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G. F. Unger Sonder-Edition 326 (eBook)

Abtrünnig und ausgestoßen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 1. Aufl. 2025
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
9783751787918 (ISBN)

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G. F. Unger Sonder-Edition 326 - G. F. Unger
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Es war eine Stadt an der Grenze. Diesseits war das Arizona-Territorium - drüben war Sonora. Ein Wagenweg führte nach Süden zu hinüber. Doch es kam auch ein Weg von Osten her, der durch den Ort an der Grenze entlang nach Nogales führte. Ich kam vom Norden her. Und eine halbe Meile vor der Stadt traf ich auf das Rudel. Ja, es war ein Rudel Hartgesottener, Sattelstrolche und jener Sorte, die überall gehasst und gefürchtet wurde und die jenen Hass mit ganzer Kraft erwiderte. Sie hockten um ein großes Feuer, welches prächtig glühte, und starrten auf einen Jungstier, den zwei von ihnen über der Glut drehten, so als wäre dies hier eine große Fiesta, ein Jahrmarkt oder ein Rodeo - oder gar ein ganz besonders großer Stierkampftag.

Abtrünnig und ausgestoßen


Es war eine Stadt an der Grenze. Diesseits war das Arizona-Territorium – drüben war Sonora. Ein Wagenweg führte nach Süden hinüber. Doch es kam auch ein Weg von Osten her, der durch den Ort an der Grenze entlang nach Nogales führte.

Ich kam aus dem Norden. Und eine halbe Meile vor der Stadt traf ich auf das Rudel.

Ja, es war ein Rudel Hartgesottener, Sattelstrolche und jener Sorte, die überall gehasst und gefürchtet wurde und die diesen Hass mit ganzer Kraft erwiderte.

Sie hockten um ein großes Feuer, welches prächtig glühte, und starrten auf einen Jungstier, den zwei von ihnen über der Glut drehten, so als wäre dies hier eine große Fiesta, ein Jahrmarkt oder ein Rodeo – oder gar ein ganz besonders großer Stierkampftag.

Aber es gab hier kein Volksfest.

Hier saß nur ein Rudel von Tramps, Geächteten, Treibenden und Ruhelosen beisammen und wartete auf das Garwerden des Bratens. Sie alle waren hungrig wie Wölfe nach einem wochenlangen Blizzard.

Und auch ich hatte seit zwei Tagen nichts gegessen.

Denn nicht mal jagen konnte ich, weil mir die Munition für meinen alten Hartford Dragoon fehlte. Sonst hätte ich mir vielleicht ein Kaninchen einverleiben können.

Als ich am Rande des Camps verhielt, wandten sie ihre Köpfe und sahen zu mir hin.

Und sie sahen sofort, dass ich einer ihrer Sorte war – ein abgerissener Tramp auf einem schlechten Pferd, dessen alter Armeesattel nichts mehr taugte. Sie sahen an meiner zerschlissenen Armee-Hose, dass ich ein entlassener Soldat der Konföderierten war. Und einen Hut hatte ich auch nicht, dafür eine Feldmütze der Rebellenarmee.

Ja, ich gehörte zu ihnen, das sahen sie gleich. Ich war abgerissen wie sie und hatte einen wilden Hunger wie sie – und dieser Hunger galt nicht nur dem Fleisch dort über der Glut, nein, dieser Hunger galt auch allen anderen Dingen des Lebens.

Ein großer Bursche mit langen, gelben Haaren und einem noch gelberen Sichelbart grinste mir zu, hob die Hand und winkte einladend.

»Steig nur ab, Bruder! Den können wir gar nicht aufessen! Der reicht auch noch für dich!«

Einige andere der Männer nickten.

Ich war also eingeladen. Und so saß ich ab, stellte mein Pferd zu den anderen an den kleinen Creek und hockte mich nieder, um zu warten, bis der Braten essbar sein würde.

Vorzustellen brauchte ich mich hier nicht. Namen galten hier nichts – es sei denn, es wären irgendwelche berüchtigten oder legendären »Kriegsnamen« gewesen.

Ich zählte, dass es außer mir noch sechzehn Mann waren.

Der gelbhaarige und sichelbärtige Bursche, der mich zum Absitzen aufgefordert hatte, kam zu mir, hockte sich neben mir nieder und fragte: »Hast du noch Tabak, Kamerad?«

Ich hatte noch ein paar Krümel in meinem Beutel und holte ihn heraus.

Als er sich eine Zigarette drehte, fragte ich: »Seid ihr eine Mannschaft oder fanden sich hier alle zufällig zusammen?«

Er grinste, leckte über das braune Papier und vervollständigte die Zigarette.

»Wir kamen allein oder in kleinen Rudeln. Jeden von uns zog es zu einer Stadt. Denn wo Christenmenschen in einer Stadt beisammen sind, dort kann man doch wohl auf eine Chance hoffen – auf eine Chance für ein Essen, für einen Job und ... Na, du weißt schon. Wir reiten ja wohl alle seit diesem verdammten Krieg irgendwelchen Chancen nach – oder?«

Ich nickte. Denn auch ich war hergekommen, weil ich hoffte, hier etwas zu finden. Es war eine unbestimmte Hoffnung, aber eine Hoffnung auf eine Verbesserung des Daseins.

Ich steckte meinen nun leeren Tabaksbeutel wieder ein und sagte: »Ich habe nicht mal mehr meinen Colt geladen. Meine letzte Kugel feuerte ich vor drei Tagen auf ein mageres Kaninchen ab.«

»Na, hast du es getroffen?« Er fragte es mehr als nur interessiert. Es war fast schon eine gierige Neugierde, und sein Blick streifte mich wachsam.

»Ach ja«, sagte ich. »Ein laufendes Kaninchen kann ich meistens treffen, wenn es nicht weiter als zehn Schritte entfernt aus dem Gras springt.«

Er grinste wieder und gab mir dann alles, was ich brauchte – also Kugeln, Pulver, Zündhütchen. Er trug ja ebenfalls einen 44er-Colt wie ich, wenn auch einen Whitneyville Walker, der einen besonders langen Lauf besaß und mit dem damals schon die Texas-Rangers ausgerüstet wurden.

Er war mit Munition gut ausgerüstet. Ich war sehr froh, dass ich meine sechs Trommelkammern wieder füllen konnte.

Nun hatte ich wieder sechs Freunde an meiner Seite in dieser miesen Welt.

»Ich bin Sinclair Shannon«, sagte mein Nachbar nach einer Weile und ließ dann andächtig den Tabakrauch aus Mund und Nasenlöchern strömen.

»Ich heiße Ben – Ben Buckmaster«, murmelte ich. »Und ich war vor einem halben Jahr noch in einem Lazarett in Georgia.«

»Ein weiter Weg«, murmelte er nur. »Aber wir alle haben wohl solche weiten Wege hinter uns. Es war überall dasselbe, nicht wahr? Keine Chance für Sattelstrolche. Ein paar von uns waren schon in dieser Stadt dort. Ohne Geld gibt es dort nichts – gar nichts. Die Bürger dort sind hart bis in den innersten Kern. Aber die nächste Stadt ist mehr als fünfzig Meilen weiter. Es hat keinen Sinn, mit hungernden Mägen weiterzureiten, um dort in keiner anderen Situation zu sein als hier. Wir werden deshalb heute Nacht diese Stadt überfallen, sie ausplündern und dann über die Grenze gehen. Was bleibt uns anderes übrig?«

Ich erschrak bei seinen Worten.

Das war es, wovor ich mich während der letzten Wochen immer stärker gefürchtet hatte, nämlich, dass ich jene »Grenze« überschreiten musste, die es noch zwischen Satteltramps und Banditen gab.

Ich sagte noch nichts, aber ich sah mir die Männer noch einmal an, diesmal noch genauer und kritischer.

Gewiss, es waren ein paar böse Pilger darunter, die sich nahmen, was sie brauchten. Es waren vielleicht auch echte Banditen darunter, die Postkutschen anhielten, wenn es sich gerade ergab – aber die meisten der Männer waren Burschen wie ich – Reiter ohne festen Platz, ohne Ziel, nur auf der Suche nach einer Chance.

Doch jetzt waren sie am Ende ihrer Geduld.

Diese Stadt dort hatte sich zu mitleidlos, zu abweisend und zu überheblich gezeigt.

Es war das Pech dieser Stadt, dass es sich hier nicht um wenige Tramps handelte, sondern es der Zufall wollte, dass aus kleinen Gruppen und einigen Einzelgängern eine starke Bande wurde.

Ja, Bande – so musste man es wohl nun bezeichnen.

Sie hatten sich irgendein Rind von der Weide geholt und brieten es nun, um den ärgsten Hunger zu stillen.

Doch wenn es dunkel sein würde, dann ...

Oha, ich vermied es, mir auszumalen, was alles geschehen würde, denn es würde schlimm werden, so schlimm wie während des Krieges, wenn Banditen oder Guerillas eine kleine Stadt nahmen.

Ja, sie würden plündern, sich mit Feuerwasser füllen, Geld erbeuten, Kleidung, Proviant, Waffen und Munition – und einige würden Frauen haben wollen.

Heiliger Rauch, in was war ich hier hineingeraten?

Sinclair Shannon betrachtete mich von der Seite. Er rauchte nun mit gespitzten Lippen den Stummel, bis es wirklich nicht mehr ging.

»Ja«, sagte er, »ich werde mir im Store eine Menge Tabak nehmen, ohne zu bezahlen. Und dann brauche ich eine neue Hose und ein neues Hemd. Wenn man schon Bandit wird, dann sollte es sich doch wenigstens lohnen – oder? Es wird also nicht beim Tabak, einem Hemd und einer Hose bleiben. Diese lausige Welt, für die man im Krieg war, ist einem doch wohl etwas schuldig – oder?«

Ich sagte nichts. Ich war mir noch längst nicht klar.

Und eigentlich hätte ich jetzt auf mein Pferd klettern und verschwinden sollen. Denn ich konnte den Verdruss, das Unheil und das Böse wittern.

Aber ich konnte jetzt nicht weg, selbst wenn sie es zugelassen hätten.

Ich hatte zwei Tage und zwei Nächte nichts essen können.

Dort war ein Braten. Ich würde mir gleich zwei oder drei Pfund Fleisch hineinstopfen können, gutes, feinstes Fleisch von einem Jungstier. In meinem Magen warteten schon alle Säfte darauf. Mein ganzer Körper lechzte nach diesem Fleisch, nach solcher Nahrung.

Nein, ich konnte nicht weg. Dort in dieser Stadt würde man mir nichts zu essen geben. Nicht einmal eine Arbeit würde ich bekommen, um mir das Essen redlich verdienen zu können. Hier saßen einige Männer, die das versucht hatten.

Ich konnte nicht fünfzig Meilen zur nächsten Stadt weiterreiten, um dort das gleiche Fiasko zu erleben.

Aber würde ich mitmachen bei diesem Überfall auf eine kleine Stadt an der Grenze? Würde auch ich mir dann nehmen, was ich brauchte?

Ich wusste es noch nicht.

Aber ich hatte Hunger.

Und dort war eine Stadt, die für Satteltramps nichts übrig hatte.

Verdammt noch mal!

Der Krieg hatte viel Not gebracht hier im Südwesten.

Warum war ich gekommen?

Eigentlich hatte ich Wildpferde jagen wollen. Dies schien...

Erscheint lt. Verlag 9.8.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-13 9783751787918 / 9783751787918
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