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ZündZone (eBook)

eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
349 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-8197-5683-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

ZündZone -  Fabienne Gschwind
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Timea ist eine brillante Sicherheitsexpertin, spezialisiert auf explosionsgefährliche Anlagen und toxische Chemikalien. Doch schon kurz nach ihrem Start bei einem internationalen Polymerkonzern gerät sie in ein Netz aus chaotischen Übernahmen, dubiosen Finanzflüssen und einem geheimen Virenlabor. Als sie der Wahrheit zu nahe kommt, soll sie mit einem perfekt inszenierten 'Laborunfall' ausgeschaltet werden. Zwischen Sicherheitschecks, Cyberangriffen und dem Irrsinn des Projektmanagements kämpft Timea um ihr Leben - und um die Sicherheit aller. ZÜNDZONE ist ein spannungsgeladener Industrie-Thriller über moderne Forschung, Sicherheitsstandards und globale Machtspiele - humorvoll, fiktiv und mit einem Augenzwinkern auf die Absurditäten des Arbeitsalltags.

F. Gschwind ist Forscherin und Dozentin. Sie blickt auf zwei Jahrzehnte Erfahrung in der chemischen Forschung zurück und widmet sich seit vielen Jahren dem Schreiben von Science-Fiction-Romanen

F. Gschwind ist Forscherin und Dozentin. Sie blickt auf zwei Jahrzehnte Erfahrung in der chemischen Forschung zurück und widmet sich seit vielen Jahren dem Schreiben von Science-Fiction-Romanen

*

Es war Montagmorgen, und Timea war nach Maasburg zurückgekehrt.
Da das neue Produktionsgebäude des ehemals eigenständigen PolyNeo-Startups noch nicht fertig war, wurde sie vorübergehend in provisorischen Containerbüros untergebracht. Das eigentliche Forschungslabor und eine kleine Pilotproduktion befanden sich ein paar Schritte weiter, in einer Halle der Universität. Der Umzug in die neue Einrichtung war für etwa zwei Monate geplant. Alles war ein wenig improvisiert - passend für ein Unternehmen, das gerade übernommen wurde und gleichzeitig in einen Technologiepark expandierte.

Bei ihrem Vorstellungsgespräch waren Garry, der CEO von PolyNeo, und jemand von EncapX HR anwesend. Dieser hatte Timeas Lebenslauf bereits studiert und betonte mehr als einmal, wie sehr sich EX (wie EncapX sich intern nannte) darüber freute, sie mit solch einer Expertise an Bord zu haben.

Dann kamen sie zur Sache: Gehalt, Boni, Sozialleistungen. Alles lag deutlich über dem, was PolyNeo ursprünglich angeboten hatte. Und als Sahnehäubchen versprachen sie ihr einen Relocation Agent, der sich um alles kümmern würde - vom Umzug bis zur Anmeldung bei der örtlichen Müllabfuhr.
Timea war mehr als zufrieden. Sie unterschrieb den Vertrag - unter der Bedingung, dass sie erst in drei Monaten anfangen würde.

Sie wollte nicht einfach aus ihrer jetzigen Firma verschwinden, sondern sich die Zeit nehmen, ihren Nachfolger richtig einzuarbeiten. Und sie hatte ein paar Urlaubstage, die sie unbedingt nutzen wollte.

EX hatte kein Problem damit. Das neue Gebäude würde ohnehin nicht vor April bezugsfertig sein, und der Laborbetrieb würde nicht vor Juni beginnen. Perfektes Timing.

Im Zug zurück nach Kopenhagen hatte Timea Zeit zum Nachdenken - über ihre Karriere, ihre Entscheidungen ... und ihr Kündigungsschreiben. Das war leicht zu schreiben.

 

Sie hatte in Karlsruhe klassische Chemie studiert und wechselte später für ihre Promotion an die Technische Universität München - ein solides Upgrade. Und dort geschah etwas Unerwartetes: Sie stolperte über das Gebiet des industriellen Sicherheit. Alles begann mit einem Kalorimetrie-Experiment. Das Gerät stand im Labor, aber niemand wusste so recht, wie man sie bedient - oder noch schlimmer, wie man die Daten auswertet. Also buchte sie einen Workshop mit dem Hersteller.

Das war der Anfang vom Ende. Oder besser gesagt, der Anfang des Spaßes.

Sie lernte schnell, dass die Kalorimetrie keine esoterische Nebendisziplin war, sondern ein zentrales Instrument zur Beurteilung der Gefährlichkeit einer chemischen Reaktion. Mit der richtigen Methode konnte man Explosionen nicht nur vorhersagen, sondern sie sogar verhindern - wenn man wusste, was man tat.

Der Leiter des Workshops war ein erfahrener Sicherheitsfachmann, der in fast jedem dritten Satz einen realen Unfall erwähnte. Immer wieder ließ er seinen Blick langsam durch den Seminarraum wandern, senkte die Stimme und sagte in einem Ton, der an einen Psycho-Horror-Thriller erinnerte:

„Und hier ein Beispiel aus Basel… stellen Sie sich vor, was alles hätte schiefgehen können – und was beinahe passiert wäre: Im Kalorimeter zeigte sich im allerletzten Moment ein kaum beachteter Rückreaktionsweg. Nur 10 Grad Überhitzung hätten genügt, um so viel Gas zu erzeugen, dass der 250-Liter-Reaktor förmlich explodiert wäre.

Hätten wir die Produktionspläne nicht sofort geändert, wäre die Anlage mitten in der Basler Wohnzone detoniert. Fenster im Umkreis von Hunderten Metern wären zerborsten, giftige Dämpfe hätten sich wie beim Sandoz-Unfall über die Stadt gelegt. Verletzte, Tote, Millionenschäden, ein jahrzehntelanger Reputationsverlust – alles wegen eines Details, das fast übersehen worden wäre.

Dieses eine Experiment, fünf Stunden im Kalorimeter – es hat das Unternehmen vor Millionenverlusten und einer Katastrophe bewahrt.“

Timea hing an jedem seiner Worte wie andere an einer Netflix-Serie.

Zurück in München meldete sie sich zu weiteren Kursen an, verschlang alles, was die Bibliothek über Sicherheit in der chemischen Industrie zu bieten hatte, und wurde bald mit der Aktualisierung der gesamten Sicherheitsdokumentation des Instituts betraut. Der eigentliche Sicherheitsbeauftragte hatte das Interesse verloren und die gesamte Aufgabe an sie delegiert - und Timea war zu neugierig, um Nein zu sagen. Die Abteilung bezahlte ihre Ausbildung, ohne allzu viele Fragen zu stellen. Warum eigentlich nicht? Jeder, der freiwillig Normen liest, ist entweder gefährlich - oder eine absolute Bereicherung.

Eines führte zum anderen: Sie promovierte über sicherheitskritische Analysemethoden wie Kalorimetrie, TGA und DSC - Messverfahren, die nach Dingen klangen, die man besser nicht googeln sollte.
Die Universität stellte sie direkt nach ihrem Abschluss ein, zunächst um die Sicherheit im Labor zu überwachen. Kurze Zeit später wurde sie auch zum Strahlenschutzbeauftragten des Instituts ernannt und übernahm das Lasersicherheitsmanagement.
Mit der Zeit war sie für alles zuständig, was glühte, strahlte oder brannte.

Und das Beste daran? Die Universität verfügte über ein Fortbildungsbudget - und sie nutzte es wie eine Süchtige.
Sie besuchte Workshop um Workshop: HAZOP, ATEX, FMEA, SIL, Sicherheitskultur, funktionale Sicherheit, quantitative Risikobewertung - alle Akronyme und Katastrophensimulationen, die sie finden konnte.

Eines der Unternehmen, die diese Kurse durchführen, wurde aufmerksam. Eine junge Frau, die sich nicht nur alle Antworten auf die Tests, sondern auch jede Fallstudie aus der Praxis merken konnte? Das stach heraus. Sie boten ihr einen Job an.

 

Sie hatte nicht vor, den Job zu wechseln, aber das Angebot war zu gut.
Das Unternehmen war ein Spin-off der Universität Gent: eine kleine, hochspezialisierte Sicherheitsberatung mit eigenem Labor. Die fünf Gründer waren allesamt erfahrene Veteranen - zwanzig Jahre in der Branche, rauchige Stimmen und jeder von ihnen kannte mindestens sieben Möglichkeiten, eine durchschnittliche Toilette mit Supermarktprodukten in die Luft zu jagen.

Timea sagte sofort zu. Sie wollte von den Besten lernen.

Und das tat sie. Ein ganzes Jahr lang konzentrierte sie sich auf die Analyse des Explosionsverhaltens von Staub - eine unterschätzte Gefahr in der Industrie. Denn nicht nur Benzin oder Gas kann explodieren, sondern auch feiner Staub - Mehl, Plastik oder Metallpulver - kann unter den richtigen Bedingungen explodieren.

Timea führte systematische Tests durch, um festzustellen, wie leicht sich ein Stoff entzünden konnte, wie viel Druck er erzeugen würde und ob er eine Kettenreaktion auslösen konnte. Sie lernte, dass ein einziger Funke oder eine heiße Oberfläche genügte, um eine ganze Produktionshalle in ein Inferno zu verwandeln - wenn der Staub fein genug war und sich richtig verteilte.
Langsam begann sie, ihre eigenen Kunden zu beraten. Ihre Kollegen waren fantastisch, die Projekte vielfältig.

Fünf Jahre später war sie eine anerkannte Expertin. Sie beherrschte thermische Analytik, kannte sich mit Staubexplosionen, dem thermischen Verhalten von Batterien, Lösungsmitteln und toxischen Prozessgasen aus. Sie hatte an Projekten in der Pharma-, Kosmetik-, Lebensmittel-, Metall- und Polymerindustrie gearbeitet.

Ihr Lieblingsprojekt? Eine Polymerfabrik mit einer Fluorierungsanlage: tödliche Gase, giftige Lösungsmittel, explosive Staubwolken, stark exotherme Reaktionen. Für die meisten ein Albtraum - für Timea ein Adrenalinstoß.

 

Denn ja: Timea war ein Adrenalin-Junkie.

Sehr zum Missfallen ihrer Vorgesetzten hatte sie den Extremsport für sich entdeckt. Gleitschirmfliegen war ihr Einstieg. Dann kamen Fallschirmspringen, Wingsuits, Formationssprünge. Sie probierte sogar BASE-Jumping aus - bis ihr belgischer Arbeitgeber es verbot. Eine Sicherheitsexpertin, die von Brücken springt? Das war ein PR-Problem.

Timea zuckte nur mit den Schultern. Sie kannte die Statistik. Sie hatte bereits drei Freunde verloren.
Aber die Kontrolle bei einem Sprung, die Klarheit im freien Fall - das war ihr Ventil.
In Belgien gab sie es schließlich auf – die Landschaft war einfach zu flach. Stattdessen blieb sie beim Fallschirmspringen und begann mit dem Kitesurfen: Die belgische Küste war ideal, ein Tram fuhr die gesamte Küste entlang, und sie konnte sich mit dem Wind treiben lassen, danach in die Straßenbahn steigen und zum Ausgangspunkt zurückfahren. Mit tropfendem Neoprenanzug, zusammengefaltetem Segel und Board machte sie sich dabei zwar keine Freunde, bekam aber nie ein Fahrverbot – also machte sie einfach weiter.

Sie hatte noch nie einen Psychologen aufgesucht, aber sie vermutete, dass sie am gefühlsmäßig kälteren Ende des Spektrums angesiedelt war. Die Gefühle anderer Menschen kamen ihr oft übertrieben vor - sei es in Romanen, Filmen oder unter Freunden.
Nur bei Extremsportarten fühlte sie wirklich etwas.

Vielleicht war sie anders. Vielleicht auch nicht. Aber sie fühlte sich wohl dabei - meistens jedenfalls.

Seit ihrem Auslandssemester in Bern, mit fünf bis sechs Sprüngen pro Wochenende, war sie überzeugt: Nichts macht den Kopf so frei wie ein gut kalkulierter Sprung. Timea blieb ruhig, wo andere in Panik gerieten.

Oder, wie Olivia einmal sagte: “Du hättest wirklich ein Bombenentschärfer werden sollen."

Sobald sie in Maasburg anfing, wollte sie wieder mit BASE-Jumping beginnen - aber sie würde es niemandem sagen. Sie wollte keine weitere Sperre riskieren. Zum Glück hatte bei dem Vorstellungsgespräch niemand nach ihren Hobbys gefragt. Sie würde nicht lügen, aber sie würde auch keinen Rechtsstreit mit ihrem Arbeitgeber anfangen.

Vielleicht...

Erscheint lt. Verlag 3.7.2025
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Forschung • Industrie • Virenlabor • Wissenschaftskrimi
ISBN-10 3-8197-5683-3 / 3819756833
ISBN-13 978-3-8197-5683-2 / 9783819756832
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