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Lassiter Sonder-Edition 77 (eBook)

Lassiter und die Schmuggler-Braut

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
80 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-8748-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lassiter Sonder-Edition 77 -  Jack Slade
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Der Anblick prägte sich unauslöschlich in Lassiters Gedächtnis ein. Die Haut spannte sich über seinen Kiefern, und ein harter Zug grub sich tief in seine Mundwinkel. Die Frau war noch so verdammt jung gewesen. Achtzehn oder neunzehn, soweit das noch zu erkennen war. Ihr Mann lag vor der Felsbarriere. Er hatte sich für sie buchstäblich in Stücke schlagen lassen. In den frühen Morgenstunden war Lassiter auf den von Indianern niedergemachten Treck gestoßen, zu dem die beiden gehört haben mussten. Es war erstaunlich, dass der Mann mit dieser kleinen zierlichen Frau zu Fuß noch so weit gekommen war. Lassiter stützte sich auf die Sattellehne und schaute angestrengt zurück. Er dachte darüber nach, ob er das Risiko eingehen sollte, Zeit zu opfern, um die beiden unter die Erde zu bringen.

II


Wie ein drohender Klotz lag Fort Yucca in der prallen Mittagssonne auf einem Hügel über der kleinen Stadt. Die Unionsflagge knatterte in einer leichten Brise am Mast.

Colonel Bravo, der kommandierende Offizier des Forts, war in seinem Kutschwagen von einer Dienstreise zurückgekehrt. Major Mark, sein Stabsoffizier, empfing ihn vor der Kommandantur. Die Freunde begrüßten sich und betraten die Baracke. In der Schreibstube flitzten die Männer von den Stühlen. Der Colonel grüßte nur flüchtig und betrat mit dem Major sein Dienstzimmer.

»Deine Reise war umsonst«, sagte der Major. »Ein Bericht ist unnötig. Was es gegeben hat, ist deiner Leichenbittermiene anzusehen.«

Er nahm dem Colonel Hut und Handschuhe ab.

»An Ersatz ist vorläufig nicht zu denken!«, sagte Bravo, band das Degengehänge los und schmetterte den Castelani wütend auf den Schreibtisch.

»Und wie sollen wir mit der Lage hier fertig werden?«

Colonel Bravo lächelte wütend. »Du bist der Stabsoffizier! Also lass dir etwas einfallen.«

»Navarro ist mit achthundert Kriegern aus der Reservation ausgebrochen!«, berichtete Mark. »Cheyenne, die aus Utah nach Arizona eingesickert sind, haben sich ihm angeschlossen und unterworfen. Aber das ist noch nicht alles. Die Hurensöhne sind auch noch erstklassig bewaffnet.«

Bravo furchte die Brauen. »Wie geht denn das zu?«, knurrte er und trat an die Karte.

Bravo war ein großer und schlanker Kerl. Jung, blond und mit sympathischen Gesichtszügen. Er war der jüngste Colonel in der Armee. Typen wie er waren in allen Armeen der Welt dünn gesät. Vorgesetzte sahen ihn lieber gehen als kommen, da er sie mit Eingaben, Denkschriften und Reformvorschlägen ständig traktierte. Gleichrangige Offiziere sahen in ihm den Konkurrenten mit Fortune und konnten ihn nicht ausstehen. Untergebene Offiziere respektierten und achteten ihn. Von seinen Soldaten aber wurde er geliebt! Er war nicht unbedingt der kühne Draufgänger. Nur in bedrängter Situation offenbarte sich immer wieder, dass er eine gehörige Portion von Nassforschheit besaß. Seine Soldaten vertrauten ihm bedingungslos, wenn nicht gar blind. Jedenfalls diejenigen, die ihn lange genug kannten. Gewiss konnte er eine Einheit glatt in die Hölle führen. Doch die Männer, die freiwillig mit ihm zu diesem Ritt antraten, wussten genau, dass er auch der Offizier war, der sie aus der Hölle wieder hinausbringen würde.

Er verkörperte den geborenen Kavallerieoffizier, dessen Leben einzig und allein die Armee war.

Die Arme auf dem Rücken verschränkt, blieb er vor der Karte stehen. Positionen waren nicht abgesteckt.

»Und wo steht Navarro?«, fragte er seinen Stabsoffizier.

Mark zuckte die Schultern. »Das ist es ja! Wenn wir das wüssten!«

»Sind Patrouillen draußen?«

Marks Miene verschloss sich. »Ich habe eine zugstarke Patrouille ausgesandt und – geopfert!«

»Mark!«, knirschte Bravo. »Hast du noch weitere Hiobsbotschaften auf Lager?«

»Nur noch eine! Das Außenfort am Hulapai ist gefallen.«

»Warum hast du die Besatzung nicht ins Fort befohlen?«

»Als die ersten Meldungen hier einliefen, wie bedrohlich sich die Lage im Norden zuspitzt, habe ich sofort einen Entsatz losgeschickt. Die Männer sind eine volle Woche zu spät gekommen. Navarro muss den Stützpunkt in einem einzigen Ansturm überrannt haben.«

Mark trat an den Kartentisch, auf dem ein Winchestergewehr lag. Er nahm es vom Tisch und drückte es Bravo in die Hände.

»Was soll ich damit?«, fragte Bravo verwundert.

»Damit sind die Roten bewaffnet! Sieh es dir an! Die Nummer ist ausgefeilt.«

Bravo drehte die Winchester in den Händen und betrachtete sie wütend. Es war das neueste Modell.

»Dass es doch immer wieder Schweine gibt, die den Roten so etwas verkaufen.«

»Nicht nur das!«, sagte Mark. »Die Hundesöhne haben die Apachen in der Handhabung genau unterwiesen. Lieutenant Brent hat mir berichtet, dass er einen Krieger beobachtete, der damit wie verrückt aus der Hüfte schoss und das Magazin in einer Zeit von Nullkommanichts leer hatte. Und er hat auch noch getroffen.«

Bravo warf ihm das Gewehr vor die Brust, trat hinter den Schreibtisch und setzte sich. »Und wir haben nur zweihundert Männer im Fort! Damit können wir nicht einmal die Stadt halten. Von dem Abschnitt, den wir zu sichern haben, gar nicht zu reden.«

Mark legte das Gewehr auf den Kartentisch zurück und nahm in einem der Sessel Platz. Die beiden Offiziere waren seit Jahren miteinander befreundet. Mark war einen ganzen Kopf kleiner als der Colonel. Mark hatte über zehn Jahre Grenzdienst auf dem Buckel. Er war das, was man in der US-Grenzkavallerie einen alten Indianerstrategen nannte. Anfangs hatte ihn Bravo bei jeder Versetzung mitgenommen, da er auf seine Erfahrung nicht hatte verzichten wollen. Daraus war im Laufe der Jahre eine echte und tiefe Freundschaft gewachsen.

Doch noch ein Mann gehörte zu diesem Bund.

Lassiter!

Die Bekanntschaft mit Lassiter reichte bis in die Zeit zurück, als Bravo noch Schwadronschef und Mark Lieutenant gewesen waren. Beide, Bravo und Mark, verdankten Lassiter nicht nur ihr Leben, sondern auch die Karriere in der Armee. Das wussten sie. Bis an ihr Lebensende würden sie das nicht vergessen.

Und da war es eigentlich nur natürlich, dass sie in dieser Situation an Lassiter dachten, den sie ja in einer ähnlichen Lage kennengelernt hatten. Damals war es Asesino, der Arizona hatte in Rauch und Flammen aufgehen lassen.

»Weißt du noch, wie wir Asesino geschnappt haben«, meinte Mark. »Auf die gleiche Weise sollten wir gegen Navarro vorgehen.«

Bravo dehnte die Wangen zu einem gereizten Lächeln. »Damals, Mark! Da hatten wir Lassiter. Er war es ja auch, der Asesino tötete. Hinzu kommt, dass Asesino längst nicht so stark gewesen ist.«

»Wenn ich daran denke, wie uns Asesino gehetzt hat«, sagte Mark und starrte zu Boden.

»Schwelge nicht in Erinnerungen!«, erwiderte Bravo. »Das sind alte Zeiten. Und die kommen nicht wieder.«

»Lassiter, dieser Windhund! Wo mag er jetzt stecken? Ob er nicht spürt, dass wir ihn brauchen? Das ist doch einer seiner Vorzüge! Wenn sein Kaliber verlangt wurde, ist er immer von irgendwoher aufgetaucht.«

»Meist mit einer Meute von Wells Fargo im Nacken«, griente Bravo. »Aber frag doch mal in Lizzas Bordell nach! Vielleicht hält er sich dort auf, und wir wissen es bloß nicht.«

»Du wirst lachen!«, knurrte Mark. »Ich schicke nachher einen Mann in die Stadt.«

Es klopfte. Der Wachoffizier, ein junger Lieutenant, trat ein. Er salutierte schneidig. »Ich habe eine Meldung zu machen, Sir!«, wandte er sich an Bravo.

Bravo nickte.

»Es besteht der dringende Verdacht, Sir, dass Captain Reegan desertiert ist!«, rasselte der Lieutenant herunter.

»Lieutenant!«, bellte Mark. »Lassen Sie doch den Commander mit diesem Quatsch vorläufig noch in Ruhe.«

»Nein, nein, Mark!«, sagte Bravo. »Lass ihn doch reden! Philip Reegan? Aus welchem Grund sollte der Captain desertieren?«

Der Lieutenant sah Mark an und wurde rot. »Verzeihung, Sir! Ich wusste nicht ...«

»Was ist los?«, bellte Bravo. »Ich habe vorhin alle Hiobsnachrichten verlangt. Also raus damit!«

Mark winkte. »Sie können gehen, Lieutenant! Ich werde dem Colonel berichten.«

Der Lieutenant salutierte.

Bravo stand auf. »Rufen Sie sämtliche Offiziere zur Besprechung, Lieutenant. In fünf Minuten hier bei mir!«

»Aye, Sir! Zu Befehl!«, rief der Lieutenant, machte kehrt und stapfte rasch hinaus.

»Was ist mit Reegan?«, fragte Bravo düster.

»Er hat die Bank geknackt, sich hunderttausend Dollar unter den Nagel gerissen, dabei Mr. Ganter erschossen und ist mit dessen Geliebter verschwunden. Er ist nach Norden geflohen. Sei beruhigt. Wir sehen ihn nie wieder.«

»Ein Offizier aus meinem Bataillon!«, schnaubte Bravo.

»Haben wir nicht andere Sorgen!«, gab Mark zu bedenken.

»Eben deshalb!«, bellte Bravo. »In einer solchen Lage entpuppt sich ein Captain als Bankräuber. Was glaubst du, wie das auf die Moral der Männer wirkt! Ein Offizier macht sich mit hunderttausend Dollar und einer Frau aus dem Staub, während die Männer bereit sein sollen, sich dort oben im Norden verheizen zu lassen. Wie findest du das? Doch bevor du den Mund aufmachst, versetze dich in die Lage von Männern wie Cassidy oder O'Toole, die beide tapfere und langgediente Reiter sind.«

»Willst du mit der Besatzung nach Norden gehen?«, fragte Mark verblüfft.

»Nicht mit der ganzen Besatzung, Mark!«, erklärte Bravo und trat wieder an die Karte. »Ich denke auch nicht an einen Feldzug. Nur an ein Unternehmen. An ein verdammt kühnes Unternehmen, das gebe ich freilich zu. Aber wo ist Navarro? Wo!«

»Welche Schwadron willst du denn hinausschicken in diese Hölle?«

Bravo drehte sich um. »Es ist wie...

Erscheint lt. Verlag 19.7.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • Cassidy • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • eBooks • erotisch • Erwachsene • erwachsene Romantik • Exklusiv • für • g f barner • Indianer • Karl May • Kindle • Klassiker • Laredo • Männer • Nackt • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • Sexy • Western-Erotik • Western-roman • Wilder Westen • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-8748-8 / 3751787488
ISBN-13 978-3-7517-8748-2 / 9783751787482
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