Jerry Cotton Sonder-Edition 264 (eBook)
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-8139-8 (ISBN)
Sie hieß Eve und war eine rassige Blondine. Ich lernte sie kennen, als sie sich auf der Flucht vor Gangstern in meine Arme flüchtete. Um sie zu schützen, ließ ich sie in meiner Wohnung übernachten. Doch dann stellte sich heraus, dass Eve mit den Verbrechern unter einer Decke steckte. Sie lockte mich in höllische Gefahren - meine Gangsterbraut ...
1
»Harmas! Harmas! Harmas!«, brüllte die Menge und: »Stardust Kid!«
Die Zuschauer auf der Tribüne des Aqueduct Race Track sprangen auf, als Pete Harmas auf dem dreijährigen Hengst Stardust Kid kurz vor der Zielgeraden aus dem Feld schoss und einen tollen Endspurt hinlegte.
Noch fünfhundert Yards waren für das Anderthalb-Meilen-Rennen zurückzulegen. Stardust Kid lief wie eine Maschine.
Er überholte zwei Pferde, erreichte den Spitzenreiter und schob sich auf der zweiten Bahn mehr und mehr vor.
Don La Cava stand ganz vorne auf der Tribüne und spähte durchs Fernglas. Vor lauter Aufregung zerbiss er seine Davidoff-Zigarre.
»Er wird es nicht wagen zu gewinnen!«, rief ihm sein Bodyguard Dane Sykes ins Ohr. »Das wäre sein Tod!«
La Cava warf Sykes einen wilden, tadelnden Blick zu. Man musste immer mit Lauschern rechnen, auch wenn sich jetzt alles auf das Rennen konzentrierte. Pete Harmas auf Stardust Kid und Fleck Moreno mit Morning Bird, der laut La Cavas Diktat gewinnen sollte, lieferten sich ein spannendes Rennen.
Kopf an Kopf preschten die Pferde durchs Ziel, mit den in den Steigbügeln stehenden Jockeys, die mit der Peitsche fuchtelten. La Cava setzte das Fernglas ab und warf die ruinierte Zigarre weg.
»Wer hat gewonnen?«, fragte Sykes.
»Ich hab's nicht erkennen können. Das Zielfoto muss entscheiden.«
Anderthalb spannungsgeladene Minuten verstrichen.
Dann ertönte die Stimme des Rennkommentators: »Sieger ist Stardust Kid. Zweiter Platz Morning Bird, dritter ...«
La Cava hörte nicht mehr hin. Auf dem großen Bildschirm bei der Südkurve sah man die Aufzeichnung des Finishs und dann das Zielfoto. Stardust Kid war um einen Kopf vorne. La Cava stand auf. Er ging den Mittelgang entlang, gefolgt von Sykes.
Mit einem Fingerschnippen winkte er den drahtigen Sykes an seine Seite. Sie erreichten die Rückseite der überdachten Tribüne, wo wenig Betrieb herrschte.
Sykes neigte ein Ohr fast bis zu La Cavas Mund. Mittlerweile hatte der Computer die Quote für das sechste Rennen an diesem Augustsonntag errechnet.
»Stardust Kid zahlt. 15:2«, schallte es aus dem Lautsprecher.
La Cava verzog das Gesicht, als ob er in eine Zitrone gebissen hätte.
»Dieser verdammte Harmas kostet uns mit seinem Sieg über eine Viertelmillion«, zischte er. »Hast du ihn denn nicht richtig verwarnt, Dane?«
»Doch, Boss. Ich habe ihm ausrichten lassen, wir würden ihm mit einem Bleirohr die Arme und Beine brechen, wenn er sich nicht zurückhält. Schließlich haben wir auf Morning Bird gesetzt. Wenn Harmas' Beispiel Schule macht, können wir einpacken.«
»So weit wird es nicht kommen. Das mit dem Bleirohr ist noch viel zu mild für diesen Dreckskerl Harmas.« La Cava zischelte Sykes ins Ohr. »Ihr schnappt ihn sofort, klar? Hol dir Spider und Hockey. Harmas soll nie mehr ein Rennen reiten.«
»Ist das dein Ernst, Boss?«
La Cava zündete sich eine neue Zigarre an. Er schob Sykes die Glut beinahe ins Gesicht, als er ganz nah an ihn herantrat.
»Habe ich eine weiße Nase und knallrote Wangen, Dane? Sehe ich aus wie ein Clown? Geht los und macht diesen Hurensohn fertig. Legt ihn um. Danach wird es bestimmt keiner mehr wagen, meine Anordnung zu missachten.«
Sykes nickte eifrig.
Pete Harmas stand kurz darauf auf dem Siegerpodest. Die Zuschauer klatschten. Blitzlichter zuckten, und Harmas erhielt vom Leiter der Rennkommission eine Medaille umgehängt und einen Händedruck. Viel wichtiger als das aber war der Fünfzigtausend-Dollar-Preis, den Stardust Kid gerade eingaloppiert hatte, ganz zu schweigen vom Prestige und den Wetten.
Die Siegerehrung war schnell vorbei. Stardust Kid gehörte drei Geschäftsleuten aus Manhattan, von denen zwei anwesend waren. Auch sie beglückwünschten Harmas und sprachen ihm ihre Anerkennung aus, nachdem er vom Podest gestiegen war.
»Wir sehen uns dann im Casino, Pete«, sagte der eine, ein schlaksiger Börsenmakler. »Das hast du fantastisch gemacht. Du wirst noch der Jockey des Jahres.«
Er schlenderte mit seinem Kompagnon weg, und die Zuschauer der Siegerehrung verliefen sich. Harmas stand allein. Es war heiß, und sein Jockeydress klebte ihm schweißnass am Körper.
Ein Stallbursche führte Stardust Kid bei den Ställen umher, damit er ausdampfen konnte.
Harmas schaute sich um und ging zum Pferd. Stardust Kid schnaubte und stupste ihn mit dem Maul. Harmas tätschelte ihn.
Harmas stammte aus asozialen Verhältnissen und hatte einen harten Weg hinter sich. Jetzt war er der aufstrebende Jockey und wollte ganz an die Spitze.
»Wir beide, Kid«, sagte er zu dem Pferd, »wir machen noch mehr Rennen. Und keine verdammten Gangster sollen uns stoppen.«
Zwei kräftige Männer in blauer Uniform standen in der Nähe, Revolver und Schlagstock an der Seite. Es handelte sich um den Leiter und einen Beamten der Rennbahnpolizei, auch Horse Cops genannt. Harmas lief zu ihnen. Die beiden Schwergewichte überragten ihn um mehr als einen Kopf.
»Da hast du dich mit dem nackten Arsch mitten in die Nesseln gesetzt, Pete«, sagte Chief O'Bannion. Er war bekannt dafür, dass er kein Blatt vor den Mund nahm. Er war ein harter Ire und pensionierter Captain der City Police. »Wir tun, was wir können, um dich zu schützen. An deiner Stelle würde ich mir schleunigst eine kugelsichere Weste und einen Vorkoster besorgen.«
»Jemand, der probiert, ob meine Drinks vergiftet sind?«, fragte Harmas. »Dabei würde der arme Teufel ja draufgehen.«
»Das meinte ich. Pass auf, Pete. Du stehst jetzt ganz oben auf der Abschussliste des Rackets. La Cava will deinen Kopf.«
»Ach, zum Teufel, La Cava kocht auch nur mit Wasser. Vielleicht hätte ich das Rennen geschmissen, wie man es von mir wollte. Aber Fleck Moreno grinste mich bei der Startmaschine so überheblich an, dass ich dachte, das wollen wir doch mal sehen. Passt gut auf Stardust Kid auf, damit diese Gangster ihren Zorn nicht an dem Pferd auslassen. Das ist alles schon dagewesen.«
»Er sorgt sich um das Pferd mehr als um sich«, sagte der Aqueduct Cop zu O'Bannion, als Harmas zu den Umkleidekabinen für die Jockeys ging. »Ich gehe besser mal hinter ihm her und passe auf.«
Harmas betrat den Umkleideraum und holte sein Waschzeug aus dem Spind. Acht Jockeys waren anwesend, vier davon befanden sich unter der Dusche. Keiner gratulierte Harmas. Man mied ihn wie einen Aussätzigen.
Moreno, ein hagerer kleiner Mexikaner, der sich wie der König der Papagalli gebärdete, warf Harmas giftige Blicke zu. Er war schon beim Anziehen.
»Das wirst du bereuen«, zischte er Harmas zu.
»Du Pferdeschinder und Schieber!«, sagte Harmas laut. »Es ist eine Sauerei, dass man den Umkleideraum mit einem Gangsterkomplizen wie dir teilen muss. Geh nur los und küss deinen Auftraggebern die Füße. Entschuldige dich auch schön, dass du verloren hast, du könntest ja nichts dazu. Wenn diese Schieber dich nicht unterstützt und die meisten von uns eingeschüchtert hätten, wärst du nicht mal Zweiter geworden.«
Moreno lief puterrot an. Es war allgemein bekannt, dass er ein ellenlanges Stilett im Spind hatte.
»Wenn ich mich an dir vergreife, ist es beinahe Leichenschändung«, sagte er. »Du wirst schon dein Teil erhalten, Peteyboy, und ich spucke dir auf dein Grab.«
Harmas versetzte Moreno einen Schlag ins Gesicht. Andere Jockeys sprangen dazwischen und trennten sie. Es gab einen Wortwechsel, der damit endete, dass sich Moreno wutentbrannt fertig anzog, hastig sein brillantine glänzendes Haar kämmte und ging. Harmas begab sich unter die Dusche. Er duschte abwechselnd heiß und kalt und versuchte, dabei ruhiger zu werden.
Es dauerte, bis er mit Duschen fertig war. Dann öffnete er die Kabinentür und erschrak. Ein großer, hagerer Mann mit scharf geschnittenem Raubvogelgesicht und zwei bullige Schlägertypen standen vor ihm. Zwei davon, den Hageren und den mit den dürren Armen und Beinen, kannte Harmas vom Sehen.
Instinktiv wollte Harmas die Tür der Duschkabine zuwerfen, obwohl sie kaum einen Schutz darstellte. Einer, dessen dürre Gliedmaßen ungeheuer stark waren, trat kräftig gegen die Kunststofftür.
Harmas prallte gegen die Kachelwand. Er und ein anderer packten ihn und rissen ihn nackt aus der Duschkabine. Der dritte versetzte Harmas mehrere brutale Schläge mit dem Griff seines Revolvers.
Harmas wollte um Hilfe schreien. Aber einer packte ihn bei der Kehle und schüttelte ihn. Harmas wehrte sich mit dem Mut der Verzweiflung. Doch gegen drei kräftige, brutale Gangster stand er allein auf verlorenem Posten.
Seine Kollegen waren fort, entweder fertig mit Duschen, oder sie hatten den Umkleideraum hastig verlassen. Von den Aqueduct Cops war auch nichts zu sehen.
Einer der Gangster verdrehte Harmas den Arm und legte ihm den Unterarm über die Kehle. Ein anderer packte den freien Arm. Der dritte zückte ein Bowiemesser. Er zielte auf Harmas' Unterleib.
Der Aqueduct Cop taumelte aus dem Gebüsch und hielt sich stöhnend den Kopf. Er wankte...
| Erscheint lt. Verlag | 21.6.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner |
| ISBN-10 | 3-7517-8139-0 / 3751781390 |
| ISBN-13 | 978-3-7517-8139-8 / 9783751781398 |
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