Zum Hauptinhalt springen
Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Stirb, mein Mädchen & Schlafe ein, mein Mädchen (eBook)

Zwei Krimis in einem Band

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025
778 Seiten
dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH (Verlag)
9783690902922 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Stirb, mein Mädchen & Schlafe ein, mein Mädchen - Volker Dützer
Systemvoraussetzungen
6,99 inkl. MwSt
(CHF 6,80)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Das Ermittlerduo Funke & Stein sieht sich brutalen Verbrechen gegenüber und gerät dabei selbst in die Schusslinie
Eine spannende Kriminalthriller-Dilogie voller Nervenkitzel, düsterer Geheimnisse und Abgründe

Stirb, mein Mädchen

36 Stunden lang war die Koblenzer LKA-Profilerin Helen Stein in der Gewalt eines grausamen Serienmörders, der bereits ein Dutzend junger Frauen brutal ermordet hat. Nackt und hilflos erwacht sie danach auf dem Parkplatz einer Autobahnraststätte. An die Zeit während ihrer Gefangenschaft kann sie sich nicht erinnern.

Damit sie sich von ihrem traumatischen Erlebnis erholen kann, lässt ihr Vorgesetzter sie vorübergehend in eine kleine Polizeiinspektion im Westerwald versetzen. Doch nur wenige Stunden nach ihrer Ankunft wird eine Mädchenleiche gefunden. Helen wird klar, dass der Killer sie nicht wirklich gehenlassen hat und nun ein perfides Spiel mit ihr treibt …

 

Schlafe ein, mein Mädchen

Gerade als der Polizist Ben Funke sein Leben wieder in den Griff bekommt, geschieht die Katastrophe: Als er am Morgen neben seiner Freundin aufwacht, ist diese tot – erschossen mit seiner eigenen Dienstwaffe. Noch dazu kann sich Funke an die letzten Stunden nicht mehr erinnern, doch eines weiß er sicher: Er hat sie nicht getötet!
Entschlossen den Mörder zu finden, begibt er sich auf die Suche, muss dabei allerdings auf seine Partnerin Helen Stein verzichten, die mit der Jagd eines Serientäters beschäftigt ist, auf dessen Konto sechs im Westerwald spurlos verschwundene junge Frauen gehen. Funke ist gefangen in einem Albtraum. Gejagt, verletzt und ohne Aussicht, seine Unschuld beweisen zu können.

Erste Leser:innenstimmen
„Unerwartete Wendungen, eine beklemmende Atmosphäre und ganz viel Nervenkitzel: Bei diesen Ermittlerkrimis ist für Spannung gesorgt.“
„Hochspannende Krimi-Reihe mit zwei faszinierenden Ermittlern, die auf der Suche nach der Wahrheit mehr als einmal ins Kreuzfeuer geraten.“
„Diese Kriminalromane haben alles, was gute Spannungsliteratur ausmacht: eine packende Krimihandlung, psychologische Raffinesse, die Jagd nach Serienmördern und nicht zuletzt gesellschaftskritische Themen.“
„Die Handlung ist komplex und clever konstruiert und bis zur letzten Seite war mir nicht klar, wer der wahre Täter ist.“



<p>Volker D&uuml;tzer, geboren 1964, lebt und arbeitet im Westerwald. Die Bandbreite seiner Romane reicht vom lupenreinen Kriminalroman &uuml;ber Science-Thriller bis zur Horror-Kurzgeschichte.</p>

<h2>1</h2> <div class="style_time_loc"> <p>4. Juni, 22:13 Uhr, Koblenz</p> </div> <p>&bdquo;Es kann &uuml;berhaupt nichts schiefgehen.&ldquo; Helen presste entschlossen die Lippen aufeinander und versuchte so auszusehen, als w&uuml;sste sie, was sie tat.</p> <p>Nichts schiefgehen? Himmel, eine Million Dinge konnten passieren. Mehr als einmal hatte sie erlebt, dass der Teufel Zufall einen perfekten Plan in ein Chaos aus Blut und Tr&auml;nen verwandelte. Aber diesmal hatte sie an jedes Detail gedacht. In einer Viertelstunde w&uuml;rde alles vorbei sein.</p> <p>Das M&auml;dchen in dem dunkelgrauen Kapuzenpulli blickte sie unsicher an. Tapfer verbarg es die aufsteigende Panik und suchte nach einer Best&auml;tigung in Helens Gesicht, dass es diesen Ort lebend verlassen w&uuml;rde. Mit den Sommersprossen, den gro&szlig;en graublauen Augen und der Stupsnase sah Mia j&uuml;nger aus, als sie war. Nach dem Gesetz war sie mit neunzehn Jahren alt genug, um zu wissen, worauf sie sich einlie&szlig;. Aber hier drau&szlig;en z&auml;hlten andere Dinge als Paragrafen. Mia war zu unerfahren, um die Tragweite der Konsequenzen zu begreifen, falls das SEK-Team den Kontakt zu ihr verlieren sollte.</p> <p>Sie konnte die Angst des M&auml;dchens nicht l&auml;nger ertragen und lie&szlig; ihre Blicke &uuml;ber das pechschwarze Dickicht des kleinen Parks am Rheinufer schweifen. Der Wind hatte in den letzten Minuten stark aufgefrischt. Pr&uuml;fend bog er die Kronen der Platanen und fuhr mit unsichtbarer Hand rauschend durch das Blattwerk. Der nahe Rhein schimmerte im Licht der Natriumdampflampen auf der Uferpromenade wie verd&uuml;nnte Goldfarbe.</p> <p>In den sternf&ouml;rmig um den Park verteilten Fahrzeugen warteten ihre Kollegen &ndash; Ralf K&ouml;nig, Heyrich und der dicke Bender, der vor ein paar Monaten von Bad Ems nach Koblenz zur Kriminalinspektion gewechselt war und wahrscheinlich bereits wieder Kohldampf schob. In den Schlagschatten zwischen den S&auml;ulen des Denkmals am Deutschen Eck verbarg sich Karsten Engelhardt, der Leiter des zwanzigk&ouml;pfigen SEK-Teams. Von dort oben hatte er den besten &Uuml;berblick und konnte bei einem Zugriff blitzschnell Anweisungen geben. Vierundzwanzig erfahrene Polizisten riegelten das Gel&auml;nde ab &ndash; f&uuml;nfundzwanzig, wenn man Georg Starbacher hinzuz&auml;hlte, der im Laderaum eines Lieferwagens auf der anderen Stra&szlig;enseite sa&szlig; und die Aktion leitete.</p> <p>Sie hatten eine perfekte Falle aufgebaut, um das Schwein zu fassen, auf dessen Konto sechs tote M&auml;dchen im Alter von dreizehn bis achtzehn Jahren gingen. Helen griff in ihre Jackentasche und stopfte sich eine Handvoll Gummib&auml;rchen in den Mund. In den bunten S&uuml;&szlig;igkeiten musste irgendein Stoff enthalten sein, der in ihr die gleiche Wirkung entfaltete wie Nikotin im Blut eines Kettenrauchers. Sie wollte Starbacher beweisen, dass sein Vertrauen in sie gerechtfertigt war, und brauchte dazu ihre volle Konzentration. Denn nur dann w&uuml;rde die Aktion mit der Pr&auml;zision eines Schweizer Uhrwerks ablaufen.</p> <p>&Uuml;ber den Ausl&auml;ufern des Westerwalds im Osten zerfaserten Gewitterblitze am Nachthimmel. Der Tag war dr&uuml;ckend schw&uuml;l gewesen, und die Hitze lag bleiern &uuml;ber dem Rheintal. Der Wetterdienst hatte f&uuml;r die n&auml;chsten Stunden heftige Gewitter vorhergesagt.</p> <p>Ob er den Wetterumschwung einkalkuliert hatte? Seit drei Jahren jagten sie nun den unbekannten Triebt&auml;ter, von dem sie noch immer nicht mehr wussten, als dass er den Kontakt zu Prostituierten und drogenabh&auml;ngigen M&auml;dchen suchte. Dieses Merkmal traf auf so gut wie jeden Serienkiller zu, der je die Stra&szlig;en einer Gro&szlig;stadt unsicher gemacht hatte. Fast schien es, als ob er sich bewusst an das Standardschema hielt &ndash; m&auml;nnlich, drei&szlig;ig bis vierzig Jahre alt, vermutlich alleinstehend und mobil. M&ouml;glicherweise fuhr er ein Wohnmobil oder einen Lieferwagen. Zeugen hatten einen wei&szlig;en Kastenwagen beschrieben.</p> <p>Triebgesteuerte Monster wie der Mann, den sie jagten, zogen meist ruhelos umher auf der Suche nach einem neuen Opfer. In der Regel galten sie als wenig intelligent oder bewegten sich gar an der Grenze zum Schwachsinn.</p> <p>Oder er geh&ouml;rte zum zweiten Typus: der unauff&auml;llige Familienvater, der ein Doppelleben f&uuml;hrte, von dem niemand etwas ahnte; klug, brutal und zu allem entschlossen, um seine perversen Fantasien auszuleben. Sie ging davon aus, dass der Unbekannte zur zweiten Kategorie geh&ouml;rte. Der Killer, den die Zeitungen den <i>Maskenmann</i> nannten, plante seine Taten minuti&ouml;s und hatte bisher nicht den geringsten Fehler begangen oder eine noch so winzige Spur hinterlassen. Die groteske Stiermaske, die eine Zeugin beschrieben hatte, sorgte f&uuml;r Diskussionen in der Koblenzer SoKo und war ein gefundenes Fressen f&uuml;r die Regenbogenpresse. Niemand wusste, ob sie existierte oder der Fantasie der Zeugin entsprang.</p> <p>Stets war er der Polizei auf geradezu unheimliche Weise immer einen Schritt voraus. Das n&auml;hrte in ihr einen Verdacht, den sie bisher keinem mitgeteilt hatte, auch Starbacher nicht. M&ouml;glicherweise stammte der T&auml;ter aus den eigenen Reihen oder hatte Zugang zu internen Ermittlungen. Nur eine Tatsache stand zweifelsfrei fest: Er war pervers und wahnsinnig. Warum schnitt er seinen Opfern sonst die H&auml;nde ab, nachdem er sie tagelang gequ&auml;lt, sexuell missbraucht und dann erdrosselt hatte?</p> <p>Ein Windsto&szlig; stob durch die Platanen wie eine letzte Warnung. Von fern drangen die n&auml;chtlichen Ger&auml;usche der Stadt her&uuml;ber &ndash; das stete Rauschen des Verkehrs auf der B9, das Rattern der G&uuml;terz&uuml;ge, die auf der Rheinschiene die Innenstadt passierten, und das leise Hintergrundmurmeln einer Stadt, die niemals v&ouml;llig schlief.</p> <p>Erschrocken fuhr sie herum, als sie ein Schnaufen h&ouml;rte. Der dicke Bender tauchte zwischen den B&auml;umen auf. &bdquo;Starbacher verlangt nach dir.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Was will er?&ldquo;</p> <p>&bdquo;Hat er nicht gesagt. Immer muss ich dir hinterherlaufen. Warum benutzt du eigentlich nie ein Handy?&ldquo;</p> <p>&bdquo;Weil sie dauernd kaputt gehen.&ldquo; Sie wandte sich &auml;rgerlich um und z&ouml;gerte. Auf keinen Fall durfte Mia jetzt noch einen R&uuml;ckzieher machen. Sie war der Joker im Spiel. Ohne sie lief gar nichts.</p> <p>&bdquo;Ich passe so lange auf die Kleine auf&ldquo;, versprach Bender.</p> <p>&bdquo;Okay. Ich bin in zwei Minuten zur&uuml;ck. Wir haben noch Zeit genug.&ldquo; Helen verlie&szlig; den Park, &uuml;berquerte die Uferstra&szlig;e und stieg auf der dem Rhein zugewandten Seite in den Lieferwagen. Der Laderaum war mit Abh&ouml;rtechnik und Kommunikationsger&auml;ten vollgestopft. Georg Starbachers Gesicht leuchtete eisblau im Licht der Monitore. Als sie die Schiebet&uuml;r hinter sich zuzog, wirbelte er mit seinen kr&auml;ftigen H&auml;nden den Rollstuhl herum.</p> <p>&bdquo;Wir k&ouml;nnen noch immer abbrechen&ldquo;, sagte er.</p> <p>&bdquo;Und ihn entkommen lassen? Niemals. Eine bessere Chance bekommen wir nicht. Seit sechs Wochen planen wir diese Nacht. Wir sind gut vorbereitet.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Es ist deine Entscheidung.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Und du bist der Boss. Warum befiehlst du den Abbruch nicht, wenn dich Zweifel am Erfolg der Operation plagen?&ldquo;</p> <p>&bdquo;Dir ist doch klar, wieso ich das nicht tue.&ldquo; Geschickt wickelte er einen Kaugummi aus dem Zellophanpapier und schob ihn in den Mund.</p> <p>Ja, sie wusste es. Und sie hatte die Bedingungen akzeptiert, weil sie versessen darauf war, den Maskenmann zu schnappen. Starbacher stand unter enormem Druck und brauchte den Fahndungserfolg. Entweder pr&auml;sentierte er in einer Stunde den wartenden Medien den gesuchten Serienkiller ... oder ein weiteres Opfer. Geschah Letzteres, war sie erledigt. Ein Fehlschlag w&uuml;rde alleine auf ihren Schultern lasten. So lautete der Deal.</p> <p>&bdquo;Wenn du mir den Job nicht zutraust, solltest du jemanden anderen einsetzen.&ldquo;</p> <p>Starbacher l&auml;chelte. An ihm sah das aus, als zerbei&szlig;e er Kieselsteine. Er griff nach einer aufgeschlagenen Tageszeitung. &bdquo;Helen Stein, j&uuml;ngste und erfolgreichste Fallanalytikerin von Rheinland-Pfalz, beantwortet Ihre Fragen zum Maskenmann.&ldquo; Er pfiff durch die Z&auml;hne. &bdquo;Du bist sehr schnell sehr weit gekommen. Und &uuml;beraus beliebt &ndash; ein Popstar unter Deutschlands Profilern.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Ich habe hart gearbeitet und mache einen guten Job, mehr nicht.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Sicher&ldquo;, sagte er, &bdquo;du bist die Beste.&ldquo; Er grinste und streckte sich, so gut er es vermochte. &bdquo;Fast so gut wie ich mal war.&ldquo;</p> <p>Sie biss sich auf die Lippen. Seit vier Jahren sa&szlig; Starbacher im Rollstuhl. Bei einer Geiselbefreiung hatte ihm der T&auml;ter zwei R&uuml;ckenwirbel zerschossen. Eine Aktion, bei der nichts schiefgehen konnte.</p> <p>&bdquo;Ich wollte dich nur daran erinnern, dass keiner von uns perfekt ist, auch du nicht.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Das habe ich nie behauptet.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Ich wei&szlig;. Aber manchmal stellt einem der eigene Ehrgeiz ein Bein, und man sch&auml;tzt das Risiko falsch ein. Leichtsinn kann in unserem Beruf t&ouml;dlich sein.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Ich werd&rsquo;s nicht vergessen.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Kannst du dich auf das M&auml;dchen verlassen? Ich bin noch immer der Meinung, dass sie zu labil f&uuml;r die Sache ist.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Ich vertraue ihr. Sie wird es nicht vermasseln.&ldquo; Sie warf einen Blick auf den &Uuml;berwachungsmonitor. &bdquo;Wir sehen uns, wenn ich das Schwein habe.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Viel Gl&uuml;ck.&ldquo;</p> <p>Rasch verlie&szlig; sie den Lieferwagen und lief in den Park zur&uuml;ck.</p> <p>&bdquo;Geht es jetzt los?&ldquo; Mia trat nerv&ouml;s von einem Bein auf das andere und sog noch einmal hastig an ihrer Zigarette, bevor sie die Kippe austrat.</p> <p>&bdquo;Lass dich anschauen.&ldquo; Helen suchte nach verr&auml;terischen Anzeichen des verkabelten Mikrofons, konnte aber nichts entdecken. Einem pl&ouml;tzlichen Impuls folgend dr&uuml;ckte sie das M&auml;dchen an sich. &bdquo;Unsere Leute sind &uuml;berall im Park. Wir lassen dich keine Sekunde aus den Augen.&ldquo;</p> <p>Mia nickte, ihr blasses Gesicht war unter der Kapuze kaum auszumachen. Nur ihre Augen leuchteten angstvoll und riesengro&szlig; in der Dunkelheit. Sie drehte sich um und ging z&ouml;gernd auf die halbrunde S&auml;ulengalerie zu, die das Deutsche Eck zur Landzunge hin umgab. Helen &uuml;berquerte die Stra&szlig;e und stieg zu Bender und K&ouml;nig in den Wagen. Bender sa&szlig; auf dem Fahrersitz, kaute an einem Donut und trank Kaffee aus einem Pappbecher.</p> <p>&bdquo;Du solltest doch auf sie aufpassen&ldquo;, sagte Helen vom R&uuml;cksitz aus.</p> <p>&bdquo;Hab dich nicht so. Es ist alles ruhig&ldquo;, antwortete Bender schmatzend.</p> <p>&bdquo;Er kann uns nicht entwischen&ldquo;, sagte K&ouml;nig. &bdquo;Wir haben den Treffpunkt mit mehr als zwanzig Mann abgeriegelt. Da kommt nicht mal eine Maus durch.&ldquo;</p> <p>Bender verschlang den Rest des Schokokringels und wischte sich die Finger an einer Papierserviette ab. &bdquo;Wie kann man nur so bl&ouml;d sein, ausgerechnet am Deutschen Eck ein M&auml;dchen entf&uuml;hren zu wollen.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Stimmt&ldquo;, sagte K&ouml;nig, &bdquo;der Platz ist auf zwei Seiten von Wasser umgeben und die Landzunge ist problemlos abzuriegeln. Scheint so, als ob unser Killer die Nerven verliert. Er braucht dringend Frischfleisch.&ldquo;</p> <p>Ja, wie kann man nur so d&auml;mlich sein, dachte Helen. Es machte sie nerv&ouml;s, dass sie in der Dunkelheit keinen Sichtkontakt mit Mia hatte. In ihrer Jackentasche knisterte es. Eine Handvoll Gummib&auml;rchen wanderte in ihren Mund.</p> <p>K&ouml;nig drehte sich zu ihr um. &bdquo;Wie kannst du nur dauernd diese bunte Gelatineschei&szlig;e in dich reinstopfen?&ldquo;</p> <p>&bdquo;Wie viele Zigaretten hast <i>du</i> heute schon geraucht?&ldquo;, fragte sie schmatzend. Sie wusste, dass ihn das Ger&auml;usch verr&uuml;ckt machte.</p> <p>&bdquo;Nikotin beruhigt.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Siehst du? Darum fresse ich Gelatineschei&szlig;e.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Hast du die Narben an ihren Unterarmen gesehen?&ldquo;, fragte Bender.</p> <p>K&ouml;nig nickte. &bdquo;Hab ich. Mia Ewers hat zwei Suizidversuche hinter sich. Starbacher hat recht. Sie ist als Lockvogel ungeeignet.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Sie hat eine Therapie gemacht. Und wenn ihr mich fragt &hellip; das M&auml;dchen hat mehr Mumm in den Knochen als ihr beide zusammen.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Sie wird&rsquo;s versauen &ndash; so wie sie alles in ihrem Leben versaut hat.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Schau nach vorne und pass auf, dass du den Funkkontakt nicht verlierst. Sonst rei&szlig;t Starbacher dir den Kopf ab und bringt ihn zum n&auml;chsten Kegelabend als Kugel mit.&ldquo;</p> <p>K&ouml;nig kicherte. &bdquo;Nerv&ouml;s, wie? An deiner Stelle w&auml;re ich das auch. Schlie&szlig;lich war es deine Idee, Mia als K&ouml;der einzusetzen &ndash; ein M&auml;dchen, das keinen Schritt durchs Leben gehen kann, ohne auf die Schnauze zu fallen. Oh Mann. Ich habe noch nie den Lebenslauf eines Menschen gelesen, der so viel Schei&szlig;e gebaut hat.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Ihr hat nie jemand vertraut.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Aus gutem Grund.&ldquo;</p> <p>&bdquo;H&ouml;r sich einer diesen Menschenkenner an&ldquo;, sagte sie. &bdquo;Wie viele Scheidungen hast du hinter dir, Ralf? Zwei oder waren es drei?&ldquo;</p> <p>&bdquo;Das &auml;ndert nichts an den Tatsachen. Sie hat einen geradezu klassischen Abstieg hingelegt. Ich wette mit dir um meine Pension, dass sie in einem halben Jahr wieder an der Nadel h&auml;ngt und sich vom n&auml;chsten Junkie schw&auml;ngern l&auml;sst. Sie taugt nichts.&ldquo;</p> <p>Ein knisternder Blitzschlag kam Helens Antwort zuvor und erhellte f&uuml;r Sekundenbruchteile die Nacht. Deutlich hob sich die Silhouette des M&auml;dchens von der Steinfassade des Kaiser-Wilhelm-Denkmals ab. Dem Blitz folgte ein Donnerschlag, der den Boden erbeben lie&szlig;. Schwere Regentropfen klatschten auf die Windschutzscheibe und verschmolzen zu einer undurchdringlichen Wasserwand. Die Scheiben des Opels begannen zu beschlagen.</p> <p>&bdquo;Schei&szlig;e.&ldquo; Bender fummelte an den L&uuml;ftungsreglern.</p> <p>&bdquo;Lass blo&szlig; die Scheibenwischer aus. Sonst ist das Arschloch sofort gewarnt.&ldquo; Wie kann man nur so d&auml;mlich sein, dachte Helen wieder. Da wurde ihr klar, warum Benders Worte sie alarmiert hatten. Der Mann, den sie jagten, war nicht dumm oder unvorsichtig, sonst h&auml;tten sie ihn l&auml;ngst geschnappt. Nein, der Maskenmann war brutal und gerissen wie ein Schakal. Er hatte sich in einem sozialen Netzwerk mit Mia angefreundet und sechs Tage sp&auml;ter ein Treffen am Deutschen Eck vorgeschlagen &ndash; einem Ort, an dem es zu fast jeder Tageszeit von Touristen wimmelte. Das h&auml;tte er nicht getan, wenn er keinen todsicheren Weg kannte, auf dem er mit seinem Opfer unerkannt verschwinden konnte. Einen Weg, von dem niemand au&szlig;er ihm wusste. Das Gewitter passte perfekt in seinen Plan, als h&auml;tte er es extra bei Petrus bestellt.</p> <p>&bdquo;Der rechnet einfach nicht damit, dass wir ihm so dicht auf den Fersen sind&ldquo;, &uuml;berlegte K&ouml;nig, als h&auml;tte er ihre Gedanken gelesen.</p> <p>&bdquo;Nein. Er wei&szlig;, dass wir hier sind. Wir brechen ab.&ldquo; Sie &ouml;ffnete die Autot&uuml;r und lief in den Regen hinaus. Undeutlich h&ouml;rte sie K&ouml;nigs w&uuml;tendes Geschrei hinter sich.</p> <p>&bdquo;Helen! Bleib hier!&ldquo;</p> <p>Der Regen st&uuml;rzte mit ungeheurer Wucht zu Boden. Millionen kleine Bomben durchschlugen das Bl&auml;tterdach der Platanen und prasselten ohrenbet&auml;ubend auf Autod&auml;cher, Pflastersteine und Gehwege.</p> <p>Nach wenigen Schritten blieb Helen stehen und drehte sich im Kreis, weil sie die Orientierung verloren hatte. Der schwarze Opel war hinter einem Wasservorhang verschwunden. Eine schemenhafte Gestalt torkelte durch das Unwetter auf sie zu wie ein Gallertm&auml;nnchen. Es war K&ouml;nig. Von Mia fehlte jede Spur.</p> <p>Sie stemmte sich schr&auml;g gegen den Sturmwind, den Weg mehr ahnend als sehend. Vor ihren Augen tauchte der flehende Blick des M&auml;dchens auf, in dem neben Angst auch Hoffnung und Vertrauen gelegen hatten. Mia hatte nie eine echte Chance gehabt. Ihren Vater kannte sie nicht, ihre Mutter war nach zwei erfolglosen Entziehungskuren mit einer &Uuml;berdosis Crystal Meth in den Adern von einer Autobahnbr&uuml;cke gesprungen. Mia hatte danach die &uuml;bliche Karriere durchlaufen &ndash; ein bisschen Gras rauchen, dealen; und irgendwann war sie auf dem Babystrich gelandet, das ideale Opfer f&uuml;r kranke M&ouml;rder wie den Maskenmann.</p> <p>M&uuml;hsam hatte Helen ihr Vertrauen gewonnen und einen Deal mit dem Staatsanwalt ausgehandelt. Wenn sich Mia als Lockvogel zur Verf&uuml;gung stellte, w&uuml;rde sie mit einer Bew&auml;hrungsstrafe davonkommen. F&uuml;r das M&auml;dchen war es au&szlig;erdem eine Gelegenheit zu zeigen, dass es ihr Vertrauen nicht entt&auml;uschen w&uuml;rde. Und nun war sie selbst es, die ihr Versprechen brach. <i>Es kann &uuml;berhaupt nichts schiefgehen.</i></p> <p>Sie rannte durch das Unwetter auf den Treffpunkt zu, einer kleinen Baumgruppe, die in einem offenbar k&uuml;nstlich angelegten, gleichf&ouml;rmigen Dreieck standen.</p> <p>Atemlos verlangsamte sie ihre Schritte und blieb schlie&szlig;lich stehen. Jeder Baum sah in der vom Regen gepeitschten Dunkelheit aus wie der andere. Ein Blitz machte f&uuml;r einen Wimpernschlag die Nacht zum Tag. In der N&auml;he der Baumgruppe drei&szlig;ig Meter links von ihr waberte eine schlanke Gestalt durch den Wolkenbruch. Helen schrie Mias Namen, aber ihre Stimme ging im Toben der Elemente unter. Erschrocken fuhr sie herum, als sie eine Hand auf ihrer Schulter sp&uuml;rte.</p> <p>&bdquo;Verdammt, Helen! Kauf dir endlich ein Handy. Starbacher tobt wie ein Verr&uuml;ckter!&ldquo;, keuchte K&ouml;nig.</p> <p>&bdquo;Wo ist sie? Ich kann Mia nicht finden.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Sie steht genau dort, wo sie stehen soll. Komm in den Wagen zur&uuml;ck. Wenn wir Gl&uuml;ck haben, hat er uns bei dem Sauwetter noch nicht entdeckt.&ldquo;</p> <p>K&ouml;nig wischte sich das Wasser aus dem Gesicht und schob Helen in den Schatten der Platanen. Widerwillig streifte sie seine Hand ab und kniff die Augen zusammen. Vor ihnen lag eine Wiese, die auf drei Seiten von B&auml;umen und dichtem Strauchwerk begrenzt wurde. Der Regen klatschte mit solcher Intensit&auml;t auf die Erde, dass es aussah, als ob das Gras kochte wie in einem riesigen Topf.</p> <p>&bdquo;Was ist das?&ldquo;, schrie sie gegen den Sturm an. Erschrocken wich sie zur&uuml;ck, als ein morscher Ast &uuml;ber ihrem Kopf krachend brach und herabst&uuml;rzte.</p> <p>Angestrengt starrte K&ouml;nig auf den Kiesweg, der sich in sanften B&ouml;gen durch den Park schl&auml;ngelte.</p> <p>Zwei blinkende, rotierende Lichter n&auml;herten sich durch den sintflutartigen Regen. Es schien, als schwebten sie dicht &uuml;ber der Erde wie &uuml;berdimensionale Gl&uuml;hw&uuml;rmchen, die sich in dem Orkan verirrt hatten. Sie reckte den Kopf vor und trat aus dem Schutz der B&auml;ume. Was sie sah, musste ein Trugbild ihres &uuml;berreizten Verstands sein.</p> <p>K&ouml;nig sah es ebenfalls. &bdquo;Das gibt&rsquo;s doch nicht.&ldquo;</p> <p>Die beiden blinkenden Lichter geh&ouml;rten zu einem ferngesteuerten Spielzeugauto, einem schuhkartongro&szlig;en Polizeiwagen, der &uuml;ber den Kies auf sie zu holperte. Etwa zehn Meter vor ihnen blieb er pl&ouml;tzlich stehen.</p> <p>&bdquo;Was zur H&ouml;lle soll das?&ldquo;, fragte Helen.</p> <p>Aus dem Dunkel drang ein erstickter Schrei, der abriss wie mit einer Schere abgeschnitten.</p> <p>Helen zog ihre Dienstwaffe aus dem Schulterholster und sprintete auf die Baumgruppe zu, bei der Mia auf ihren M&ouml;rder wartete. Die schnelle Reaktion rettete ihr das Leben. Das Spielzeugauto explodierte mit einem Knall, der selbst den Sturmwind &uuml;bert&ouml;nte. Plastikteile und scharfkantige Splitter durchbohrten K&ouml;nigs Gesicht. Sie zuckte zusammen, duckte sich instinktiv und rannte weiter durch die Dunkelheit. Der Platz zwischen den B&auml;umen war leer. Sie kam zu sp&auml;t. Mia war fort.</p> <h2>2</h2> <div class="style_time_loc"> <p>22:45 Uhr</p> </div> <p>Das Unwetter ersch&ouml;pfte sich so pl&ouml;tzlich, wie es begonnen hatte. K&ouml;nig schlug die H&auml;nde vor das Gesicht. Seine Lederjacke war mit Splittern und Plastikfragmenten gespickt, zwischen seinen Fingern quoll Blut hervor.</p> <p>Helen drehte sich im Kreis. Mia war so schnell verschwunden, als h&auml;tte der Erdboden sie verschluckt. &bdquo;Er hat uns reingelegt &hellip; er hat uns wieder reingelegt &hellip; mit einem Spielzeugauto!&ldquo;</p> <p>Der blaue Lieferwagen &uuml;berquerte die Wiese und stoppte auf dem Kiesweg. Starbacher zog die Schiebet&uuml;r auf. Sein kantiges Bulldoggengesicht leuchtete purpurrot vor Zorn. &bdquo;Wo ist das M&auml;dchen?&ldquo;</p> <p>K&ouml;nig presste ein Taschentuch auf sein Gesicht und sackte in die Knie. Engelhardt st&uuml;rmte die Stufen des Denkmals herab und beugte sich &uuml;ber ihn. &bdquo;Wir brauchen einen Krankenwagen!&ldquo;</p> <p>Helen leuchtete jeden Winkel im Umfeld der Baumgruppe mit einer Taschenlampe aus. Au&szlig;er einer halb gerauchten Kippe fand sie keine Spur von Mia.</p> <p>&bdquo;Er hat nur f&uuml;nfzehn Sekunden gebraucht, um sie sich zu schnappen und mit ihr zu verschwinden. Das schafft nicht mal Houdini. Wie hat er das gemacht?&ldquo;</p> <p>Zwei SEK-M&auml;nner hoben Starbacher mit seinem Rollstuhl aus dem Laderaum des Lieferwagens. &bdquo;Er kann sich doch nicht in Luft aufgel&ouml;st haben&ldquo;, schrie er wutentbrannt.</p> <p>Bender tauchte in seinem Watschelgang zwischen den Platanen auf. Er trug einen Karton mit den Tr&uuml;mmern des Spielzeugautos. &bdquo;Da muss eine Bombe drin gewesen sein&ldquo;, sagte er kopfsch&uuml;ttelnd. Niemand h&ouml;rte ihm zu.</p> <p>K&ouml;nig kam schwankend auf die F&uuml;&szlig;e. Er blutete aus mehreren Schnittwunden im Gesicht. &bdquo;Warum ein Spielzeugauto?&ldquo;</p> <p>&bdquo;Es macht ihm Spa&szlig;, uns zu verarschen&ldquo;, antwortete Bender.</p> <p>&bdquo;Ich habe Mia die ganze Zeit im Auge behalten&ldquo;, sagte Helen. &bdquo;Sie stand genau hier.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Er muss sie sich in dem Moment geschnappt haben, als das Auto explodierte&ldquo;, sagte K&ouml;nig.</p> <p>&bdquo;Wie weit kommt man in f&uuml;nfzehn Sekunden?&ldquo;, &uuml;berlegte Starbacher. &bdquo;Sie muss noch in der N&auml;he sein.&ldquo; Er wandte sich an Engelhardt. &bdquo;Es ist so finster wie in einer Gruft. Wir brauchen Licht!&ldquo;</p> <p>Zehn Minuten sp&auml;ter hatten Engelhardts Leute vier starke Halogenstrahler aufgebaut, die das Areal in grelles, wei&szlig;es Licht tauchten. Ein Dutzend Polizisten durchk&auml;mmte den Park, ohne die geringste Spur zu entdecken.</p> <p>Starbacher bearbeitete w&uuml;tend seinen Kaugummi. Helen hatte sich mit einem Ast bewaffnet und drosch auf das Dickicht hinter den B&auml;umen ein. Mehr aus Frustration und Zorn, als in der Aussicht, auf etwas Brauchbares zu sto&szlig;en.</p> <p>&bdquo;Keine Fu&szlig;abdr&uuml;cke, keine Reifenspuren, keine Anzeichen f&uuml;r ein Gerangel oder einen Kampf. Nichts.&ldquo; Pl&ouml;tzlich traf der morsche Ast auf einen harten Gegenstand und zerbrach in ihrer Hand.</p> <p>&bdquo;Hierher! Ich hab was!&ldquo;</p> <p>Sie befreiten einen Betonsockel von Dornenranken und Gestr&uuml;pp. Er ragte etwa einen Meter aus dem Boden und war mit zwei verrosteten Stahlplatten verschlossen, deren Scharniere im Beton verankert waren. Der Sockel lag nur eine Arml&auml;nge von der Stelle entfernt, an der Mia gestanden hatte. Nah genug, um sie in einem unbeobachteten Moment in das Dickicht zerren zu k&ouml;nnen.</p> <p>&bdquo;Wei&szlig; jemand, was das ist?&ldquo;, fragte Starbacher.</p> <p>&bdquo;Sieht nicht aus wie ein Kanalschacht. Vielleicht der Eingang zu einem alten Luftschutzbunker?&ldquo; Engelhardt schob seine Finger unter die Kante der Platte und versuchte, den Deckel anzuheben. &bdquo;Packt mal mit an!&ldquo;, rief er.</p> <p>Bender schnaufte wie eine Dampflok, aber auch mit vereinten Kr&auml;ften gelang es ihnen nicht, die Klappe zu &ouml;ffnen.</p> <p>&bdquo;Scheint so, als h&auml;tte er den Zugang von innen verriegelt&ldquo;, keuchte Engelhardt. &bdquo;Wir brauchen Werkzeug! Schnell!&ldquo;</p> <p>Starbacher telefonierte bereits.</p> <p>Ungeduldig verfolgte Helen kurz darauf, wie ein SEK-Mann mit einem Winkelschleifer die Scharniere durchtrennte. Engelhardt und Bender wuchteten den Deckel vom Betonschacht. Darunter g&auml;hnte ein kreisrundes Loch, aus dem es nach F&auml;ulnis und Verwesung stank. An der Innenwand f&uuml;hrten rostige Steigeisen hinab. Der Schacht war etwa zwei Meter tief. Ein kr&auml;ftiger Mann h&auml;tte in wenigen Sekunden von innen den Deckel aufklappen und Mia &uuml;berw&auml;ltigen k&ouml;nnen, ohne dass es jemand der zwanzig Polizisten bemerkt h&auml;tte.</p> <p>Starbacher telefonierte noch immer und versuchte herauszufinden, worum es sich bei dem Schacht handelte.</p> <p>Helen schwang sich &uuml;ber den Rand und kletterte auf den Betonboden hinab. Das Licht ihrer Lampe sch&auml;lte einen schr&auml;g in die Tiefe f&uuml;hrenden Gang aus dem Dunkel. Die Gew&ouml;lbedecke war aus gebrannten Ziegeln gemauert und schien mindestens hundert Jahre alt zu sein. An der Tunnelwand liefen uralte elektrische Leitungen entlang. Sie entdeckte einen altmodischen Drehschalter, der aber keinerlei Funktion mehr besa&szlig;.</p> <p>&bdquo;K&ouml;nig hatte recht mit seiner Vermutung.&ldquo; Starbachers Bassstimme drang von oben in den Schacht. Sein vor Anstrengung tiefrot angelaufenes Gesicht tauchte am Rand der Betoneinfassung auf. &bdquo;Das ist der Notausgang eines alten Luftschutzbunkers.&ldquo;</p> <p>Helen entsicherte ihre Walther. &bdquo;Ich gehe rein.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Das wirst du bleiben lassen&ldquo;, rief Starbacher. &bdquo;Da unten existiert ein Gewirr von Tunneln und G&auml;ngen. Kein Mensch wei&szlig;, wohin dieses Labyrinth f&uuml;hrt.&ldquo;</p> <p>&bdquo;<i>Er</i> wei&szlig; es&ldquo;, rief sie nach oben. &bdquo;Und er hat einen Vorsprung von zehn Minuten. Aber er kommt nur langsam voran, weil er Mia tragen muss. Und er rechnet damit, dass wir ihm folgen, sonst h&auml;tte er nicht den Zugang von innen blockiert.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Genauso gut kann er den Bunker l&auml;ngst verlassen haben.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Wir wissen, dass er seine Taten akribisch plant. Ich bin sicher, dass es in der N&auml;he einen zweiten Ausgang gibt, vor dem ein wei&szlig;er Kastenwagen steht.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Wir brauchen einen Lageplan.&ldquo; Engelhardt gab den Einsatzkr&auml;ften lautstark Anweisungen. Helen sah, wie die M&auml;nner ausschw&auml;rmten. Wenn der gesuchte Wagen im Umkreis von einem Kilometer stand, w&uuml;rden sie ihn finden.</p> <p>Starbachers Stimme hallte von den Schachtw&auml;nden wider. &bdquo;Bender, Sie gehen mit rein.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Was, ich?&ldquo;</p> <p>Sie wartete nicht auf ihn und folgte dem abfallenden Tunnel. Je weiter sie in die Dunkelheit vordrang, desto st&auml;rker wurde der moderige Gestank. Nach hundert Schritten versperrte ein Eisengitter den Weg.</p> <p>Glei&szlig;ender Lichtschein erhellte pl&ouml;tzlich den Gang und malte ihren Schattenriss an die Wand. Jemand hatte einen Halogenstrahler in den Schacht hinabgelassen. Helen tastete die fingerdicken St&auml;be nach einem &Ouml;ffnungsmechanismus ab. Unvermittelt schwang das rostige Tor kreischend auf. Der Entf&uuml;hrer hatte es offenbar nicht f&uuml;r n&ouml;tig gehalten, ein weiteres Schloss anzubringen, nachdem er bereits die Klappe des Einstiegs von innen verriegelt hatte. Ein Grund mehr, sich zu beeilen, dachte sie. Er wusste, dass er sich nicht lange in den Katakomben aufhalten w&uuml;rde.</p> <p>&bdquo;Mia &hellip; ia &hellip; ia!&ldquo;</p> <p>Ihre Stimme rollte als unheimliches Echo an den Tunnelw&auml;nden entlang. Geb&uuml;ckt hastete sie in dem niedrigen Tonnengew&ouml;lbe vorw&auml;rts. Aufgewirbelter Staub und der Geruch von Schimmel kitzelten in ihrer Nase und legten sich schwer auf ihre Lungen.</p> <p>Der Gang endete abrupt in einem kreisrunden Raum von etwa f&uuml;nf Metern Durchmesser. Drei weitere Stollen f&uuml;hrten tiefer in den Koblenzer Untergrund, den wahrscheinlich seit sechzig Jahren niemand mehr betreten hatte. Nur einer Handvoll Historiker und Arch&auml;ologen d&uuml;rfte diese Anlage &uuml;berhaupt bekannt sein &hellip; und einem Mann, den sie seit drei Jahren jagte. Sie hatte von Bunkeranlagen gelesen, die sich kilometerweit unter deutschen Gro&szlig;st&auml;dten erstreckten &ndash; finster, leer und vergessen. Dies war eine von ihnen, eine verlassene Stadt unter der Stadt.</p> <p>&bdquo;Helen, warte doch!&ldquo; Benders Stimme klang d&uuml;nn und weit entfernt.</p> <p>Die Eing&auml;nge weiterer Stollen klafften wie zahnlose M&auml;uler im gewachsenen Fels. Der Lichtstrahl ihrer Taschenlampe huschte &uuml;ber Dinge, die so verrostet waren, dass ihre Form nicht mehr erahnen lie&szlig;, wozu sie einst gedient hatten. Neben einem der Tunnelportale fand sie ein Hinweisschild mit der verwitterten Aufschrift ,Luftschutzbunker'. Welchen Weg hatte der T&auml;ter genommen? Sie verlor kostbare Zeit, bevor sie im rechten der drei G&auml;nge Schleifspuren auf dem staubigen Betonboden entdeckte. Das M&auml;dchen lebte. Es war bei Bewusstsein und wehrte sich verzweifelt. Der Schei&szlig;kerl kam nur langsam voran und musste ganz in der N&auml;he sein.</p> <p>&bdquo;Mia!&ldquo;</p> <p>&bdquo;He &hellip; el &hellip; elen.&ldquo; Durch die Tiefen der weitverzweigten Anlage rollte ein leises Echo, verzerrt und unwirklich wie eine Geisterstimme.</p> <p>Sie drang entschlossen in das Labyrinth vor. So schnell sie es wagte, rannte sie die Stollen entlang. St&auml;ndig bef&uuml;rchtete sie, die Orientierung zu verlieren. Das Licht ihrer Taschenlampe h&uuml;pfte und tanzte &uuml;ber grob behauene Steine. Die Dunkelheit au&szlig;erhalb des Lichtkegels war so abgrundtief und dicht, dass sich die Luft selbst wie staubige, schwarze Kohle anf&uuml;hlte.</p> <p>Hinter einer Biegung blockierte ein Schutthaufen aus Ziegelsteinen und Ger&ouml;ll den Gang. Hektisch lie&szlig; sie den Lichtstrahl &uuml;ber das eingest&uuml;rzte Gew&ouml;lbe wandern und entdeckte unter der Decke ein Loch, gerade gro&szlig; genug f&uuml;r einen schlanken Erwachsenen.</p> <p>Die Lampe riss verrottete Rohre und Leitungen aus dem Dunkel. Links verlor sich ein weiterer Stollen in den Tiefen des Koblenzer Untergrunds, endete jedoch nach wenigen Metern an einer gemauerten Ziegelwand. Die Steine leuchteten hellrot. Vielleicht hatte man den Zugang erst vor Kurzem verschlossen, weil man die R&auml;ume dahinter nicht mehr gefahrlos betreten konnte. Die Bunkeranlage wurde also von den Beh&ouml;rden regelm&auml;&szlig;ig kontrolliert und war damit nicht so sehr in Vergessenheit geraten, wie K&ouml;nig vermutet hatte. Sie lief zu dem Schutth&uuml;gel zur&uuml;ck und z&ouml;gerte. Niemand wusste, ob die zug&auml;nglichen G&auml;nge und Kavernen noch sicher waren oder bei der leisesten Ersch&uuml;tterung einst&uuml;rzen w&uuml;rden. Der Maskenmann hatte seine abscheulichen Verbrechen akribisch geplant. Sie wettete ihre Pension darauf, dass er jeden Winkel der Stollen zuvor erkundet hatte. Wenn sie jetzt vor ihrer Furcht kapitulierte, war das Leben des M&auml;dchens keinen Cent mehr wert. Vorsichtig erklomm sie den Schuttberg.</p> <p>&Uuml;ber Ger&ouml;ll, Steine und verrottete Balken kroch sie auf das Loch unter der Gew&ouml;lbedecke zu. In Gedanken f&uuml;gte sie den sp&auml;rlichen Informationen, die sie gesammelt hatten, die neuen hinzu: Der Maskenmann war h&ouml;chstwahrscheinlich schlank, drahtig und agil und sehr viel gerissener, als sie alle gedacht hatten. In nur f&uuml;nfzehn Sekunden hatte er die gesamte Mannschaft der SoKo genarrt und Mia Ewers vor ihrer Nase entf&uuml;hrt. W&auml;re Helen nicht zuf&auml;llig auf den Stolleneingang gesto&szlig;en, h&auml;tte sie als Erkl&auml;rung akzeptieren m&uuml;ssen, dass er sich in Luft aufgel&ouml;st hatte.</p> <p>Mit den Armen voran wand sie sich durch das Loch. War dieses Phantom &uuml;berhaupt menschlich oder jagten sie eine intelligente Schlange? Sie ertastete einen verbogenen Eisentr&auml;ger, der aus dem Schutt ragte, und zog sich Hand &uuml;ber Hand weiter. Das Knirschen von morschem Holz warnte sie zu sp&auml;t. Die br&uuml;chige Decke dicht &uuml;ber ihrem Kopf sackte zwei, drei Zentimeter ab. Nicht weit genug, um sie zu zerquetschen, aber ausreichend, um ihre Beine einzuklemmen. Panisch ruderte sie mit den Armen und verlor die Taschenlampe, die klappernd den Schuttberg hinunterrollte und in einem Winkel des Stollens liegen blieb. Sie flackerte zweimal, erlosch aber nicht.</p> <p>M&uuml;hsam k&auml;mpfte sie die aufsteigende Panik nieder. Auch wenn sie sich nicht selbst w&uuml;rde befreien k&ouml;nnen, war Hilfe l&auml;ngst unterwegs. K&ouml;nig suchte sich wahrscheinlich schon die Farbe aus, mit der er ihr B&uuml;ro neu streichen lassen w&uuml;rde, wenn er ihren Posten &uuml;bernahm. Aber f&uuml;r Mia bedeutete ihr Scheitern einen qualvollen Tod.</p> <p>Hinter der Biegung des Ganges knirschten Ledersohlen auf dem Betonboden. Sie versuchte, an die Waffe in ihrem Schulterholster zu gelangen, aber mit ihren ruckartigen Bewegungen schr&auml;nkte sie ihre Bewegungsfreiheit nur noch mehr ein. Vorsichtig verringerte sie den Druck des Balkens auf ihre Waden, indem sie ihr Gewicht verlagerte. Wo blieben Bender und die anderen?</p> <p>An der Tunnelwand tauchte ein grotesker Schatten auf wie der Scherenschnitt in einem Horrortheater. Er imitierte die schlanke Silhouette eines menschlichen Wesens, doch damit h&ouml;rte die &Auml;hnlichkeit bereits auf. Auf seinen Schultern sa&szlig; ein viel zu gro&szlig;er Kopf in Form eines Stierhauptes.</p> <p>Helen verga&szlig; zu atmen und starrte das Ding an. Bisher hatte sie die Zeugenaussagen, die den T&auml;ter als Mischwesen aus Stier und Mensch beschrieben hatten, f&uuml;r &Uuml;bertreibungen oder Halluzinationen gehalten. Was sie sah, konnte nicht existieren. Der Schemen war nichts weiter als ein Trugbild ihrer &uuml;berreizten Nerven. Vielleicht lagerten in den Katakomben Beh&auml;lter, die nach fast siebzig Jahren korrodiert und verrostet waren, und aus denen nun schleichend Nervengas austrat und sie vergiftete.</p> <p>Der Schatten trat in den Gang und blieb reglos stehen. Er drehte den unwirklichen Stierkopf, bis die phosphorgr&uuml;n leuchtenden Augenh&ouml;hlen sie erfassten wie zwei Laserscanner. Sie starrte zur&uuml;ck und bem&uuml;hte sich, wieder Herr der widerstreitenden Gedanken zu werden, die hinter ihrer Stirn tobten. Sie war nicht in das Labyrinth abgetaucht, in dem der sagenhafte Minotauros Jagd auf seine Opfer machte, sondern in einen leeren alten Luftschutzbunker. Der Stiergott der Kreter w&uuml;rde wohl kaum einen schwarzen Overall und Schn&uuml;rstiefel tragen. Sie wusste, wen sie vor sich hatte, dazu brauchte sie das Gesicht des Mannes hinter der Maske nicht zu kennen. Sein abstruses Verhalten war der letzte Beweis, dass er wahnsinnig war. Vielleicht trug er die alberne Maske, um nicht durch Zufall erkannt zu werden. Wahrscheinlicher war jedoch, dass er es genoss, seine Opfer in Angst und Schrecken zu versetzen. Die Stiermaske verlieh ihm ein Gef&uuml;hl von Allmacht &uuml;ber Leben und Tod; eine Macht, die er mindestens ein Dutzend Mal ausge&uuml;bt hatte. Sie geh&ouml;rte zu dem Ritual, das jedem der Verbrechen vorausging.</p> <p>Verbissen wand und drehte Helen sich und arbeitete sich st&uuml;ckweise vor, w&auml;hrend er sie stumm beobachtete. Pl&ouml;tzlich l&ouml;ste sich die Pistole aus dem Schulterholster, schlitterte den Schuttberg hinunter und blieb vor den F&uuml;&szlig;en des Mannes liegen.</p> <p>&bdquo;Wo ist Mia? Wo ist das M&auml;dchen?&ldquo;, schrie sie. &bdquo;Was hast du mit ihr gemacht, du verdammter Mistkerl?&ldquo;</p> <p>Mit einer beil&auml;ufigen Bewegung kickte der Maskenmann die Waffe in das Dunkel und legte den monstr&ouml;sen Stierkopf schief, als m&uuml;sse er &uuml;ber ihre Worte nachdenken.</p> <p>&bdquo;Wenn du ihr nur ein Haar gekr&uuml;mmt hast, rei&szlig;e ich dir die Eier ab! Wo ist Mia?&ldquo;</p> <p>Er zeigte nicht, ob ihn die Drohung in irgendeiner Weise beeindruckte, die Maske lie&szlig; keine Gef&uuml;hlsregung nach au&szlig;en dringen. Langsam n&auml;herte er sich dem Schuttberg und beobachtete interessiert ihre Versuche, sich zu befreien. Er schien keine Eile zu haben oder zu bef&uuml;rchten, dass die Polizei ihm den Fluchtweg abschnitt. Dann tat er etwas, das ihr Blut in Eiswasser verwandelte.</p> <p>Beinahe z&auml;rtlich nahm er ihre H&auml;nde in die seinen, strich erkundend &uuml;ber ihre Fingerkn&ouml;chel, den Handballen und den empfindlichen Handr&uuml;cken. Durch ihre eingeschr&auml;nkte Bewegungsfreiheit konnte sie ihm kaum Widerstand entgegensetzen. Die Ber&uuml;hrung l&auml;hmte sie, als str&ouml;me ein zersetzendes Gift aus seinen Fingern direkt in die Nervenbahnen unter ihrer Haut. Die Fotografien seiner Opfer blitzten vor ihren Augen auf, die entsetzlich zugerichteten Leichen junger Frauen, denen ein grausiges Detail gemein war: Sie besa&szlig;en keine H&auml;nde mehr.</p> <p>Sie wagte nicht zu atmen. Doch dann lie&szlig; er ihre Finger los und nickte unmerklich, als sei er mit dem zufrieden, was er entdeckt hatte.</p> <p>&bdquo;Haben Sie keine Angst, Helen. Ich werde Ihnen geben, wonach es Sie verlangt.&ldquo; Seine Stimme klang dumpf und verzerrt durch die Maske. Nicht die Spur von einem Akzent oder einem verr&auml;terischen Sprachfehler, er sprach reines, gut akzentuiertes Hochdeutsch.</p> <p>Er kniete sich auf den Schuttberg, nahm eine kleine braune Glasflasche und einen Lappen aus einer Tasche seines Overalls. Ein bei&szlig;ender Geruch stieg in ihre Nase.</p> <p>&bdquo;Bender! Verdammt, Engelhardt! Wo seid ihr?&ldquo;, schrie sie panisch.</p> <p>Er tr&auml;ufelte eine klare Fl&uuml;ssigkeit auf den Lappen und dr&uuml;ckte ihn auf ihr Gesicht.</p> <p>&bdquo;Ich werde Ihnen zeigen, wo das M&auml;dchen ist&ldquo;, sagte er. &bdquo;Warum kommen Sie nicht mit und leisten uns ein wenig Gesellschaft? Dann werden Sie Frieden finden, das verspreche ich Ihnen.&ldquo;</p>

Erscheint lt. Verlag 1.6.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bundle • Entführung • Ermittlerkrimi • Ermittlung • Leiche • Mord • Mordermittlung • Psychothriller • Serienmörder
ISBN-13 9783690902922 / 9783690902922
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Ein Fall für Albin Leclerc

von Pierre Lagrange

eBook Download (2025)
Fischer E-Books (Verlag)
CHF 12,65
Zärtlich ist die Rache. Thriller

von Sash Bischoff

eBook Download (2025)
Fischer E-Books (Verlag)
CHF 12,65