Pepe Poseidonios - der kleine Stoiker aus dem Atlantik
Carsten Adler ist Philosoph und Religionswissenschaftler. 1981 in der Rattenfängerstadt Hameln geboren, spielten Märchen seit seiner Kindheit eine einflussreiche Rolle. Nicht nur seine Geburtsstadt, sondern auch der Bezug zur Umgebung Hamelns haben ihn geprägt: Bodenwerder, einstiger Wohnort von 'Münchhausen', der Reinhardswald, der die Inspiration für 'Dornröschen' bot oder auch Polle, die Heimat des 'Aschenputtel'. Heute lebt er in Hannover, doch da seine Familie in ganz Europa verteilt lebt, versteht er sich als Weltbürger und fühlt sich an verschiedenen Orten zuhause, denn: 'Das wahre Zuhause liegt im eigenen Selbst.'
...
Einen kurzen Moment zögerte er. Seine Mutter und sein Vater hatten ihm immer gesagt, niemals solle er von Fremden etwas annehmen. Aber so ganz fremd schien die Libelle nicht zu sein, schließlich sagte sie ja, dass sie seine Familie kenne. Außerdem war sie eine Fee. Und sich einen Wunsch erfüllen zu lassen, das dürfte man sich doch nicht entgehen lassen!
"Na, was ist denn nun, junger Mann? Ich habe noch zu tun. Soll ich nun einen Wunsch erfüllen oder nicht? Wenn ja, dann aber jetzt sofort und ohne langes Hin und Her!", pfiff die Libelle ihm um die Ohren. Oh, jetzt fühlte sich Pepe ein bisschen unter Druck gesetzt! Wie sollte er so schnell wissen, was sein größter Wunsch war? Aber plötzlich fiel es ihm ein. Einmal so weit schauen können wie sein Freund Jesse und so frei wie die Möwen da oben am Himmel sein - und auch die Libelle konnte ja schließlich fliegen. Das musste wunderbar sein! "Ich will fliegen!", rief er.
"Na, das ist ja nichts Aufregendes, das wird gemacht", sagte Frau Libelle völlig unbeeindruckt und flatterte davon. Wie? So einfach ging das? Irgendwie seltsam, was hier gerade vor sich ging. "Und nun?", dachte sich Pepe und schaute sich um. - Nichts geschah.
Doch plötzlich wurde ihm ganz schummrig, gerade so wie ein Schwindelgefühl. Er konnte sich kaum aufrecht halten. Irgendwie wurde alles plötzlich ganz weich und leicht. Er versuchte noch, sich im Wasser festzuhalten, was selbstverständlich keine erfolgsversprechende Idee war, und so schwebte er plötzlich wie ein Luftballon über die Wasseroberfläche. Er bekam eine riesige Angst. So hatte er sich das aber nicht vorgestellt! Immer weiter schwebte er nach oben, ohne zu wissen, wie er auf seine Flugrichtung Einfluss nehmen sollte. Der Wind peitschte um seinen nassen Körper und ihm wurde kalt. Einige der Fische, die Pepe ja nur als schwimmende Kollegen kannte, staunten. Einige erschraken und einige schauten recht besorgt. Immer weiter schwebte Pepe Richtung Himmel. Und auch wenn die Aussicht ihn wirklich beeindruckte, so war seine Angst doch so groß, dass von Freude über seinen erfüllten Wunsch gar keine Rede mehr sein konnte. Nicht einmal rufen konnte er, so gelähmt fühlte er sich vor Schreck.
"Meine Güte", dachte er sich, "so war das doch alles gar nicht gedacht! Ich meinte doch fliegen so wie die Libelle, so wie die Möwen und vor allem so wie Jesse. So, dass ich selbst steuern kann, wo ich hin will, so, dass ich auf und ab und hin und her schwinge. Aber ich wollte doch nicht wie ein aufgeblähter Luftballon einfach nur vom Wind hilflos hin und her getrieben werden!" Wenn er mit den Armen ruderte, so kam er kaum ein Stück von der Stelle. Schließlich hatte er nun einmal keine weit schwingenden Flügel und seine Arme schleuderten nur in der Luft herum, ohne sich auf seine Flugrichtung auswirken zu können. Wie er nach oben, geschweige denn nach unten schweben konnte, davon hatte er nicht im Geringsten eine Ahnung. Und mit den Beinen und Füßen zu strampeln, brachte keinerlei Erfolg.
Er begann zu weinen und fühlte sich so einsam und verloren wie noch nie in seinem Leben. Was hatte er da bloß getan? Hätte sich die Libelle nicht denken können, dass er mit 'Fliegen' etwas anderes meinte, als einfach regungslos gen Himmel zu schweben? Er wurde jetzt nicht nur traurig, sondern auch wütend auf die Libelle, da er sich betrogen fühlte.
...
Aber - Moment mal - genau das war es ja, wovor Jesse auch immer geflohen war. Als stille Taube war er nie da zu finden gewesen, wo die Möwen laut schrien. Stattdessen konnte Pepe seinen lieben Jesse immer nur in den stillen Weiten über dem Ozean finden, wenn der ganz allein, ganz friedlich seine Runden zog. Geschrien hatte Pepe bisher nie, um Jesse zu rufen, sondern Jesse war immer einfach nur da, wo es friedlich und ruhig war. Schweigend warf er Pepe dann ein Lächeln zu oder eine stille Geste. Wenn Pepe sich nun also so nach Jesses Hilfe sehnte, so sollte er sich ein Beispiel an dessen frie
| Erscheinungsdatum | 22.07.2025 |
|---|---|
| Zusatzinfo | s/w Zeichnungen |
| Verlagsort | Göppingen |
| Sprache | deutsch |
| Maße | 105 x 150 mm |
| Themenwelt | Literatur ► Märchen / Sagen |
| Schlagworte | Märchen für Erwachsene • Selbsterkenntnis • Stoa • Stoiker • Stoizismus |
| ISBN-10 | 3-95544-189-X / 395544189X |
| ISBN-13 | 978-3-95544-189-0 / 9783955441890 |
| Zustand | Neuware |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
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