Verkanntes Genie (eBook)
251 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-8197-5113-4 (ISBN)
Elisa Scheer liebt die Mischung aus Krimi und Liebesgeschichte so sehr, dass sie schließlich begonnen hat, genau die Geschichten zu schreiben, die ihr selbst gefallen: In den ganz normalen Alltag, in dem sich jede(r) wiedererkennen kann, bricht mit einem Verbrechen (meist einem Mord) plötzlich das Böse ein, aber auch eine aufregende Zeit, die das Leben der Heldinnen für immer verändert. Hoffentlich gefallen diese Geschichten auch vielen anderen! Elisa Scheer ist ein Pseudonym.
Elisa Scheer liebt die Mischung aus Krimi und Liebesgeschichte so sehr, dass sie schließlich begonnen hat, genau die Geschichten zu schreiben, die ihr selbst gefallen: In den ganz normalen Alltag, in dem sich jede(r) wiedererkennen kann, bricht mit einem Verbrechen (meist einem Mord) plötzlich das Böse ein, aber auch eine aufregende Zeit, die das Leben der Heldinnen für immer verändert. Hoffentlich gefallen diese Geschichten auch vielen anderen! Elisa Scheer ist ein Pseudonym.
ZWEI
Mit einer Tasche voller Einkäufe kam Noemi ganz zufrieden nach Hause, schloss die violette Tür auf, stellte die Einkäufe beiseite und machte die Tür wieder zu. Nun noch den Schlüssel wieder in die Tür und zweimal umgedreht, so verlegte man wenigstens den Schlüssel nicht so leicht!
Endlich daheim! Bei Mama und David war es natürlich netter, aber hier war sie eben ganz für sich, keiner quatschte ihr rein, keiner machte Dekovorschläge oder brachte ihr alberne Teelichthalter oder sonstigen Unsinn mit. Gut, Mama und David machten so etwas auch nur ganz, ganz selten – meistens fanden sie ihre knapp dreißig Quadratmeter originell und geschickt eingerichtet, aßen zufrieden, was sie ihnen vorsetzte, gingen danach mit ihr in den diversen Durchhäusern spazieren und seufzten bei jeder Ecke nostalgisch auf: „Hier war doch früher dieser makrobiotische Laden, in meinen ersten Semestern? Warst du da mal drin, David?“
„Einmal, aber der Fraß war echt ungenießbar! Und du?“
Noemi seufzte selbst bei dem Gedanken an diese Erstsemester-Nostalgie – süß waren die beiden ja schon!
Was sollte sie sich zu essen machen? Sie inspizierte das dürftige Angebot im Kühlschrank und die beiden angebrochenen Chipstüten im Fach über dem Geschirr und seufzte. In der Einkaufstasche fand sie eine dritte Chipstüte (dringend nötig!), eine Tüte gefrorene Mehrkornsemmeln (toll, aber was konnte sie drauftun? Remoulade aus der Tube? Naja…), eine neue Fernsehzeitschrift, ein festes Shampoo und drei Äpfel. Etwas frugal…
Okay, zwei Semmeln mit Remoulade, diese Tube musst ja auch mal weg…
Die beiden Semmeln tauten im Backofen auf, während sie allerlei, was hier noch herumlag, verräumte, bis das Zimmer wieder ordentlich aussah. Man sollte morgens wirklich nicht denken Mach ich nach der Arbeit…
Eine so kleine Wohnung durfte man eben nicht zumüllen! Na, jetzt ging es ja wieder – die kleine Küchenzeile (aber sie kochte ohnehin so gut wie nie), das Bettsofa, zwei niedrige Regale, ein großer Tisch, der zu allem diente, drei Stühle über das Zimmer verteilt – und das violette Bad. Gut, die Farbe war natürlich naja, aber sonst konnte man es hier schon aushalten. Wenn man alleine hier wohnte, hieß das. Zwei Türen weiter wohnte ein Paar – und die Wohnung war auch nicht größer als ihr Kämmerchen! Da durfte man sich aber nicht auf die Nerven gehen…Ganz am Ende des gewundenen Gangs gab es eine etwas größere Wohnung, sozusagen eineinhalb Zimmer.
Luxus, aber halt lila!
Nein, wenn sie eines Tages etwas mehr verdiente und die Mieten und Preise nicht weiter ins Unermessliche stiegen, würde sie sich eine normale, weiße Wohnung suchen, vielleicht sogar mit einem vernünftigen Balkon – aber das war eben Zukunftsmusik, wer wusste denn, was noch alles passierte! Oder sie blieb hier und leistete sich weiße Kacheln… da sollte sie ihr Schächtelchen aber noch weiter abzahlen! Teuer war es nicht gewesen, der Siebziger Jahre-Schick war eben gar nicht mehr der Zeitgeschmack.
Alternativ konnte sie sich später einmal vielleicht das Häuschen von Mama und David mit Davids Kindern teilen? Etwas weiter draußen in der Rheinlandsiedlung, aber gar nicht so klein…
Eigentlich war sie allerdings gar nicht der Typ, der die Zukunft so genau plante – einfach abwarten, das war sie doch viel eher?
Der Ofen klingelte. Sie schnitt die beiden Semmeln auf, ließ sie etwas abkühlen (sonst wurde die Remoulade wieder so flüssig) und drückte nach einer Anstandsfrist die Remoulade darauf, in hübschen Kringeln. Und ein paar Drehungen mit der Pfeffermühle.
Als sie gerade nach der zweiten Semmelhälfte griff, läutete es an der Tür. Da es hier eine Menge Idioten gab, die Abos/Glasfaserkabel/Versicherungen verkaufen oder über Gott sprechen wollten – von denen, die klauen wollten, einmal ganz abgesehen - hängte sie die Kette ein und öffnete die Tür nur einen Spalt weit. Ein Mann, der aussah, als sei er kurz vor dem Ruhestand und habe keinen Kamm zu Hause, stand da. Er öffnete den Mund und Noemi fiel ihm sofort ins Wort: „Ich kaufe nichts, ich will nicht über Gott sprechen und spenden tue ich nur per Überweisung an seriöse Organisationen. War´ s das dann?“
Sie versuchte, die Tür wieder zu schließen, da rief er: „Nein! Das ist es nicht!“
Noemi seufzte gereizt. „Noch eine Minute!“
„Kann ich reinkommen?“
„Großer Gott, halten Sie mich für eine Idiotin?“
„Aber – ich bin dein Vater!“
Noemi verdrehte die Augen. „Aber ich bin nicht Han Solo oder Luke Skywalker oder zu wem Darth Vader das eben gesagt hat. Ich stehe nicht so arg auf Star Wars. Versuchen Sie es woanders, vielleicht finden Sie einen Fan.“
Damit schloss sie die Tür und drehte nachdrücklich den Schlüssel zweimal herum. Die Kette blieb eingehakt, sicher war sicher…
Es klingelte wieder, einmal, zweimal – Dauerklingeln. „Hauen Sie ab oder ich rufe die Polizei!“, rief sie durch die Tür. Daraufhin trat der Unbekannte einmal kräftig gegen ihre Tür und Noemi rief tatsächlich den Notruf.
Den Streifenbeamten konnte sie gar nicht so viel sagen, aber immerhin gelang ihr eine ordentliche Beschreibung des Verbrechers vor ihrer Tür.
„Nana! Verbrecher? Was hat er jetzt genau gesagt?“
„Erstmal eigentlich nichts. Ich habe aufgezählt, was ich alles nicht will, Haustürgeschäfte, über Gott sprechen und all so was. Und dann wollte er in die Wohnung, ich hab natürlich gesagt, auf gar keinen Fall, ich bin ja nicht komplett bescheuert! Ich hab die Tür langsam zugeschoben, da sagt der doch plötzlich Ich bin dein Vater!“
„Huch, wie Darth Vader – oder der Marsregulator?“, fragte der eine von den Streifenbeamten und Noemi musste kichern. „Ja! Ich hab gesagt, aber ich bin nicht Han Solo oder wer auch immer und er soll verschwinden. Dann hab ich die Tür zugemacht. Zweimal zugesperrt und die Kette eingehängt.“
„Ziemlich deutlich!“
„Ich weiß, freundlich war das nicht. Und dann hat er kräftig gegen meine Tür getreten, da hab ich dann richtig Angst bekommen und bei Ihnen angerufen. Nicht, dass er mir noch die Tür eintritt!“
Sie war gerne bereit, eine Phantomzeichnung erstellen zu lassen und fuhr mit zum Präsidium, um den Darth-Vader-Verschnitt zu beschreiben. Das Ergebnis gefiel ihr. „Genau, so hat er ausgesehen… er hatte nichts bei sich, soweit ich es gesehen habe. Eigentlich komisch, oder?“
„Warum?“ Jetzt fragte die Polizistin.
„Na, so ein typischer Haustürgauner? Müsste der nicht eine Mappe mit Verträgen bei sich haben, um mir sofort eine Unterschrift abzuluchsen? Oder eine Bibel und ein paar Wachturm-Hefte? So denke ich mir das halt…“
Beide lächelten. „Aber dass er sich als Ihr Vater ausgibt, fanden sie nicht eigenartig?“
„Nein, wieso denn? Ich dachte, der steht vielleicht auf StarWars, was weiß denn ich.“
„Hat er Ihrem Vater vielleicht ähnlich gesehen?“
„Das weiß ich nicht, ich kenne meinen Vater nicht. Jedenfalls weiß ich nicht, wie er aussieht.“
Das weckte das Interesse der Polizisten: „Könnten Sie das etwas genauer erklären?“
Sie zuckte die Achseln. „Mama und er haben geheiratet, nach einem Jahr kam ich zur Welt und zwei Monate später – sagt Mama – ist er abgehauen. Weil er nie greifbar war für eine Scheidung, kann Mama nicht ihren langjährigen Freund heiraten.“
„Aber heißt das nicht, dass Ihre Mutter und Sie ja wohl auch den Nachnamen von ihrem entschwundenen Vater haben? Dann müsste er doch auch Mylius heißen?“
„Oh! Stimmt natürlich, aber er hat seinen Namen gar nicht genannt. Nur eben Ich bin dein Vater – und das kann man ja leicht mal behaupten, oder?“
„Oder es vom Türschild ablesen? Seinen Vornamen haben Sie nicht zur Hand? Oder doch wenigstens Ihre Mutter?“
Noemi seufzte. „Sie haben ja Recht, aber ich wollte Mama nicht fragen, sie lässt sich nicht so gerne an diesen Fehlgriff erinnern. Na, jetzt bleibt mir wohl nichts anderes mehr übrig, oder?“
Die beiden nickten ernsthaft. „Der Tritt gegen die Tür könnte zur Not als Sachbeschädigung durchgehen, wenn er Spuren hinterlassen hat.“
„Naja, eher nicht, glaube ich. Nur ein sehr schmutziger Fußabdruck, den kann ich wegputzen.“ Noemi war verlegen, sie hatte diese freundlichen Beamten wohl wegen gar nichts alarmiert?
„Wir behalten diesen Herrn trotzdem im Auge, vielleicht kommt da eine neue Masche im Trickdiebstahl auf uns zu. Und denken Sie sich nichts, Frau Mylius, besser ruft man die Polizei einmal zu viel als einmal zu wenig!“
Etwas getröstet schlenderte Noemi zurück in das Durchhausgewirr in der Altstadt – hatte sie also doch richtig gehandelt! Und wie hatte dieser Mylius jetzt geheißen? Leo? Leo Mylius… das klang doch nach gar nichts? Er war er doch irgendetwas mit Fotografie gewesen? Oder er hatte sich das wenigstens eingebildet?
Leo also? Leonhard? Lennart? Das nun wohl weniger, Er musste ja wenigstens Ende Fünfzig sein, waren um 1968 denn so schicke Namen schon Mode? Lennart und Yannick (in verschiedenen Schreibweisen) bestimmt nicht. Oliver, vielleicht – aber an den Namen erinnerte sie sich wirklich nicht!
Es half ja alles nichts – sie musste Mama anrufen! Früher Abend, da war sie doch schon zu Hause?
War sie. „Rate mal, wer heute vor meiner Tür aufgetaucht ist!“, fiel sie mit der Tür ins Haus. Mama riet brav dreimal – Noemis vorletzter Freund, Großtante Sybille, die Zeugen Jehovas. „Alles falsch. Großtante Sybille, ist die überhaupt noch mobil?“
„Das weiß ich auch nicht. Wer war´ s denn nun?“
„Als ich ihn nicht...
| Erscheint lt. Verlag | 27.6.2025 |
|---|---|
| Verlagsort | Berlin |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
| Schlagworte | Erpressung • Familie • Fotografen • Karriere • Kripoteam • Mönchberg • Realitätsverlust |
| ISBN-10 | 3-8197-5113-0 / 3819751130 |
| ISBN-13 | 978-3-8197-5113-4 / 9783819751134 |
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