Übersetzung des Dramas Ruy Blas (eBook)
292 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7693-4518-6 (ISBN)
Ruy Blas
Drama in fünf Akten von Victor Hugo.
Freie Bearbeitung in Blankversen
für die deutsche Bühne
von E. O. Lubarsch
Personen
Ruy Blas.
Don Sallust von Bazan, Marquis von Finlas.
Don Cäsar von Bazan, Graf von Garofa.
Donna Maria von Neuburg, Königin von Spanien.
Casilda, Hoffräulein der Königin.
Don Guritan, Graf von Oñate, Majordomus der Königin
Herzogin von Albuquerque, Oberhofmeisterin der Königin
Mitglieder des Staatsrathes:
Don Manuel Arias, Präsident von Kastilien
Graf Camporeal, Minister
DON ANTONIO UBILLA
Marquis Priego, Minister
Montazgo, Staatsrath der Indischen Kammer
Covadenga, Oberstaatssekretär der Inseln
Herren vom Hofe:
Marquis del Basto
Marquis von Santa Cruz
Graf Alba
Carlos, vertrauter Sekretär Don Sallusts.
Ein Page Ruy Blas.
Ein Alkade.
Ein Alguazil.
Eine alte Duenna.
Staatsräthe. - Herren und Damen vom Hofe. - Pagen, Diener,
Huissiers, Alguazils und Garden. -
Ort: Madrid. Zeit: 169.
Erster Akt: Don Sallust. -
Zweiter Akt: Die Königin von Spanien. -
Dritter Akt: Ruy Blas. -
Vierter Akt: Don Cäsar. -
Fünfter Akt: Tiger und Löwen. -
Erster Akt.
Der Danaërsaal im königlichen Schloss zu Madrid. Prächtige Möbel in halb flandrischem Geschmack aus der Zeit Philipps IV. Links ein grosses Fenster mit vergoldetem Rahmen und kleinen Scheiben. Zu beiden Seiten auf einer Eckkoulisse eine niedrige Thüre, die in ein inneres Gemach führt. Im Hintergrunde eine grosse Glaswand mit vergoldetem Rahmen, durch welche eine breite, gleichfalls mit Glasscheiben versehene Thüre in eine lange Galerie führt. Diese Galerie, welche über die ganze Bühne geht, wird durch grosse Vorgänge, die an der Glaswand von oben nach unten herabfallen, verborgen. Ein Tisch, ein Sessel und ein Schreibzeug. -
Don Sallust tritt durch die kleine Thüre links auf; ihm folgen Ruy Blas und Carlos, welcher letztere eine Cassette und verschiedene offenbar zu einer Reise vorbereitete Packete trägt. -
Kostüme: Don Sallust in schwarz-sammetner Hoftracht aus der Zeit Karls II. mit dem goldenen Vlies um den Hals. Darüber einen reichen, mit Gold gestickten und schwarzem Atlas gefütterten Mantel von hellgrünem Sammet. Degen mit grossem Korb, Hut und weissen Federn. - Carlos ist schwarz gekleidet, mit dem Degen an der Seite. - Buy Blas ist im Livree: braune Beinkleider und Borte, reich betresst mit Roth und Gold; unbedeckten Hauptes, ohne Degen. -
Erste Scene
Don Sallust von Bazan, Carlos, dazwischen Ruy Blas.
Don Sallust.
Ruy Blas, die Thür dort zu - dies Fenster auf!
(Ruy Blas gehorcht und entfernt sich dann auf einen Wink Don Sallusts durch die Thüre im Hintergrund. Don Sallust tritt an das geöffnete Fenster.)
Der Morgen steigt herauf, doch hier im Schloß
Ist´s still und alles schläft noch. Mich allein
Erquickt kein Schlaf. In meinem Herzen hämmert
Es fieberhaft; in meinem Hirn flammt´s
Wie düstres Feuer; diese Morgendämmerung
Ruft mir mit bleichem Antlitz höhnisch zu:
Es ist kein Irrtum, schau auf, ´s ist Wirklichkeit,
Du bist gestürzt aus allen Deinen Höhen,
Minister gestern, bis Du heut´ verbannt.
Carlos.
O faßt euch, Herr Marquis!
Don Sallust.
Zu plötzlich, Carlos,
Fuhr dieser Blitz hernieder auf mein Haupt,
Wer will es glauben, daß so unerhörtes
Aus einer blöden Liebelei entsprang,
Die zweifach thöricht war bei meinen Jahren?
Ein großes Unglück, so ein Fräulein Nichts,
Ein albern Kammermädchen zu verführen!
Doch weil der Königin die Dirne dient
Und einst mit ihr aus Deutschland hergekommen
So trotzt sie keck auf ihrer Herrin Schutz,
Und ich erhalte förmlichen Befehl,
Sie heimzuführen. Da ich dies verweigere,
Verbannt man mich, und unter dem Gelächter
Des Hofes löschen zwanzig Jahre aus,
In denen fruchtlos nun mein Ehrgeiz rang:
Der Präsident des obersten Gerichtes
Der Hofalkaden Seiner Majestät,
Der zwar verhaßt, doch dessen Namen Niemand
In Spanien ohne Schrecken sprach, das Haupt
Des Hauses Bazan und bisher sein Ruhm -
Mein Ansehn, meine Macht, was ich geträumt,
Was ich geschaffen und was ich besaß,
All meine Ämter, meine Ehrenstellen -
All das dahin, vorbei mit einem Mal!
Carlos.
Noch ist´s Geheimnis, Herr Marquis, noch Niemand
Bei Hofe ahnt den unerhörten Schlag.
Don Sallust.
Doch morgen - morgen weiß es Jedermann.
Drum fort von hier, ich will Madrid verlassen,
Verschwunden sein, eh´ ich gefallen bin!
(Er macht einige heftige Schritte im Zimmer und setzt sich dann.)
O, aber ich auch werde eine Mine
Euch legen, dunkel, tief und unterirdisch
Und ohne daß ihr etwas ahnen sollt. -
Davon gejagt! -
(Er erhebt sich.)
Carlos.
Wer hat denn, Excellenz
Den Schlag geführt?
Don Sallust.
Die Königin natürlich.
Weh ihr, ich räche mich! Du kennst mich, Carlos.
Kennst deinen Schüler. Du, der zwanzig Jahre
Mir beigestanden, mir so lang gedient,
Du weißt, wie weit im Dunkel meine Pläne
Zu gehn vermögen; mit geübtem Blick
Kennst du sie, wie ein guter Architekt
Des Brunnens Tiefe, die er selbst gebohrt.
Ich reise ab, nach Finlas will ich wieder,
Auf meine Güter nach Castilien fort.
Geh, ordne unsere Reise! Unterdeß,
Da ich hier Herr noch bin bis heute Abend,
Nütz´ ich die Zeit zu meiner Reise Plan.
Du reist mit mir. Halt´ in Bereitschaft alles
Und - schweige still!
(Carlos verneigt sich und geht ab. Don Sallust ruft:)
Ruy Blas!
Ruy Blas,
(an der Thüre im Hintergrund erscheinend).
Mein gnädiger Herr?
Don Sallust.
Da ich im Schlosse nicht mehr schlafen werde,
Läßt du die Schlüssel hier und schließt die Läden.
Ruy Blas,
(sich verneigend).
Gut, Excellenz!
Don Sallust.
Hör´ weiter, eh´ du gehst,
Die Königin kommt dort durch die Gallrie,
Wenn von der Messe in ihr Ehrenzimmer
Sie sich begibt. Du bist dann hier, Ruy Blas!
Ruy Blas.
Ich werde hier sein, Excellenz.
Don Sallust,
(am Fenster).
Siehst du den Menschen
Dort auf dem Platze, welcher ein Papier
Der Wache zeigt und durchgelassen wird?
Gib ihm vom Fenster aus ein stummes Zeichen,
Daß er herauf die Nebentreppe kommt.
(Ruy Blas gehorcht. Don Sallust fährt fort, indem er auf die kleine Thüre zur Rechten zeigt.)
Bevor du mich verläßt, sieh, ob im Zimmer
der Polizei die drei Alguazils wachen,
Die heut den Dienst versehen.
Ruy Blas,
(öffnet halb die Thüre und kommt dann zurück).
Sie schlafen, Herr.
Don Sallust.
Sprich nicht so laut! Ich brauche später dich,
Drum wirst du dich in meiner Nähe halten
Und draußen wachen, daß mich Niemand stört.
(Don Cäsar von Bazan tritt ein. - Costüm: Eingetriebener Hut; grosser zerfetzter Mantel, der vom übrigen Anzug nur schlecht sitzende Strümpfe und aufgesprungene Schuhe sehen lässt; Raufdegen. - Im Augenblicke seines Eintretens sehen er und Ruy Blas sich erstaunt an und verrathen durch eine Geberde ihre Überraschung.)
Sie sehen sich an. Wie, wären sie bekannt?
(Ruy Blas ab.)
Zweite Scene.
Don Sallust, Don Cäsar.
Don Sallust.
Da bist du ja, Bandit.
Don Cäsar.
Zu dienen, Vetter!
Don Sallust.
Ein groß Vergnügen, solchen Held zu sehn!
Don Cäsar,
(mit einer Verbeugung).
Ihr seid sehr gütig. …
Don Sallust.
Freund, man ist genau
Von Euren Abenteuern unterrichtet.
Don Cäsar,
(mit freundlichem Lächeln).
So haben Euren Beifall sie verdient?
Don Sallust.
Verdienstlich sind sie! Ward doch neulich Nacht
Don Carl von Mira in Madrid bestohlen.
Man nahm ihm seinen Galadegen ab
Mit ciselierter Scheide und sein Büffel.
Es war die zweite Nacht vorm Osterfest;
Die Bande ließ ihm seinen Mantel nur,
Weil er des heilgen Jakob Ritter ist.
Don Cäsar.
Mein Sixt, warum das?
Don Sallust.
Weil der Jakobsorden
Darauf gestickt war. Sagt, was könnt ihr mir
Hierauf entgegnen?
Don Cäsar.
Daß in einem schlimmen
Jahrhundert wir heut leben. Lieber Gott,
Was wird aus unser einem, wenn die Diebe
So viel Respekt dem heilgen Jakob zollen,
Als sei er von der Zunft?
Don Sallust.
Ihr wart dabei!
Don...
| Erscheint lt. Verlag | 5.5.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Lyrik / Dramatik ► Dramatik / Theater |
| ISBN-10 | 3-7693-4518-5 / 3769345185 |
| ISBN-13 | 978-3-7693-4518-6 / 9783769345186 |
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