Der Aufstieg Thions (eBook)
536 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-6951-7350-1 (ISBN)
T.J. Albrecht entdeckte früh seine Begeisterung für Fantasy - insbesondere für die Werke J.R.R. Tolkiens, aber auch für die mythologischen Stoffe der Antike und die magische Welt von Harry Potter. Mit gerade einmal 14 Jahren begann er gemeinsam mit seinem Vater das Fundament für das literarische Universum Yî zu legen. Heute ist T.J. Albrecht ein junger Erwachsener, der nicht nur mit Ideen und Weltwissen, sondern auch mit wachsender schriftstellerischer Reife maßgeblich an der Weiterentwicklung dieses gewaltigen Projekts beteiligt ist. Als Mitbegründer des Open-Yî-Projekts öffnet er die Tore der Welt Yî für andere Autorinnen und Autoren - und beweist damit, dass Fantasie keine Altersgrenze kennt, sondern vielmehr aus Begeisterung und Leidenschaft wächst.
Die Tharodyr32
E s war ein starker Widerstreit, der in ihm ablief: Das Bild, das sich ihm aufgetan hatte, war der Schatz im Osten. Doch der Fingerzeig ging von dort schnurstracks gen Westen. Den Weg nach Westen hatte er bereits versucht. Offenkundig wollte ihn eine Gottheit davon abhalten, genau hierhin zu gelangen. So blieb nur noch der Osten, zumindest um neue Erkenntnisse zu erlangen.
Also machte sich Thion auf den Weg. Es dauerte eine Weile, da merkte er bereits, dass der Pfad sich zu verändern begann und immer gleichmäßiger wurde. Die Unterschiede zwischen Wall und Plateau glichen sich in Form und Farbe immer mehr aneinander an; wobei das Feine und Gelbe des Walls die Oberhand erlangte.
Thion lief immer zügiger; er spürte, dass er diesmal richtig sein müsse. Wie er vermutet hatte, lief der Pfad immer höher und bald schon sah er, dass er sich hoch über dem Meeresspiegel befand.
Anscheinend war es diesiger als zuerst angenommen. Denn er konnte weder die Entfernung von ihm zur Wasseroberfläche abschätzen noch den Punkt identifizieren, von wo er gegen Mittag losgegangen war. Doch offenkundig musste es sehr hoch sein. Als die Dämmerung einsetzte, war er immer noch nicht angekommen. Und wiewohl ihm die ganze Zeit schon vorgegaukelt worden war, dass das Ende bald erreicht sei, zog sich der Pfad immer weiter fort. Tröstlich war zumindest, dass er mittlerweile in einer Höhe gekommen war, wo Moose wuchsen, die wieder reines Süßwasser gespeichert hatten. Hieran konnte sich Thion wenigstens laben, doch von Essbarem war weit und breit nichts zu sehen: Keine Wurzel oder essbare Pflanzen, geschweige denn Vogelnester oder anderes Getier. Auch die Moose schienen ungenießbar zu sein. Und so verzichtete er auf eine Stärkung nach dem Marsch, kauerte sich an die warme Steinwand und schlief ein.
Jene Nacht schlief er unruhig. Wenngleich er schon häufiger an abschüssigen Berghängen geschlafen hatte, plagte ihn die ganze Zeit die Angst, ins Meer zu rollen. Immer wieder wachte er auf, blickte auf den abnehmenden Mond und schlief kurzzeitig wieder ein.
Mit den ersten Sonnenstrahlen wurde er schlagartig wach. Er lag mit dem Gesicht kurz vor der Abbruchkante und blickte geradewegs den Pfad hinunter. Thion war wie erstarrt und wusste nicht, wo er sich befand. Langsam tastete er alles in seiner Umgebung ab: Oberhalb seines Kopfes ging es herab, hinter sich war der Pfad genauso wie ansteigend vor sich. Ein vorsichtiger Blick zu seinen Füßen gab den Blick auf den Wall frei. Als hätte er getrunken, schob er sich vorsichtig zur Wand und stand erst dann auf. Das Schauspiel vom gestrigen Tage wiederholte sich erneut in voller Pracht und sollte ihn für den Schreck entlohnen.
Mit diesen Eindrücken nahm er seinen Marsch weiter nach oben auf. Es sollte wieder einen ganzen Nachmittag dauern, bis er sich endlich dem Ziel seiner kurzen Reise nähern konnte. Thion wäre gerne gerannt, um endlich anzukommen. Doch der durchgängige Aufstieg ohne Essen ließ dies nach den vergangenen Tagen einfach nicht zu.
Immer deutlicher zeichnete sich am Ende das Ziel als eine weitere Felswand ab, auf die er geradewegs zuschritt. Sie war nicht so hoch wie die linksseitig liegende Wand, doch sie war genauso wenig mit Seil oder Klettergeschick überwindbar. Rechtzeitig zum Sonnenuntergang war er am Ziel angekommen und sah die Sonne gegenüberliegend Abschied nehmen. Nun stand er an zwei Wänden; hinter sich und rechts neben sich. Zu seiner Linken war das Meer. Mit den letzten Sonnenstrahlen suchte er die Wand ab auf Symbole, Einkerbungen oder irgendetwas, was auffällig sein könne. Doch es war nichts zu finden. Die ganze Nacht blieb er wach; schaute, ob der Mond irgendwelche Myÿrral-Zauberrunen preisgab, die nur bei Mondlicht zu sehen wären, doch keine Veränderung ergab sich irgendwo an den beiden Wänden. Er klopfte die Wände ab, rieb an den Oberflächen, beobachtete die Reflexion auf dem Meer oder blickte hoch, so weit es bei dem Wall möglich war. Doch es schien eine Sackgasse zu sein. Ohne jedweden Zauber und ohne Lösung für ihn. Hungrig und verzweifelt setzte sich Thion in die Ecke der beiden Wände und grübelte, bis ihm die Augen zufielen.
Es war ein unruhiger Schlaf, doch nicht wie in der Nacht zuvor. Stattdessen war es mal wieder ein Alptraum, der ihm zusetzte. Er träumte von der Hölle und alten Hexen, die ihn mit Haut und Haaren vertilgten und hierbei geiferten, als hätten sie auf diesen Festschmaus ihr Leben lang warten müssen.
Zum Glück wurde er rechtzeitig vor Sonnenaufgang wach. Erst jetzt fiel ihm auf, dass das Sonnenlicht viel höher stand, als bislang vermutet. Durch den Wall in seinem Rücken wurde der Pfad einen gewissen Teil verschattet. Dies konnte also nicht der erste Sonnenstrahl sein, sondern musste bereits die hochstehende Sonne im Süd-Osten sein. Die Müdigkeit kämpfte arg mit ihm und hätte er mittlerweile nicht so einen starken Hunger, er hätte ihr auch nachgegeben. Doch der Hüne musste heute zu einer Entscheidung kommen. Entweder müsste er das Rätsel hier lösen, wofern überhaupt eines bestand. Oder ihm bliebe nur, unverrichteter Dinge den Rückweg anzutreten.
Doch zu seinem Glück hatte die Unterwelt nun den Karzer geöffnet und entließ die Sonne für ihren täglichen Freigang. Wie ein kleines Feuer in der Ferne - weit und hoch hinter ihm - glimmte die Sonne tiefrot und machte der Schönheit der Nacht mit ihrem tiefblauen Kleid nun ihre Aufwartung. Thion stand mit dem Rücken am Wall und blickte gebannt wie das Licht - welches noch über dem rechtsliegenden Wall stand - noch das Meer ausleuchtete. Dann den Pfad an der linken Abbruchkante traf und schließlich den abschüssigen Weg in voller Länge in güldenes Licht tauchte.
Nur die zwei Dutzend Schritt von der Wand zu seinem Rücken vermochte die Sonne zu diesem Zeitpunkt nicht aus dem Schatten zu bringen. Ihm war, als sähe er in der unendlichen Ferne einen goldenen Punkt aufleuchten. Thions Herz schlug heftig, war das das Zeichen? Doch das Momentum hielt nur für eine kurze Weile, und schon wanderte der göttliche Feuerball erbarmungslos weiter und erleuchtete die Wand zu seiner Rechten immerfort bei seinem Süd-Weg. Die Gelegenheit zur Auflösung des Lichträtsels war damit verpasst. Thion musste alle Hoffnung ziehen lassen, sein Magen schmerzte sehr und seine Muskeln versagten ihm den Dienst. Mutlos und schwach sackte er zusammen und zog sich in die Ecke der beiden Wände zurück, welche noch im Schatten lagen. Stier ging sein Blick auf das offene Meer, welches durch die wandernde Himmelslaterne herrlich erleuchtet wurde. Goldsilbrig glänzte die Oberfläche der weiten See, blau darüber lag der unendliche Horizont. Doch trotz aller ihm dargebotenen Schönheit konnte in jenem Moment keine Freude und kein Trost aufkommen. Sein Körper war vollständig ausgelaugt, die Kraft war wie entzogen. Starke Müdigkeit quälte den Recken zudem und seine Augen verzagten ihm, beginnend mit einer optischen Verzerrung - als sähe er auf eine diesige Stelle - alsbald den Dienst. Er verfiel in einen sehr langen und tiefen Schlaf.
Als er aufwachte, war die Sonne schon wieder dabei, sich vom Osten zum Süden zu bewegen. Er verfluchte den Tag, denn er hatte soeben eine weitere Gelegenheit verpasst, das Rätsel zu lösen. So oder so, er musste an jenem Tag wieder absteigen. Es war unmöglich, seinen Hunger weiter zurückzuhalten. Doch selbst dafür war er jetzt noch zu schwach.
Die Nacht war schlecht verlaufen, seine Träume drehten sich ein weiteres Mal um die Hexen. Wieder war er mit ihren knochigen Berührungen und ihrem hysterisch-lustvollen Gekreische wachgeworden, die noch in ihm nachklangen. Seine rechte Hand schmerzte. Es war die Hand, in welche ihn die Wahnsinnigen in genüsslicher Langsamkeit gebissen hatten. Als er sich damit aufstützen wollte, um aufzustehen, bemerkte er, dass es nicht ein Krampf oder sonstiger gewöhnlicher Schmerz war. Vielmehr war seine Rechte zu einer Faust zusammengeballt, als hielte sie etwas. Thion erinnerte sich an das letzte Mal, als dies so geschehen war. Als er sein Kleinod festgehalten hatte. Als er es vor allem anderen geschützt hatte.
Doch diesmal passierte Entsetzliches. Mochte es passiert sein, weil seine Kräfte ihn verlassen hatten. Oder weil er so schlecht geschlafen hatte und seine Hand noch nicht vollends seinen Befehlen gehorchen konnte. Denn diesmal konnte er seinen Schatz nicht schützen. Er konnte nicht die Einheit von ihm und dem Stein bewahren. Fast schien es, als spränge die Kugel mehr aus seiner Hand, als dass sie herausfiele. Doch statt geradewegs abschüssig den Hang herunterzurollen, führte ihr Weg auf die Abbruchkante zu seiner Linken zu und drohte, ins Meer zurückzukehren, wo sie herkam.
Gleich einem alten Mann rappelte sich Thion beschwerlich auf und rannte der Kugel - die zu seiner Verwunderung eher gemächlich als schnell kullerte - hinterher. Die Breite des Pfades an jener Stelle betrug gute drei Schritt und dennoch erreichte der Recke die Kugel erst kurz vorm Abgrund. Seine Rechte schoss hervor, doch es war eine schlechte Entscheidung. Denn immer noch krampfte sie und somit streifte er die Kugel, bekam sie aber nicht zu fassen. Der Stein musste ihn blind für...
| Erscheint lt. Verlag | 14.7.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
| Schlagworte | Dark Fantasy • epische Fantasy • High Fantasy • Mythen und Legenden • Mythologie |
| ISBN-10 | 3-6951-7350-5 / 3695173505 |
| ISBN-13 | 978-3-6951-7350-1 / 9783695173501 |
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