H. C. Hollister 144 (eBook)
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-8812-0 (ISBN)
Aus den Augenwinkeln bemerkte der Ranger den Schatten, der unter den Cottonwoods auftauchte. Seine Hand zuckte zum Halfter und wirbelte den Colt heraus. 'Keine Bewegung, Leute! Kommt von der Tür weg und schnallt ab!' Die tödliche Betroffenheit der drei Rebellenreiter währte keine zwei Sekunden. Wie ein Blitz riss der eine Bursche plötzlich den Lauf seiner Schrotflinte in die Höhe. Der Ranger ließ sich fallen und schoss. In diesem Moment krachten von der Stallecke her die Navy-Colts des Captains. Mit einem Schlag brach das Inferno herein.
REBELLENREITER
Aus den Augenwinkeln bemerkte der Ranger den Schatten, der unter den Cottonwoods auftauchte. Seine Hand zuckte zum Halfter und wirbelte den Colt heraus. »Keine Bewegung, Leute! Kommt von der Tür weg und schnallt ab!«
Die tödliche Betroffenheit der drei Rebellenreiter währte keine zwei Sekunden. Wie ein Blitz riss der eine Bursche plötzlich den Lauf seiner Schrotflinte in die Höhe. Der Ranger ließ sich fallen und schoss. In diesem Moment krachten von der Stallecke her die Navy-Colts des Captains. Mit einem Schlag brach das Inferno herein.
Das schimmernde Band des Flusses glitzerte wie poliertes Messing im Schein der tiefstehenden Nachmittagssonne. Clay Sheridan ritt auf dem alten spanischen Rio-Grande-Trail – und sein großer, lehmgelber Wallach trottete mit der ausdauernden Zähigkeit eines langgedienten Kavalleriepferdes dahin.
Man schrieb den 14. September 1866. Überall in Texas und im ganzen Süden fand man in dieser düsteren Nachkriegszeit Männer, die noch Teile der ehemaligen grauen Südstaatenmontur trugen. Clay Sheridan machte davon keine Ausnahme! Sein verschossener Feldhut, sein McClellan-Sattel und der Mantelsack kennzeichneten ihn als Rebellenreiter.
Im Scabbard steckte ein 52/56er Union-Spencer-Karabiner. Außerdem trug Clay Sheridan im Buscadero-Gurt zwei blauschimmernde 36er Navy-Colts mit rauen, verblichenen Elkhorngriffschalen.
Selbst bei diesem einsamen Ritt war seine sandfarbene Buschjacke so weit zurückgeschlagen, dass er jederzeit ungehindert an die Waffen gelangen konnte. Immerhin befand er sich westlich des Pecos' im Gebiet der berüchtigten Big Bend, dem Schlupfwinkel von Outlaws, Desperados und Geächteten, wo kein Gesetz existierte und Vorsicht jederzeit am Platze war.
Clay Sheridan ritt zusammengesunken und mit langgeschnallten Bügeln. Er hielt den Kopf gesenkt, sodass sein bronzehäutiges Gesicht vom Hutrand beschattet wurde – und die Zügel lagen lässig in seiner Linken.
Er kam von Westen und folgte schon seit mehr als einer Stunde der gelben, zerklüfteten Hügelkette, von der sich steinige Arroyos durch das Vorland zum Fluss hinunterzogen. Der alte spanische Trail war kaum mehr als eine Doppelspur staubiger Radfurchen, die mitunter dicht am Fluss entlangführten, um sich dann wieder den Hügeln zuzuwenden. Stellenweise verschwanden sie bereits unter wucherndem Unkraut.
Der Fluss bildete die Grenze zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten – und seitdem drüben eine blutige Revolution tobte, zogen die meisten Frachtfahrer die Van-Horn-Route im Inneren des Landes vor. Mexikanische Desperados pflegten sich nicht an politische Grenzen zu halten und dehnten oft ihre Raubzüge über den Rio Grande aus.
An diese Dinge wurde Clay Sheridan jäh erinnert, als dünn und schwach das Krachen von Schüssen über den Fluss drang. Sheridan gab seinem Wallach eine Parade und hielt an. Das Pferd stand reglos wie eine Bildsäule, als der Reiter mit geübtem Griff seinen Karabiner aus dem Sattelschuh zog und auf den Schenkel stemmte.
»Hast du's auch gehört, Yank?«, murmelte Sheridan, als erneut und diesmal bedeutend näher zwei Schüsse ertönten und die Ohren des Wallachs zu spielen begannen. »Da ist etwas im Gang – und wir können es uns nicht leisten, einfach weiterzureiten. Los, sehen wir uns wenigstens an, wer da seine Munition vergeudet!«
Eine leichte Veränderung der Schenkelhaltung genügte und der Wallach ging aus dem Stand in einen abrollenden, raumgreifenden Galopp über. Etwa eine halbe Meile entfernt ragten graue, verwitterte Klippen über Scrubwoods und Kakteen-Verhaue empor.
Als Sheridan dort anlangte und aus dem Sattel glitt, befand er sich oberhalb eines Arroyos und hatte freien Ausblick über den Fluss, der hier eine weite Schleife zog. Dann sah er sie!
Zwei Reiter tauchten drüben aus einer Hügelfalte auf und jagten unterhalb eines langgestreckten Felsabbruchs dem Fluss entgegen. Allem Anschein nach handelte es sich um Amerikaner. Einer von ihnen trug einen schwarzen Prince-Albert-Rock und einen schwarzen Stetson mit flacher Krone. Er beugte sich tief über den Hals eines hochbeinigen Rotfuchses und wandte ein paarmal den Kopf nach seinem Begleiter, der ein paar Längen zurücklag.
Der zweite Mann ritt auf einem Kastanienbraunen mit weißen Vorderfesseln und trug die Reste einer Südstaatenmontur. An seiner grauen Hose waren deutlich die gelben Streifen auszumachen – und auf dem Kopf hatte er noch die Uniformmütze, eine Kappe mit steifem Lacklederschirm und schräg nach vorn geneigtem Deckel. Man sah, wie der Reiter sein Pferd rücksichtslos anspornte, um nicht noch weiter hinter dem schnellen Rotfuchs zurückzubleiben.
Genau zwischen den beiden Fliehenden wirbelte plötzlich ein Staubwölkchen am Boden auf. Der Knall der Schüsse folgte erst mit merklichem Abstand. Und endlich erschien auch das Rudel der Verfolger in der Geländefalte.
Clay Sheridan kniff die Augen zusammen. Er zählte sieben Mexikaner, die an ihren großen Sombreros, den Charro-Jacken sowie den über der Brust gekreuzten Patronengurten leicht zu erkennen waren. Auch sie forderten ihren Pferden das Letzte ab, um den beiden Flüchtenden den Weg zu verlegen.
Die Kavalkade hinterließ eine wehende Staubfahne, die im Schein der tiefstehenden Sonne golden schimmerte. Von Zeit zu Zeit gab einer der Männer einen Schuss ab, obwohl die Distanz noch zu groß und ein genaues Zielen vom Rücken eines galoppierenden Pferdes aus unmöglich war.
Das Ufer war drüben ziemlich flach, aber das Vorland bedeckten Geröll und größere Steinbrocken. Vom letzten Hochwasser waren morastige Pfützen zurückgeblieben. Angeschwemmte, schlammbedeckte Büsche und Treibholz bildeten am Ende einer Landzunge einen verfilzten Wall. Genau diese Landzunge schienen die beiden Amerikaner erreichen zu wollen, weil nur dort der Boden einigermaßen eben war.
Noch einmal verschwanden sie hinter einem Gebüschstreifen, dann jagten sie in verzweifeltem Spurt auf die freie Fläche hinaus.
Die Mexikaner hielten an. Sie schienen einzusehen, dass sie mit ihrer bisherigen Taktik zu spät kamen. Clay Sheridan war sich nicht sicher, ob er Desperados und Banditen oder republikanische Guerilleros, also Juaristas, vor sich hatte. Im Zweifelsfall existierte da auch kein großer Unterschied.
Südländisches Temperament, romantische Vorstellungen und die fortwährende Unterdrückung und Ausbeutung der mexikanischen Landbevölkerung machten es jedem Desperado leicht, sich als Revolutionär und Kämpfer für die Freiheit aufzuspielen.
Auch der »Colonel« Tonio Zapata, der dieses Gebiet mit seinen Guerilla-Verbänden beherrschte, hatte früher einmal als »edler« Bandit gegolten und wäre vermutlich längst von den gefürchteten Rurales gejagt und aufgeknüpft worden, wenn ihm nicht der Bürgerkrieg zum Range eines »Obersten« verholfen hätte. – Diese Gedanken schossen Clay Sheridan durch den Kopf, als er sah, wie zwei der Mexikaner mit Gewehren das Feuer eröffneten.
Die beiden Amerikaner galoppierten jetzt bereits in das seichte Wasser. Man sah die Fontänen der Geschosseinschläge ganz in ihrer Nähe, doch das Glück war den beiden hold. Die Sprünge ihrer Pferde wurden schwerfälliger, je mehr die Wassertiefe zunahm.
Dann plötzlich geschah es! Der hochbeinige Fuchs bäumte sich auf, als ihm das Wasser schon bis an den Bauchgurt reichte. Ob er schwer getroffen worden war, ließ sich nicht entscheiden. Im letzten Moment warf sich der Reiter aus dem Sattel, während sich das Pferd rückwärts überschlug.
Das gelbe, trübe Wasser des Rio Bravo schäumte, als der verletzte Fuchs wild um sich keilte, unterging und noch einmal auftauchte. Mit verzweifelt gerecktem Kopf wälzte sich das Tier in der Flut. Es mühte sich vergebens, wieder Grund unter die Hufe zu bekommen. Unversehens schien es in eine tiefere Rinne zu geraten, wurde von der Strömung erfasst und weggerissen. Als es unterhalb von Sheridans Standpunkt vorbeigetrieben wurde, kämpfte es mit letzter Kraft gegen das Ertrinken und hielt nur noch mühsam den Kopf über Wasser.
Das Feuer der Mexikaner verstärkte sich. Aus drei Gewehren wurde pausenlos geschossen. Aber die Ziele waren zusammengeschrumpft. Man sah jetzt nur noch die Köpfe des Kastanienbraunen und der beiden Männer. Die Entfernung betrug zweihundert Yards.
Normalerweise hätten die Mexikaner dicht ans Ufer galoppieren und von dort aus der Sache ein Ende bereiten können. Daran wurden sie jedoch durch das Geröll gehindert. Vier von ihnen versuchten, an den Fluss zu gelangen – aber sie mussten auf dem holprigen Grund ihre Pferde im Schritt gehen lassen. Einer von ihnen sprang sogar ab und zerrte den Gaul am Zügel hinter sich her, weil er auf diese Weise fast schneller vorankam als seine Begleiter.
Die beiden Amerikaner hielten sich bei dem Kastanienbraunen und arbeiteten sich schräg durch die Strömung. Der Mann, der seinen Fuchs verloren hatte, schien ein zäher und verbissener Bursche zu sein. Während des Sturzes hatte er ein Gewehr in der Hand gehalten – und auch jetzt hatte er es noch nicht losgelassen, obgleich es ihn sicherlich...
| Erscheint lt. Verlag | 16.8.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | 2017 • 2018 • 2019 • 2020 • Abenteuer-Roman • Bestseller • billy-jenkins • bud-spencer • buffalo-bill • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • gf unger • G. F. Unger • H C Nagel • Indianer • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • tom prox • Unger • Western • western-bestseller • Western-roman • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt-Earp |
| ISBN-10 | 3-7517-8812-3 / 3751788123 |
| ISBN-13 | 978-3-7517-8812-0 / 9783751788120 |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
| Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich