Das Schicksal der Medica (eBook)
285 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-3692-0 (ISBN)
Im Jahr 63 vor Christus reist die junge Ärztin Delia voller Vorfreude nach Rom, um endlich ihren Geliebten wiederzusehen, von dem sie zwei Jahre getrennt war. Doch ihre Wiedersehensfreude wird abrupt getrübt, als sie bei einer Besichtigung der Cloaca Maxima auf dutzende Leichname stößt. Was steckt hinter diesen mysteriösen Todesfällen? Während Delia tiefer in die Nachforschungen eintaucht, erkennt sie, dass es nicht nur um die Aufklärung der Todesursache geht - ein gefährlicher Verschwörer bedroht Rom und Cicero steht am Abgrund.
Doch was hat der aufstrebende Politiker Julius Caesar mit all dem zu tun? Und kann Delias Liebe inmitten dieser Intrigen und Gefahren bestehen, oder wird sie alles verlieren?
Die Passion für Literatur begleitet die deutsch-österreichische Bestsellerautorin Gerlinde Friewald seit ihrer Kindheit, die sie im Süden Wiens in Österreich verbrachte. Leserinnen und Leser begeistert Gerlinde Friewald mit spannungsgeladenen Inhalten, facettenreichen Figuren und einer feingezeichneten Sprache. Unter ihrem Klarnamen widmet sie sich voller Leidenschaft der Spannungsliteratur und historischen Romanen. Als Olivia Anderson vereint Gerlinde Friewald ihre Leidenschaft für Geschichten über Liebe und Freundschaft sowie ferne Länder, die ihr ans Herz gewachsen sind. Als Dozentin für Kreatives Schreiben gibt sie ihr Wissen weiter. Gerlinde Friewald lebt heute mit ihrer Familie im Süden Wiens.
I
Publius Aiacius
Die Nacht war bereits über die Stadt hereingebrochen. Außer Betrunkenen, zwielichtigen Gestalten und Liebhabern, die sich von heimlichen Begegnungen nach Hause schlichen, war keine Menschenseele mehr auf den Straßen Roms anzutreffen.
Mit dem bangen Gefühl des aufrechten Bürgers, der jeden Augenblick von einem Dieb aus dem Hinterhalt überfallen werden könnte, eilte Publius durch die schmalen Gassen. Immer wieder verharrte er, drückte sich an eine Hausmauer und lauschte mit angehaltenem Atem. Niemand folgte ihm, niemand lauerte ihm auf.
Worüber Lucius Sergius Catilina mit ihm sprechen wollte, hätte zweifellos bis morgen früh Zeit gehabt, doch gefiel es seinem Patron ganz offensichtlich, ihn den Gefahren des nächtlichen Roms auszusetzen. Aber was konnte er schon dagegen tun? Catilinas Sinn für Geheimnisse und Verschwörungen war stark ausgeprägt. Ein Treffen zu solch unüblicher Stunde passte genau zu ihm.
Als er endlich vor der Tür des ansehnlichen Stadthauses stand, wischte er sich erleichtert über die schweißnasse Stirn und klopfte dreimal. Auf der Stelle öffnete sich das Tor, und eilig schlüpfte er hindurch. »Bring mich zu deinem Herrn!«, herrschte er den Sklaven an, der ihn eingelassen hatte, und versetzte ihm einen Schlag gegen die Brust. Die Machtdemonstration tat ihm gut und vertrieb das lähmende Angstgefühl.
Während er hinter dem Sklaven herging, streckte er die Wirbelsäule durch und schob die Schultern zurück. Catilina schätzte die römische Würde. Wegen einer ehrlosen Haltung seinen Unmut heraufzubeschwören, wäre mehr als unklug und könnte üble Folgen nach sich ziehen. Catilina war nämlich auch ein jähzorniger Mann.
Vor dem Raum verbeugte sich der Sklave und verschwand eilig. Wahrscheinlich wollte er sich einen weiteren Hieb ersparen.
Für einen Augenblick blieb Publius am Eingang stehen und beobachtete die Lage. Catilina saß breitbeinig auf einem Stuhl, die Tunika hatte er bis zum Bauch hochgeschoben. Zu seinen Füßen knieten zwei nackte junge Frauen und bedienten seine aufgerichtete Männlichkeit. In der einen Hand hielt er einen Becher, mit der anderen umfasste er den Haarschopf eines Mädchens und lenkte ihren Kopf.
Publius musste sich mehrmals laut räuspern, um Catilinas Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Catilina löste die Finger aus den Haaren der Frau und winkte ihn mit einer gönnerhaften Geste zu sich. »Setz dich!«
Einer plötzlichen Eingebung folgend, hätte Publius am liebsten kehrtgemacht und das Haus fluchtartig verlassen – Roms finstere Gassen erschienen ihm mit einem Mal weniger gefährlich als sein Patron –, doch entgegen seinem Instinkt nahm er vor Catilina auf einem Hocker Platz. Erst jetzt sah er die beiden Männer, die im Hintergrund standen und ihn gleichmütig beobachteten. Er hob die Hand. »Gaius Cornelius, Quintus Curius, schön, euch zu sehen.«
Die Angesprochenen nickten ihm zu.
»Nun, erstatte mir Bericht«, sagte Catilina.
Publius atmete tief durch. »Die Letzten sind heute gestorben. Meine Männer haben bei Einbruch der Nacht begonnen, die Leichen an der üblichen Stelle zu entsorgen. Es wird zu keinen Komplikationen kommen.«
»Wie dir solch ein Fehlgriff passieren konnte, ist mir nach wie vor ein Rätsel.« Energisch schüttelte Catilina den Kopf.
Die Bewegung rollte wie eine Welle durch seinen Körper, und eine der Frauen kam ins Wanken. Um nicht zu kippen, hielt sie sich schnell an Catilinas Oberschenkel fest.
Schnaubend stieß er sie mit dem Fuß weg. »Verdammtes Drecksweib! Du hast mich gekratzt! Soll ich dich in den Tiber werfen lassen?«
Sofort kauerte sie sich auf dem Boden zusammen und begann zu wimmern.
Catilina hob den Arm und schnippte mit dem Finger. »Quintus Curius! Komm her und zeig dem Biest, was es verdient hat.«
Der Angesprochene antwortete abwehrend: »Mir liegt das Essen von vorhin noch schwer im Magen. Später vielleicht.«
»Ich mach das!« Gaius Cornelius löste sich von seinem Platz und ging auf die Sklavin zu. Er zog sie hoch und fasste ihr an die Brust. »Was für ein Prachtstück! Danke, mein Freund.« Mit einem Lachen zerrte er sie in eine Nische im hinteren Bereich des Raumes. Einen Atemzug darauf waren bereits ihre verhaltenen Klagelaute zu hören.
Catilina wandte sich wieder Publius zu. »Also, wie konnte dir dieser verheerende Fehler unterlaufen?«
»Ich habe dir schon gesagt, wie sehr ich die Umstände bedaure. Aber du hast die Ware rasch gebraucht. Meine Männer mussten unverzüglich handeln. Du weißt nicht, wie schwierig es ist, ein geeignetes Dorf oder einen ganzen Stamm zu finden und zu verschleppen. Bei dieser Größenordnung benötige ich sonst Monate.«
»Ach was! Von wegen Zeitdruck. Du hast schlechte Arbeit geleistet – nicht mehr und nicht weniger.« Zwischen Catilinas Augen erschien eine steile Falte. »Bist du nun der beste Sklavenhändler der Stadt oder einfach nur irgendein namenloser Lieferant, der sich im Verkauf von Dreck versucht?«
Publius fuhr auf. »Du kennst die ausgezeichnete Qualität meiner Ware und hast immer davon profitiert. Solche Vorwürfe muss ich mir nicht gefallen lassen, von niemandem, nicht einmal von dir. Und wenn …« Er unterbrach und strich sich mit dem Handrücken über die Stirn. Das mittlerweile verzweifelte Geschrei der Sklavin im Hintergrund irritierte ihn.
»Ausgezeichnete Qualität? Diese dem Tode geweihten Gestalten, die du angeschleppt hast?« Offenbar ebenfalls gestört von dem Lärm drehte Catilina den Kopf und brüllte: »Gaius Cornelius! Die Kleine war teuer. Wenn du sie umbringst, bezahlst du mir ihren vollen Preis. Es reicht! Komm her.«
Gaius erschien prompt und gesellte sich wieder zu Quintus Curius.
Publius sah die roten Flecken auf Gaius’ Gewand und erschauerte. Diese Männer waren zu allem fähig. Angst und Unterwürfigkeit riefen bei ihnen kein Mitleid hervor, sondern eher das Gegenteil. Also musste er den Weg nach vorn wagen. So entschieden, wie seine Furcht es zuließ, klopfte er mit geballter Faust auf den kleinen Beistelltisch, der neben seinem Hocker stand. »Ich habe sie nicht ›angeschleppt‹, wie du es nennst. Sie schienen gesund zu sein, und das weißt du selbst ganz genau.«
»Willst du jetzt mir die Schuld geben?«
»Aber nein! So habe ich es doch nicht gemeint«, sagte Publius hastig. »Ich würde alles für dich und die Sache tun. Wirklich … alles!«
Catilinas Stirn glättete sich. »Schon gut, Publius Aiacius, beruhige dich. Du hast mir tatsächlich immer tadellos gedient. Das werde ich nie vergessen.« Er hob die linke Hand und schnippte zweimal mit den Fingern.
Obwohl Publius das Zeichen seines Patrons nicht einordnen konnte, maß er ihm keine Bedeutung bei. Offenkundig galt es Gaius Cornelius, der sich sofort von seinem Platz löste und an ihm vorbei auf den Durchgang in seinem Rücken zusteuerte. Warum sollte er sich auch um irgendwelche Geheimcodes und Aktionen innerhalb der verschworenen Gruppe kümmern, die nichts mit ihm zu tun hatten? Viel wichtiger war, nun die richtigen Worte zu finden – höflich, ergeben, aber nicht kriecherisch.
Publius setzte gerade an zu sprechen, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Gaius Cornelius sprang auf ihn zu, vollführte eine Halbdrehung und riss seinen Kopf an den Haaren zurück. Bereits im nächsten Moment spürte er ein unangenehmes Brennen in der Brust. Es fühlte sich an, als wäre er zu schnell gelaufen. Jetzt verstand er gar nichts mehr. Warum sah er plötzlich alles wie durch einen Schleier, und weshalb erinnerte er sich an nichts? War er denn nicht in Catilinas Haus? Ein Zittern lief durch seinen Körper, und er schaute an sich hinab. Ein Pugio steckte bis zum Anschlag zwischen seinen Rippen, und um die Klinge verfärbte sich der Stoff seines Gewands zusehends rot.
...| Erscheint lt. Verlag | 1.6.2025 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Die große Medica Saga |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | Ägypten • Altes Rom • Antike • Ärztin • Cäsar • Historischer Roman • Medica • Medicus • Medizin • Römer • Starke Frau • weibliche Heldin |
| ISBN-10 | 3-8412-3692-8 / 3841236928 |
| ISBN-13 | 978-3-8412-3692-0 / 9783841236920 |
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