rückkehr von krähe
kookbooks (Verlag)
9783948336301 (ISBN)
Ulf Stolterfoht, geboren 1963 in Stuttgart, lebt als Lyriker und Übersetzer in Berlin. Seit 1986 Arbeit am auf neun Bände angelegten fachsprachen-Projekt. Zuletzt erschienen bei kookbooks "fachsprachen XLVI–LIV" (2021), "fachsprachen XXXVII–XLV" (2018) und "neu-jerusalem" (2015). Zahlreiche Auszeichnungen, etwa Ernst-Jandl-Preis 2025, Preis der Literaturhäuser 2016 und Peter Huchel- Preis 2008 für "holzrauch über heslach" (2007). Ulf Stolterfoht ist Knappe der Lyrikknappschaft Schöneberg, Mitglied des Impro-Kollektivs DAS WEIBCHEN sowie der Darmstädter und der Berliner Akademie.
Ulf Stolterfoht erhält den Ernst-Jandl-Preis 2025, weil sein Werk vor allem eines zeigt: dass Lyrik nicht weltfremd ist, sondern direkt aus der Welt selbst kommt. Sie kommt aus einer Wirklichkeit, in der die Menschen leben, und die sie sich aus Sprache zusammenbauen. In seinem mehrbändigen Opus Magnum "Fachsprachen" ist Stolterfoht tief in den Prozess der Welterschaffung durch Wörter und Wendungen vorgedrungen. Es ist ein Unternehmen voll abgründigem Witz, weil in ihm der hohe Ton der Dichter plötzlich hohl klingen kann und der Spezialwortschatz des Handwerks lyrisch ... Ganz und gar neu hat Ulf Stolterfoht sein Dichten mit dem Zyklus "rückkehr von krähe" erfunden, einer Tricksterfigur, bei der man nicht weiß, ob sie Vogel, Mensch oder Gott ist. Wenn Stolterfoht sagt, dass ihm "die erfassung der welt in ihrer gliederung zum triebziel geworden ist", dann ist dieser Prozess auf schönste Weise unabschließbar und offen. Staunend ist der Leser Teil dieses Abenteuers, vom Wortdonner berührt und vom "bewandtnisblitz" getroffen. - aus der Jury-Begründung zum Ernst-Jandl-Preis 2025 Wer Freude an Sprachphilosophie, Erkenntnistheorie und Poetologie hat, ist beim Dichter Ulf Stolterfoht goldrichtig. Wem das alles nichts sagt, der liegt aber auch nicht falsch und folgt ihm gerne bei seinen Streifzügen durchs Textarchiv und die Welt der Sätze aufs experimentelle Terrain. Denn mit den Stolterfohtschen Satzreihen, die einen Haken nach dem anderen schlagen, kann man lesend erleben, wie wir in Sätzen denken. Diese Gedichte sind von großer intellektueller Heiterkeit und literarischer Raffinesse. Sie laden uns Leser:innen dazu ein, mitzuspielen und uns mit unseren eigenen Sätzen einen Reim auf diese Verse zu machen. Ulf Stolterfoht beweist von Gedicht zu Gedicht aufs Neue, was avancierte, experimentelle Lyrik kann. Herzlichen Glückwunsch zum Ernst-Jandl-Preis 2025! - Werner Kogler, Österreichischer Kunst- und Kulturminister
Ulf Stolterfoht erhält den Ernst-Jandl-Preis 2025, weil sein Werk vor allem eines zeigt: dass Lyrik nicht weltfremd ist, sondern direkt aus der Welt selbst kommt. Sie kommt aus einer Wirklichkeit, in der die Menschen leben, und die sie sich aus Sprache zusammenbauen. In seinem mehrbändigen Opus Magnum „Fachsprachen“ ist Stolterfoht tief in den Prozess der Welterschaffung
durch Wörter und Wendungen vorgedrungen. Es ist ein Unternehmen voll abgründigem Witz, weil in ihm der hohe Ton der Dichter plötzlich hohl klingen kann und der Spezialwortschatz des Handwerks lyrisch … Ganz und gar neu hat Ulf Stolterfoht sein Dichten
mit dem Zyklus „rückkehr von krähe“ erfunden, einer Tricksterfigur, bei der man nicht weiß, ob sie Vogel, Mensch oder Gott ist. Wenn Stolterfoht sagt, dass ihm „die erfassung der welt in ihrer gliederung zum triebziel geworden ist“, dann ist dieser Prozess auf schönste Weise unabschließbar und offen. Staunend ist der Leser Teil dieses Abenteuers, vom Wortdonner berührt und vom „bewandtnisblitz“ getroffen.
— aus der Jury-Begründung zum Ernst-Jandl-Preis 2025
Wer Freude an Sprachphilosophie, Erkenntnistheorie und Poetologie hat, ist beim Dichter Ulf Stolterfoht goldrichtig. Wem das alles nichts sagt, der liegt aber auch nicht falsch und folgt ihm gerne bei seinen Streifzügen durchs Textarchiv und die Welt der Sätze aufs experimentelle Terrain. Denn mit den Stolterfohtschen Satzreihen, die einen Haken nach dem anderen schlagen, kann man lesend erleben, wie wir in Sätzen denken. Diese Gedichte sind von großer intellektueller Heiterkeit und literarischer Raffinesse. Sie laden uns Leser:innen dazu ein, mitzuspielen und uns mit unseren eigenen Sätzen einen Reim auf diese Verse zu machen. Ulf Stolterfoht beweist von Gedicht zu Gedicht aufs Neue, was avancierte, experimentelle Lyrik kann. Herzlichen Glückwunsch zum Ernst-Jandl-Preis 2025!
— Werner Kogler, Österreichischer Kunst- und Kulturminister
in der mitte der zu beschreibenden landschaft liegt eine ausgedehnte wüstenei. dort hat man der lyrik seit menschengedenken erfolgreich einen riegel vorgeschoben. von den kämmen der schwäbischen alb bis tief hinein in den thüringer wald erstreckt sich diese prosaische ödnis. hier wirst du (ich schwöre!) nicht eine rhythmisierte zeile finden. den begriff „metrum“ kennt . man nur via benno von wiese. durch die düster-engen täler fließen wasser, die schwer sind von caesium, radium, blei. die ebenen aber sind weiß von salz – und wer das salz berührt, dem bleiben noch höchstens zwei tage. über- wältigender eindruck von trostlosigkeit, fast wollen dich elend und unglück erdrücken. hier wohnt schon lange niemand mehr, doch manchmal ziehen . erstnationen durch: schwarzfüße, lederstrümpfe, rabenleute oder gepflockte nasen, in verfolgung von huhn, hahn und fasan. für ihre kühnheit büßten viele bitterlich. weiterhin schleicht kojote durchs gestrüpp, steht der bus- sard träge im pesthauch, den man hier „luft“ zu nennen beliebt. der bär liegt höhlendunkel, das szepter aber gebühret einzig dem schwan. ansonsten regt . sich wenig zwischen latschenkiefer und toxischem wacholder. da mag man noch so sehr lauschen, nichts ist zu vernehmen, nur stille, grausam lastende stille. in ungefähr östlicher richtung schlängelt sich ein ausgetretner pfad, der heiße wind treibt steppenhexen vor sich her. seitlich des weges liegt etwas und schimmert vor sich hin. tritt näher und betrachte es genau! es sind knochen, . kleine und große, komplette schenkelgelenke darunter, die haben einst ochsen- menschen gedient, vielleicht auch rünstigen riesenwaranen. windungen des er- littenen hungers, die sich über hunderte meilen ziehen. am bildrand aber, auf ei- nem abgestorbenen baum, sitzt – schwarz, gemein und ungeschlacht: jemand, der verdächtig nach krähe aussieht und lacht. und gar nicht mehr aufhört zu lachen.
| Erscheinungsdatum | 27.10.2025 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Reihe Lyrik ; 93 |
| Verlagsort | Berlin |
| Sprache | deutsch |
| Maße | 170 x 240 mm |
| Themenwelt | Literatur ► Lyrik / Dramatik ► Lyrik / Gedichte |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | Abenteuer • Epos • Experimentelle Lyrik • krähen • Langgedicht • Ted Hughes |
| ISBN-13 | 9783948336301 / 9783948336301 |
| Zustand | Neuware |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
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