Jerry Cotton Sonder-Edition 267 (eBook)
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-8189-3 (ISBN)
Tennisturnier im Hudson Valley! Stars auf dem Feld, Prominenz auf den Tribünen. Aber hinter den Kulissen drehten Gangster ein großes Ding. Im Spiel des Tages explodierte dann die gespannte Atmosphäre. Vor unseren Augen geschah ein Mord - Tod beim Tie-Break ...
1
In der Mitte des Tisches türmte sich ein netter kleiner Hügel aus grünen Banknoten, schätzungsweise ein Pot von fünftausend Dollar.
Zwei der fünf Spieler hatten die Waffen gestreckt. Drei waren noch im Rennen, und Luke Cheply blickte mit stiller Andacht in seine Karten, wie es sich für einen Pokerspieler gehörte.
Sechs uniformierte Polizisten unter dem Kommando eines Lieutenants und zwei G-men, die in das Hinterzimmer einbrachen wie wütende Gorillas, zerstörten die Atmosphäre von Konzentration und Spannung.
»Arme über den Kopf!«, schrie Lieutenant Jack Quarantino. »Alle an die Wand!«
Den zwei Spielern, die schon gepasst hatten, fiel das Gehorchen leicht. Vom Pot gehörte ihnen so oder so nichts mehr, gleichgültig ob ein Mitspieler oder die Polizei ihn einsackte. Die anderen reagierten sauer. Einer schrie: »Scheiße!« Der andere warf die Karten auf die Erde.
Am sauersten reagierte Luke Cheply, obwohl es zuerst nicht so aussah, denn er legte artig und ordentlich die Karten aus der Hand und stand auf. Dann schnappte er sich blitzschnell eine rothaarige Frau, riss das Schätzchen an sich und setzte die Mündung seines mit zauberhafter Geschwindigkeit gezogenen Revolvers der Kleinen ans Ohr, an dem ein gewaltiger Plastikschmuck schaukelte.
»Ich besorg's ihr!«, schrie Cheply. »Bleibt mir vom Leib!«
Die Rothaarige war eine der beiden Frauen, von denen die Spieler mit Drinks versorgt wurden und die nötigenfalls auch für andere Tröstungen zur Verfügung standen. Sie trug einen Minirock aus schwarzem Leder und ein hautenges T-Shirt mit dem Emblem des Nightclubs, einem stilisierten Kater.
Die zweite Frau, eine formenreiche Blondine, kreischte los wie eine durchgebrannte Sirene. »Hilfe! Er bringt Lizzy um!«
Zwei jüngere Cops nahmen Cheply nicht ernst und setzten zum Sprung auf ihn und sein Opfer an.
Ich warf mich ihnen in den Weg. »Zurück! Ihr gefährdet die Frau!«
Lieutenant Quarantino überbrüllte mich. »Hände von den Kanonen! Keine Aktion ohne meinen Befehl!«
Der Lieutenant und ich kannten Cheplys Lebenslauf. Rund zwölf Jahre hatte er hinter Gittern verbracht, davon drei Jahre hinter den Gittern einer Irrenanstalt zur Behandlung gemeingefährlicher Psychopaten. Cheply war nicht nur ein Berufsgangster, er war auch ziemlich verrückt und für jede noch so bescheuerte Handlungsweise gut. Bei ihm musste wirklich damit gerechnet werden, dass er die rothaarige Lizzy umbrachte, ohne daran zu denken, dass ihn nur einen Atemzug später die Kugeln der Cops durchsieben würden. So war er nun einmal.
Ich breitete beide Arme aus und machte zwei vorsichtige Schritte.
»Hallo, Luke«, sagte ich freundlich. »Hattest du ein gutes Blatt?«
Er starrte mich aus seinen Flackeraugen an. Sein Mund mit den ausgefransten Lippen stand offen, und er keuchte, als wäre er das Empire State Building hochgelaufen. Die Frau presste er mit dem linken Arm an sich. Einen Inch des Revolverlaufs hatte er in ihr dickes, krauses Haar gewühlt. Der Plastikschmuck stieß beim Schaukeln wieder und wieder gegen seine Hand.
»Wir brauchen dich als Zeugen, Luke. Natürlich liegen ein paar Kleinigkeiten gegen dich vor, aber mit einem Zeugenauftritt gegen deinen Ex-Boss Sol Shaft handelst du leicht einen dicken Rabatt heraus. Verdirb dir nicht deine Chancen.«
Mein lautes Gerede drang nicht in sein blockiertes Gehirn.
»Macht den Weg frei!«, kläffte er. »Ich will raus!« Er rammte der Frau ein Knie in die lederverpackte Kehrseite. »Geh vorwärts!«
Die Frau machte ein paar wackelige Schritte.
Die Cops standen wie eine Mauer.
»Bitte! Bitte, lasst uns durch!«, stammelte Lizzy. »Bitte, ich will nicht sterben. Ich kann doch nichts dafür, dass ...!« Ihre weit aufgerissenen Augen rollten von einer Seite zur anderen.
Ich sah, dass Phil still und unauffällig das Hinterzimmer verließ.
»Keine Panik, Miss«, versuchte ich, Lizzy zu beruhigen, denn falls sie ohnmächtig wurde, war die Katastrophe nicht aufzuhalten.
Lieutenant Quarantino sah ein, dass der verrückte Luke die besseren Karten hielt.
»Tut, was er sagt!«, befahl er seinen Leuten.
Die Cops wichen nach rechts und links zur Seite. Eigenhändig öffnete ich für Cheply und seine Geisel die Verbindungstür zwischen dem Hinterzimmer und dem Barraum des Nightclubs El Gato.
Bis auf vier Frauen, den Barkeeper und ein halbes Dutzend Gäste, die zu betrunken waren, um sich von einer Polizeiaktion die Laune verderben zu lassen, war der Laden leer.
Ich ging vor Cheply und seiner Geisel her. »Keine Panik, Leute. Verhaltet euch ruhig.«
Beim Anblick ihrer Kollegin in der Gewalt eines Gangsters brachen die Frauen in Tränen aus.
»Jeder bleibt, wo er ist.« Ich tat alles, um die Lage unter Kontrolle zu behalten.
Leider durchkreuzte ein hünenhafter Bursche, der an der Theke lehnte, meine Absichten. Aus whiskygetrübten Augen glotzte er Cheply und seine Geisel an. Ihm dämmerte, dass die rothaarige Lizzy nicht freiwillig in Cheplys Armen lag. In seinem vom Alkoholschwaden durchwehten Gehirn keimte der Gedanke, er könnte sich als großer Held und Ladyretter produzieren. Vielleicht stand er besonders auf Rothaarige.
Er stieß sich von der Theke ab, ballte die Hände zu Fäusten und röhrte: »Lass das Mädchen los, du ...!«
Unter allen Umständen musste ich jede Komplikation vermeiden. Dem Möchtegernhelden gut zuzureden, hielt ich für Zeitverschwendung. Ich langte hin.
Er hatte nicht nur zu viel Whisky im Kopf, sondern auch weiche Kniegelenke. Mein mittelprächtiger Haken fällte ihn, als wäre ich mit einem Bolzenschussgerät auf ihn losgegangen. Unter dem wuchtigen Aufprall seiner zweihundert Pfund bebte der Boden, und die Gläser klirrten in den Regalen.
Ich drehte mich zu Cheply um. »Alles okay, Luke. Ich sorge dafür, dass dir niemand zu nahe kommt.«
Der Himmel mochte wissen, ob er meine Worte verstand. Er sah erschreckend aus. Wie ein Wolf bleckte er die Zähne. Speichel lief über sein Kinn. Die Frau hielt er so eng umklammert, dass sein Arm ihr Schmerzen verursachen musste.
Ich ging voraus und räumte alle Hindernisse aus dem Weg. Den Vorhang zwischen Bar und Eingangsgarderobe zog ich zur Seite. Den Portier, einen Schwarzen in Fantasieuniform, schob ich in eine Ecke und stellte ihn mit dem Gesicht zur Wand. Weit öffnete ich die Flügeltür zur Straße.
Der übliche Abendverkehr brauste auf der Third Avenue. Die Blechmauer geparkter Autos trennte Bürgersteig und Fahrbahn.
In enger Umschlingung stieß Cheply die Frau ins Freie, drehte sich mit ihr und zerrte sie zu den geparkten Wagen.
Lieutenant Quarantino und seine Cops drängten sich in der Tür. Die Cops machten unglückliche Gesichter wie scharfe Doggen, denen das Zubeißen verboten wurde.
Cheply arbeitete sich an einen blauen Malibu heran. Als er ihn fast erreicht hatte, schnellte Phil hinter dem Heck des Wagens hervor und stürzte sich auf den Gangster.
Er versuchte nicht, Cheply auszuschalten, ihn niederzuschlagen oder die Frau von ihm loszureißen. Er konzentrierte sich mit beiden Händen auf die Waffe, schlug die Finger um Cheplys Gelenk und drückte den Revolver vom Kopf der Frau weg.
Cheply zog sofort durch. Vier Schüsse krachten. Für eine halbe Sekunde stand alles auf Messers Schneide. Die Frau stürzte zu Boden. Ein fünfter Schuss krachte mit einer Spur Verzögerung. Cheply riss sich los und trat Phil zwischen die Beine. Phil fiel mit dem Rücken gegen den Malibu, aber Cheplys Kanone blieb in seinen Händen.
Ich prallte mit einem zufälligen und ahnungslosen Passanten zusammen, rannte den Mann um, verlor zwei Sekundenbruchteile und sah, wie Cheply auf die Motorhaube des Malibu und von dort auf die Straße sprang.
Das Signalhorn eines Trucks röhrte auf. Fauchend schlugen die Luftdruckbremsen an. Blockierte Räder radierten kreischend über den Asphalt. Der mächtige Aufleger brach aus und zerschmetterte die Karosserien von fünf parkenden Wagen.
Für Cheply kam das verzweifelte Bremsmanöver des Fahrers zu spät. Als wäre er gewichtslos, wurde er von der stählernen Stoßstange im weiten Bogen bis an den jenseitigen Fahrbahnrand geschleudert.
Der Körper schlug auf, und während Luke Cheply starb, kam der Verkehr auf der Third Avenue unter dem wütenden Konzert zahlloser Autohupen zum Stehen.
Mit Zufriedenheit verfolgte Don Farley das Training. Seit zwei Stunden peitschte Glenn die Bälle übers Netz. Noch immer war seine Beinarbeit erstklassig. Seine Konzentration ließ in keinem Augenblick nach. Seinen Trainingspartner jagte er mit genau gesetzten Bällen von einer Seite des Spielfelds zur anderen, bis er ihn mit einem scharfen Longline-Ball auspunkten konnte.
Farley dachte, dass Glenn in dieser Form das Viertelfinalspiel gegen den Deutschen gewinnen konnte, obwohl sein Gegner in der Computerrangliste siebzig Positionen höher bewertet wurde.
Glenn war ein Newcomer, der bisher eine Reihe bedeutungsloser Turniere in der Provinz gewonnen hatte. Unter Farleys Management waren ihm...
| Erscheint lt. Verlag | 2.8.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner |
| ISBN-10 | 3-7517-8189-7 / 3751781897 |
| ISBN-13 | 978-3-7517-8189-3 / 9783751781893 |
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