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Bei mir bist du sicher & Ihr erster Ehemann (eBook)

Zwei Thriller in einem Band

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025
653 Seiten
dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH (Verlag)
9783690902939 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bei mir bist du sicher & Ihr erster Ehemann - McGarvey Black
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Zwei Frauen, zwei verhängnisvolle Entscheidungen – und die Angst, die Vergangenheit könnte sie einholen
Zwei nervenaufreibende Psychothriller über unerwünschte Wünsche und tödliche Wahrheiten

Bei mir bist du sicher

Tori und ihr Mann wünschen sich nichts sehnlicher als ein gemeinsames Baby und haben schon alles versucht, aber nichts hat funktioniert. Jetzt warten sie auf eine Adoption, die jedoch Jahre dauern wird. Eines Tages trifft Tori am Strand auf Sasha und ihren entzückenden kleinen Sohn. Als Sasha sie bittet, kurz auf ihn aufzupassen und nicht zurückkehrt, entscheidet sich Tori blitzschnell: Sie nimmt das Baby mit nach Hause. Der Kleine ist hinreißend. Sie nennt ihn Jonah. Doch was passiert, wenn ihr Mann nach Hause kommt und Toris Geheimnis herausfindet? Von Schuldgefühlen und mysteriösen Botschaften verfolgt, muss Tori um ihren größten Wunsch kämpfen. Denn jemand weiß was sie getan hat …

 

Ihr erster Ehemann

Kat Sullivans Leben scheint perfekt: Ein Traumjob, ein gutaussehender, treuer Ehemann, ein schönes New Yorker Haus und ein Baby unterwegs. Doch ihr Glück steht auf Messers Schneide, als sie eines Tages einen Brief in den Händen hält:

„ICH BIN SO NAH, DASS ICH DICH FAST RIECHEN KANN.

Niemand weiß von Kats dunklem Geheimnis: Sie war schon einmal verheiratet. Mit einem Mann, von dem sie dachte, sie hätte ihn für immer aus ihrem Leben verbannt. Doch er ist zurück und Kat muss den Preis dafür zahlen – und jeder, der ihr nahe steht …

Erste Leser:innenstimmen
„Ein packender Sammelband über schicksalhafte Entscheidungen, mitreißend und unglaublich spannend.“
„Zwei ungewöhnliche Thriller mit einigen unerwarteten Wendungen – nichts für schwache Nerven!“
„Was für ein Nervenkitzel, ein absolutes Muss für alle Domestic Thriller-Fans.“
„Abgründig und fesselnd – zwei Psychothriller über düstere Geheimnisse und die Grenzen von Moral und Liebe.“



<p>McGarvey Black studierte Gesang an der Manhattan School of Music und absolvierte sp&auml;ter ein Studium der Theaterwissenschaften. Sie schlug eine Schauspielkarriere ein, wechselte aber sp&auml;ter in den Bereich Zeitschriften und digitale Medien. W&auml;hrend dieser Zeit verkaufte sie Werbung und leitete Vertriebsteams f&uuml;r Unternehmen wie Conde Nast und WebMD und arbeitete f&uuml;r Marken wie GQ, Travel + Leisure und Allure.</p> <p>Zwischendurch nahm sie sich ein Jahr Auszeit und reiste allein mit dem Rucksack um die Welt. Sp&auml;ter, nachdem sie zwei Kinder bekommen hatte, verlie&szlig; sie die Medienbranche und wurde Personalreferentin f&uuml;r Internetunternehmen. Im Jahr 2017 begann sie, Vollzeit zu schreiben und hat seitdem sechs Romane ver&ouml;ffentlicht.</p>

<h2>Kapitel 1</h2> <h2 id="die-ehefrau">DIE EHEFRAU</h2> <div class="style_time_loc"> <p>Drei Stunden zuvor</p> </div> <p>Es ist ein klarer Junimorgen am East End von Long Island. Die Autofenster sind heruntergelassen, als ich auf den Parkplatz von Rocky Point Beach einbiege und den letzten freien Platz erwische. Es gibt nur zwanzig. Rocky Point wird haupts&auml;chlich von den Ortsans&auml;ssigen besucht. Er ist nie &uuml;berf&uuml;llt wie einige der anderen Str&auml;nde. Mein Plan f&uuml;r heute ist, f&uuml;r ein paar Stunden in ein neues Buch abzutauchen und vielleicht ein kleines Nickerchen zu machen.</p> <p>Als meine F&uuml;&szlig;e den Sand ber&uuml;hren, halte ich Ausschau nach meinem Lieblingsplatz am rechten Strandufer. Dort befindet sich ein einsamer Baum, der Schatten spendet, aber nur am Morgen. Wann immer mein Mann und ich herkommen, bestehe ich darauf, dass wir unser Lager unter diesem Baum aufschlagen. Zu viel Sonne schadet der Haut. Wenn man &uuml;ber vierzig ist, muss man besonders darauf achtgeben.</p> <p>Ich schlendere durch den warmen Sand auf &bdquo;mein&ldquo; Pl&auml;tzchen zu. Als ich n&auml;herkomme, bemerke ich eine andere Frau, die augenscheinlich die gleiche Idee hatte. Sie ist j&uuml;nger als ich, mit langem dunklem Haar und einem gro&szlig;en Schlapphut aus Stroh mit einer roten Schleife. Ich bleibe stehen und schaue mich nach einer Alternative um, wohlwissend, dass es keine gibt. Ich war hier schon unz&auml;hlige Male und es gibt nur diesen einen schattigen Ort. Der Rest des Strandes ist fast leer. Ob sie es wohl seltsam finden w&uuml;rde, wenn ich mich direkt neben sie setze, obwohl es so viele andere Stellen gibt? Ich muss auf meine Haut achtgeben, also gehe ich weiter auf sie zu.</p> <p>&bdquo;Entschuldigen Sie&ldquo;, sage ich, als ich mich ihr n&auml;here, &bdquo;ich hoffe, es st&ouml;rt Sie nicht, aber das ist der einzige Ort am Strand mit ein wenig Schatten, und ich wollte fragen &hellip;&ldquo;</p> <p>&bdquo;Es ist ein freies Land. Setzen Sie sich&ldquo;, erwidert sie mit einem L&auml;cheln und schiebt ihre dunkle Sonnenbrille entlang ihrer perfekt geraden Nase ein St&uuml;ckchen h&ouml;her. &bdquo;Mich st&ouml;rt es nicht, wenn Sie der L&auml;rm nicht st&ouml;rt.&ldquo;</p> <p><i>L&auml;rm</i>? Ich sehe hinunter. In einem transportablen Autositz liegt ein Baby.</p> <p>&bdquo;Keine Sorge&ldquo;, sagt sie mit einem leichten, aber h&ouml;rbar slawischen Akzent, &bdquo;er ist ein sehr guter Junge, er weint kaum.&ldquo;</p> <p>Ich l&auml;chle und lehne mich vor, um einen Blick auf das schlafende Kind zu werfen. Als ich sein Gesicht sehe, stockt mir der Atem. Zarte, hellbraune Haarstr&auml;hnen, winzige geschwungene, rote Lippen und die s&uuml;&szlig;esten Pausb&auml;ckchen &ndash; er ist zauberhaft.</p> <p>&bdquo;Er ist wundersch&ouml;n&ldquo;, sage ich. &bdquo;Wie alt ist er?&ldquo;</p> <p>Die Frau steht auf und enth&uuml;llt ihren marineblauen Einteiler. Sie streckt ihre Arme &uuml;ber die Brust, zuerst den einen, dann den anderen. Sie ist unglaublich durchtrainiert und ich bin ein wenig neidisch.</p> <p>&bdquo;Er ist vier Monate alt&ldquo;, sagt sie, &bdquo;und er ist die Liebe meines Lebens.&ldquo;</p> <p>Ich schaue zu ihm zur&uuml;ck und sehe, dass er ein blasses Geburtsmal zwischen den Augen hat. Ihr scheint aufgefallen zu sein, dass ich es betrachte, denn sie sagt: &bdquo;Es war viel dunkler, als er geboren wurde. Die &Auml;rzte sagen, sein Mal wird in ein paar Monaten verschwinden und alles wird perfekt sein.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Ich bin mir sicher, die &Auml;rzte werden Recht behalten. Man kann es jetzt schon kaum mehr sehen.&ldquo;</p> <p>Sie nickt. &bdquo;Ich hoffe es.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Sie sehen &uuml;brigens fantastisch aus&ldquo;, sage ich voller Bewunderung f&uuml;r ihre Figur. Ich trainiere einmal die Woche mit einem Fitness-Trainer und sehe nicht halb so gut aus wie sie, und das kurz nach der Geburt. Das Leben kann so unfair sein.</p> <p>Sie nickt. Ich l&auml;chle verlegen und lege mein Handtuch so weit von ihr entfernt wie m&ouml;glich, aber immer noch im Schatten. Sobald ich mich arrangiert habe, lege ich mich hin und drehe mich auf den R&uuml;cken, um mich auszustrecken. Normalerweise kann ich stundenlang am Strand liegen, aber heute bin ich ruhelos. Ich warte ein paar Minuten und drehe mich wieder auf den Bauch, ziehe mein Buch heraus und beginne zu lesen. Trotz aller Bem&uuml;hungen kann ich mich nicht konzentrieren. Etwas an dieser Frau mit dem Akzent und dem Baby fasziniert mich. Ich ertappe mich dabei, wie ich mehrfach zu ihnen hin&uuml;bersp&auml;he, w&auml;hrend ich so tue, als w&uuml;rde ich lesen.</p> <p>&bdquo;Mir ist aufgefallen, dass Sie einen leichten Akzent haben&ldquo;, rufe ich. &bdquo;Wo kommen Sie her?&ldquo;</p> <p>Sie klappt die Krempe ihres Strohhuts zur&uuml;ck, sp&auml;ht mich &uuml;ber den Rand ihrer Sonnenbrille an und l&auml;chelt. Jetzt kann ich erkennen, dass sie dunkelbraune Augen hat, professionell geformte Brauen und einen kleinen Sch&ouml;nheitsfleck neben ihrem rechten Auge.</p> <p>&bdquo;Sie haben ein gutes Ohr&ldquo;, sagt sie. &bdquo;Den meisten Leuten f&auml;llt es nicht auf. Ich komme urspr&uuml;nglich aus Tschechien, aber ich lebe in den USA, seit ich elf bin. Waren Sie schon mal in Prag?&ldquo;</p> <p>&bdquo;Nein, aber ich hab geh&ouml;rt, dass es dort wundersch&ouml;n sein soll.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Sie sollten es mal w&auml;hrend der Fr&uuml;hlingszeit besuchen&ldquo;, sagt sie, w&auml;hrend sie nach ihrem Baby schaut. Sie fummelt an seinem Deckchen herum und legt sich dann wieder auf ihr Handtuch.</p> <p>Es gibt nichts mehr zu sagen, also wende ich mich wieder meinem Buch zu, lasse aber die junge Frau aus Prag nicht ganz aus den Augen. Ich beende ein Kapitel und greife nach einem Kaugummi. Vielleicht ist es immer noch Interesse, vielleicht aber auch einfach nur Neugierde, aber ich rufe ihr zu: &bdquo;Wollen Sie einen Kaugummi?&ldquo;</p> <p>Sie setzt sich auf und l&auml;chelt. &bdquo;Liebend gern. Meine Kehle ist so trocken.&ldquo;</p> <p>Ich versuche, nicht zu &auml;chzen, als ich mich aufrichte. Ich stehe auf, laufe durch den Sand auf sie zu und reiche ihr ein St&uuml;ck. Sie dankt mir und ich kehre zu meinem Handtuch zur&uuml;ck.</p> <p>&bdquo;Ich liebe diesen Strand&ldquo;, sage ich, laut genug, dass sie es h&ouml;ren kann, als ich mich hinsetze. &bdquo;Nie &uuml;berf&uuml;llt und es sind immer Rettungsschwimmer da. Lieber haben als brauchen.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Ich bin heute zum ersten Mal hier&ldquo;, sagt sie. &bdquo;Ich bin erst vor einer Woche aus Chicago hergezogen. &Uuml;ber den Sommer habe ich ein Airbnb gemietet. Morgen fange ich mit der Jobsuche an. Leben Sie hier?&ldquo;</p> <p>Ich sch&uuml;ttle meinen Kopf. &bdquo;Ich bin f&uuml;r ein paar Wochen im Sommerhaus meiner Eltern, w&auml;hrend sie in Europa sind. Mein Mann und ich leben in Brooklyn. Ich arbeite f&uuml;r eine Kunstgalerie in Manhattan.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Ich liebe Kunst. Und Ihr Mann?&ldquo;</p> <p>Ich l&auml;chle. &bdquo;Er ist Schauspieler.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Sie haben also einen Filmstar geheiratet&ldquo;, sagt sie mit einem Grinsen, als sie ihr rechtes Bein hochreckt, den Fu&szlig; streckt und das Bein mit den Armen an sich heranzieht.</p> <p>Ich lache. &bdquo;Nicht ganz. Daniel wartet noch auf seinen gro&szlig;en Durchbruch. Er hatte die ein oder andere Statistenrolle in ein paar Filmen und Fernsehserien. Er war auch in einigen Off-Off-Broadway-St&uuml;cken, aber nichts von Bedeutung. Er verdient sein Geld vor allem mit Modeljobs f&uuml;r M&auml;nnermode und solchen Sachen.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Er muss sehr gut aussehend sein.&ldquo;</p> <p>Ich grinse. &bdquo;Ich finde schon.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Haben Sie Kinder?&ldquo;</p> <p>Ich presse meine Lippen aufeinander, w&auml;hrend ich versuche abzuw&auml;gen, wie viel ich von meinem Privatleben mit einer v&ouml;llig Fremden teilen m&ouml;chte. Ich beantworte ihre Frage ehrlich, weil mir nach Reden zumute ist und sie nett wirkt. Au&szlig;erdem werde ich sie wahrscheinlich eh nie wiedersehen.</p> <p>&bdquo;Noch nicht&ldquo;, sage ich. &bdquo;Wir haben es versucht, aber hatten bisher kein Gl&uuml;ck.&ldquo; Das scheint ihr Interesse zu wecken, denn sie dreht sich auf die Seite, st&uuml;tzt den Kopf auf die Hand und schaut mich direkt an. Ich habe ihre volle Aufmerksamkeit, also fahre ich fort. &bdquo;Ich habe diese dumme Sache mit dem Herzen und meine &Auml;rzte wollen, dass ich mich darauf konzentriere.&ldquo; Sie nickt und ich lenke die Unterhaltung auf sie zur&uuml;ck. &bdquo;Sind Sie mit Ihrem Mann hier?&ldquo;</p> <p>&bdquo;Es gibt nur mich und meinen Sohn&ldquo;, sagt sie, streckt die Hand in den Tragekorb und streichelt ihren Sohn sanft. Ich beobachte diesen z&auml;rtlichen Moment zwischen Mutter und Sohn mit einem nagenden Gef&uuml;hl des Neids. <i>Ich will so sehr Mutter sein.</i></p> <p>&bdquo;Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht bedr&auml;ngen&ldquo;, sage ich und hoffe, dass ich nicht zu aufdringlich war. Ich genie&szlig;e unsere Unterhaltung. Ich will nicht, dass sie endet, weil ich zu indiskret war oder herablassend klang.</p> <p>&bdquo;Kein Problem&ldquo;, sagt sie und setzt sich auf, um mich anzuschauen. &bdquo;Ich habe Liams Vater auf einer riesigen Party in Chicago kennengelernt. Er hie&szlig; Jack &hellip; glaube ich. Ich habe nie seinen Nachnamen erfahren und bin mir auch bei seinem Vornamen nicht zu hundert Prozent sicher. Wir haben uns an der Bar mit Tequila volllaufen lassen, er sah gut aus und wir waren beide betrunken. Also haben wir die Feier fr&uuml;h verlassen und gingen in irgend so ein Hotel. Er zahlte das Zimmer in bar und am n&auml;chsten Morgen bin ich gegangen, w&auml;hrend er noch schlief. Ich habe ihn nie wiedergesehen. Sieben Wochen sp&auml;ter machte ich einen Test und war schwanger.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Liams Vater hat keine Ahnung, dass er einen Sohn hat?&ldquo;</p> <p>Die Frau mit dem gro&szlig;en Schlapphut sch&uuml;ttelt den Kopf. &bdquo;Er war gesch&auml;ftlich in der Stadt. Er erz&auml;hlte etwas von einem Freund eines Freundes, der ihn zur Party eingeladen hatte. Er h&auml;tte genauso gut verheiratet gewesen sein k&ouml;nnen. Ich hatte keine M&ouml;glichkeit, ihn wiederzufinden, und ehrlich gesagt, wollte ich es auch nicht.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Was ist mit Ihrer Familie, Ihren Eltern?&ldquo;</p> <p>Sie lacht auf eine sp&ouml;ttische Art. &bdquo;Ich habe seit Jahren nicht mehr mit ihnen geredet. Sie hatten andere Vorstellungen davon, wie ich mein Leben zu leben hatte. Ich habe sie einmal angerufen, nachdem Liam geboren war, aber bevor ich ihnen sagen konnte, dass sie einen Enkel haben, machten sie mir deutlich, dass sie nichts mit mir zu tun haben wollten. Bevor ich ihnen von Liam erz&auml;hlen konnte, hatten sie aufgelegt.&ldquo;</p> <p>Mein Herz bricht f&uuml;r die junge Frau und ich suche nach den richtigen Worten. Als ich schlie&szlig;lich den Mund &ouml;ffne, klingt es ungelenk und unpers&ouml;nlich. &bdquo;Es tut mir leid, das zu h&ouml;ren. Es muss eine schwierige Zeit f&uuml;r Sie gewesen sein.&ldquo; <i>Igitt.</i></p> <p>Sie st&ouml;&szlig;t ein weiteres, sarkastisches Lachen aus. &bdquo;Das ist die Untertreibung des Jahrhunderts. Aber man tut, was man halt tun muss, um zu &uuml;berleben, nicht wahr? Ich bin eine K&auml;mpferin.&ldquo;</p> <p>Ich nicke solidarisch. &bdquo;Vielleicht k&ouml;nnten Sie versuchen, sie anzurufen und &hellip;?&ldquo;</p> <p>&bdquo;Nein&ldquo;, sagt sie scharf, bevor ich meinen Satz beenden kann.</p> <p>Sie tut mir so leid. Sie hat niemanden. Mein Leben ist das genaue Gegenteil. Ich habe unfassbare Unterst&uuml;tzung von meinen Eltern und Daniel. Ich kann mir nicht vorstellen, so komplett allein in der Welt zu sein wie sie. Ich wei&szlig; ehrlich nicht, was ich sagen soll, was selten vorkommt.</p> <p>&bdquo;Dass die Beziehung zu meinen Eltern in die Br&uuml;che ging, ist meine Schuld&ldquo;, f&auml;hrt sie fort. &bdquo;Die Firma meines Vaters versetzte ihn nach Ohio, als ich elf war und mein Bruder sieben. Ohio ist so ganz anders als Tschechien. Wir erhielten alle die amerikanische Staatsb&uuml;rgerschaft. W&auml;hrend meines letzten Jahres an der High School war ich schon eine waschechte Amerikanerin und erz&auml;hlte meinen Eltern, dass ich nie wieder zur&uuml;ckkehren w&uuml;rde. Ich wollte feiern und tanzen gehen. Mir gefiel mein Leben hier.&ldquo;</p> <p>Ich nicke. Das verstehe ich. Mir gef&auml;llt mein Leben hier ebenfalls.</p> <p>&bdquo;Es gab viele laute Auseinandersetzungen&ldquo;, f&auml;hrt sie fort. &bdquo;Dann kam ich eines Nachts zugedr&ouml;hnt nach Hause und mein Vater schlug mich &ndash; heftig. Das war das Ende f&uuml;r mich. Am n&auml;chsten Morgen brannte ich mit meinem Freund auf seinem Motorrad durch und verschwand. Es gab nichts, was meine Eltern tun konnten. Ich war &uuml;ber achtzehn. Einige Monate sp&auml;ter erfuhr ich, dass meine Eltern und mein Bruder nach Tschechien zur&uuml;ckgegangen waren, ohne mich.&ldquo;</p> <p>Mir f&auml;llt auf, dass die Lebensgeschichte dieser Frau viel spannender ist als der mittelm&auml;&szlig;ige Liebesroman, den ich lese. Ich stecke das Buch in meine Tasche und wende mich ihr zu, um unserem Gespr&auml;ch meine volle Aufmerksamkeit zu schenken.</p> <p>&bdquo;Vielleicht k&ouml;nnten Sie mit ihnen jetzt in Kontakt treten&ldquo;, sage ich in vollem Ernst. &bdquo;Ein Baby ver&auml;ndert die Dinge oft.&ldquo;</p> <p>Sie sch&uuml;ttelt den Kopf. &bdquo;Es ist zu sp&auml;t. Sie sind jetzt auf der anderen Seite der Welt. Sie haben ihr Leben und ich habe meins. Ich bin &uuml;brigens Sasha&ldquo;, ruft sie und winkt. &bdquo;Ich mag Ihr Armband.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Tori&ldquo;, sage ich laut und winke zur&uuml;ck, als ich auf das Goldkettchen mit dem Sternanh&auml;nger an meinem Handgelenk schaue. &bdquo;Meine armenische Gro&szlig;mutter hat es mir geschenkt, als ich sechzehn wurde. Ihre Mutter gab es ihr, als sie meinen Gro&szlig;vater heiratete.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Man sieht, dass es nicht von hier ist. Es ist ziemlich einzigartig.&ldquo;</p> <p>Wir verbringen die n&auml;chsten zwanzig Minuten damit, &uuml;ber Millionen verschiedene Dinge zu plaudern. Vom ganzen Hin- und Herrufen sp&uuml;re ich meine Kehle langsam rau werden und schlage vor, dass wir enger zusammenr&uuml;cken. Sie nickt und ich ziehe mein Handtuch zu ihr hin&uuml;ber und wir sprechen &uuml;ber ihre Anstellungsperspektiven.</p> <p>&bdquo;Es gibt im Sommer hier eine Menge Jobs im Gastgewerbe&ldquo;, sage ich. &bdquo;Die Hamptons sind voll von Touristen mit viel Geld. Du solltest irgendwas finden k&ouml;nnen.&ldquo;</p> <p>Sie grinst. &bdquo;Viel Geld? Vielleicht finde ich einen reichen Vater f&uuml;r Liam und einen Sugar-Daddy f&uuml;r mich.&ldquo;</p> <p>Ich frage mich, ob sie scherzt. &bdquo;Ich bin mir sicher, dass es nicht einfach ist als alleinerziehende Mutter&ldquo;, antworte ich.</p> <p>&bdquo;Du hast ja keine Ahnung. Kurz nachdem ich meinen Sohn bekommen habe, was ironischerweise am Valentinstag war, wurde ich so depressiv. Ich war komplett allein und die erste Zeit war furchtbar.&ldquo;</p> <p>&bdquo;F&uuml;hlst du dich immer noch niedergeschlagen?&ldquo;</p> <p>&bdquo;Es war nicht wirklich Niedergeschlagenheit, als mehr ein Gef&uuml;hl des Nichts. Ich hatte dieses wundersch&ouml;ne Baby, aber im Inneren war ich v&ouml;llig leer. Die ersten paar Wochen nach seiner Geburt waren schrecklich. Mittlerweile geht es mir viel besser. Ich versuche, mich mehr um mich selbst zu k&uuml;mmern, genug Schlaf zu bekommen und mich regelm&auml;&szlig;ig massieren zu lassen. Das hilft viel.&ldquo;</p> <p>Ich nicke. Ich liebe Massagen ebenfalls, das kann ich also nachvollziehen.</p> <p>&bdquo;Gestern&ldquo;, sagt sie und wird lebendiger, &bdquo;hatte ich die beste Massage in der ganzen Stadt von so einer Frau namens Chloe. Kennst du sie? Sie hat einen kleinen Laden in der Einkaufsmeile neben dem Bauernmarkt. Ich sage nur zwei Worte &ndash; magische Finger. Als ich aus ihrem Laden raus bin, war ich eine v&ouml;llig neue Frau. Du musst dahin gehen.&ldquo;</p> <p>Ich mache mir eine mentale Notiz zu &sbquo;Chloe mit den magischen Fingern&lsquo; beim Bauernmarkt, weil ich immer auf der Suche nach einer guten Massage bin. Wir sitzen eine Weile schweigend zusammen und schauen aufs Meer. Dann breche ich die Stille.</p> <p>&bdquo;Also, morgen beginnst du mit der Jobsuche?&ldquo;</p> <p>&bdquo;Erstmal muss ich einen Gebrauchtwagen kaufen. Dann suche ich nach einem Job. Man kann hier nicht ohne Auto arbeiten. &Ouml;ffentliche Verkehrsmittel sind rar ges&auml;t.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Wie bist du heute hergekommen?&ldquo;</p> <p>&bdquo;Wir sind mit dem Bus aus dem Ortskern gekommen.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Mit den ganzen Babysachen?&ldquo;</p> <p>Ihr Sohn beginnt zu quengeln. Sasha nimmt eine Flasche aus ihrer Tasche und hebt ihn aus seinem Tragekorb. Sie wiegt ihn in ihren Armen und steckt den Aufsatz in seinen gierigen Mund. Zum ersten Mal sehe ich ihn in seiner ganzen Pracht und er ist absolut zum Anbei&szlig;en.</p> <p>&bdquo;Er ist perfekt&ldquo;, sage ich.</p> <p>&bdquo;Er ist ein leichtes Baby. Schl&auml;ft die N&auml;chte durch und alles. Willst du ihn halten?&ldquo;</p> <p>Entz&uuml;ckt nehme ich den kleinen Jungen in meine Arme und f&uuml;ttere ihm den Rest seiner Flasche. Als er ausgetrunken hat, wird er schl&auml;frig. Ich reiche ihn seiner Mutter zur&uuml;ck, die ihn &uuml;ber die Schulter legt, wartet, bis er ein B&auml;uerchen gemacht hat, und ihn dann zur&uuml;ck in seine provisorische Strandkrippe zur&uuml;cklegt.</p> <p>Es ist jetzt Mittag, die Sonne steht hoch am Himmel und es wird hei&szlig;er. Der Baum bietet nicht mehr so viel Schutz und es ist nur noch ein kleines St&uuml;ck Schatten zwischen uns &uuml;brig.</p> <p>&bdquo;Kann ich dich um einen riesigen Gefallen bitten?&ldquo;, fragt Sasha und wischt sich &uuml;ber die Brauen, w&auml;hrend sie mich &uuml;ber den Rand ihrer Brille anschaut.</p> <p>&bdquo;Klar.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Ich bin am Verbrutzeln. Da Liam schl&auml;ft, w&uuml;rde es dir etwas ausmachen, ein paar Minuten auf ihn aufzupassen, sodass ich kurz zum Abk&uuml;hlen ins Wasser springen kann? W&auml;re das okay? Ich schwimme ein paar Bahnen und komme direkt zur&uuml;ck.&ldquo;</p> <p>Ihre Bitte verwundert mich ein wenig, immerhin kennt sie mich kaum. Was f&uuml;r eine Mutter l&auml;sst ihr Kind bei einer v&ouml;llig Fremden am Strand zur&uuml;ck? Klar, wir haben uns fast zwei Stunden lang unterhalten, also bin ich, technisch gesehen, keine Fremde. Und, wenn ich ehrlich bin, war unsere Unterhaltung so vertraut, dass ich mehr &uuml;ber Sasha wei&szlig; als &uuml;ber einige Leute, die ich seit Jahren kenne.</p> <p>&bdquo;Kein Problem&ldquo;, sage ich, erfreut, dass sie mir so vertraut. &bdquo;Lass dir Zeit. Ich liebe Babys.&ldquo;</p> <h2>Kapitel 2</h2> <p>Sasha steht auf, legt ihren Hut und die Sonnenbrille ab und wirft beides auf ihr Handtuch. Sie zieht ein pinkes Zopfgummi von ihrem Handgelenk und bindet ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen. Dann zieht sie eine knallpinke Badekappe aus ihrer Tasche, unter der sie kunstvoll ihr Haar versteckt, setzt eine Schwimmbrille auf und r&uuml;ckt die Tr&auml;ger ihres Badeanzugs zurecht.</p> <p>Sie will gerade gehen, da schaut sie auf zum Himmel und zieht eine Grimasse. &bdquo;Mist, ich habe meine Sonnencr&egrave;me vergessen.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Ich habe welche&ldquo;, sage ich und reiche ihr eine blaue Flasche mit Lichtschutzfaktor siebzig. Sie verteilt die Cr&egrave;me auf ihrem Gesicht, ihrem Nacken, den Armen und den Handr&uuml;cken und wirft sie mir dann zur&uuml;ck.</p> <p>&bdquo;Danke, Tori. Du bist meine Rettung. Ich bin in zehn Minuten zur&uuml;ck&ldquo;, bedankt sie sich, als sie sich auf den Weg zum Wasser macht.</p> <p>Von meinem Sitzplatz etwas abseits, leicht erh&ouml;ht bei den D&uuml;nen, habe ich eine gute Aussicht auf das Wasser und den gesamten Strand. Mein Blick folgt Sasha in die Ferne, w&auml;hrend sie ins Wasser geht. Dann schaue ich hinab auf den immer noch schlafenden Liam und l&auml;chle.</p> <p>Als ich wieder aufschaue, ist Sasha bis zu den Knien im Wasser und watet tiefer hinein. Sobald es ihre Taille erreicht, taucht sie in eine sich leicht kr&auml;uselnde Welle und beginnt zu schwimmen. Weil das Meer heute ein bisschen aufgew&uuml;hlt ist, sind die gelben Flaggen aufgestellt. Ich beobachte, wie sie &uuml;ber die Stelle hinausschwimmt, wo sich die Wellen brechen, damit sie ungest&ouml;rt parallel zum Strand ihre Bahnen ziehen kann. Ihre Badekappe h&uuml;pft rhythmisch &uuml;ber das Wasser und ich bemerke ihre gute Technik und die starken, gleichm&auml;&szlig;igen Z&uuml;ge ihrer Arme. Sie schwimmt bis ganz ans linke Ende des Strands, wendet und nimmt den gleichen Weg zur&uuml;ck nach rechts. Ich beobachte ihr Hin und Her mehrere Minuten lang, bis Liam ein Ger&auml;usch von sich gibt. Er ist wach. Ich krame den Schnuller aus Sashas Tasche hervor, den ich ihm geben soll. Vorsichtig hebe ich das Baby hoch und wiege es in meinen Armen. Er &ouml;ffnet seinen Mund und wird sofort ruhig, sobald sich seine Lippen um das Silikon schlie&szlig;en.</p> <p>Ich begutachte sein Gesicht und bewundere, wie perfekt er ist, als ein langer lauter Pfiff gefolgt von vier kurzen die Luft zerfetzt. In der Ferne sehe ich die Rettungsschwimmer von ihren hohen wei&szlig;en St&uuml;hlen springen und mit den Armen winken. Ich schaue hinaus aufs Meer. Einige Leute kommen aus dem Wasser, aber die pinke Badekappe kann ich nicht entdecken. In einem Versuch, meine Augen vom grellen Sonnenlicht abzuschirmen, hebe ich eine Hand und suche das Wasser ein zweites Mal ab, aber ich sehe keine pinke Kappe. W&auml;hrend einer der Rettungsschwimmer den Menschen signalisiert, aus dem Weg zu gehen, schnappen sich die anderen ihre Schwimmbretter und hasten in die Brandung. &Uuml;berall am Strand stehen die Leute auf und bewegen sich auf das Meer zu. Sie bilden eine Mauer entlang des Ufers und blockieren damit meine Sicht. Ich kann die pinke Kappe nicht finden. Ich kann Liams Mutter nicht finden.</p> <p>In dem verzweifelten Versuch herauszufinden, was los ist, hebe ich das Baby hoch und nehme es fest in die Arme, w&auml;hrend ich mich auf das Ufer zubewege. Unterwegs versuche ich von den anderen Strandg&auml;sten Informationen zu bekommen. Als ich n&auml;herkomme, herrscht im Wasser pures Chaos. Die Rettungsschwimmer suchen verzweifelt nach jemandem. Neben mir telefoniert ein Mann und ich spreche ihn an.</p> <p>&bdquo;Ist jemand ertrunken?&ldquo;, frage ich und schlie&szlig;e meine Arme fester um das Baby.</p> <p>&bdquo;Sieht so aus&ldquo;, antwortet er nur und wendet sich wieder seinem Telefonat zu.</p> <p>Eine Welle der &Uuml;belkeit &uuml;berkommt mich, als ich das zunehmende Chaos im Wasser beobachte. Inzwischen ist jeder am Strand dicht herangekommen und mehrere Zuschauer waten ins Wasser, um bei der Suche zu helfen. Wie festgefroren klammere ich mich an dem Baby fest.</p> <p>&bdquo;Sehen Sie die Felsenzunge da dr&uuml;ben?&ldquo;, spricht mich eine &auml;ltere Dame an und zeigt auf eine eindrucksvolle Steinformation. &bdquo;Wenn die Str&ouml;mungen sehr stark sind, kann der Sog hier so heftig sein, dass er eine Person genau gegen diese Steine schleudert. Ich wette, das ist mit ihr passiert.&ldquo;</p> <p><i>Mit wem passiert? Mit Sasha? Wo zur H&ouml;lle ist Liams Mutter?</i></p> <p>Als die Minuten verstreichen und Sasha nicht auftaucht, werde ich panisch. Es ist bestimmt eine Viertelstunde her, seit ich ihre pinke Badekappe zuletzt in den Wellen sah. Das Baby windet sich jetzt in meinen Armen. Seine weiche Haut f&uuml;hlt sich so sch&ouml;n an, als er sich an meinen Hals schmiegt. <i>Falls</i> es Sasha gut geht, sucht sie mich und das Baby jetzt gerade. Aber ich kann sie nicht entdecken und so langsam bef&uuml;rchte ich das Schlimmste.</p> <p>Eine junge Frau, die versucht hatte, den Rettungsschwimmern zu helfen, verl&auml;sst die Brandung und l&auml;uft den Strand hinauf auf mich zu.</p> <p>&bdquo;Was ist los?&ldquo;, rufe ich, als sie an mir vorbeikommt.</p> <p>&bdquo;Nichts Gutes. Ich wei&szlig; nur, dass irgendeine Frau mit pinker Kappe untergegangen ist. Die Str&ouml;mung ist schlimm heute, hat mich auch fast runtergezogen. Deswegen bin ich raus. Sie muss ertrunken sein.&ldquo;</p> <p>Meine Beine scheinen unter mir nachzugeben und meine Arme f&uuml;hlen sich auf einmal zu schwach f&uuml;r das Gewicht des Babys an. Ich muss ihn absetzen oder ich kippe um und lasse ihn wom&ouml;glich noch fallen. Eine Million verr&uuml;ckte Ideen kreisen in meinem Kopf. Ich zwinge mich dazu, zu meinem Handtuch zur&uuml;ckzugehen, w&auml;hrend ich versuche, meine Gedanken zu ordnen.</p> <p>Meine Augen f&uuml;llen sich mit Tr&auml;nen, als ich das s&uuml;&szlig;e Baby in seinen Tragekorb setze. Am Kopfende des tragbaren Autositzes ist ein Schirm, den ich herunterziehe, um ihn vor der Sonne zu sch&uuml;tzen. Er schaut mit unschuldigen, vertrauensvollen Augen zu mir auf. Er wei&szlig; nicht, dass er gerade seine Mutter verloren hat.</p> <p>Mit einem tiefen Atemzug lasse ich den Blick erneut &uuml;ber das Wasser gleiten, immer noch auf der Suche nach dem h&uuml;pfenden pinken Kopf. <i>Wo bist du, Sasha? Du hast mir deinen Sohn anvertraut. Was soll ich jetzt tun?</i></p> <p>Ich werde aus meiner Trance gerissen, als das Baby anf&auml;ngt zu weinen. Ich lehne mich hinunter und hebe ihn hoch. Mit Sashas Kind im Arm beobachte ich weiter die offenbar erfolglosen Rettungsversuche in den Fluten. Da trifft mich die schreckliche Realit&auml;t &ndash; Sasha ist wahrscheinlich tot, was bedeutet, dass das Baby, das ich halte, eine Waise ist.</p> <p>W&auml;hrend mein Gehirn noch die entsetzlichen Ereignisse zu verarbeiten versucht, l&auml;uft mein K&ouml;rper auf Autopilot. Ohne es zu realisieren, habe ich bereits Sashas und meine Handt&uuml;cher in die Strandtaschen gestopft. &bdquo;Was tust du da?&ldquo;, fragt eine Stimme in meinem Kopf, als ich mir ihren Schlapphut und ihre Sonnenbrille aufsetze. <i>Was tue ich da?</i> Es ist, als w&uuml;rde jemand anderes mich steuern und ich nur Anweisungen befolgen. Gleichzeitig pocht mein angeblich so schwaches Herz so verdammt heftig, als wollte es meine Rippen sprengen. Schwei&szlig; tropft von meiner Stirn, als ich weiter zusammenpacke. <i>Habe ich eine Wahl? Sasha muss tot sein. Ich kann das Baby nicht hierlassen. Sie hat ihn mir anvertraut.</i></p> <p>F&uuml;r den Bruchteil einer Sekunde halte ich inne und lasse mein Leben Revue passieren. Drei Jahre lang haben Daniel und ich versucht, schwanger zu werden. Als mir die &Auml;rzte letztendlich mitteilten, dass eine erneute k&uuml;nstliche Befruchtung wegen meiner medizinischen Situation nicht zu verantworten sei, waren wir am Boden zerst&ouml;rt. Die einzige M&ouml;glichkeit, die wir noch hatten, war, unsere Namen auf eine Warteliste f&uuml;r eine Adoption zu setzen. Das taten wir, aber die Agentur sagte uns, dass es Jahre dauern k&ouml;nnte.</p> <p>Ich sammele alles vom Sand auf und schaue hin&uuml;ber zum entfernten Parkplatz hinter mir. <i>Tue ich das hier gerade wirklich? Was, wenn Sasha doch nicht tot ist? Vielleicht ist sie eine der Personen, die im Wasser helfen, eine andere Vermisste zu finden? Vielleicht ist sie am Leben?</i></p> <p>In der vagen Hoffnung, doch noch ihre h&uuml;pfende pinke Kappe zu entdecken, lasse ich meinen Blick ein letztes Mal &uuml;ber das Meer gleiten. Ich finde sie nicht. Ich will mich gerade auf den Weg zu meinem Auto machen, als ein junges Paar ins Gespr&auml;ch vertieft an mir vorbeikommt.</p> <p>&bdquo;Sie ist sicher tot&ldquo;, sagt der junge Mann laut zu seiner Freundin. &bdquo;Sie kann nicht mehr am Leben sein. Ist zu lange her.&ldquo;</p> <p>Ich &uuml;berlege, bevor ich weitergehe.</p> <p><i>Ich habe Sasha versprochen, mich um ihren Sohn zu k&uuml;mmern. Daran muss ich mich halten, oder? Dieses Baby hat keine Familie. Wenn ich ihn der Polizei &uuml;bergebe, wird er direkt in ein Heim gesteckt. Das kann ich nicht zulassen.</i></p> <p>Ich h&auml;nge Sashas Wickeltasche an den Griff des Tragekorbs und schaue hinab. Liam l&auml;chelt mich an, als ich ihn hochhebe.</p> <p>&bdquo;Ich werde nicht zulassen, dass sie dich holen&ldquo;, versichere ich ihm sanft, als ich die kurze Wanderung zum Auto in Angriff nehme. Sekunden sp&auml;ter st&uuml;rmt die Polizei auf den Strand und ich verliere beinahe die Fassung. Ich atme tief durch. Jede Faser in meinem K&ouml;rper ist angespannt, aber ich gehe weiter an ihnen vorbei zu meinem Wagen.</p> <p>Als ich endlich auf der Stra&szlig;e bin, verfalle ich schlie&szlig;lich komplett in Panik und mir kommen erste Zweifel. <i>Ich k&ouml;nnte immer noch das Jugendamt verst&auml;ndigen. Es w&auml;re kein Verbrechen begangen worden. Ich h&auml;tte ein verlassenes Baby vom Strand gerettet und w&auml;re eine Heldin, eine gute Samariterin.</i></p> <p>Ich fahre weiter den Highway entlang, von gegens&auml;tzlichen Gef&uuml;hlen hin- und hergerissen. <i>Dieses wundervolle Kind hat niemanden. Sein Vater und seine Gro&szlig;eltern wissen nicht, dass er existiert. Die Verwaltung von Suffolk County wird ihn definitiv ins Heim stecken, was lebenslanges Leid bedeutet. Ich kann nicht zulassen, dass das diesem s&uuml;&szlig;en kleinen Jungen widerf&auml;hrt</i>.</p> <p>Ein Auto &uuml;berholt mich und hupt. Ich bin weit unter der Geschwindigkeitsbegrenzung, also dr&uuml;cke ich aufs Gas. Ich will keine Aufmerksamkeit auf mich ziehen.</p> <p><i>Es ist meine moralische Verpflichtung, ihn mit nach Hause zu nehmen. Ich kenne die Geschichten dar&uuml;ber, was mit Waisen in diesem Land geschieht. Wenn dieses s&uuml;&szlig;e Kind in das System rutscht, wird er von einem schrecklichen Ort an den n&auml;chsten verfrachtet. Er wird vernachl&auml;ssigt werden oder Schlimmeres. Was f&uuml;r ein Monster w&auml;re ich, ihn diesem Schicksal auszusetzen.</i></p> <p>Gurrende Ger&auml;usche kommen vom R&uuml;cksitz und ich schaue in den Spiegel. Als ich sein kleines Gesicht sehe, schmilzt mir praktisch das Herz. Ein paar Bl&ouml;cke vom Haus meiner Eltern entfernt halte ich am Stra&szlig;enrand und schalte den Motor aus. Daniel und ich haben so viel durchgemacht &ndash; die ganzen k&uuml;nstlichen Befruchtungen, nur um dann bitter entt&auml;uscht zu werden, als nichts daraus wurde. Nach all den Tests und dem Herumgestochere in meinem K&ouml;rper sagten mir die &Auml;rzte, dass die dazugeh&ouml;rigen Medikamente bei meinem Herzfehler zu riskant w&auml;ren. Schei&szlig; auf mein bl&ouml;des Herz.</p> <p>Eine Tr&auml;ne rinnt aus meinem rechten Auge auf meine Wange. Ich wische sie weg, hole mein Handy heraus und tippe hastig die Nummer meines Mannes ein. Es klingelt viermal, bevor er rangeht.</p> <p>&bdquo;Daniel, du wirst nicht glauben, was passiert ist. Ich habe gro&szlig;artige Neuigkeiten&ldquo;, sage ich. &bdquo;Die Adoptionsvermittlung hat angerufen. Sie haben ein vier Monate altes Baby f&uuml;r uns. Ich bin gerade auf dem Weg, ihn abzuholen. Daniel, h&ouml;rst du das? Du wirst Vater.&ldquo;</p> <h2>Kapitel 3</h2> <p>Ich fahre auf das Stoppschild zu, das an der Kreuzung zu der Stra&szlig;e steht, in der meine Eltern wohnen, und biege scharf links ab. Dort, auf einem H&uuml;gel, befindet sich ihr charmantes, altes, weitl&auml;ufiges Landhaus. Von ihrem Garten aus kann man den Ozean sehen. Mein Wohlf&uuml;hlort.</p> <p>Gerade, als ich in ihre Einfahrt abbiegen will, sehe ich einen leeren, blauen Toyota-Zweit&uuml;rer rechts neben der Garage stehen. Ich bremse abrupt. Meine Eltern sind nicht da und haben auch kein solches Auto. In meinem Kopf klingeln die Alarmglocken.</p> <p><i>Jemand sucht nach dem Baby. Sie wissen Bescheid.</i></p> <p>Ich fahre links auf die Einfahrt und schalte den Motor ab. Unsicher, was mich erwartet, rufe ich aus dem offenen Autofenster. &bdquo;Hallo?&ldquo;, sage ich mehrmals, aber niemand antwortet mir.</p> <p>Ich steige aus dem Auto und hole meine besondere Fracht von dem R&uuml;cksitz. Vorsichtig trage ich das Baby den Fu&szlig;weg hinauf. Die Haust&uuml;r ist angelehnt und ich sp&uuml;re, wie mein kaputtes Herz st&auml;rker schl&auml;gt. Das Ger&auml;usch eines laufenden Motors kommt aus dem Inneren des Hauses. Ich sollte umdrehen, mich wieder ins Auto setzen und die Polizei rufen, schlie&szlig;lich habe ich keine Ahnung, wer da im Haus meiner Eltern ist. Aber ich kann nicht die Polizei rufen. Nicht jetzt. Niemals. Nicht nachdem, was ich gerade getan habe. Ich dr&uuml;cke die T&uuml;r auf.</p> <p>&bdquo;Hallo?&ldquo;, frage ich, als ich durch das Foyer gehe und dem dr&ouml;hnenden Ger&auml;usch folge. Als ich zum Durchgang ins Wohnzimmer komme, sehe ich eine blonde Frau mittleren Alters, die den Teppich staubsaugt. Der Motor ist zu laut, als dass sie mich h&ouml;ren k&ouml;nnte. &bdquo;Hallo&ldquo;, rufe ich erneut und winke, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.</p> <p>Sie zuckt zur&uuml;ck, als sie mich entdeckt, und schaltet das Ger&auml;t aus.</p> <p>&bdquo;Wer sind Sie?&ldquo;, frage ich.</p> <p>&bdquo;Ich bin Eva. Ich bin die Reinigungskraft. Wer sind Sie?&ldquo;, fragt sie mit einem misstrauischen Blick und macht einen weiteren Schritt zur&uuml;ck, um den Abstand zwischen uns zu vergr&ouml;&szlig;ern.</p> <p>Ich zeige auf ein altes Familienfoto auf dem Kaminsims. Es ist ein achtunddrei&szlig;ig Jahre altes Bild von mir im Alter von f&uuml;nf Jahren mit meinen Eltern in ihren Drei&szlig;igern. Mom ist wie immer gestylt wie das Model, das sie mal war &ndash; aschblondes Haar und perfekte Knochenstruktur. Mein Vater sieht nur ernst aus. Er ist kein gut aussehender Mann, aber macht es damit wieder wett, dass er eine Naturgewalt ist, die anziehend auf Frauen wirkt. Er ist kleiner als meine statuenhafte Mutter und hat eine mediterrane Br&auml;une, Schlupflider und eine Menge speckiger Haut in seinem Gesicht.</p> <p>&bdquo;Ich bin Tori Petrosian, mittlerweile Tori Fowler. Die Petrosians sind meine Eltern.&ldquo;</p> <p>Eva nimmt das Bild in die Hand und studiert es, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen. Schlie&szlig;lich entspannen sich ihre Gesichtsz&uuml;ge erleichtert. Ich nehme an, sie ist zu dem Schluss gelangt, dass ich nicht ins Haus gekommen bin, um sie umzubringen.</p> <p>&bdquo;Ich sehe die &Auml;hnlichkeit jetzt. Sie sehen wie Ihr Vater aus&ldquo;, sagt sie, w&auml;hrend sie mich mustert.</p> <p>Eva trifft den Nagel auf den Kopf. Ich bin meinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Nicht eines der &auml;u&szlig;erlichen Merkmale habe ich von der deutsch-italienischen Sch&ouml;nheit geerbt, die meine Mutter ist. Ich bin zu einhundert Prozent Petrosian. Die Leute sagen mir zwar immer, dass ich attraktiv bin und sch&ouml;ne Haare habe. Aber Attraktivit&auml;t und Sch&ouml;nheit sind zwei verschiedene Dinge. Nach jahrelanger Therapie habe ich endlich eingesehen, dass ich daf&uuml;r andere Vorz&uuml;ge habe, die meine Mutter nicht hat. Es ist nicht leicht, durchschnittlich gutaussehend zu sein, wenn die eigene Mutter so bildsch&ouml;n ist. Mittlerweile komme ich damit klar, aber es hat lange gebraucht.</p> <p>&bdquo;Meine Eltern haben mir nicht gesagt, dass jemand hier vorbeikommen w&uuml;rde&ldquo;, sage ich, noch nicht ganz &uuml;berzeugt von ihr.</p> <p>&bdquo;Ich putze jeden zweiten Mittwoch, egal ob bei Regen oder Sonnenschein.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Aber sie sind den ganzen Sommer weg.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Ich gie&szlig;e die Pflanzen, pr&uuml;fe, dass nichts ausl&auml;uft, und wische Staub. Es wird sehr staubig hier. Ihre Mama mag es, wenn alles perfekt aussieht.&ldquo;</p> <p>Jemanden ein leeres Haus putzen zu lassen, erscheint mir doch ein wenig extravagant. Aber meine Eltern haben inzwischen mehr Geld, als sie ausgeben k&ouml;nnen. Wenn es sie gl&uuml;cklich macht, ein sauberes Haus zu haben, wenn sie nicht da sind, sollen sie es doch machen.</p> <p>&bdquo;Ich wusste nicht, dass Mr und Mrs Petrosian Enkelkinder haben.&ldquo;</p> <p>Ich l&auml;chle. <i>Sie denkt, dass das Kind meins ist und meine Eltern seine Gro&szlig;eltern sind. Das wird funktionieren.</i></p> <p>&bdquo;K&ouml;nnen Sie etwas f&uuml;r sich behalten? Die Wahrheit ist, Eva, meine Eltern wissen noch nichts. Ich habe ihn heute von der Adoptionsvermittlung abgeholt. Es kam wie aus dem Nichts. Mein Mann wusste es auch nicht. Er ist gesch&auml;ftlich in Kalifornien. Ich hab ihn gerade angerufen und ihm gesagt, dass er Vater ist.&ldquo;</p> <p>Sie l&auml;chelt und geht auf uns zu, um meinen Sohn zu bewundern. &bdquo;Ist es ein Junge oder ein M&auml;dchen?&ldquo;</p> <p>&bdquo;Ein Junge.&ldquo;</p> <p>&bdquo;Er ist sehr h&uuml;bsch. Herzlichen Gl&uuml;ckwunsch. Wie hei&szlig;t er?&ldquo;</p> <p>Ich l&auml;chle erneut. &bdquo;Ich wei&szlig; es nicht. Es ist alles so schnell gegangen. Nat&uuml;rlich werde ich mit meinem Mann &uuml;ber seinen Namen sprechen m&uuml;ssen, aber ich denke, dass ich ihn Jonah nennen werde. Was meinen Sie? Jonah Fowler. Das klingt doch sehr gut, oder nicht?&ldquo;</p> <p>&bdquo;Das ist ein guter, starker Name aus der Bibel.&ldquo;</p> <p>Nach einigen weiteren Minuten h&ouml;flicher Unterhaltung wendet sich Eva wieder ihrer Arbeit zu und ich bringe das Baby in die K&uuml;che. Das Erste, was ich mache, ist durch Sashas Windeltasche zu w&uuml;hlen, um zu sehen, was sie mir hinterlassen hat. Drei saubere Windeln sind da, was gut ist, denn meine Nase sagt mir, dass Jonah eine neue Windel braucht, und zwar z&uuml;gig. In einer der Seitentaschen finde ich ein Glas Babynahrung, einen L&ouml;ffel, eine Packung Feuchtt&uuml;cher, ein paar leere Babyflaschen und einige Rasseln und sonstige Spielzeuge.</p> <p>Ich nehme das Strandtuch raus, falte es in der Mitte, breite es auf dem K&uuml;chentisch aus und lege meinen Sohn vorsichtig darauf ab. Ich kn&ouml;pfe seine Hose auf, entferne die benutzte Windel, s&auml;ubere ihn, binde ihm eine neue um und kn&ouml;pfe die Hose wieder zu. Er schaut zu mir auf und l&auml;chelt. <i>Er wei&szlig; schon, dass ich seine Mutter bin</i>. Ich lege ihn mir auf die Schulter. Sein weicher, kleiner K&ouml;rper f&uuml;hlt sich so wunderbar an.</p> <p>&bdquo;Ich werde immer auf dich aufpassen und dich besch&uuml;tzen, s&uuml;&szlig;er Jonah. Egal, was passiert&ldquo;, wispere ich ihm ins Ohr. W&auml;hrend ich ihn sanft wippe, mache ich im Kopf eine Liste mit all den Dingen, die ich f&uuml;r ein Baby besorgen muss. Ich habe kein Kinderbett, Babynahrung oder sonst etwas. Ich google &bdquo;Babym&ouml;bel Verleih&ldquo; und innerhalb von zehn Minuten habe ich arrangiert, dass heute Nachmittag eine Krippe, ein Wickeltisch, ein Hochstuhl und eine Schaukel geliefert werden.</p> <p>Ich bin selbst sehr zufrieden mit meinem Einfallsreichtum, bis Jonah anf&auml;ngt zu weinen. Au&szlig;er der halbvollen Flasche mit Babymilch und einem Glas p&uuml;rierter Pfirsiche habe ich keine Nahrung f&uuml;r ihn. Und nach drau&szlig;en an die &Ouml;ffentlichkeit kann ich mit ihm nicht gehen. Was, wenn ihn jemand erkennt? Der Staubsauger wird wieder eingeschaltet, diesmal in einem anderen Teil des Hauses, und erinnert mich daran, dass die Reinigungskraft immer noch hier ist.</p> <p>Mit Jonah auf meiner Schulter begebe ich mich auf die Suche nach Eva und finde sie unter dem Esszimmertisch. Ich winke ihr zu, dass sie das Ger&auml;t ausschaltet.</p> <p>&bdquo;Eva, ich habe einen kleinen Job f&uuml;r Sie, wenn das okay ist. Wie Sie wissen, war die Adoption sehr pl&ouml;tzlich. Da meine Eltern und mein Mann nicht da sind, muss ich einmal ins Dorf fahren und das Wesentliche einkaufen wie Windeln und Babynahrung. Das sollte nur etwa eine Stunde dauern. K&ouml;nnten Sie wohl auf Jonah aufpassen? Ich zahle Ihnen einhundert Dollar daf&uuml;r.&ldquo;</p> <p>Ihre Augen leuchten auf und sie streckt die Arme aus. &bdquo;Geben Sie ihn mir und erledigen Sie, was Sie erledigen m&uuml;ssen. Ich habe keine Eile.&ldquo;</p> <p>Eine Sekunde lang z&ouml;gere ich. Ich h&auml;ndige mein Baby einer Fremden aus, aber ich habe nicht wirklich eine Wahl. Er ben&ouml;tigt Essen und Windeln, also muss ich die Gelegenheit nutzen. Ich k&uuml;sse Jonah auf den Schopf und lege ihn in ihre Arme. Als sie ihn umarmt, schwinden meine &Auml;ngste &hellip; ein wenig.</p> <p>&bdquo;Ich werde mich so gut es geht beeilen&ldquo;, sage ich, greife nach meinem Portemonnaie und den Autoschl&uuml;sseln und reiche ihr die halbleere Flasche mit Babymilch, sein letztes Essen.</p> <p>&bdquo;Keine Sorge, es wird alles gut gehen&ldquo;, sagt sie und setzt sich mit Jonah auf ihrem Scho&szlig; in einen Lehnsessel im Wohnzimmer. Ich gebe ihr zwei der Rasseln aus der Windeltasche und gehe zur Haust&uuml;r. &bdquo;Meine Handynummer liegt auf dem K&uuml;chentisch. Wenn es irgendein Problem gibt, rufen Sie mich an und ich komme sofort zur&uuml;ck.&ldquo;</p> <p>Ich fahre zu unserem &ouml;rtlichen Gemischtwarenladen mit Drogerieabteilung und mache eine grobe Liste in meinem Kopf mit allen Dingen, die man f&uuml;r ein Baby braucht. Wie sehr sich doch mein komplettes Leben in den letzten Stunden ver&auml;ndert hat, staune ich, als ich auf den Parkplatz fahre. Heute Morgen war mein einziger Plan, den ganzen Tag am Strand zu liegen und ein schl&uuml;pfriges Buch zu lesen. Stattdessen traf ich auf Sasha. Ich mochte sie sofort und dachte, wir k&ouml;nnten vielleicht Freundinnen werden. Dass sie ertrunken ist, tut mir wirklich leid. Sie war so jung. Ich tat, was ich musste. Ich konnte nicht zulassen, dass Jonah ins Kinderheim geht.</p> <p>Eine Mutter zu sein ver&auml;ndert alles. Mit Jonah ist unsere Familie komplett. Nun k&ouml;nnen Daniel und ich gl&uuml;cklich und zufrieden leben, mit unserem neuen Sohn.</p>

Erscheint lt. Verlag 1.6.2025
Übersetzer Dorothee Scheuch, Eleonore Laubenstein
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bundle • Domestic Thriller • Ehestreit • Häuslicher Thriller • Psychothriller • Spannungsroman • Stalker
ISBN-13 9783690902939 / 9783690902939
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