H. C. Hollister 142 (eBook)
64 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-8747-5 (ISBN)
'Jetzt liegt es an Ihnen, Gunn, ob Sie ...' Cliff Cameron brachte den Satz nicht zu Ende. Morton Gunn wirbelte herum und feuerte. Grell stach der Mündungsblitz durch die Dämmerung. Aber Cliff schoss im selben Sekundenbruchteil. Der Revolvermann schrie wild auf, ließ den Colt fallen und taumelte bis an den Felsen zurück. Morton Gunns Gesicht war aschfahl. Er umklammerte mit der Linken seinen rechten Arm. 'Sie verdammter Narr!', stieß Cliff gepresst hervor. 'Los, reiten Sie! Meine Empfehlung an die Burschen vom Spanish Fork, und sie sollten es sich noch einmal reiflich überlegen ...'
DER RAUE WEG
»Jetzt liegt es an Ihnen, Gunn, ob Sie ...« Cliff Cameron brachte den Satz nicht zu Ende. Morton Gunn wirbelte herum und feuerte. Grell stach der Mündungsblitz durch die Dämmerung. Aber Cameron schoss im selben Sekundenbruchteil.
Der Revolvermann schrie wild auf, ließ den Colt fallen und taumelte bis an den Felsen zurück. Morton Gunns Gesicht war aschfahl. Er umklammerte mit der Linken seinen rechten Arm.
»Sie verdammter Narr!«, stieß Cliff Cameron gepresst hervor. »Los, reiten Sie! Meine Empfehlung an die Burschen vom Spanish Fork, und sie sollten es sich noch einmal reiflich überlegen ...«
Mit einem harten Ruck öffnete Cliff Cameron die Tür der Hütte und trat ein. Die spielenden Männer am Tisch erstarrten. Der Bursche auf der unteren Bunk ließ seinen Katalog fallen und stieß einen Fluch aus. Aber auch er wagte keine weitere Bewegung, als ihn ein harter Blick Cliff Camerons streifte. Sein schlafender Partner gab einen Grunzlaut von sich, wälzte sich herum und riss dann plötzlich die Augen auf.
»Hallo, Cameron«, sagte Ned Morfitt, einer der beiden Revolvermänner, die Jeb Tyler eingestellt hatte. »Das ist ein ziemlich später Besuch.«
»Tut mir leid, wenn Sie um diese Zeit nicht mehr damit gerechnet haben«, erwiderte Cliff Cameron, schob die Hände nach hinten unter seine Buschjacke und lehnte sich so gegen den Pfosten des Windfangs.
»Und mir erst«, murmelte Ned Morfitt. Die Art, wie er den ihm gegenübersitzenden Revolvermann dabei anschaute, war das erste deutliche Anzeichen für Gefahr.
»Sie lassen Ihre Hände besser auf dem Tisch, Fenton«, wandte sich Cliff Cameron an den pausbäckigen, sommersprossigen Revolvermann. »Ich habe eben festgestellt, dass Jeb Tylers Rinder auf der falschen Weide stehen. Jemand muss den Weg verwechselt haben.«
Ned Morfitt richtete sich auf, als ob er der unbequemen Haltung auf dem Schemel überdrüssig sei.
»Nun«, sagte er beschwichtigend, »das wäre ein lausiger Anlass zum Streit, Cameron. Wir haben nicht die Absicht, die Stacheln zu spreizen, falls Sie das meinen sollten.«
»Umso besser.«
Morfitt zwang sich zu einem freundschaftlichen Grinsen, das jedoch recht dünn ausfiel und die Feindseligkeit in seinen Augen nicht verdecken konnte.
»Immerhin lässt sich darüber reden«, sagte er. »Ihr Horseshoe-Leute habt die Terrace Meadows in diesem Jahr gar nicht benutzt.«
»Wir haben schon darüber geredet«, entgegnete Cliff Cameron. »Ich sagte, Tylers Rinder stehen auf der falschen Weide, und damit ist alles gesagt. Treibt sie also weg.«
Mit der Zungenspitze feuchtete Ned Morfitt rasch seine Lippen an. Er hatte die Warnung in Cliff Camerons Tonfall aufgenommen und war darauf bedacht, Zeit zum Überlegen zu gewinnen, als er ein wenig gequetscht antwortete:
»Warum nicht, Cameron. Bestimmt wird Tyler Einsicht zeigen, wenn ich ihm morgen erkläre, dass Sie unseren kleinen Ausflug auf die Terrace Meadows in die falsche Kehle bekommen haben. Oder was hältst du davon, Slade?«
Slade Fenton tippte die Batterie der Dominosteine an, die er vor sich aufgebaut hatte, sodass sie mit leisem Knattern umkippten.
»Ich weiß nicht«, wich er aus. »Mir kam es eher so vor, als ob Jeb Tyler seine eigenen Ideen hätte. Aber natürlich könnte es nicht schaden, wenn Cameron sich mit ihm darüber unterhielte.«
Cliff Cameron veränderte seine Stellung und legte den Kopf etwas weiter zurück, sodass sein Gesicht aus dem Schatten des Hutrands auftauchte.
»Irrtum«, versetzte er spröde. »Ich unterhalte mich nicht mit Jeb Tyler, sondern mit euch. Und ihr treibt auch nicht vielleicht morgen, sondern ganz bestimmt jetzt sofort.«
Die Züge Slade Fentons spannten sich.
»Jetzt?«, fragte er. »In der Nacht? Haben Sie sich da nicht ein bisschen viel vorgenommen, Cameron?«
Nur das heftige Schnaufen eines der beiden Männer auf den Bunks unterbrach die Stille. Cliff Camerons Augen wurden mit einem Schlag so hell und kalt wie Gletschereis.
»Kann sein«, erwiderte er leise. »Aber trotzdem habe ich mich doch deutlich ausgedrückt, oder?«
Die Spannung zerbrach mit dem heiseren Keuchen, das aus Ned Morfitts Kehle kam. Der Revolvermann schnellte auf und warf sich gleichzeitig nach hinten, sodass er genügend Abstand vom Tisch gewann. Er brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde, um den Colt aus dem Halfter zu reißen. Doch früher als das Dröhnen der schweren Waffe erklang das schärfere Krachen eines Remington Revolvers.
Die Druckwellen der beiden Explosionen brachten die Rauchschwaden unter der Decke jäh in Bewegung. Nur knapp vor Cliff Camerons Stiefelspitzen schlug eine Kugel in die rohen Holzdielen. Ned Morfitt aber krümmte sich zusammen, ließ den Colt fallen und presste beide Hände gegen den Leib, ungefähr an jene Stelle, wo das Brustbein endete.
So verharrte er für die Dauer einiger Herzschläge, bis er erschlaffte, nach vorn kippte und im Sturz den Schemel umriss.
Cameron hielt beide Waffen tief im Hüftanschlag. Seine Lippen und seine Augen waren schmal geworden, als er die anderen Burschen fixierte. Der Mann auf der oberen Bunk, der sich bereits seiner Hosen entledigt hatte, kauerte in der hintersten Ecke, sodass er sich unter dem Hüttendach ducken musste, und zog die Knie bis an die Brust.
Sein Partner auf dem unteren Lager streckte beide Hände nach vorn, weil ihm oben kein Platz blieb, schielte aber begehrlich nach seinem Gurt, der von dem Bettpfosten am Kopfende herabbaumelte.
Nur Slade Fenton saß noch immer an seinem Platz und rümpfte die Nase vor dem beißenden Geruch verbrannten Pulvers.
»Ich bin kein solcher Narr wie Ned Morfitt, Cameron«, sagte er kaltblütig. »Deshalb lasse ich die Finger von einem Spiel, das ich nicht gewinnen kann.«
»Ein weiser Entschluss.« Cliff Cameron nickte. »Schnallen Sie ab, Fenton. Was an Waffen hier ist, werde ich in Verwahrung nehmen. Eure anderen Sachen könnt ihr zusammenpacken. – Und vergesst Ned Morfitt nicht.«
Mit unbewegter Miene kam Slade Fenton dem Befehl nach und ließ seinen Gurt zu Boden fallen. Cameron glitt durch den Raum, holte die beiden Gewehre aus der Ecke und sammelte auch die Colts ein. Zuletzt nahm er Ned Morfitts Revolver vom Boden auf, warf ihn ebenfalls auf die Decke einer freien Bunk und verknotete das ganze Arsenal zu einem Bündel.
»Fertig«, bemerkte er trocken, als er sich damit zur Tür begab. »Ihr habt genau fünf Minuten.«
Er ging hinaus, umrundete die Hütte und unterzog die Sättel, die unter dem Wetterdach aufgebockt waren, einer kurzen Inspektion. Seine Vorsicht erwies sich als angebracht. In einem der Scabbards steckte noch ein Gewehr. Nachdem er es seiner Sammlung einverleibt hatte, kehrte er zu seinem Appaloosa-Hengst zurück.
Slade Fenton und die beiden Weidereiter kamen schon nach kurzer Zeit zum Vorschein, sattelten die Pferde und schnallten ihre Deckenrollen auf. Dann führten sie Ned Morfitts Pferd zur Tür, legten den Toten über den Sattel und schnürten ihn mit einem Lasso fest. Das alles geschah unter feindseligem Schweigen.
Im Schritt lenkte Cliff Cameron den Appaloosa hinüber.
»Und jetzt die Rinder!«, befahl er. »Es ist hell genug, um sie zusammenzutreiben. Nehmt den Abstieg durch die Indian Gulch, dann können sie nicht ausbrechen und laufen von selbst bergab.«
»Wir brauchen keine Ratschläge über den Umgang mit Longhorns«, knurrte einer der beiden Weidereiter. Er gehörte zu jenem Typ von Satteltramps und Tagedieben, aus denen sich fast die ganze Weidemannschaft Jeb Tylers zusammensetzte.
Als unvermittelt volles Mondlicht die Terrace Meadows überflutete, erkannte Cliff Cameron in den Zügen des Mannes unverhüllten Hass. Im nächsten Moment brach Slade Fenton sein Schweigen:
»An Ihrer Stelle würde ich mich gar nicht erst aufs hohe Ross setzen oder als stolzer Sieger fühlen, Mister. Ned Morfitt hatte seine beste Zeit längst hinter sich. Er war nur noch eine Attrappe. Sie haben sich mit dieser Sache keinen guten Dienst erwiesen, und es wird nicht lange dauern, bis Sie selbst dahinterkommen.«
Er warf einen Blick zum Kamm hinauf und setzte geringschätzig hinzu: »Sie spielen die Rolle des Helden, der allein und furchtlos die Höhle des Löwen betritt, Cameron. Den Jungs hier können Sie damit vielleicht Sand in die Augen streuen, aber ich falle auf einen solchen Bluff nicht herein. Ich halte jede Wette, dass dort oben noch ein halbes Dutzend Cameron-Leute in Deckung liegen und uns im Visier haben.«
»Wenn Sie es wissen – umso besser, Fenton«, gab Cliff Cameron kalt zurück. »Los jetzt, die Rinder warten!«
Die drei Männer setzten sich in Bewegung. Slade Fenton griff nach der Leine von Ned Morfitts Pferd und zog es hinter sich her. Er hatte anscheinend nicht die Absicht, sich an dem Treiben zu beteiligen. Seine Begleiter galoppierten durch die Mulde, scheuchten die verstreuten Rudel von Longhorns auf und drängten sie zum nordöstlichen Rand der Terrace-Meadows, wo ein paar Felsklippen mit sturmzerzausten...
| Erscheint lt. Verlag | 19.7.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | 2017 • 2018 • 2019 • 2020 • Abenteuer-Roman • Bestseller • billy-jenkins • bud-spencer • buffalo-bill • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • gf unger • G. F. Unger • H C Nagel • Indianer • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • tom prox • Unger • Western • western-bestseller • Western-roman • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt-Earp |
| ISBN-10 | 3-7517-8747-X / 375178747X |
| ISBN-13 | 978-3-7517-8747-5 / 9783751787475 |
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