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Tagebuch eines Verrückten (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
250 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-8192-9026-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tagebuch eines Verrückten -  Lazar Aydin
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(CHF 6,80)
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In dunklen Nächten, in denen das eigene Spiegelbild fremd erscheint und die Welt nur noch als Echo des inneren Schmerzes wahrgenommen wird, schreibt ein Mensch gegen den Wahnsinn an. Ein Mensch ohne Heimat, ohne Halt - getrieben von Dämonen, Fragen und der unstillbaren Sehnsucht nach einem Funken Licht. Tagebuch eines Verrückten ist kein gewöhnlicher Roman. Es ist ein poetischer Abstieg in die Tiefen der Seele - roh, verzweifelt, ehrlich. Lazar Aydin führt uns durch ein Kämmerlein voller Gedanken, die zu scharf für den Alltag, zu wahr für das Schweigen sind. Was entsteht, ist ein Manifest innerer Zerrissenheit - und zugleich ein leises, bittersüßes Bekenntnis zur Hoffnung. Für jene, die selbst im Dunkeln nach Bedeutung tasten.

I


Mit verschwitztem Körper wachte ich in jener

dunklen Stunde auf,

die mich an den Werdegang des Schreis erinnerte.

Wieso schrie er?, fragte ich mich.

Warum konnte er nicht lächeln?

Seine gespenstische Erscheinung erinnerte mich

an die dunklen Dämonen meiner nächtlichen

Widersacher.

Er wirkte zugleich zerbrechlich und erschrocken.

Sag, werter Freund –

weshalb stößt du so viel Angst aus dir heraus?

Welcher Teil deiner Seele tut weh?

Was hast du gesehen?

Warum verschränkst du deine Arme vor deinem

Gesicht

und schaust, als würdest du jemanden suchen?

Vermisst du jemanden –

oder hast du etwas entdeckt?

Obwohl du stumm in der Ewigkeit eines Gemäldes

gefangen bist,

höre ich deine schmerzhaften, gottverlassenen Töne.

Oh, mein armer Freund,

welch bemitleidenswertes Wesen du doch bist.

Du stehst auf einer wackligen Brücke,

die kurz vor dem Einsturz steht.

Wäre ich nur bei dir,

ich würde deine kalten, grauen Hände in meine legen

und dir einen Kuss auf die Stirn geben.

Ich wünschte,

ja – ich wünschte, ich wäre bei dir.

Du wirkst so einsam.

Vielleicht könntest du auch

die Einsamkeit meiner Seele spüren.

Sag – verspüren wir dieselbe Art von Einsamkeit?

Sind wir Brüder des Einsamen

und können nur wir einander trösten?

Ich will in die Leere deiner Augen blicken

und darin den stillen Drang der Freiheit erkennen,

der sich hinter ihnen verbirgt.

Gern würde ich dich in dieser Stunde umarmen

und dich in meine Welt hineinziehen.

Du könntest das Leben

in einer anderen Dimension kennenlernen.

Doch bedenke, werter Freund:

Einsamkeit ist dimensionslos.

Sie bohrt sich in dein Fleisch,

bis sie sich zur Genüge ernährt hat.

Verstehst du, von welcher Einsamkeit ich spreche,

mein leidender Bruder der Ewigkeit?

Jene Einsamkeit,

die ich in meinem Herzen trage.

Die Einsamkeit,

die Länder einstürzen lässt

und den Hass dieser Welt

durch ihren kalten Atem nährt.

Ich spreche von der Einsamkeit,

die selbst dem Bösen einen Schreck einjagt –

eine tiefe, dunkle Einsamkeit,

die wie ein grau-schwarzer Schleier

die Seelen und Körper der Menschen umhüllt

und nie wieder loslässt.

Diese Einsamkeit

ist die grausamste aller Einsamkeiten.

Sie reden mit dir

und lassen dich nicht mehr los.

Sie flüstern dir unerträgliche Dinge ins Ohr

und greifen dich in deinen schwächsten Momenten

an.

Sie warten am Bettende wie Dämonen,

schauen dir beim Einschlafen zu

und wecken dich mit einem grässlichen Lächeln.

Das Tragische an dieser Einsamkeit ist,

dass du sie als Notwendigkeit deiner schöpferischen

Kraft ansiehst.

Sie halten deine Hände beim Schreiben.

Sie halten deine Mundwinkel beim Lächeln.

Und – viel schlimmer noch –

sie umarmen dich, nachdem sie dich zerstört haben.

Sie ist paradox – und klar zugleich.

Diese Einsamkeit lächelt,

und sticht mit unsichtbaren Klingen in deinen

weichen Körper.

Deine Seele muss rennen.

Denn wenn sie dich einmal erwischt,

verbreitet sie ihr Gift –

und deine Seele vergraut.

Graue Seelen aber

sind wie schwere Steine beim Tragen.

Schwer kommst du hoch –

denn sie wiegen wie Tonnen.

Essen kannst du nicht.

Denn diese Felsen stecken in deinem Hals

und nehmen dir jeden Appetit.

Schlafen kannst du nicht.

Denn jene Steine ziehen dich zu Boden,

wollen dich durch stählernen Beton zerreißen.

Im Inneren breiten sie sich aus,

wollen dich vierteilen.

Selbst lächeln kannst du nicht.

Denn kleine, unscheinbare Kiesel

verstecken sich in deinem Mund

und ziehen deine Winkel nach unten.

Dein Rücken wird krummer und krummer.

Denn diese Steine sind verführerisch.

Sie sagen dir,

dass sie getragen werden wollen.

Und du, armer Freund –

du wirst sie tragen.

Denn sie sind Meister des Wortes.

Und wenn du nicht zuhörst,

weil deine Angst zu laut ist,

reißen sie dir die Ohren heraus

und schreien dich an –

bis du sie aus Machtlosigkeit tragen wirst.

Verstehst du mich?

Dann höre mir zu.

Sei vorsichtig, werter Freund.

Du musst rennen,

wenn du eines dieser Monster erkennst.

Renn – so schnell du kannst.

Und lass dich niemals verführen

vom Weibe der Einsamkeit.

Sie wird dir schöne Dinge

in dein ahnungsloses Ohr flüstern:

„Ich liebe dich.“

„Ich bleibe für immer bei dir.“

„Keiner bedeutet mir so viel wie du.“

Und plötzlich merkst du,

dass du gefangen bist.

Sie umschlingt dich wie eine Kobra,

und ihr Biss ist verführerisch.

Du glaubst,

diese scharfen Zähne berühren deinen Leib aus Liebe.

Nichts könnte der Wahrheit ferner sein,

mein ärmster aller Freunde.

Dieser Biss raubt dir

den Geschmack und die Farbe deiner Seele.

Oh Freund,

wie leid du mir tust.

Verschwinden möchte ich

in deinen orange-roten Nachthimmel

und Gott entgegentreten.

Gibt es einen Gott in deiner Welt –

oder bist du wie ich:

nur ein irrender Gefangener

im absurden Spiel des Lebens?

In meiner Welt

stehe ich meinem Gott nicht sehr nahe.

Er redet selten mit mir.

Ununterbrochen verspüre ich eine Schuld ihm

gegenüber.

Ich weiß nicht,

ob er mich hasst –

oder etwas von mir erwartet.

Ehrlich gesagt:

Ich wüsste nicht einmal,

was ich ihm schulde.

Was will er nur von mir?

Er hat mir das Leben geschenkt –

und nun soll ich den Weg gehen,

den er mir geebnet hat?

Aber warum hat er mich in diese Welt geschickt,

wenn er wusste,

wie ich enden würde?

Warum schenkt er ausgerechnet

Selbstmördern das Leben –

oder gar Mördern?

Welchen Sinn verfolgt mein Gott,

wenn Mörder und Seelenschänder

in diese Welt hineingeworfen werden?

Ich kann ihn nicht verstehen.

Es ist,

als spiele er Schach gegen sich selbst –

und verliere absichtlich,

um Außenstehenden eine Lektion zu erteilen.

Doch was ist die Lektion, Gott?

Was willst du uns sagen?

Dass das Leben heilig ist?

Dass jedes Leben –

so erbärmlich, so verlassen es auch sei –

würdig ist,

geliebt und angenommen zu werden?

Werter Freund,

erkennst du diesen Konflikt?

Erkennst du meinen Zwiespalt mit Gott?

Und er schweigt.

Wie soll ich gegen eine Wand antworten?

Ich bin wie ein Künstler,

der weiße Leinwände mit weißer Farbe bemalt.

So sehr und so oft ich mich auch anstrenge –

keiner erkennt meine Spuren.

Lassen wir das Thema ruhen.

Mein Herz blutet,

wenn ich mit ihm rede –

und viel Blut besitze ich nicht.

Ich bin ein dürrer, armer, zerbrochener Mensch.

Folglich –

um meinen Schmerz lindern zu können –

beantworte mir:

Was ist schlimmer?

Zu leben wie Vieh,

mit dem Tod als treuem Gefährten an der Seite –

oder seinem einsamen Atem nachzulaufen

und daran zu sterben?

Ich würde Letzteres wählen.

Warum, fragst du sicherlich?

Nun denn, werter Freund –

ich verrate es dir.

Was bringt es dir,

ahnungslos in die Sterne zu schauen,

wenn du dabei den Zauber des Lebens verfehlst?

Richtig: Nichts.

Du schaust in die Sterne –

und sie antworten dir nicht.

Du kannst nicht mit ihnen träumen,

sie nicht umarmen

und nicht auf einer weiteren Seinsebene lieben.

Das Strahlen deiner Augen

wäre einzig das Lichtlein deiner eigenen Dummheit.

Nur ein törichter Verschwender des Lebens

würde eine solch dumme Wahl treffen.

Lieber leide ich

mit voller Bewusstseinsebene,

als wie ein halbtoter Idiot

das Leben als billige Wiederholung

tragischer Filme meiner Vorfahren zu sehen.

Wir wurden geboren,

um uns selbst zu zerstören.

Denn:

Schönheit muss sich eines Tages selbst zerstören,

damit wir auf ewig in den Köpfen anderer weiterleben

können.

Ich glaube, du verstehst nicht,

was ich damit sagen möchte.

Nun –

du schreist.

Und zersplitterst deine Seele.

Ab diesem Moment entsteht etwas Größeres.

Etwas Göttliches.

Du hast den inneren Teil –

jenes kosmische Etwas,...

Erscheint lt. Verlag 21.7.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Lyrik / Gedichte
Schlagworte Existenzkrise • innere Zerrissenhei • Lyrik • Melancholie • Poesie
ISBN-10 3-8192-9026-5 / 3819290265
ISBN-13 978-3-8192-9026-8 / 9783819290268
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