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Der fliegende Mönch (eBook)

Historischer Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 1. Aufl. 2025
448 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-8494-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der fliegende Mönch - Simon X. Rost
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Hexen, Aberglaube und Intrigen - ein erfindungsreicher Mönch auf der Spur eines düsteren Geheimnisses.

Kloster Schussenried, 1616. Kaspar Mohr ist wenig erfreut, als sein Abt ihm aufträgt, eine entflohene Hexe aufzuspüren. Hexerei - das ist für den aufgeklärten Prior nur ein Hirngespinst. Zudem wünscht er sich nichts sehnlicher, als weiter ungestört an seinen Maschinen und Apparaturen herumwerkeln zu können. Doch dann steht die vermeintliche Hexe auf einmal in seiner Werkstatt und bittet ihn um Hilfe.

Kurze Zeit später verschwindet eine Magd, ein Mönch erhängt sich, und die Inquisition ist Kaspar auf den Fersen. Denn der Prior spielt ein gefährliches Spiel: Er versteckt nicht nur die 'Hexe' bei sich im Kloster, sondern hat wie sein Lehrmeister Leonardo da Vinci einen Traum, den Traum vom Fliegen ...

»Simon Rosts Debüt bietet mit einer Mischung aus Fiktion und Authentizität alles, was einen guten historischen Roman auszeichnet.« Ostsee-Anzeiger

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.



<p>Simon X. Rost, geb. 1972, arbeitet als Regisseur und Drehbuchautor sowohl für Lübbe Audio (<i><strong>Mitschnitt</strong></i>,<i><strong>Die Playmos</strong></i>) als auch für Theater, Film und Fernsehen. Simon X. Rost wohnt in Stuttgart.</p>

Vierter Juni


»Bleib stehen! Herrgott, du sollst stehen bleiben, Mathias!«

Martin Dietrich schnappte mühsam nach Luft. Was zur Hölle ging hier vor? Er sah dem bizarren Schauspiel bereits eine ganze Weile lang zu, ohne dass die beiden Männer ihn bemerkt hätten. Dietrich, ein hagerer Mann in den frühen Fünfzigern, seines Zeichens Abt im Kloster Schussenried, stand in der Türe zu der Werkstatt und starrte fassungslos auf den Prior seines Klosters, Kaspar Mohr, und auf Mathias, den jungen, schlaksigen Novizen, der Kaspar zur Hand ging und der nun aussah wie eine Ausgeburt der Hölle.

Mathias stolperte auf Stelzen einher, an denen mit Schnüren und Schrauben spezielle Schuhe befestigt waren. Die rechte Stelze schien nicht fest genug mit seinem Schuh und dem Unterschenkel verbunden zu sein, und er knickte fortwährend ein, was seinen ohnehin wackeligen Gang auf den langen Holzstangen noch grotesker wirken ließ.

Die Hände steckten in grobschlächtigen Holzgestellen, die seine Arme verlängern sollten. Am Ende jedes Armgestells befanden sich Schaufelklappen, die wie die Schnäbel von tollwütigen Störchen wild aufeinanderschlugen, wenn Mathias sie über Schnüre im Inneren der fragilen Konstruktion betätigte, weil er sich irgendwo festhalten wollte. Unterhalb der Schaufelklappen führten Schläuche aus Tuch zu einer Art Rucksack auf dem Rücken des Novizen, und auf dem Kopf trug er einen umgedrehten Weidenkorb mit Sehschlitzen, durch die jedoch kaum etwas zu sehen war. Er sah aus wie eine furchteinflößende Mischung aus satanischem Käfer und wütendem Sarazenen.

»Zum Henker noch mal, Mathias, jetzt bleib endlich stehen!«

»Das würde ich ja gern, aber es geht nicht!«, gab Mathias mit einer Stimme zurück, die ebenso wacklig war wie die Stelzen, auf denen er stand.

»Dann beweg dich einfach nicht mehr, du Schafskopf!«

Der Abt schnappte erneut nach Luft. Sein Prior rannte hinter dem Novizen-Käfer her, fuchtelte mit einer Zange und mit einem Hammer in der Luft herum und versuchte, die taumelnde Gestalt einzufangen und die Schrauben an der rechten Stelze festzuziehen, damit das bedrohlich wackelnde Gebilde stabiler wurde. Der Boden der Werkstatt war übersät mit Baumaterial, Plänen, Rohren, Werkzeug und sonstigem Gelumpe, und an der Decke der Werkstatt waren Holzmodelle aller Art aufgehängt, mit Leinen bespannte Zylinder, kleine Windräder, etwas, das aussah wie Orgelpfeifen sowie eine Reihe von kleinen, künstlichen, mit Federn beklebten Flügeln, sodass Mathias mit den Amen ruderte, um in dem heillosen Durcheinander das Gleichgewicht nicht zu verlieren.

»Hiiilfeee!«

»Wirst du wohl stehen bleiben! Mathias! Reiß dich mal zusammen!«

Kaspar bekam den Höllenkäfer zu fassen und packte mit eisernem Griff zu. Er setzte die Zange am Scharnier an, drehte kräftig an einer der schmiedeeisernen Schrauben und nickte dann mit einem leicht irren Grinsen.

»Das Luder sitzt! Probier’s noch mal.«

Mathias machte zögerlich ein paar Schritte, dann ging ein kleines, vorsichtiges Lächeln in seinem Gesicht auf.

»Es geht, es ist besser, wirklich, es …«

»KASPAR

Der laute Schrei des Abtes hallte von den groben Sandsteinwänden der Werkstatt zurück. Kaspar verschluckte sich, und Mathias verlor vor Schreck das Gleichgewicht und stürzte – glücklicherweise in einen Haufen alter Leinensäcke, die neben anderem Baumaterial in einer Ecke der Werkstatt lagen.

»Was im Namen des Herrn geht hier vor sich, Kaspar?«

Kaspar setzte ein entschuldigendes Lächeln auf, hob die Arme in einer beschwichtigenden Geste, wie ein Schankwirt, der erst eine andere Kundschaft bedienen muss, und machte sich dann in dem Haufen Leinensäcke auf die Suche nach Mathias.

»Geht’s dir gut, Mathias? Ist noch alles dran?«

Mathias reckte den Kopf aus dem groben Leinen und spuckte kurz etwas aus, das aussah wie ein Stückchen Spreu aus den alten Säcken. Er strahlte den Prior glücklich an.

»War ich gut? Ich war besser als beim letzten Mal, oder?«

Kaspar grinste. Er strubbelte dem Novizen kurz durch das Haar. Der Junge hatte seine Sache gut gemacht.

»Kaspar!«

Wieder brüllte der Abt, und diesmal war ihm die Aufmerksamkeit des Priors und seines Gehilfen gewiss.

»Willst du mir nun endlich sagen, was hier vor sich geht?«

Kaspar wandte sich seinem Oberen zu. Der Abt überragte den Prior um Haupteslänge, doch Kaspars Kopf machte diesen Unterschied mehr als wett. Ein wilder, unbezähmbarer Kranz aus schwarzen Haaren mit grauen Strähnen darin umrahmte ein scharf geschnittenes Gesicht mit einer spitzen Nase und lebhaften stahlblauen Augen. Er steckte in einer schlichten Tunika aus ehemals weißem Leinen und trug ein ehemals weißes Skapulier und darüber ein Zingulum aus einem schmalen, ebenfalls einst weißen Band.

Eine speckige Lederschürze, die Kaspar stets bei seiner Arbeit in der Werkstatt trug, sollte die Kutte zwar vor den gröbsten Verschmutzungen schützen, aber dennoch war sie mit der Zeit grau und fleckig geworden. Der Prior grinste, seine feinen Hände wirbelten durch die Luft wie aufgeregte Spatzen, als er anhub, seinem Abt die Sachlage zu erklären.

»Kein Grund zur Sorge, Abt Martin, die Schrauben waren zu locker, Mathias hat in letzter Zeit etwas zugelegt, ich denke, ich werde die Gelenke auf die höhere Last –«

»Das meine ich nicht!«, unterbrach ihn der Abt. »Was ist das für eine alberne Aufmachung, die Mathias da trägt? Was soll dieses … dieses Zeug?«

Martin Dietrich deutete mit wedelnden Händen unbestimmt in Mathias’ Richtung, als müsste er etwas Klebriges von seinen Fingern schütteln. Kaspar legte seine Stirn in Falten und stemmte die Fäuste in die Hüfte.

»Dieses … Zeug? Was ihr so abschätzig Zeug nennt, werter Abt, ist, mit aller mir zu Gebote stehenden Bescheidenheit, eine großartige Erfindung. Meine Erfindung. Sie wird den Bauern helfen. Stellt die Ernte quasi vom Kopf auf die Füße.«

»Und was soll das sein? Eine Vogelscheuche, vor der sich sogar der Bauer fürchtet?«

»Ein Erntehelfer.«

»Ein Erntehelfer?«

Dietrich schmatzte argwöhnisch.

»Ihr werdet es gleich mit eigenen Augen sehen. Komm, Mathias, zeig es ihm.«

Kaspars Augen glommen vor diebischer Freude. Er befreite den Novizen aus dem Sackhaufen und half ihm auf. Mathias schwankte auf den Stelzen, trippelte unsicher hin und her, aber er blieb stehen.

Kaspar ging zu seinem fleckigen Arbeitstisch, der mit Folianten, Werkzeug, einzelnen Pergamenten, Essensresten und Sägespänen bedeckt war. Er schob suchend einen dicken Wälzer beiseite und griff nach einem langen Stab, an dessen Ende ein Nagel steckte. Dann nahm er einen Apfel aus einer Holzschüssel, rieb ihn kurz an einer sauberen Stelle seiner groben Kutte, um ihn von einer Staubschicht zu befreien, und steckte ihn dann auf den Nagel. Triumphierend hob er den Stab in die Höhe und blickte den Abt an, als wäre er, Kaspar, Petrus an der Himmelspforte und Dietrich ein armer Sünder, der Einlass begehrte. Dietrich schnaubte, als Kaspar mit einer schulmeisterlichen Stimme anfing, ihn zu belehren, und ihn dabei umkreiste wie ein Lehrer einen Schüler in der mündlichen Prüfung.

»Wie ihr wisst, geschätzter Abt, ist die Obsternte weder besonders angenehm noch besonders einfach. Man muss dabei auf eine hohe Leiter steigen, sich sodann weit strecken und kann dennoch nur zwei, drei Handvoll Früchte ernten … Dann muss man wieder hinabsteigen, die Leiter verstellen und das Spiel beginnt von Neuem. Ihr wisst auch, dass jedes Jahr etliche Bauern zu uns kommen wegen Knochenbrüchen, die sie sich beim Sturz von der Leiter zugezogen haben … Was, so dachte ich mir, geschieht, wenn man die Leiter einfach an den Füßen hat? Und an den Händen eine Gerätschaft, die die Arme verlängert und das Pflücken vereinfacht?«

Kaspar nickte seinem Novizen aufmunternd zu, und der hob nur schlicht den Arm und knipste den Apfel mit einer kurzen Bewegung der Schaufelklappen am Ende des Armes ab. Dann hob er den Arm ein wenig höher, und der Apfel rollte durch die Schläuche unter den Schaufelklappen in den Auffangbehälter auf seinem Rücken. Mathias grinste stolz, während Kaspar sich zunehmend in Begeisterung redete.

»Die Klingen der Greifer am Ende der Arme erleichtern das Pflücken, der gepflückte Apfel fällt nach unten, rollt durch das Tuch in die Rückentrage. Und der Helm schützt vor Fallobst. Einfach, ungefährlich und schnell …!«

Kaspar breitete die Arme aus wie ein Zauberer auf dem Jahrmarkt, der ein unglaubliches Kunststück zum Besten gegeben hatte. Dietrich sah ihn immer noch argwöhnisch an.

»Vor allem ungefährlich, nach allem, was ich gesehen habe …«

Kaspar wedelte mit dem ausgestreckten Zeigefinger in der Luft.

»Täuscht euch nicht, das sind lediglich Kinderkrankheiten … Ich denke, nach ein paar Anpassungen können wir es den Bauern vorstellen. Was meint ihr?«

Dietrich schwieg. Er musterte den Prior, sah ihn fast ein wenig mitleidig an. Kaspars Strahlen verebbte. Er kannte diesen Blick. Er kannte ihn, seit er ein Novize und Martin Dietrich schon Chorherr war und Latein mit ihm paukte. Seit damals hatte sich zwischen ihnen nicht viel geändert. Kaspar sagte schon immer »Ihr« zu ihm, und der Abt sprach ihn mit »Du« an. Dabei war es geblieben. Und bei dem Blick auch. Kaspar mochte diesen Blick nicht. Er wusste, was nun folgen würde. Er hatte die Vorzeichen oft genug gesehen. Der Abt seufzte.

»Ich denke, du vernachlässigst...

Erscheint lt. Verlag 1.9.2025
Reihe/Serie Spannende historische Romane von Simon X. Rost
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 17. Jahrhundert • 17. Jh • Abenteuer • authentisch • Da Vinci • Der Name der Rose • Flugmaschine • für Anfänger • für Einsteiger • Giordano Bruno • Hexe • Hexenverfolgung • Historical • Historienroman • historischer Krimi • Historische Romane • Historischer Roman • Historisches Buch • humorvoll • Inquisation • Inquisition • Inquisitor • Jahrhundert Trilogie • Kaspar Mohr • Ken Folett • Ken Follet • Ken Follett • Kloster • Kloster Schussenried • Kreuzzüge • Krimi • Kriminalroman • leicht • Leonardo da Vinci • Mittelalter • Rebecca Gable • Renaissance • Richard Dübell • Sabine Martin • spannend • Spannung • Süddeutschland • Wahre GEschichte • Warringham
ISBN-10 3-7517-8494-2 / 3751784942
ISBN-13 978-3-7517-8494-8 / 9783751784948
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