The hundred Loves of Julia (eBook)
390 Seiten
MORE by Aufbau Digital (Verlag)
9783967976106 (ISBN)
Wenn dein Herz sich an jemanden erinnert, den du nie getroffen hast ...
Nach einer schmerzhaften Trennung flieht Helene nach Alaska - weit weg von ihrem alten Leben, um endlich zur Ruhe zu kommen und den Roman zu schreiben, der ihr seit Jahren im Kopf herumspukt. Doch gleich in ihrer ersten Nacht dort trifft sie auf Sebastien Montague, einen rauen Krabbenfischer, der erschreckend genau wie der Held in ihrer Geschichte aussieht. Und was noch seltsamer ist: Er scheint sie ebenfalls zu kennen ...
Sebastien hütet ein dunkles Geheimnis. Vor Jahrhunderten wurde er dazu verflucht, ewig zu leben - und seine große Liebe Julia immer wieder zu finden, nur um sie jedes Mal aufs Neue an den Tod zu verlieren. Nach unzähligen schmerzhaften Abschieden hat er sich in die Einsamkeit Alaskas zurückgezogen, entschlossen, das Schicksal nicht noch einmal herauszufordern. Doch dann tritt Helene in sein Leben, und mit einem einzigen Blick weiß er: Sie ist Julia. Seine Julia ...
Wird er erneut dabei zusehen müssen, wie das Schicksal sie auseinanderreißt? Oder können sie den Bann endlich brechen und sich die Liebe erkämpfen, die ihnen immer verwehrt blieb?
HELENE
Alaska ist im Januar eine wahre Märchenlandschaft, mit frostüberzogenen Ästen, die im blassen Mondlicht glitzern wie aus Schnee gewobene Spitze. Die Eiszapfen an den Dächern funkeln wie ein zur Ewigkeit erstarrtes Weihnachtsfest, und ich könnte schwören, dass die tanzenden Schneeflocken mir zuwinken, während sie zu Boden sinken. Ein echtes Märchen eben. Oder zumindest ein toller erster Eindruck an meinem ersten Abend hier.
Mit Anfang dreißig – und nachdem ich zu viele langweilige Jahre als Journalistin beim Wall Street Journal in Los Angeles gearbeitet habe – folge ich nun endlich meinem Traum, einen Roman zu schreiben. Ein echtes eigenes Buch! Nicht nur die Geschichten anderer Leute. Seit meiner Jugend bringe ich schon kurze Geschichten zu Papier – Teile und Abschnitte eines Romans –, und nun habe ich endlich die Zeit, mir zu überlegen, wie ich das Ganze zusammenfüge.
Um ehrlich zu sein, habe ich diese Arbeitsauszeit gerade auch bitter nötig. Meine jüngere Vergangenheit – na ja, genau genommen die letzten zehn Jahre – könnte ich eigentlich in die Tonne kloppen und den ganzen verdammten Haufen einfach abfackeln. Zuerst sind meine beiden Golden Retriever gestorben, kurz nacheinander. Dann habe ich das Arschloch von einem baldigen Ex-Mann, der Praktikantinnen anzieht wie der Rattenfänger von Hameln, in flagranti erwischt. Ach ja, und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, hat meine sogenannte beste Freundin die Beförderung eingesackt, die eigentlich mir zustand.
Wobei sie mir damit genau genommen, wenn auch unbeabsichtigt, einen Gefallen getan hat. Hätte man mich zur Kolumnistin befördert, wäre ich nicht gegangen. Hätte sie sich wie eine echte Freundin verhalten, würde ich immer noch in meinem bedeutungslosen Leben feststecken, und in der Ehe mit einem Vollidioten.
Stattdessen hat sie mich hintergangen und mir damit das Streichholz gereicht, das ich brauchte. Ich habe es angezündet und sämtliche Erde hinter mir verbrannt, metaphorisch gesehen.
Auf Wiedersehen, alte Helene Janssen.
Hallo, mein neues und besseres Ich.
Meine Mom sagt immer, dass alles aus einem bestimmten Grund passiert, und ich halte stur an diesem Glauben fest. Deswegen war es für mich auch ein Zeichen, als ich die supergünstigen Flüge nach Alaska im Internet entdeckte (Anfang Januar kommen normalerweise keine Touristen hierher) und dazu noch ein »Künstlerhäuschen« in einem idyllischen Fischerdorf mieten konnte: Ich sollte hierherkommen, um mit der Arbeit an meinem Roman zu beginnen – und an meiner Zukunft. Und ich glaube, meine Entscheidung war goldrichtig. Schon jetzt, nach der kurzen Zeit in diesem Winterwunderland, habe ich das Gefühl, dass es wieder bergauf geht.
Ich summe vor mich hin, während ich die Tür des Cottages abschließe und dann auf der Suche nach etwas zum Abendessen die Straße hinuntergehe. Es ist erst halb sieben, aber schon seit Stunden dunkel, woran ich mich sicher noch einige Zeit werde gewöhnen müssen. Genauso wie daran, in diesen schweren Stiefeln durch den Schnee zu stapfen – wobei das immer noch besser ist als zu fahren. Zwar habe ich ein Auto in der Garage stehen, aber die Fahrt heute Nachmittag vom Flughafen bis zum Häuschen reicht an Aufregung für einen Tag. Normalerweise bin ich es gewohnt, durch sonnige, palmengesäumte Boulevards zu fahren, und ich will nicht den Rest meiner täglichen Portion Glück auf den vereisten Straßen von Ryba Harbor aufbrauchen.
Gott sei Dank sind es nur ein paar Blocks von meinem Ferienhaus bis zum malerischen Zentrum des Ortes. In einer Ecke des Dorfplatzes schmiegt sich ein kleiner Souvenirladen – für die wenigen Besucher aus Anchorage und Ketchikan, die sich (im Sommer) hierherwagen – an eine süße, maritim gestaltete Buchhandlung. Der Rauch, der vom Holzfeuer eines Grillrestaurants aufsteigt, erfüllt die Luft mit dem Geruch von Rindersteak und Rippchen. Davon abgesehen gibt es im Dorf noch einen Plattenladen (ich hatte keine Ahnung, dass die immer noch existieren, und die Tatsache, dass ich ausgerechnet hier einen finde, begeistert mich), mehrere Bäckereien und ein Café.
Als ich jedoch eine Bar mit dem Namen The Frosty Otter entdecke, weiß ich, dass ich meinen ersten Abend in Ryba Harbor genau hier verbringen will. Das Haus erinnert mich an einen Westernsaloon, allerdings mit regionalem Flair. Die blaue Fassade ist vom vielen Schnee und Streusalz schon ganz verwittert. Vor der Eingangstür steht ein bärtiger Pelzjäger aus Holz mit Gewehr in der einen und Bierkrug in der anderen Hand, und aus den Lautsprechern im Innenraum dringt Ragtime-Klaviermusik nach draußen.
Vor mir drängeln sich drei gut gelaunte, in Flanellhemden gekleidete Holzfällertypen durch die Eingangstür, während sie sich offensichtlich gerade über irgendeinen Witz amüsieren; auf die Art, wie es nur Leute tun, die sich schon seit Jahren kennen: aus vollem Hals und so heftig lachend, dass ihre Bäuche dabei beben. Ich schlüpfe hinter ihnen in die Bar.
Drinnen sieht der Frosty Otter genauso aus, wie ich es mir erhofft habe. Zwei Drittel der Tische sind besetzt, und die Gäste sind ebenso bunt gemischt wie die Einrichtung. Die drei Holzfäller steuern zielstrebig auf eine Sitzecke ganz hinten zu, über der das riesige Wandgemälde eines mürrisch dreinblickenden Otters thront. Entlang der hinteren Wand hat sich eine Gruppe älterer Damen, die wie freundliche Großmütter aussehen, zum Stricken versammelt – direkt unterhalb einiger verblasster Reklametafeln aus dem vergangenen Jahrhundert, auf denen Schriftzüge wie Alaska Wildlachs! und Klondike! oder die witzige Zeichnung einer Königskrabbe abgedruckt sind, auf deren Kopf eine goldene Krone prangt (ich glaube, das wird meine Lieblingswerbung). Die meisten anderen Gäste sind Männer – wahrscheinlich die Arbeiter aus der Fischfabrik hier im Ort –, aber ich entdecke auch ein paar Familien, deren Kinder Hähnchen-Nuggets essen, während Mom und Dad ein Bier genießen.
»Willkommen im Frosty Otter«, begrüßt mich eine weißhaarige Kellnerin herzlich. »Bist du neu hier?«
Ich muss lachen. »Ist das so offensichtlich?«
»Na ja, das ist ’ne Kleinstadt, und ich kenne hier jeden. Außerdem glänzen deine Haare so schön golden, was bei Brünetten nur der Fall ist, wenn sie viel Sonne abbekommen. Im Gegensatz zu uns anderen Bleichgesichtern und an Vitamin-D-Mangel Leidenden«, entgegnet sie mit einem Augenzwinkern. »Ich bin Betsy, die Inhaberin dieses Schuppens hier. Setz dich hin, wo du magst, ich bringe dir gleich was zu trinken. Was hättest du gern? Der erste Drink geht aufs Haus.«
»Hm … ein Bier hier aus der Gegend? Vielleicht ein Helles?«
»Kommt sofort.«
Ich suche mir eine schmale Nische an der Wand, von wo aus ich den ganzen Raum überblicken kann, und lasse mich auf das zerschlissene Kunstlederpolster sinken. Über mir hängt ein gewaltiger Elchkopf, den ich gleichzeitig beeindruckend, aber auch ein bisschen schaurig finde. Trotzdem passt er irgendwie zu dem überladenen Einrichtungsstil des Frosty Otter. Ich kann verstehen, warum die Bar so gut besucht ist.
Betsy bringt mir ein helles Bier aus einer regionalen Brauerei.
»Schätzchen, deine Uhr geht ja total falsch«, sagt sie und deutet auf meine Armbanduhr. »Die musst du unbedingt richtig einstellen – und auf die Ortszeit.«
Lächelnd schüttle ich den Kopf. »Geht nicht. Die ist kaputt.«
Die Uhr ist nicht einmal besonders ausgefallen, nur eine stinknormale blau-silberne Taucheruhr. Sie hat meinem Dad gehört und nach einem Tauchgang in der Tiefsee ihren Geist aufgegeben. Er hat sie nie reparieren lassen, sondern einfach in defektem Zustand weitergetragen. »Die Zeit spielt keine Rolle«, hat er meiner Schwester und mir gern erklärt, »denn wenn du ständig mit einem Auge auf das Ende deines Lebens schielst, hast du schon verloren.«
Diese Regel habe ich zugegebenermaßen nicht immer befolgt, aber ich habe vor, es ab jetzt zu tun. Deshalb trage ich seine Uhr auch weiter. Sie ging nicht, als Dad sie getragen hat, und auch nicht, als ich sie geerbt habe. Die Uhr mag vielleicht nicht die Zeit anzeigen, doch sie ist eine Erinnerung an die Art, wie ich leben will: im Hier und Jetzt.
Eine weitere Gruppe ausgelassener...
| Erscheint lt. Verlag | 1.7.2025 |
|---|---|
| Übersetzer | Sonja Fehling |
| Sprache | deutsch |
| Original-Titel | The Hundred Loves of Juliet |
| Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
| Schlagworte | destined love • emotional scars • fated mates • Forbidden Love • Liebe • reincarnation romance • Retelling • Romeo und Julia • Soulmates Across Time • Tod • Tortured Hero • ugly cry romance • William Shakespeare • Zeitreise |
| ISBN-13 | 9783967976106 / 9783967976106 |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
| Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich