Prolog
21. April
Peter zog die Kapuze seiner dicken Jacke im Windfang vor der Hoteltür von seinem Kopf und versuchte sich die Regennässe ein wenig von der Überbekleidung abzustreifen. Es war zwar nicht kalt, hatte jedoch eben begonnen in Strömen zu gießen. Von diesem Sauwetter ließ er sich allerdings nicht aus der Ruhe bringen, denn er war voll darauf fixiert, was ihn heute Nacht erwartete. Und so betrat er am Sonntag gegen 21 Uhr ohne Gepäck, aber dafür umso aufgeregter das Hotel.
Er war bereits mehrfach hier gewesen und wandte sich umgehend an den Rezeptionisten. „Ich habe heute Nachmittag angerufen, wegen der Suite. Mayer mein Name.“
„Ich weiß, Mayer mit y, Peter Mayer.“ Der klapprige Hotelportier kannte den Stammgast mit seinem dunklen Haar und den leicht ergrauten Schläfen seit geraumer Zeit von einigen Aufenthalten bei ihm im Hotel. „Wollen Sie die ganze Nacht bleiben?“
„Ja“, antwortete er wortkarg und senkte den Kopf leicht ab, da er wusste, dass dies hier nicht üblich war.
„Ist auch besser bei diesem furchtbaren Wetter. Selbstverständlich erhalten Sie Ihre Stammsuite, Herr Mayer. Das wären dann 180 Euro. Bar oder Kreditkarte?“ Peter zog den Betrag aus seiner Brieftasche und legte ihn auf das Pult. Der Rezeptionist blickte ihm mit seinen müden Augen direkt ins Gesicht. „Die ganze Nacht also“, wiederholte der alte Mann scheinbar verdutzt.
„Ich habe schon verstanden“, unterbrach ihn Peter kurzerhand, nachdem er den erwartungsvoll gewordenen Blick des Portiers gedeutet hatte. „Ich bin mir sicher, Sie finden wie immer die richtige Lösung, mein Freund“, erwiderte Peter und überlegte nicht lange, sondern griff postwendend zu seiner Geldbörse. Er zog einen Fünfzigeuroschein heraus und schob ihn dezent über das Pult. Nun nickte der Rezeptionist zufrieden und füllte den Check-in-Handzettel aus. Nach ein paar Eingaben am Magnetschreibgerät war die Plastikkarte entsprechend programmiert. Er stand auf und streckte diese Peter geradewegs entgegen.
„Bitte sehr. Die Karte entsperrt Ihre Zimmertür bis Mitternacht. Natürlich können Sie noch etwas länger im Zimmer bleiben“, zwinkerte ihm der Portier zu und lächelte versöhnlich. „Ich habe morgen früh ohnehin Dienst und bin die ganze Zeit über hier im Haus. Ich verspreche Ihnen, dafür zu sorgen, dass Sie niemand stört.“ Erleichtert schnappte ihm Peter die Schlüsselkarte aus der Hand und bedankte sich mit einem charmanten Hochziehen seiner Augenbrauen. „Gern geschehen, ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt, Herr Mayer.“
Schwungvoll ging Peter in Richtung Stiege und verschwand entschlossenen Schrittes in die oberen Stockwerke. In der Suite angekommen, nahm er das mitgebrachte Päckchen mit Kabelbindern und eine spitze Schere aus seiner Jacke und legte beides auf das Nachtkästchen. Ein hastiger Blick rundum verriet ihm, dass es hier für sein Vorhaben zu hell war. Er griff zum großen Kandelaber auf dem Sideboard an der Wand am Fußende des Bettes und dimmte das Licht erst einmal kräftig runter. So. Das ist dunkel genug. Im Anschluss zog er sein Mobiltelefon aus der Hosentasche, kontrollierte zur Sicherheit, ob das automatische Mitsenden der eigenen Nummer ausgeschaltet war, und begann zu telefonieren.
„Alles geregelt, du kannst hochkommen“, flüsterte er ins Telefon und schaltete dieses schließlich ganz ab. Heute Nacht wollte er absolut ungestört sein.
Ein paar Minuten später öffnete sich die Glastür des Hoteleingangs abermals. Da aber niemand zum Check-in-Pult um die Ecke kam, blieb der Rezeptionist in seinem bequemen Stuhl dahinter sitzen. Keinesfalls wollte er seine alten Knochen übermäßig strapazieren. Den Geräuschen nach ging die eintreffende Person zielstrebig die Treppen rauf in die oberen Stockwerke. Ah, Nummer zwei, diskret wie üblich, dachte er und lagerte die Beine auf dem vor seinem Sessel stehenden Hocker ein wenig hoch. Eine Stunde würde er noch wach bleiben. Dann könnte er die Lehne bequem nach hinten kippen und die Nacht über etwas schlafen. Die Eingangstür zum Hotel war ja ohnehin unversperrt, und wenn heute doch jemand spontan ein Zimmer brauchte, würde der Gast sowieso direkt an die Rezeption kommen müssen. Das reichte dann, um ihn aus seinem mittlerweile bereits sehr leichten Schlaf zu wecken.
Die Tür seiner Suite hatte Peter nur leicht angelehnt gelassen. Sie verfügte zwar über einen Weitwinkelspion, durch den er den Gang hätte beobachten können, aber es war ihm zu mühsam mit sprichwörtlich heraushängender Zunge durch das kleine Loch zu blicken. Schließlich wollten die beiden „Turteltäubchen“ keine Zeit verlieren. Turteln war bei diesem Treffen allerdings weniger angesagt. Heute werde ich es dem Miststück richtig besorgen, ging es ihm durch den Kopf, und er merkte, dass er auch vorab in seinen Gedanken damit begann, sich eine entsprechende Wortwahl für seine angehende dominante Rolle zurechtzulegen.
Das grelle Ganglicht sprang über den Bewegungssensor an und warf einen schmalen erhellten Streifen in den um die Ecke gehenden Vorraumbereich des Zimmers. Peter hörte schon die zarten Schritte im Flur und sein Puls begann vor Aufregung etwas schneller zu schlagen. Er wartete hinter der Zimmertür, als diese von außen ganz aufgedrückt wurde. Endlich ist das Luder da. Kaum drinnen, wurde die Eingangstür geschlossen und umgehend versperrt. Die paar in einer Papiertasche für die Nacht mitgebrachten Utensilien nahm Peter an sich und stellte diese erst mal achtlos auf die Kommode.
„Sie haben Zimmerservice bestellt?“
„Ja. Für die ganze Nacht. Wer lässt fragen?“, antwortete Peter mit einem Grinsen auf den Lippen.
„Ihr persönliches Zimmermädchen“, vernahm er passend zu ihrem geplanten Rollenspiel, während er bereits eine fordernde Hand in seinem Schritt spürte. Sie schauten sich tief in die Augen, bis ihr Verlangen überhandnahm und sie sich intensiv küssten.
Nach dem ersten kurzen Austausch von Körperflüssigkeiten gingen die beiden erwartungsvoll weiter ins abgedunkelte Zimmer hinein. Es ist ein perfektes Liebesnest, dachte Peter mit einem verwegenen Lächeln. Gut, dass Phillip, der sogar mit seiner Ehefrau zur Abwechslung früher hier einige Schäferstündchen verbrachte, mir dieses Hotel empfohlen hat. Mittlerweile war es auch sein Stammhotel, in dem er sich zum wiederholten Male zu einem Rendezvous traf. Die eine oder andere heiße Nacht hatte er hier schon verbracht. Aber das heute würde sein Meisterstück.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die beiden, abgesehen von ihrer anfänglichen Plänkelei, noch kein Wort gewechselt. Es reichte, wenn sie sich in die Augen sahen. Reden war heute ohnehin weniger angesagt. Wenn überhaupt, würde er in dieser Nacht seinem Luder befehlen, was es zu tun hatte. Peter war jetzt bereits sichtlich erregt. Und mit der Beule in der Hose war deutlich, dass ihn das, was ihn hier gleich erwartete, längst anturnte. Jetzt kann ich die Bitch benützen. Eine ganze Nacht lang, wie ich will. Die Möglichkeiten, endlich so zu sein, wie er wirklich war, waren ja aus vielerlei Gründen eingeschränkt.
Kurz vor dem großen Bett hielten sie inne. Peter kniff für einige Sekunden seine Augen zusammen und besann sich voll auf ihr vereinbartes Vorhaben. „So, du geile Sau, dann wollen wir einmal loslegen“, gab er in derbem Ton von sich und schubste sein nun quälbares Fleisch vor sich auf das Bett. „Ausziehen! Und zwar ganz nackt.“ Langsam wie in einer Stripteaseszene fiel Kleidungsstück für Kleidungsstück auf den Boden. Mit lüsternem Ausdruck im Gesicht betrachtete Peter die Zentimeter für Zentimeter freigelegte zarte Haut. Er saugte diesen Anblick förmlich in sich auf. Unglaublich lange. Bis er sich selbst schließlich auch von einem Gutteil seiner Bekleidung befreite. Nur noch mit einer Unterhose bedeckt, stand er breitbeinig vor dem Bettrand. Seine Erregung war allein aufgrund seiner „Dimension“ mittlerweile nicht mehr zu verbergen und seine Männlichkeit bahnte sich frech ihren Weg aus den Boxershorts. Mit leichtem Schwenken seiner Hüfte provozierte er die bewundernden Blicke, die auf sein bestes Stück gerichtet waren. Gierig, aber devot genug, nicht unaufgefordert zuzugreifen. „Nimm ihn dir und zeig, was du kannst.“ Im nächsten Augenblick spürte er bereits, wie ihn die vollen Lippen umschlossen. Diese ersten Augenblicke der Berührung waren immer besonders intensiv für ihn. Doch er wollte sich Zeit lassen. Um sicherzugehen, dass heute nichts zu rasch passierte, drückte er den vor ihm wippenden Kopf von sich weg und kniete sich auf den Teppich. Er sah in zwei wunderschöne blaue Augen mit langen Wimpern. Augen, in denen er sich schon so oft verloren hatte und es wohl heute Nacht wieder dazu kommen würde. Eben in diesem Moment war Peter sich gar nicht mehr so sicher, ob es richtig war, was sie vorhatten. Aber versprochen war versprochen, also schlüpfte er zurück in seine Rolle. „Hast du etwas mitgebracht?“
„Ja, mein Meister. Ich war gestern noch einkaufen.“
Shoppen also, dachte Peter und musste leicht schmunzeln. Er stand vom Boden auf, um die zuvor im Vorraumbereich auf der Kommode...
| Erscheint lt. Verlag | 8.7.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
| Schlagworte | Belletristik • Kornelius Taxenbach • Krimi • Spannung |
| ISBN-10 | 3-7116-0633-4 / 3711606334 |
| ISBN-13 | 978-3-7116-0633-4 / 9783711606334 |
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