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Der Engel mit der Peitsche (eBook)

Der Weg der Herrin. 7., überarbeitete Auflage
eBook Download: EPUB
2025 | 7. Auflage
516 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-8197-6900-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Engel mit der Peitsche -  Contessa Juliette
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Ein Leben zwischen Business und Peitsche. Contessa Juliette, Ikone der Wiener S/M-Szene, führte Jahre lang eine doppelte Existenz als Geschäftsfrau und Domina. In ihrer herrlich ehrlichen Biografie begibt sie sich auf Spurensuche in ihrem eigenen Leben, schildert ihren ungewöhnlichen Werdegang und entführt in die faszinierende Welt von Dominanz und Unterwerfung. Mit über 126.000 Worten beschreibt sie ihre erotischen Begegnungen in einer neuen Dimension und bietet uns amüsante, aber auch bestürzende, in jedem Fall jedoch höchst aufschlussreiche Einblicke in ihr Privatleben und ein Metier, das die meisten nur vom Wegschauen oder aus Hausfrauenromanen kennen. Die Autorin, Contessa Juliette, verbrachte ihre Kindheit in Westberlin in der Ära der Beatles und der Rolling Stones. Die Verlegung des elterlichen Unternehmens nach Wien brachte eine neue Heimat und einen neuen Reisepass, der sehr oft zum Einsatz kam. Ihr Plan war, nach einer kaufmännischen Ausbildung in Paris Französisch und Kunstgeschichte zu studieren. Der plötzliche Tod beider Eltern durchkreuzte ihre Pläne, und so fand sich Juliette in der Geschäftsführung des Familienunternehmens wieder. Das Buch zeigt, wie eine harmlose Tochter aus gutem Hause zu einer bekannten Domina aufsteigt, die Erlebnisse auf diesem Weg, von nett und harmlos bis hin zu wirklich Schlimmem. Humor- und liebevoll schildert sie, wie vielfältig die Bedürfnisse der Menschen sein können, dass das Leben einer Domina nicht immer Zuckerschlecken und dennoch so verdammt spannend sein kann, ... In der Engel mit der Peitsche begegnen einem Kunden, Erlebnisse und tiefe Einblicke in eine bunte und lebensfrohe Szene, erfahren Sie mehr über den Alltag des nicht Alltäglichen.

1. Le Loup Serieux




Ich war sechsundzwanzig Jahre alt und hatte gerade eine schwere Auseinandersetzung mit meiner Mutter hinter mir. Ich war emotional bereits angeschlagen: Die Enttäuschung über eine viel zu früh geschlossene und nach wenigen Jahren gescheiterte Ehe saß tief, und verschiedene Sexabenteuer hatten mich unzufrieden zurückgelassen. Nach dem Krach mit meiner Mama hatte ich genug von allem. All die großen Pläne meine Zukunft betreffend – ich sollte den elterlichen Betrieb übernehmen und bis dahin in anderen Firmen Erfahrungen sammeln – schmiss ich über den Haufen und kündigte meine Stelle in einem Elektronikunternehmen. Ich wollte raus, weg aus Wien.

„Der Familienbetrieb muss leider noch auf mich warten“, erklärte ich meiner Mutter vehement und reiste ab – nach Paris, um Kunstgeschichte und Französisch zu studieren.

Ich bezog ein kleines Mansardenzimmer am Boulevard des Invalides, tauchte ins Pariser Studentenleben ein und fühlte mich großartig. Zwar hatte ich in der Stadt der Liebe keine Affäre, denn von Männern hatte ich erst einmal genug. Aber ich lernte interessante Leute kennen, ging in wunderbare Restaurants, genoss das kulturelle Angebot und hatte das Gefühl, die Stadt läge mir zu Füßen. Formidable!


Wenige Monate später konnte man eine junge Frau beobachten, die völlig aufgelöst auf dem Pont Neuf hin und her rannte und eher einem verschreckten Huhn glich als einer souveränen jungen Pariserin. Und das kam so: Ich sollte einem österreichischen Künstler behilflich sein, den ich durch Cyril, einen Exliebhaber und guten Freund, kennengelernt hatte. Le Loup Serieux war in Österreich schon sehr bekannt, seine Werke hingen sogar im Museum des 20. Jahrhunderts. Nun wolle er in den internationalen Galerien Fuß fassen, hatte er erklärt, mir ein dickes Kuvert mit Unterlagen, Fotos verschiedener Bilder sowie Katalogen überreicht und mich zu seiner Quasi-Kunstagentin ernannt.

Also klapperte ich die interessanten Galerien in St. Germain ab, meinen Fotoapparat immer dabei, denn als Kunstgeschichtsstudentin stieß ich überall auf interessante Motive. Vom Pont Neuf aus wollte ich einige Fotos der Île de la Cité schießen, von der Conciergerie und den mächtigen Türmen der Notre-Dame. Ich legte Le Loups Kuvert auf die Brüstung und fotografierte drauflos. Dann zog ich in Richtung St. Germain weiter. Kaum von der Brücke, fiel mir das Kuvert ein. Ich hatte es durch die Ablenkung auf die schönen Fotomotive total vergessen. Sofort rannte ich zurück – doch es war weg. Mir wurde flau im Magen. Ängstlich lugte ich in die Seine hinunter.

Vielleicht trieb es ja im Wasser? Nichts. Auch gut, das ersparte mir die Antwort auf die Frage, was ich getan hätte, wenn das Kuvert tatsächlich im Fluss gelandet wäre. Hinterherspringen?

Verzweifelt lief ich auf der Brücke hin und her. Der Wind hatte das Kuvert wohl nicht weggeweht – eher hatte ein Passant es heimlich eingesteckt. Noch heute frage ich mich bisweilen, ob der Finder wohl ein Fan von Le Loup Serieux geworden ist.


Ich bin von Natur aus sehr korrekt und zuverlässig. Das verlorene Kuvert kam für mich einer Katastrophe gleich. Ich überlegte verschiedene Ausreden, die ich nach Wien durchgeben konnte, und verwarf alle wieder, denn keine klang originell oder wenigstens glaubhaft. Schließlich schien mir die Wahrheit doch die beste Variante. Ich rief den Künstler aber nicht selbst an – dazu war ich zu feige –, sondern Cyril, der mich Le Loup vorgestellt hatte.

„Ich habe die Unterlagen verloren“, heulte ich ins Telefon. „Ich glaube, sie wurden gestohlen, was mach ich nur? Bitte, sag du ihm das, ich trau mich nicht …“

Es folgte eine grässliche Woche des Wartens. In meinen Träumen jagte mich Le Loup über den Pont Neuf, und ich sprang vor Verzweiflung in die Seine. Jedes Mal, bevor ich unterging, wachte ich schweißgebadet auf.

Schließlich kam ein Brief von Le Loup. Er erteile mir die Absolution, schrieb der Künstler in schwungvollen Buchstaben, ich hätte mich jedoch bei meinem nächsten Besuch in Wien persönlich bei ihm zu melden.

Der will mich wohl übers Knie legen, kicherte ich in mich hinein, nun schon etwas erleichtert. Nun, ganz so daneben sollte ich mit dieser Vermutung gar nicht liegen.


Ich hatte Le Loup nur einmal vor meiner Abreise nach Paris getroffen und wusste außer seinen künstlerischen Eckdaten nichts über ihn. Cyril musste ihm jedoch einiges über mich erzählt haben, denn bei meinem nächsten Besuch in Wien trafen wir uns gleich zu einem abendlichen Beisammensein und zogen durch die damals als Künstlertreffs bekannten Lokale der Bäckerstraße und Schönlaterngasse. Innerhalb weniger Stunden lernte ich Christian Ludwig Attersee, Oswald Oberhuber, Hubert Aratym und andere bekannte Künstler kennen. Le Loup interessierte sich sehr für mich und wollte alles über mich und meine Pläne erfahren. Ich genoss seine Aufmerksamkeit wie auch unsere interessanten Gespräche. Je später die Stunde, desto mehr floss der Wein und wurden unsere Diskussionen lebhafter. Ich bemerkte, wie Le Loup mich immer wieder amüsiert musterte. Er flirtete jedoch nicht, was mich indes nicht weiter störte. Er war ohnehin nicht mein Typ.

Als wir uns verabschiedeten, erklärte er mit seiner distinguierten, leisen Stimme, die auf wundersame Weise immer Gehör fand: „Für den Verlust meines Kuverts gehörst du aber schon noch bestraft.“

Mir verschlug es beinahe die Sprache.

Seit meiner Kindheit hatte mir niemand mehr eine Strafe angedroht.

„Und wie stellst du dir das vor?“, krähte ich, bereits ordentlich beschwipst.

„Das erledige ich demnächst, ich werde dich anrufen!“

Nun wurde mir doch etwas mulmig zumute, zugleich bekam ich Bauchflattern. Derartige Ankündigungen hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt höchstens selbst ausgesprochen – gegenüber meinen Liebhabern.


Tage später bestellte er mich an einem sonnigen Mittag zu sich. Le Loup lebte im siebten Bezirk Wiens in einem Loft, das einmal Teil einer Maschinenfabrik gewesen war. Ein alter, riesiger Lastenaufzug zockelte im Zeitlupentempo in die zweite Etage. Oben angekommen, stand ich direkt in Le Loups Wohnung, die sich über das gesamte Stockwerk erstreckte. Eine Seite bestand nur aus Fenstern, die Räume waren mindestens fünf Meter hoch, den Fußboden bedeckten dunkle, abgenutzte Holzdielen. Zögerlich tat ich ein paar Schritte.

Ich bin in einer Altbauwohnung aufgewachsen, in der Beletage, mit sehr großen, hohen Räumen, aber so ein Loft war doch etwas ganz anderes. Man kann all seine architektonischen Fantasien verwirklichen und gleichzeitig ist man auf so großer Fläche ziemlich verloren. Le Loup hatte Wände aus Holz und Glas eingezogen, um zwei kleinere Boxen zu erhalten, die zu dem großen Raum hin offenstanden. In einem befanden sich ein Krankenhausbett mit weißem Gestell, ein kleiner Tisch, auf dem eine alte, mechanische Olivetti-Schreibmaschine stand, und ein Holzstuhl. Neben dem Bett stand ein kleines Nachtkästchen mit Marmorplatte, darauf eine alte, schwarze Bürolampe. In der zweiten Box sah ich ein Sofa, einen Flickenteppich, eine Stehlampe aus den Fünfzigerjahren und einen Plattenspieler.


Le Loup bot mir Wein an. „Ich werde dir jetzt erklären, wie deine Strafe aussieht“, sagte er ruhig, stieß mit seinem Weinglas an meines und musterte mich wieder mit diesem amüsierten Blick aus Augen, in denen es tief drin gefährlich glitzerte.

Ich spürte meinen Herzschlag plötzlich im Magen. Le Loup war absolut nicht nach meinem Männergeschmack, trotzdem faszinierte er mich. Er war mindestens fünfzehn Jahre älter als ich, sehr schlank und schlaksig. Sein Haar war so kurz, dass man die Kopfhaut sah und aus der Ferne meinen konnte, er habe eine Glatze. Zarte Finger und seine harmonische Gestik beim Sprechen ließen den Feingeist vermuten, der er war. Le Loup Serieux war nicht nur Maler, Grafiker und Aktionskünstler, er schrieb auch Texte und Gedichte. Schrift und Worte waren ein wesentlicher Teil seiner Kunst.

„Ich werde dich fesseln“, erklärte er mit einer Stimme, mit der er sonst wohl im Kaffeehaus seine Bestellung aufgab, „und dann werde ich dich betrachten.“

Mein Exliebhaber musste ihm von meiner Vorliebe für Fesselspiele erzählt haben.

„Ich weiß, der Verlust der Fotos und Kataloge ist schlimm“, sagte ich, „aber wenn ich nach Paris fahre, nehme ich wieder welche mit, und diesmal passe ich besser auf.“

„Ja, sicher“, entgegnete Le Loup, „aber Strafe muss sein. Und vielleicht gefällt es dir ja sogar?“

Er fuhr mit seinen Fingern unter meine Nackenhaare. Es war eine liebevolle und zugleich bestimmende Geste. Jetzt klopfte mein Herz bis zum Hals. Dass Le Loup mir bis dahin in keiner Weise nahegetreten war, hatte mich bereit für ihn gemacht – viel mehr, als es ein Draufgänger mit stürmischer Umwerbung erreicht hätte.


„Geh ins Bad“, wies er mich an, „zieh dich aus und komm wieder hier herein.“ Ich gehorchte. Ich fürchtete mich nicht. Was sollte ein bekannter Künstler mir schon tun? Eher war ich von einer Art ängstlicher Neugier erfüllt, die mich jedoch auf eine gewisse Weise erregte. Das Bad war weiß verfliest, mit einer freistehenden Badewanne. Ich legte meine Kleider auf einen alten, weiß lackierten Küchenhocker. Die Schuhe zog ich wieder an und ging zögernd zurück.

Le Loup saß an...

Erscheint lt. Verlag 17.7.2025
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte BDSM • Domina • Erotische Geschichten • Herrin • Liebe • Sex • Sklave
ISBN-10 3-8197-6900-5 / 3819769005
ISBN-13 978-3-8197-6900-9 / 9783819769009
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