The Scum Villain's Self-Saving System - Light Novel, Band 01 (eBook)
406 Seiten
Tokyopop Verlag
978-3-7593-1653-0 (ISBN)
Shen Qingqiu hatte seine Lektion gelernt. Für den Rest der Fahrt saß er mit versteinerter Miene in der Kutsche, bis sie ohne weitere Zwischenfälle Shuanghu erreichten.
Es war eine kleine, aber ausgesprochen lebhafte Stadt. Die Gruppe bezog ihre Unterkunft im Haus des alten Herrn Chen, des reichsten Mannes der Stadt. Er war auch derjenige, der den Gesandten mit dem Hilferuf zur Cangqiong-Bergsekte geschickt hatte.
Zwei geliebte Konkubinen Herrn Chens waren auf grausige Art durch den Häutenden Dämon umgekommen und er hatte die Ankunft Shen Qingqius bereits sehnsüchtig erwartet. Während er der Gruppe mit Tränen in den Augen klagend und jammernd von seinem Leid berichtete, rieb er die schönen, kleinen jadeähnlichen Hände seiner dritten Konkubine. »Unsterbliche Meister, Ihr müsst uns helfen! Es ist so schlimm geworden, dass ich es nicht wagen kann, Die-er 11 auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen, aus Furcht, sie könnte unvorsichtig sein und dem schrecklichen Dämon zum Opfer fallen!«
Ein so gewaltiges Gefühl von Déjà-vu packte Shen Qingqiu bei diesen NPC-artigen Worten, dass sein Gesicht unwillkürlich zuckte.
Die Art, wie dieser bestimmt sechzigjährige Mann und das junge Mädchen im Teenageralter direkt vor seinen Augen miteinander turtelten, missfiel ihm zutiefst.
Zum Glück gelang es ihm, den Eindruck des erhabenen Meisters, der über den Dingen stand, aufrechtzuerhalten. Er trat aus dem Raum und überließ es Ming Fan, mit Herrn Chen zu plaudern. Es brachte eben gewisse Vorteile mit sich, der Meister zu sein. Man konnte sich noch so distanziert geben, niemand konnte etwas dagegen sagen. Je distanzierter er sich gab, desto mehr Respekt lag in den Blicken, die man ihm zuwarf.
Bald schon klopfte Ning Yingying an seine Zimmertür und trat ein. »Meister, ich werde mich auf dem Markt umsehen. Möchtet Ihr mich begleiten?«
Kein Mann konnte ernsthaft behaupten, dass es ihm nicht gefiel, auf diese Art von einem jungen Mädchen umgarnt zu werden. Als sie eintrat, wandte Shen Qingqiu ihr den Rücken zu, aber als er ihre Bitte hörte, schmolz die Hälfte seines Herzens dahin. Er stählte die andere, wandte sich ihr zu und sah sie an, der Inbegriff eines kühlen und erhabenen Gelehrten, der von einem Buch aufblickte. »Wenn du dich in der Stadt umsehen möchtest, solltest du einige Shixiong oder Shidi bitten, dich zu begleiten«, sagte er nüchtern. »Ich habe noch allerlei Dinge zu erledigen, bevor ich dem Häutenden Dämon gegenübertreten kann.«
Dabei war sich Shen Qingqiu sehr wohl im Klaren darüber, wen sie bitten würde, ihr Gesellschaft zu leisten.
Und wäre er nicht eigentlich auch gern etwas draußen herumgelaufen? Bisher hatte er auf dem Qingjing-Gipfel im Bambushaus festgesessen, gezwungen, den großen Meister der Künste und der Schriften zu mimen, was bedeutete, dass alles, was er tat, entrückt zu sein hatte. Er sprach entrückt, lachte entrückt, übte sich entrückt im Schwertkampf, selbst wenn er prahlte, war es entrückt – alles war so entrückt, dass er am liebsten mit dem Kopf gegen die Wand gerannt wäre, so unerträglich war es.
Nun gab es durch seine Reise vom Berg hinunter endlich einmal eine Abwechselung, aber er war in diesem Raum gefangen, weil er das Narrativ bedienen musste, dass der ursprüngliche Shen Qingqiu »die Ruhe liebte und sich nicht gern unter Menschen aufhielt«. Ihm fehlte die Kraft, so zu tun, als würde er meditieren, also legte er sich einfach ins Bett und tat so, als sei er tot.
Kurz bevor die Sonne unterging, kam Ming Fan in sein Zimmer, um ihm Bericht zu erstatten.
Endlich war jemand da, der mit ihm redete und ihm Gesellschaft leistete. Shen Qingqiu konnte eine Freudenträne nicht unterdrücken. Aller Spaß kam der Hauptfigur zu, für die Opferfiguren blieb nur die Einsamkeit. Mit einem Mädchen über den Markt zu schlendern, bunte Laternen und andere Dinge zu betrachten – das war für die Nebenfiguren nicht vorgesehen.
»Ich habe den Leichnam genauestens untersucht«, sagte Ming Fan. Mit ernster Miene zeigte er ihm, was er in der Hand hielt.
Shen Qingqiu sah genau hin. Es waren zwei Stapel gelber Talismane, die mit roter Tinte beschrieben waren. Das Papier war geschwärzt, als sei es angesengt.
»Hast du damit den Leichnam auf dämonische Energie untersucht?«, fragte er.
»Eure Augen sehen alles, Meister. Ich habe die Talismane an zwei verschiedenen Stellen verwendet. Den ersten Stapel auf der Erde, in der eine der Toten begraben wurde. Den zweiten neben einer Leiche, die noch nicht bestattet wurde.«
Wenn selbst die Graberde so mit dämonischer Energie gesättigt war, lagen sie mit ihrer Vermutung richtig, dass der Mörder dämonischer Abstammung war. Endlich konnte Shen Qingqiu sicher sein, womit sie es zu tun hatten.
Er räusperte sich, dann schnaubte er kühl. »Sie wagen es, im Umkreis von hundert Kilometern um die Cangqiong-Berge solche Verbrechen zu begehen? Wenn diese dämonischen Geschöpfe bis an unsere Tür kommen, können sie uns kaum vorwerfen, wenn wir himmlische Gerechtigkeit walten lassen.«
Es widerstrebte Shen Qingqiu gewaltig, so einen aufgeblasenen Unsinn von sich zu geben. Aber er wäre OOC, wenn er es nicht täte.
Ming Fan sah ihn unterwürfig an. »Wie weise Ihr seid. Wenn Ihr Euch der Sache annehmt, werden die Menschen mit einem Handstreich vom Bösen befreit sein.«
Shen Qingqiu wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Die Meister-Schüler-Beziehung, die Ming Fan und ihn verband, schien auf dem Motto »du regierst, ich verehre dich« zu beruhen – was für eine herrlichen Verbindung.
Shen Qingqiu war äußerst zufrieden mit seinem Schüler. Obwohl er ein reicher Junge und vollkommen verzogen war, war er seinem Meister gegenüber niemals arrogant. Im Gegenteil, er war stets gehorsam und respektvoll. Der Mensch, der es nicht genoss, wie ein Gott verehrt zu werden, musste eben erst noch geboren werden.
Ming Fan hatte sich um die gesamte Reiseplanung gekümmert, von der Verpflegung bis zur Unterkunft. Wenn sein IQ nicht jedes Mal ins Bodenlose sinken würde, sobald er den Protagonisten zu Gesicht bekam, hätte aus ihm statt einem Mobber ein vielversprechender Schüler werden können.
Außerdem verspürte Shen Qingqiu stets auch etwas Mitleid mit diesem Jungen, der wie er ein Opfer war und am Ende von Luo Binghe in eine Ameisengrube geworfen werden würde, wo Zehntausende Ameisen ihn zu Tode beißen würden …
»Die Reise hierher haben wir unternommen, um euch Schüler auszubilden. Wenn es nicht unbedingt notwendig wird, werde ich dir nicht helfen. Ming Fan, als ältester Schüler musst du dir eine geeignete Strategie einfallen lassen, dem Dämon beizukommen, ohne dass ein Schüler dabei zu Schaden kommt.«
»Jawohl. Ich habe bereits einen Schutzzauber gewirkt. Solange der Dämon …«
Ming Fan wurde unterbrochen, als jemand ins Zimmer stürmte.
»Meister!«, rief Luo Binghe mit kreidebleichem Gesicht.
Shen Qingqius Herz machte einen Satz, aber er tat teilnahmslos. »Was ist los, dass du so laut und ängstlich herumschreist?«
»Ning Yingying-shijie 12 ist heute mit mir auf den Markt gegangen«, berichtete Luo Binghe. »Als es dunkel wurde, drängte ich sie zurückzugehen, aber sie wollte nicht … und dann war sie plötzlich verschwunden. Ich habe die ganze Straße abgesucht, konnte sie aber nirgends finden. Nun bin ich hier, um Euch um Hilfe zu bitten, Meister.«
Wenn Ning Yingying in dieser Lage verschwunden war, war das eine ernste Angelegenheit. Die Nacht war schon beinahe hereingebrochen.
Ming Fan sprang augenblicklich auf. »Luo Binghe! Du …«
Shen Qingqiu schüttelte seine Ärmel aus und die Teeschüssel auf dem Tisch explodierte. Diese Abschreckung war nicht OOC, und was noch wichtiger war: So hielt er Ming Fan davon ab, sich weiter sein eigenes Grab zu schaufeln.
Shen Qingqiu setzte eine Miene der mühsam unterdrückten Wut auf. »Wenn es schon so weit gekommen ist, gibt nichts mehr zu bereden. Luo Binghe, du kommst mit mir. Ming Fan, nimm dir einige Shidi und bitte Herrn Chen um Unterstützung. Dann geht und sucht eure Shimei.«
Ming Fan warf Luo Binghe einen hasserfüllten Blick zu, nickte aber folgsam und eilte davon.
Luo Binghe blieb mit gesenktem Kopf stehen und sagte kein Wort.
Shen Qingqiu wusste genau, dass Luo Binghe keine Schuld traf. Ning Yingyings Rolle als weibliche Figur war nicht nur, niedlich und liebenswert zu sein, sondern auch, sich ihr eigenes Grab zu schaufeln und anderen zur Last zu fallen.
Im Originalwerk hatte DieSchlangeWürgen den Plot Twists, die durch ihr Verschwinden entstanden, den Fehlern, die sie beging, und dem anderen Chaos, das sie verursachte, viele Hundert Kapitel gewidmet.
Shen Qingqiu hatte manchmal Luo Binghes innere Stärke bewundert, wenn es darum ging, neue Mitglieder in seinen Harem aufzunehmen. Er lehnte niemals eine Anwärterin ab, selbst die Frauen, die nur Ärger brachten, nahm er bereitwillig auf, und das alles, ohne dass er zu Schaden kam oder getötet wurde. Shen Qingqiu musste neidlos zugeben, dass der Protagonist tatsächlich überwältigend gelassen, großartig, verrückt und krass war, mit einem Schwanz, der länger als der Himmel war. Kein normaler Mensch hätte all das zustande gebracht.
Luo Binghe, der annahm, dass Shen Qingqiu ihn zum Bleiben aufgefordert hatte, um ihn anzuschreien und zu schlagen, sagte ruhig: »Ich bin nicht schuld an der ganzen Sache. Wenn Ihr mich bestrafen möchtet, Meister, werde ich Euch nicht grollen und nichts bereuen. Ich wünsche mir nichts...
| Erscheint lt. Verlag | 9.7.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
| Schlagworte | Altes Asien • Boys Love • Comedy • danmei • Drama • Fantasy • historisch • Isekai • Kampfkunst • Magie • Mystery • Romance • Schwerter & Co |
| ISBN-10 | 3-7593-1653-0 / 3759316530 |
| ISBN-13 | 978-3-7593-1653-0 / 9783759316530 |
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