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Die Abenteuer der kleinen Hexe Murmele - Renate Leitgeb

Die Abenteuer der kleinen Hexe Murmele (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025
294 Seiten
NOVUM VERLAG
978-3-7116-0712-6 (ISBN)
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17,99 inkl. MwSt
(CHF 17,55)
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Böse Hexen, Unholde, machtgierige Zauberer, gefräßige Dinosaurier, gefährliche Riesen und feuerspeiende Drachen treiben im und um den Hexenwald ihr Unwesen. Sie versetzen Menschen und Tiere in Angst und Schrecken und haben kleine Kinder zum Fressen gern. Ein schrecklicher Ort - wäre da nicht die kleine Hexe Murmele. Mit ihrem Mut, ihrem Einfallsreichtum und ihren magischen Kräften tritt sie den Bedrohungen entgegen und kämpft immer wieder für das Gute und den Frieden im Hexenwald. Um gegen das Böse zu bestehen, muss sie in der Hexenschule noch viel lernen und sogar eine Reise weit in die Vergangenheit wagen. Zum Glück ist sie dabei nie allein. Treue und mächtige Freunde begleiten sie auf ihren Abenteuern, stehen ihr mit Rat und Tat zur Seite und retten ihr mehr als einmal das Leben.  

6

Der Fisch im Hexenwald

Noch immer ärgerten sich die großen Hexen fürchterlich, dass es ihnen nicht gelungen war, den Teich im Hexenwald für immer und ewig auszutrocknen. Wieder zeigte ihnen das klare Wasser ihr eigenes, schreckliches Spiegelbild, vor dem sie sich selber fürchteten.

„Wenn wir den Teich schon nicht vernichten konnten“, sagten sie, „so soll auch niemand anderer eine Freude daran haben.“

Sie gingen zum Teich. Friedlich lag dieser in einer lieblichen Waldsenke. Vögel tranken vom kühlen Nass, Ringelnattern schlängelten sich mit bogenförmigen Bewegungen durch das Wasser, Kaulquappen tummelten sich in den seichten Buchten.

Es gab auch kleine Fische im Teich, nur etwa so groß wie Kinderdaumen. Ihre silbernen Rücken glitzerten im Sonnenlicht, wenn sie knapp unter der Wasseroberfläche schwammen.

Eine krallenartige Hand fuhr ins Wasser. Eine der großen Hexen hatte einen kleinen Fisch gefangen. Zappelnd lag er vor ihr im Gras und schnappte nach Luft.

Da sprachen die großen bösen Hexen im Chor:

„Komm, du Fisch und werde groß,

geh auf alles Lebendige los!

Friss und beiß, so viel du kannst.

Im Teich beginne der Höllentanz.“

Vor ihren Augen veränderte der Fisch seine Gestalt. Zuerst wuchs der Körper, bis er so lang war wie ein ausgestreckter Arm eines großen Mannes. Der Kopf schoss nach vorne und wurde lang und spitz. Scharfe Zähne wuchsen im Maul. Die Augen bekamen ein hexengleiches, gelbes Flackern. Die Flossen bildeten spitze Stacheln und die Schuppen standen wie Warzen auf der Haut.

Zufrieden betrachteten die großen Hexen ihr Werk. Sie nahmen die hexengleiche Kreatur und warfen sie zurück ins Wasser. Sofort begann der Fisch mit einer gnadenlosen Jagd auf alles, was sich im Teich regte. Fischlein und Kaulquappen versuchten verzweifelt, sich zwischen den Wasserpflanzen zu verstecken. Die Frösche flüchteten entsetzt aufs Land. Aber nur wenigen gelang es, dem gefräßigen Maul zu entkommen. Der Fisch wütete so fürchterlich im Teich, dass nicht einmal die Enten sich trauten, zu baden. Junge Entlein verschlang der Hexenfisch mit einem Bissen, die großen Enten schnappte er in die Füße und in den Bauch. Den Wildtieren des Waldes, die zum Trinken zum Weiher kamen, ging es nicht viel besser. Auch Rehe, Hasen, sogar die großen Hirsche wurden angegriffen, sodass sie erschrocken in alle Richtungen davonstoben.

Die kleine Hexe Murmele kam wie jeden sonnigen Sonntag zum Teich, um zu baden. Als sie sich näherte, wunderte sie sich, dass er so still und öde dalag. Nichts regte sich um den Weiher, kein Vogelgezwitscher erfüllte die Luft, keine fröhliche Schar von Enten, Hasen und Rehen spielte ausgelassen miteinander. Ein trübes, fahles Licht lag über der Waldsenke und es roch ein bisschen nach dem fauligen Atem der großen Hexen.

Beunruhigt und mit einiger Überwindung stieg die kleine Hexe ins Wasser und schwamm einige Runden. Plötzlich tauchte neben ihr eine schreckliche, fischähnlich Kreatur auf und bleckte gefährlich die scharfen Zähne. Der Hexenfisch konnte der kleinen Hexe nichts anhaben, schließlich gehörte sie auch zur Hexenfamilie. Aber er umkreiste sie lauernd und schwamm so nahe heran, dass er ihr mit seinen gelben, flackernden Augen direkt ins Gesicht starrte. Der kleinen Hexe wurde es unheimlich und sie verließ schaudernd das Wasser.

Just an diesem sonnigen Tag kam auch der Vater mit seinem kleinen Sohn zum Teich. Zu Hause mussten sie sehr mit dem Wasser sparen. Also kamen sie, wenn es das Wetter erlaubte, zum Baden zum Weiher. Das war den großen, bösen Hexen schon immer ein Dorn im Auge. Da aber der Vater den kleinen Jungen stets begleitete, konnten sie dem Knaben nichts Böses tun.

Schnell legte der Junge seine Kleider am Ufer nieder und stieg ins Wasser. Kaum war er in die Mitte des Teiches geschwommen, spürte er einen stechenden Schmerz am Fuß. Er schrie auf, griff hinunter und fühlte, wie seine Hand von einem großen Maul umfasst wurde. Messerscharfe Zähne bohrten sich in sein Fleisch. „Hilfe!“ Panisch schlug der kleine Junge um sich. Er schluckte Wasser und drohte unterzugehen. Sein Kopf geriet unter die Wasseroberfläche. Da sah er, wie zwei stechend gelbe Augen und ein fürchterliches, mit spitzen Zähnen bewehrtes Maul direkt auf ihn zuschossen. Blitzschnell biss der Fisch wiederum zu.

Der Vater hatte bemerkt, dass sein Sohn schreiend um sich schlug. Er sprang ins Wasser und zog ihn, so schnell er konnte, an Land. Der Knabe weinte und wimmerte. Seine tiefen Wunden bluteten stark und brannten wie Feuer. Der Vater nahm sein verwundetes Kind in den Arm, wickelte es in ein Tuch und rannte aus dem Wald ins Dorf, um den Arzt aufzusuchen.

Schadenfroh hatten die großen, bösen Hexen alles mitangesehen. Sie bogen sich so vor Lachen, dass ihnen ätzende Tränen aus den Augen spritzten. Wann immer eine Träne auf ein Blütenblatt fiel, brannte sie zischend ein tiefes Loch hinein.

Auch die kleine Hexe Murmele hatte alles beobachtet. Sie wusste sofort, was geschehen war. „Was für einen gemeinen Zauber haben die großen, bösen Hexen da verwendet?“, dachte sie. „Ich muss es herausfinden und wieder rückgängig machen.“

Von nun an kam sie immer brav und pünktlich zu den wöchentlichen Hexenversammlungen, die auf der kleinen Lichtung in der Waldmitte stattfanden. „Vielleicht prahlt ja eine der großen Hexen mit ihrem Zauberspruch, mit dem sie den Fisch verwandelt hat“, hoffte Murmele. „Dann kann ich in meinem Hexenbuch nachschlagen, wie ich ihn unschädlich machen kann.“

Doch keine der großen Hexen sprach die Zauberformel aus. Sie misstrauten der kleinen Hexe. Wann immer diese in ihre Nähe kam, tuschelten die großen, bösen Hexen und unterhielten sich über das Wetter. Die kleine Hexe hoffte vergeblich, dass sich eine der großen Hexen einmal verplapperte.

Murmele musste sich etwas anderes einfallen lassen. „Ich gehe zu meinem besten und schlauesten Freund im ganzen Wald“, dachte sie und machte sich auf, den Fuchs in seinem Bau zu besuchen.

Gemütlich saßen sie in der geräumigen Höhle und beratschlagten, was sie tun könnten. Viele Ideen wurden geboren und wieder als nutzlos verworfen. Sie waren beide schon sehr müde. Es wurde dämmrig. Im letzten Licht des Abends kam der kleinen Hexe eine weitere Idee. „Wir müssen ein Kochbuch holen“, sagte sie und erklärte dem Fuchs ihren Plan. „Das könnte funktionieren“, stimmte das schlaue Füchslein zu.

Gesagt getan. In der Dunkelheit der Nacht machte sich der Fuchs auf, um in den nächsten Ort zu schleichen. Die Bücherei lag nahe der Kirche in einer dunklen Seitengasse. Wie ein Schatten bewegte sich der Fuchs entlang der Hausmauern. Ein Hund bellte hinter einer verschlossenen Türe, eine Katze schlich durch die Gasse. Kein Mensch war weit und breit zu sehen. Bei der Bücherei angekommen huschte der Fuchs durch eine kleine Öffnung in der hinteren Mauer in den Keller des Gebäudes. Von dort lief er über die Treppe in den großen Saal, in dem sich die Bücher stapelten. Er wusste sofort, wo er suchen musste. Die kleine Hexe hatte es ihm genau beschrieben. Oft schon hatte sie nachts durch die Scheiben der Bücherei gespäht und die Titel der Bücher auswendig gelernt.

Unten in der rechten Ecke des Raumes fand der Fuchs die Kochbücher. Sie waren in einer Höhe im Regal, die er gerade noch erreichen konnte. Er stellte sich auf die Hinterpfoten und fasste mit der Schnauze so viele Kochbücher, wie er nur tragen konnte. Die Bücher im Maul verließ er die Bücherei. Mit seiner Last wäre er fast in der kleinen Öffnung nach draußen stecken geblieben. Unbehelligt erreichte er wieder seinen Bau. Die kleine Hexe wartete schon ungeduldig auf ihn. „Danke, lieber Fuchs“, sagte. Sofort blätterte sie aufmerksam in den Kochbüchern. Im dicksten Buch fand sie endlich, was sie gesucht hatte.

Am nächsten Tag ging sie, das Kochbuch unter dem Arm, zum Weiher. Grau und totenstill lag dieser vor ihr. Kein Windhauch bewegte das Wasser. Murmele setzte sich auf einen Stein am Ufer und las laut aus dem Kochbuch vor: „Besonders schmackhaft ist ein Fisch, wenn er viele Kaulquappen und Fische gefressen hat. Ist er so lang wie ein ausgestreckter Männerarm sollte er aus dem Teich entnommen werden. Man werfe ihn ins glühende Feuer, gebe Gewürze wie Knoblauch und Majoran dazu und wende ihn öfter in der Glut, damit er von allen Seiten schön durchgebraten wird.“

Der Hexenfisch hatte gelauscht. „Lang wie ein ausgestreckter Männerarm? Ja, das bin ich. Viele Kaulquappen und Fische gefressen? Ja, das habe ich.“

Plötzlich fühlte er sich gar nicht mehr wohl in seiner scheußlichen Fischhaut: Hatten die bösen Hexen ihn am Ende nur deshalb so groß und gefräßig gezaubert, damit sie ihn bald holen und auffressen konnten?

Schlagartig stellte der Fisch den Fischfang ein. Auch die Kaulquappen und kleinen Entchen ließ er in Frieden. Ohne diese Beute begann er nach und nach zu schrumpfen. Er verlor seine spitzen Zähne. Aus den Stacheln wurden wieder Flossen, aus den Warzen wieder Schuppen. Er wurde immer kleiner. Bis er wie vor seiner Verwandlung ein silbriges Fischlein war. Kaum so groß wie ein Kinderdaumen.

Alle Teichbewohner atmeten erleichtert...

Erscheint lt. Verlag 19.5.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 06-07 • Jugend • Renate Leitgeb
ISBN-10 3-7116-0712-8 / 3711607128
ISBN-13 978-3-7116-0712-6 / 9783711607126
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