Everest Zeitsturm am Gipfel (eBook)
93 Seiten
epubli (Verlag)
9783819772153 (ISBN)
Emilia Tonin, Jahrgang 2007, debütiert mit dem Roman 'Die Stille Jägerin: Ein Requiem der Schatten'. Mit nur 18 Jahren erforscht sie darin die Abgründe menschlicher Natur und Gewalt. Ihre eigene Kindheit war von elterlicher Gewalt geprägt. Literatur wurde für sie zum Ventil, um das Unfassbare zu verarbeiten und Leidenden eine Stimme zu geben. Ihr Werk zeigt außergewöhnliche Beobachtungsgabe und Mut, unbequeme Wahrheiten aufzudecken.
Emilia Tonin, Jahrgang 2007, debütiert mit dem Roman "Die Stille Jägerin: Ein Requiem der Schatten". Mit nur 18 Jahren erforscht sie darin die Abgründe menschlicher Natur und Gewalt. Ihre eigene Kindheit war von elterlicher Gewalt geprägt. Literatur wurde für sie zum Ventil, um das Unfassbare zu verarbeiten und Leidenden eine Stimme zu geben. Ihr Werk zeigt außergewöhnliche Beobachtungsgabe und Mut, unbequeme Wahrheiten aufzudecken.
Kapitel 4: Der lange Schlaf –
Eine Dekade der Stille
Die Schuld am Tod des jungen Fotografen nagte an Kael, selbst als er sich in seine Höhlenbasis zurückzog. Der Berg, der eigentlich gerettet werden sollte, hatte bereits sein erstes Opfer gefordert, wenn auch indirekt durch Kaels Handlungen. Mit einem tiefen Seufzer aktivierte er seinen ICE-Freezer , das surrende Gerät, das ihm erlauben würde, die Zeit zu überbrücken, während der Everest sich erholen konnte. Er hatte eine subtile Alarmanlage installiert – eine Reihe von hochempfindlichen Sensoren, die jede signifikante Annäherung von Menschen an den Berg registrieren und ihn aus seinem kryonischen Schlaf reißen würden.
Die Stille der Eishöhle umfing ihn, als er in den Schlaf sank, ein Jahrhundert lang unterbrochen von gezielten Erweckungen, um die Zeitlinie zu beeinflussen. Er träumte von eisigen Gipfeln und der leisen Bedrohung des menschlichen Fortschritts.
Im Jahr 1920 riss ihn ein leises, aber insistierendes Summen aus seinem Tiefschlaf. Die Alarmanlage. Eine neue Expedition.
Kael erwachte, seine Glieder waren steif, doch sein Geist war sofort hellwach. Schnell war er in sein Yeti-Kostüm geschlüpft und hatte seine Ausrüstung überprüft. Er verließ die Höhle und nutzte die fortschrittliche Optik seines Helms, um die Neuankömmlinge zu identifizieren. Es war eine weitere Gruppe von Entdeckern, diesmal ehrgeiziger, entschlossener, den Gipfel zu erreichen. Sie waren besser ausgerüstet als ihre Vorgänger, aber immer noch meilenweit von der Sicherheit zukünftiger Bergsteiger entfernt.
Die Expedition errichtete ihr Basislager. Kael wartete nicht lange, um seine Taktik zu wiederholen. Er terrorisierte sie mit knurrenden Geräuschen, riesigen, frischen Fußspuren im Schnee, die ins Nichts führten, und dem Gefühl, beobachtet zu werden. Er sorgte für kleinere Lawinen an sicheren Stellen, die dennoch furchteinflößend waren, und ließ Ausrüstungsgegenstände auf unerklärliche Weise verschwinden oder an unzugänglichen Orten wieder auftauchen.
Die Gruppe war zwar entschlossen, aber auch abergläubisch. Der "Schneemensch" wurde zu einem allgegenwärtigen Schrecken. Dennoch arbeiteten sie sich hoch, bis sie Camp 4 erreichten, das letzte Lager vor der berüchtigten Todeszone. Von hier aus war der Gipfel zum Greifen nah. Die Abenteurer waren am Limit ihrer physischen und mentalen Kräfte.
Kael verstärkte seine Bemühungen. Er schlich sich in der Nacht um ihr Lager, ließ tiefe, animalische Rufe ertönen, die in der dünnen Luft hallten und die Männer im Schlaf erschreckten. Er projizierte Schattenbilder seines gewaltigen Umrisses auf ihre Zeltwände, so dass sie dachten, der Yeti stünde direkt vor ihnen. Der Anblick des riesigen, pelzigen Wesens, das im Dunkeln lauerte, war mehr, als sie ertragen konnten.
Die Angst, die er säte, war effektiv. Ohne moderne Sicherungsseile und mit der mentalen Belastung durch die ständige Bedrohung, traf die Expedition eine schicksalhafte Entscheidung. Der Gipfel war in Reichweite, aber die Furcht vor dem mysteriösen Wesen des Berges war größer. Sie beschlossen, umzukehren.
Der Abstieg war chaotisch. Die Männer waren von Angst getrieben, ihre Urteilsfähigkeit durch Schlafmangel und Höhenkrankheit getrübt. Kaels Herz sank, als er sah, wie mehrere von ihnen auf den eisigen Hängen abrutschten. Die fehlenden Sicherheitsseile forderten ihren Tribut. Einige stürzten in den Tod, andere überlebten den Sturz, aber mit schweren Verletzungen – gebrochenen Gliedmaßen, Kopfverletzungen, Erfrierungen. Sie waren gezwungen, die Expedition vollständig abzubrechen.
Die Überlebenden, gezeichnet von ihren Verletzungen und dem psychischen Trauma der Begegnungen, zogen sich vom Berg zurück. Die Nachricht von der gescheiterten Expedition und den schrecklichen Ereignissen am Everest verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Der Berg festigte seinen Ruf als unbezwingbarer Ort, der von einem mysteriösen Wesen bewacht wurde.
Kael beobachtete ihren Abzug mit gemischten Gefühlen. Wieder hatte es Tote gegeben, Verletzte. Die Last auf seiner Seele wurde schwerer. Doch die positive Seite überwog: Der Berg war für weitere Jahre gesichert. Es würde eine Weile dauern, bis sich die Menschen wieder so nah an den Everest wagen würden. Er war froh, dass jetzt Ruhe einkehren würde.
Er zog sich in seine Eishöhle zurück, reinigte sein Kostüm und bereitete den ICE-Freezer erneut vor. Die Sensoren wurden auf die nächste mögliche Bedrohung eingestellt. Er stellte die Zeit für sein nächstes Erwachen ein: 1930. Zehn Jahre des Schlafs lagen vor ihm, eine weitere Dekade der Stille für den Everest, bevor er wieder als Wächter erscheinen musste.
Kapitel 5: Der
unaufhaltsame Vormarsch –
Jahrzehnte des Widerstands
Kael erwachte im Jahr 1930, als die Sensoren seiner Alarmanlage erneut anschlugen. Die Ruhe hatte ersehnt, aber er wusste, dass der menschliche Drang, Grenzen zu überwinden, unaufhaltsam war. Er bereitete sich vor, um erneut als Wächter des Berges in Erscheinung zu treten. Die nächsten anderthalb Jahrzehnte würden ein zermürbender Kampf gegen den technologischen Fortschritt und die menschliche Hartnäckigkeit werden.
1933: Die Leitern des Fortschritts
Eine deutsche Expedition erreichte den Everest, ausgestattet mit robusten Leitern, die ihnen das Überwinden von Gletscherspalten und steilen Eiswänden erleichtern sollten. Kael, als geisterhafter Yeti, tauchte in den Nebelschwaden auf, riss mit gewaltiger Kraft eine Leiter aus der Verankerung oder ließ Steine in deren Nähe donnern. Die Bergsteiger, fasziniert und verängstigt zugleich, berichteten von riesigen Abdrücken im Schnee, die über Nacht erschienen. Trotzdem drangen sie bis zum Basislager 3 vor. Ein junger Bergführer, unvorsichtig im aufkommenden Schneesturm, verlor den Halt und stürzte in eine Gletscherspalte. Er war der erste Tote dieser Expedition. Die verbliebenen Mitglieder kehrten, verunsichert, aber noch nicht gebrochen, um.
1934: Die Fixseile und das Schreckgespenst
Eine britische Gruppe, angeführt von einem erfahrenen Bergsteiger, kehrte zurück. Sie hatten aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und begannen, Fixseile an den kritischsten Abschnitten anzubringen. Kael versuchte, die Seile in der Nacht zu sabotieren oder sie von ihren Verankerungen zu lösen. Doch die Konstruktion war robuster geworden. Er zeigte sich mutiger, ließ sich sogar von einem der Kletterer in der Ferne fotografieren – ein verschwommener, riesiger Umriss, der das Gerücht des Yetis in die Welt trug. Aber der Schock wich der Faszination. Die Expedition erreichte Camp 4. Dort erkrankte ein Arzt der Gruppe an einem schweren Lungenödem und verstarb qualvoll in der Nacht. Der Berg hatte erneut zugeschlagen, unabhängig von Kaels Handlungen. Die Gruppe zog sich erschöpft zurück.
1935: Die Sicherheitsgurte und die hartnäckige Neugier
Das folgende Jahr brachte eine kleine, aber entschlossene französische Gruppe. Sie führten Sicherheitsgurte und verbesserte Karabiner ein, die die Sicherung an den Fixseilen revolutionierten. Kael versuchte, ihre Vorräte zu stehlen oder sie durch plötzliche, laute Geräusche in Panik zu versetzen. Sie begegneten ihm mit einer Mischung aus Angst und wissenschaftlicher Neugier. Einer der Bergsteiger versuchte sogar, ihn mit einem Fernglas zu beobachten, bevor Kael sich geschickt in den Schatten zurückzog. Sie schafften es, das Höhenlager 5 zu erreichen, doch die extreme Kälte forderte ihren Tribut. Ein Mitglied erlitt schwere Erfrierungen und musste zurückgelassen werden; er starb kurz nach dem Abstieg an den Folgen. Die anderen gaben auf, ihre Bilder des Yetis waren die einzigen „Erfolge“, die sie mitbrachten.
1936: Fortschrittliche Ausrüstung und bittere Verluste
Eine weitere britische Expedition, diesmal mit verbesserten Eispickeln und Schlafsäcken, die die Übernachtungen in der Höhe erträglicher machten. Kael versuchte, Nebel zu erzeugen, indem er die Luftfeuchtigkeit manipulierte (mit winzigen, auf Nanotechnologie basierenden Geräten), um die Sicht zu behindern und Verwirrung zu stiften. Doch die Kletterer waren besser ausgerüstet für solche Bedingungen. Sie erreichten eine Rekordhöhe nahe dem Gipfel. Doch auf dem Rückweg, übermüdet und vom Sturm überrascht, stürzte einer von ihnen von einem Grat. Seine Schreie verhallten im Wind. Wieder ein Opfer des Berges, nicht direkt von Kael verursacht, aber in seinem verzweifelten Kampf, die Eindringlinge fernzuhalten. Die Expedition kehrte mit der Nachricht vom Tod und der unheimlichen Präsenz des "Schneemenschen" zurück.
1938: Die Überwindung der Angst
Eine gemischte europäische Expedition wagte den nächsten Versuch. Sie brachten leichtere Sauerstoffgeräte mit, die die Atemnot in der Todeszone lindern sollten. Kael war verzweifelt. Er erschien ihnen näher als je zuvor, ein schattenhaftes Schemen, das ihre Pfade kreuzte und ihre Zelte umkreiste. Sie fotografierten ihn wiederholt, die Bilder waren klarer, zeigten einen riesigen, pelzigen Humanoiden. Doch die Bergsteiger waren mittlerweile so von der Idee des Gipfels besessen, dass selbst die Furcht vor dem Yeti in den Hintergrund trat. Ein Mitglied der Expedition erlitt ein schweres Hirnödem und verstarb in seinem Zelt, bevor Hilfe kommen konnte. Wieder ein Opfer der...
| Erscheint lt. Verlag | 20.7.2025 |
|---|---|
| Verlagsort | Berlin |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Lyrik / Dramatik ► Dramatik / Theater |
| Schlagworte | Alpinismus • Berg • Bergsteigen • Everest • Gefahr • Reisen • Umwelt |
| ISBN-13 | 9783819772153 / 9783819772153 |
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