein Weg echt zum Ganzkörpertraining.«
»Ich habe doch angeboten, zu schieben.«
»Nein, ich brauche das. Wenn ich wieder zur Arbeit gehe, muss ich den Kerlen beim Armdrücken ja ein bisschen Widerstand leisten.«
»Den Kerlen? Meinst du die bösen Buben?«
»Ja, die auch.«
Sie hatte versucht, bei Spaziergängen mit dem Kinderwagen wieder in Form zu kommen, hatte sogar im Fitnessstudio vom Havshotell trainiert. Voller guter Vorsätze hatte sie sich eine Jahreskarte inklusive Zugang zur luxuriösen Wellnessabteilung des Hotels besorgt, doch wenn das Wetter es zuließ, lief sie lieber eine Runde über die Felsen oder einmal um die Insel Marstrand. Sie war gerne unter freiem Himmel und genoss die salzige Meeresluft.
»Hast du was gesagt?«, fragte sie, als sie merkte, wie Johan sie ansah.
»Ja«, meinte er, während der Wagen, den er mittlerweile schob, übers Pflaster holperte. »Sie müssen tagelang gemalert haben.« Er deutete auf zwei Zehn-Liter-Farbeimer neben einem Haufen Flickenteppiche voller Farbflecken, die vor der gelb gestrichenen Fassade lagen. »Um diese Jahreszeit schon ein gewisses Wagnis.«
Das Haus lag an der Ecke und folgte der Långgatan, führte aber auch ein Stück die Villagatan hinauf. Es hatte aufwendig verzierte Holzbalkone, und dazwischen hing eine dunkelblaue Fahne, auf der in weißer Schrift »Hotell Nautic« stand.
»Lotta und Mattias«, sagte Karin. »Haben die auch noch ein Haus, in dem sie wohnen?«
»Nein, ich habe es so verstanden, dass sie im Hotel wohnen.«
»Und wer hatte eine Verbindung hierher?« Sie war stehen geblieben und setzte sich nun wieder in Bewegung. »Also, lass uns reingehen, mir ist kalt.«
»Mattias ist von den beiden der, den ich kenne, die waren immer im Sommer hier, als wir jünger waren. Und dann waren er, sein Bruder und ich vor Ewigkeiten in diesem Skiurlaub. Puh, meine Güte.« Johans Miene verklärte sich.
Der berühmte Skiurlaub. Es gab sogar ein Video, in dem er durch unberührten Pulverschnee einen Berg hinunterfuhr. In eleganten Kurven und mit beeindruckender Kniebeugung. Es hatte ausgesehen wie ein Werbefilm. Als er erzählt hatte, dass das er war, hatte Karin ihm zuerst nicht geglaubt.
»Sie war also damals nicht dabei? Lotta?«
»Nein, nein. Ich habe sie nur ein paar Mal getroffen.« So, wie er es sagte, hatte es wohl noch einige andere Kandidatinnen gegeben.
»Und zwei Kinder haben sie auch.« Johan sagte ihr die Namen, doch sobald er sie ausgesprochen hatte, hatte sie sie auch schon wieder vergessen. Sicher, sie hatte schon von Stilldemenz gehört, aber es fiel ihr schwer, mit einem solchen Teflongehirn umzugehen. Bei Telefongesprächen schrieb sie Stichworte mit, wenn es ging, um sich später an das Gesagte zu erinnern. Jetzt wiederholte sie im Stillen »Lotta und Mattias« und hoffte, sich gleich noch daran zu erinnern. Und das, obwohl sie nie Schwierigkeiten mit Namen gehabt hatte. Wie sollte das werden, wenn sie wieder zur Arbeit ging?
Zwar gab es bei der Göteborger Polizei genügend Kolleginnen und Kollegen mit kleinen Kindern, die bestimmt Verständnis haben würden; aber sich nicht zu erinnern, was zwei Minuten zuvor gesagt worden war, ging nun mal einfach nicht. Eine vergessliche Kriminalinspektorin war nicht gerade von großem Nutzen.
»Wie kam es, dass sie Hotell Nautic gekauft haben? Ich meine, man kauft so ein Hotel ja nicht einfach nebenbei?«
»Mattias hat sich früher an der Rezeption etwas dazuverdient. Die ehemalige Besitzerin, eine ältere Frau, mochte ihn, und sie fand die Idee gut, dass ein junges Pärchen hier rauszieht und das Hotel ganzjährig betreibt. Wenn ich mich recht entsinne, haben sie den Betrieb Anfang des Jahres übernommen.« Johan kratzte sich an der Stirn. »Oder war das letztes Jahr?«
»Okay.«
»Was machen wir mit Sebastian?«, fragte Johan mit einem Blick auf den schlafenden Jungen.
»Wie meinst du das? Wir schieben den Wagen rein und hoffen, dass er noch ein Weilchen schläft. Es kommt, wie es kommt.«
»Was, wenn er schreit?«
»Es bringt ja wohl nichts, zu spekulieren, was alles passieren kann?«, erwiderte Karin. »Jetzt haben wir die Einladung zum Abendessen doch schon angenommen.«
»Schlimmstenfalls müssen wir wohl einfach mit ihm nach Hause gehen«, überlegte Johan laut.
Karin seufzte.
»Du meine Güte, die haben doch selbst zwei Kinder, sie wissen ja wohl, wie das ist. Und sie wussten ja auch, dass wir ein Baby haben, als sie uns eingeladen haben.«
Manchmal regte es sie wirklich auf, wie wichtig es ihm war, was andere über sie dachten. Im Grunde war Rücksichtnahme ja eine gute Eigenschaft, aber hin und wieder übertrieb er es damit.
Sobald sie um die Ecke bogen, ließ der Wind nach. Das Haus hatte eine L-Form, und ein gepflasterter Weg führte zum Eingang in der Mitte des Gebäudes. Ein Kupferkübel mit Heidekraut stand neben zwei Fahrradanhängern und einem roten Lastenmoped, auf dem der Name des Hotels stand.
Noch bevor sie sich bemerkbar machen konnten, wurde die Tür geöffnet. Eine rothaarige Frau trat heraus. Auf ihrem Gesicht erstrahlte ein Lächeln.
»Hallo, wie schön, dass ihr kommen konntet«, sagte sie.
»Danke, dass ihr euch traut, eine Familie mit sechs Monate altem Baby einzuladen. Wir haben keine Ahnung, wie das hier laufen wird«, meinte Karin und streckte die Hand aus. »Karin.«
»Lotta. Wir haben einen Vierjährigen und eine Siebenjährige. Benjamin und Felicia. Das ist mitunter mindestens genauso spannend. Der Vorteil ist, dass sie mittlerweile die Nächte durchschlafen.«
»Ohhh«, machte Karin.
»Ja. Ich erinnere mich mit Grauen an diese Zeit zurück.«
»Was sagst du da?«, kam es von einem dunkelhaarigen Mann, der hinter ihr erschien und sich als Mattias vorstellte. Als er Johan sah, strahlte er.
»Die Zeit war toll«, meinte er, ergriff Johans Hand und legte seine andere auf dessen Schulter, dann schaute er in den Kinderwagen.
»Du bist also ein Störenfried?«
»Er schläft«, sagte Johan leise. Als hätten die geschlossenen Augen das nicht bereits verraten.
»Aber er sieht doch allerliebst aus«, fand Mattias.
»Ja, so ist das, wenn sie schlafen. Aber der Schein trügt«, antwortete Karin und stellte fest, wie ausgeschlafen ihre Gastgeber aussahen. »Manchmal stehe ich auf der Fähre, sehe mich um und denke darüber nach, dass alle anderen bestimmt die ganze Nacht schlafen durften.«
»Ich weiß genau, was du meinst«, sagte Lotta.
»Wie gut es hier aussieht. Habt ihr gestrichen?«, fragte Johan. Eine vollkommen unnötige Frage beim Blick auf die »Frisch gestrichen«-Schilder, die entlang der Hauswand standen.
...| Erscheint lt. Verlag | 1.8.2025 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Karin Adler ermittelt |
| Übersetzer | Anna-Saida Jessen |
| Sprache | deutsch |
| Original-Titel | Marvatten |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
| Schlagworte | Camilla Läckberg • Entführung • Erik Axl Sund • Göteborg • Henning Mankell • Karin Adler • Leiche • Marstrand • Mord • Schweden • Schweden Krimi • Segeln • Sofie Sarenbrant • Tot • Tradition |
| ISBN-13 | 9783841236029 / 9783841236029 |
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