Zweites Leben Erster Klasse (eBook)
183 Seiten
Martin Schmidtke (Verlag)
9783691114041 (ISBN)
Martin Schmidtke wurde 1973 in Hamburg geboren. Er arbeitete in den letzten Jahrzehnten vor allem als selbstständiger Toningenieur überwiegend mit Sprachaufnahmen. Er schrieb auch Hörspiele, die er auch selbst produzierte. Er lebt mit seiner Familie in der Lüneburger Heide.
2018 stieg der HSV erstmals ab aus der ersten Liga. Aber seitdem geht es ganz langsam wieder aufwärts.
Mein Fazit aus der ganzen Geschichte: Es ist echt nicht leicht, die Dinge zum Besseren zu wenden.
Und vielleicht noch eine Kalenderblatt-Weisheit von mir über Fußball-Club-Liebe als Metapher des Lebens:
Wie der Hochmut, die Arroganz und Ignoranz in Zeiten des Erfolges wachsen, so gedeihen die Charakterbildung und die Moral in Zeiten des Abstiegs und der schmerzlichen Niederlagen.
18. Physik und Metaphysik Teil 2
2009 war meine Seelenzeitreise inzwischen 14 Jahre her und ich war mir manchmal gar nicht mehr so sicher, ob sie wirklich stattgefunden hatte. Aber ein Blick in mein Notizbuch, meine Erinnerungen und meine Kontoauszüge überzeugten mich wieder von meiner besonderen Geschichte. Trotzdem wollte ich es genauer wissen und herausfinden, ob so eine Seelenzeitreise überhaupt mit den Gesetzen der Physik zu erklären ist. Ich schrieb zehn führende Physiker in ganz Europa an, versprach üppige Honorare und fragte danach, ob sie es für physikalisch denkbar hielten, dass eine Seele in der Zeit zurückreist. Ich gab vor für einen Roman zu recherchieren, damit sie mich nicht für einen Spinner hielten.
Von den meisten erhielt ich keine Antwort, drei Physiker schrieben mir, dass sie im Moment keine Zeit oder Lust hätten sich mit derlei hypothetischen Fragen zu beschäftigen.
Ein Physik-Professor aus Cambridge antwortete mir tatsächlich. Ein Schüler von Stephen Hawkins. Zusammengefasst meinte er:
„Über die Seele kann ich als Physiker nicht viel sagen. Aber mal angenommen Seele besteht aus Bewusstsein und Erinnerung, dann könnte man diese als reine Information bezeichnen. Information kann auch ohne Körper oder Speichermedium existieren und es gibt die Möglichkeit Information in die Zukunft zu schicken: Wir nennen dieses Wunder „Sprache“. Funktioniert ganz prächtig.
Kann man Informationen auch in die Vergangenheit schicken? Da wird es deutlich theoretischer: Information kann mit Lichtgeschwindigkeit transportiert werden. Das Internet, über das wir beide gerade kommunizieren, ist ein schönes Beispiel dafür.
Mit Hilfe sehr großer Gravitation und ein paar quantenmechanischen Tricksereien könnte man theoretisch Informationen in der Zeit zurückbringen. Es ist mir allerdings völlig schleierhaft, wie man das steuern könnte. Also wann und wo die Information dann in der Vergangenheit auftaucht.
Aber wenn es einen Gott gibt…was ich nicht glaube… Ehrlich gesagt habe ich jahrelang versucht zu beweisen, dass es keinen Gott gibt. Ich bin damit leider krachend gescheitert.
Also falls es einen allmächtigen Gott geben sollte, kennt der sicherlich ein paar gute Quantentricks. Und Gravitation hat er/sie/es mit der Dunklen Materie auch reichlich zur Verfügung.
Also wer weiß? Warum denn keine Seelenzeitreise?
Von Zeitreisen mit Körpern möchte ich aber explizit abraten. Sehr ungesund.“
Ich war mir nicht sicher, ob er mich und meine Frage ernst nahm. Aber er versicherte mir, dass spiele überhaupt keine Rolle. Er hätte jedenfalls eine Woche auf der Frage herumgegrübelt und hatte viel Spaß dabei. Weshalb er auf sein Honorar verzichtete. Ich sollte den Betrag lieber dem Studentenwerk in Hamburg spenden.
Auf die Frage, ob es dann, wenn Informationen in die Vergangenheit reisen, zwangsläufig ein neues Parallel-Universum entstehen würde, meinte er: „Bevor ich diese Frage beantworten kann, müsste man erstmal klären, was denn Realität und Existenz eigentlich genau sind. Und darüber sind sich nicht zwei Physiker einig. Und ich bin da selbst nicht mit mir einer Meinung. Sorry. Also gehen wir einfach erstmal davon aus, dass nur das Universum existiert, das wir wahrnehmen und messen können. Um den ganzen Multiversum-Quatsch sollen sich die Science-Fiction-Autoren und Drehbuch-Schreiber kümmern.“
So richtig half mir die Antwort der Physik nicht weiter. Aber ich hatte zumindest weniger das Gefühl verrückt zu sein. Danke, Cambridge.
Und das Ganze brachte mich auf neue Fragen: Passte mein Schicksal zu irgendeiner Religion? War ich vielleicht so eine Art Prophet? Aber was und wie prophezeie ich?
Ich bin kein religiöser Mensch. Keine Ahnung, ob es einen Gott gibt. Aber ich glaube an die Weisheit in den alten Überlieferungen, von denen wir viel lernen können.
Hatten andere Menschen ein ähnliches Schicksal wie ich mit meiner Seelenzeitreise?
Waren das Leute wie Sokrates, Buddha, Jesus oder Leonardo da Vinci? Menschen, die so viel mehr als ihre Zeitgenossen zu wissen schienen, die der Nachwelt so viel Großartiges hinterlassen hatten.
Und dann tauchen immer wieder Leute in der Welt auf, die den einen großartigen Song geschrieben hatten, der klingt wie aus einer anderen Welt. Oder das eine Buch schrieben, das ihnen keiner zugetraut hatte.
Hatte ich denn eine Bestimmung? Ich glaubte, ich hätte eine. Ich wusste nicht welche. Aber ich fühlte mich irgendwie ziemlich sicher. Kugelsicher. Unsterblich? Zumindest erstmal. Bis ich diese Bestimmung erfüllt hätte. Das könnte noch dauern.
19. Jennifer
Im Jahr 2014 startete ich einen ernsthaften Versuch wieder mit Jennifer zusammenzukommen. Das war auch in meinem ersten Leben das Jahr, in dem wir ein Paar wurden. Und wie es der Zufall so wollte, und mein Privatdetektiv herausfand, hatte Jennifer gerade eine langjährige Beziehung beendet und war jetzt Single. Meine Chance, auf die ich so lange gewartet hatte. In den 90iger Jahren war sie zu jung, in den 2000er Jahren meistens in einer Beziehung und auch noch ein anderer, unreiferer Mensch als die Jennifer, die in meinem ersten Leben die Frau meines Lebens wurde.
Jetzt musste ich nur noch ein Zusammentreffen arrangieren. Ich war mir recht sicher, dass der Rest ein leichtes Spiel wäre. Wusste ich doch, dass unsere Körperchemie prächtig zusammenpasste.
Ich wusste auch über ihre Vorlieben und ihren Geschmack gut Bescheid, bin ich doch mit Jennifer über 11 Jahre verheiratet gewesen.
Ich sah auch viel besser aus als in meinem ersten Leben mit 40 Jahren. Außerdem war ich Multimillionär, der auch materiell einiges in die Waagschale werfen konnte. Die meisten Frauen würden das natürlich nicht zugeben, aber natürlich spielt die Versorgungsfähigkeit eines Mannes auch eine Rolle. Die Hälfte der Evolution hat mit solchen Faktoren zu tun.
Ich will mich hier nicht in Details verlieren. Jeden Falls schaffte ich es schnell mit ihr bekannt zu werden, mit ihr auszugehen und sie zu beeindrucken. Und nach wenigen Wochen und einer Übernachtung in meinem Luxus-Penthouse im MarcoPoloTower in der Hafen-City waren wir ein Paar geworden. Ich war selig. Alles passte und schien richtig zu sein. Ich bot ihr alles Mögliche und Ungewöhnliche: romantische, luxuriöse Kurzreisen mit einem gemieteten Privatflieger mal in die verschneiten Schweizer Alpen, mal nach Paris, mal nach Venedig. Ausgiebiges Shopping, ich schenkte ihr Schmuck und meine aufrichtige Liebe. Ich stellte ihr einige berühmte Schauspieler und Musiker vor, mit denen ich bekannt oder befreundet war. Jennifer genoss diese Zeit auch und fand das alles aufregend und spannend.
Aber nach 8 Wochen stellte ich bei ihr eine Veränderung in der Stimmung fest. Sie schien oft nachdenklich und geistesabwesend. Ich intensivierte meine Bemühungen noch, versuchte noch mehr Innigkeit und Romantik zu erzeugen.
Eines späten Nachmittags kam sie zu mir in meine Wohnung elf Stockwerke über dem Hamburger Hafen.
„Ich muss mit dir reden, Michi,“ sagte Jennifer ernst.
„Na, immer raus damit. Wo drückt denn der Schuh, Schätzchen?“
„Es ist ja nicht so, dass das nicht alles toll ist mit uns beiden.“
„Ich finde das mit uns beiden fantastisch.“
„Ja, aber… Ich werde nicht ganz schlau aus dir und mir.“
„Wie meinst du das?“
„Ich frage mich die ganze Zeit, was will der mit mir?“
„Ich will dich. Will dich lieben und für dich da sein. Alles für dich tun.“
„Ja, ich mag dich ja auch wirklich gerne und du bist so süß zu mir.“
„Aber?“ eigentlich wollte ich es nicht hören.
„Warum ich? Ich bin doch nichts Besonderes.“
„Und ob. Du…“
„Lass mich bitte ausreden. In den letzten Wochen liefen uns immer wieder irgendwelche Ex-Freundinnen von dir über den Weg. Hier eine bekannte Schauspielerin, da eine Sportlerin, hier eine Tänzerin des Staatsballetts. Und jede Menge Models, die dich bestens zu kennen scheinen.“
„Ja, das tut mir leid. Das kann ich verstehen, dass du Exen von mir nicht unbedingt begegnen möchtest.“
„Nein, das ist es nicht. Die waren alle supernett zu mir. Und alle schwärmen mir was von dir vor und wünschten uns Glück. Eine sagte mir, ich sollte die Zeit mit dir genießen.“
„Und die Zeit soll gaaaanz lang sein.“
„All diese netten und intelligenten Frauen sind alle jünger als ich und so unglaublich schön.“
„Für mich bist du aber die schönste.“
„Ja, danke für die Blumen. Aber du weißt genau, was ich meine. Was habe ich denn anzubieten, was die allesamt nicht hatten?“
„Ähm. Wir funktionieren einmalig im Bett, oder?“
„Ja, das ist schon gut. Aber das ist jetzt, wo du verliebt bist. Aber danach, was ist dann? Ich werde auch nicht jünger.“
„Ich werde dich immer lieben. Immer, Jennifer. Das weiß ich sicher.“
„Woher willst du das denn...
| Erscheint lt. Verlag | 19.5.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
| Schlagworte | Bestimmung • Elon Musk • Erste Klasse • Erster Klasse • fiktives • Gerchtigkeit • Hamburg • Kapitalismus • Lebensgeschichte • London • Lufthansa • Lüneburger Heide • Luxus • Neue Chance • Neunziger Jahre • Neuseeland • New York • Reichtum • Reich werden • Seelen-Zeitreise • Sinn • Sinn des Lebens • Sozialkritik • Suche • Superreiche • Ungleichheit • verbessern • Wiedergeburt • Zeitgeschichte • Zeitreise • Zivildienst • Zweite Chance • Zweites Leben |
| ISBN-13 | 9783691114041 / 9783691114041 |
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