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Archidamos (eBook)

Der Krieg, der auch den Sieger verschlingt. Memoiren eines Königs von Sparta

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025
250 Seiten
BoD - Books on Demand (Verlag)
978-3-8192-3695-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Archidamos - Georg Jankowiak
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Der Ort: Sparta, also der Kriegerstaat der Antike schlechthin. Die Person: Archidamos, einer der zwei Oberkommandierenden Spartas. Die Zeit: vor über 2400 Jahren! Und doch äußert Archidamos Gedanken, die so aktuell sind, dass man im Vergleich meinen könnte, heutige amtierende Politiker kommen aus der Steinzeit. Da ist bei Archidamos der Gedanke, dass ein Krieg zwischen gleich starken Gegnern ein Abnützungskrieg wird. Da ist der Gedanke, dass bei der Beurteilung eines solchen Krieges die Erwartung eines schnellen und sicheren Sieges reines Wunschdenken ist. Da ist die Ablehnung von Wunschdenken, da dies eines echten Strategen unwürdig ist. Da ist die Einsicht, dass man vor dem Lostreten eines solchen Krieges wirklich alle anderen Schritte so gehen muss, dass Provokationen ausgeschlossen sind. Da ist die Einsicht, dass man vor dem Beginnen eines solchen Krieges eine ehrenvolle Exit-Strategie haben muss, oder den Krieg erst gar nicht anfangen sollte. Da ist die Vorsicht davor, sich als Führungsmacht von laut klagenden Alliierten in einen Krieg hineinziehen zu lassen: man lese hier im Buch die Rede der Korinther. Man könnte meinen, dass dies die Worte von heutigen Staaten sind, die um Unterstützung bitten. Und auch da ist Archidamos aktuell: Er ist der eigentliche Erfinder eines Nachrüstungs-Beschlusses, den ja auf den ersten Blick Helmut Schmidt erfunden hat. Ich habe diese Gedanken von Archidamos aus der primären Quelle über ihn entnommen: aus der Geschichte des Peloponnesischen Krieges des Thukydides, eines Zeitzeugen. Und da, wo sich die Rekonstruktion anderer, naheliegender Gedanken anbot, habe ich diese den überlieferten Gedanken hinzugefügt. Videant consules ne quid detrimenti capiant genus humanum orbisque terrarum!

Der Autor ist studierter Altphilologe, woraus sich auch die Kenntnis des Altgriechischen erklären: Ein Student des Lateinischen muss auch Lektürefähigkeit im Altgriechischen nachweisen. Diese Kenntnisse wurden ergänzt durch das Studium der Geschichte, wobei ein Schwerpunkt die Geschichte des Altertums war. Schon seit der Kindheit beschäftigte den Autoren das Thema Krieg und Frieden, da Vater und Mutter in unterschiedlichster Weise sehr häufig vom 2. Weltkrieg erzählten. Beide Eltern hatten in ihm und durch ihn persönlich gelitten. Zu seiner ersten Lektüre gehörten Abenteuergeschichten, Schilderungen von Kriegen und Eroberungen, Biografien von sogenannten Kriegshelden. Der nächste Impuls zum Thema erfolgte in der Schulzeit gerade durch die Fächer Geschichte und Latein. Damals waren beide Fächer noch stark militärisch geprägt. Der Blick aus dieser Prägung erfuhr eine wesentliche Weiterung durch das Studium. Der Autor studierte bei Professor Hahlweg, dem führenden Clausewitzforscher seiner Zeit, der sich unter dem Eindruck der sogenannten Nachrüstungsdebatte für die Friedensforschung geöffnet hatte. Der Autor war von dieser Verbindung von Militärgeschichte und Friedensforschung fasziniert. Hieraus entstand die weitere Beschäftigung mit dieser besonderen Kombination zweier Sichtweisen. Auch wenn beruflich oft wenig Zeit blieb, so hörte die Beschäftigung mit Kriegführung und Friedensführung nie auf. Von diesem Standpunkt beobachtete der Autor die Zuspitzung des Konflikts von Nato und Russland seit langem mit steigender Sorge. Regelrecht alarmiert wurde er zum Jahreswechsel 2021 zu 2022, als der Konflikt in den jetzigen Krieg abglitt. Von da lag es für den Autoren nahe, sich in der Geschichte nach ähnlichen Erscheinungen umzusehen, denn die Geschichte ist ja die gesammelte Erfahrung des Menschengeschlechts. Oder, um es mit Professor Hahlweg zu sagen: Der Autor suchte in der Tiefe des historischen Erfahrungsraumes.

Die einleitenden Kapitel


Archidamos' eigenes Vorwort.


„Ein Autor aus Sparta??? Das ist ja unerhört!“

Wenn Du, Leser aus Byzantion oder Patras oder Smyrna, schon von diesem Buch gehört haben solltest, denkst Du sicher, dass es sich um ein – wie die Barbaren sagen - „Fake“ handelt.

'Es hat noch nie einen Spartiaten als Autoren gegeben!' so sagt alle Welt.

Und man drückt mit dieser Feststellung aus, dass man allgemein die Tatsache, dass Spartiaten nicht schreiben, für so unumstößlich hält wie wir Spartiaten die Gesetze unseres Lykourgos.

Auch für mich galten die heilsamen Gesetze unseres Gesetzgebers Lykourgos uneingeschränkt, sie formten den Kosmos, in dem ich lebe und in dem ich geformt wurde. Für mich galten sie in besonderem Maße! Denn als Spross eines der Geschlechter, aus welchem die Könige in Sparta stammen, waren sie umso bindender, als ich als „König“ für die religiöse Absicherung meiner Mitbürger verantwortlich bin.

In dieser Sicherheit wuchs ich auf, hielt in meiner Jugend die Vorschriften des Lykourgos und unseren Kosmos für unwandelbar, unverrückbar wie die Sonne. Jetzt aber, am Ende meines Lebens, erfüllt mich ein anderes Gefühl:

Ich habe jetzt ANGST!

Nein, nicht diese Angst von Feiglingen davor, dass mir etwas passieren könnte. Das verbieten schon die Gesetze unseres Lykourgos! Nein, Angst vor dem, was sich nicht fassen lässt, nicht greifen oder angreifen lässt, nicht niederwerfen lässt, wie man normalerweise einen unserer Feinde niederwirft.

Angst, weil ich spüre, dass bei uns im Innern der Bürgerschaft etwas entgegen den Regeln des Lykourgos anwächst, obwohl sich alle an diese Gesetze halten - geradezu verzweifelt halten.

Angst, weil ich spüre, dass auch die Welt außerhalb unserer spartanischen Welt sich stürmisch verändert. Ich stoße immer wieder bei meinen Überlegungen zur Politik darauf, dass die Wege, die wir bisher - getreu den Geboten des Lykourgos - beschritten, nicht mehr ans Ziel führen; dass da Hindernisse auftauchen, die den geraden, den einfach erscheinenden Weg blockieren.

Und die größte Angst habe ich davor, dass die meisten meiner Mitbürger mir ausweichen, wenn ich diese Sorgen anspreche. Sie - geerdet in ihrem Kosmos - wollen keine Veränderungen! Und auf meine Vorhaltungen, dass diese Veränderungen schon da sind, dass sie sich auf sie mit genau derselben Disziplin im Geiste vorbereiten müssten, wie sie diese Disziplin bei den Leibesübungen und den Kämpfen zeigen – darauf reagieren sie mit vollkommenem Unverständnis, Gleichgültigkeit oder wütender Ablehnung.

Ich also, der eigentlich nicht existente Autor aus Sparta, schreibt dies für mich selbst auf – gegen das Ersticken. Ich hoffe, dass meine Ängste nach meinem Tode sich als irreal erweisen werden. Dann können diese für Sparta ungewohnten Gedanken mit diesem Buch vernichtet werden. Dann brauchen sich meine Mitbürger nicht an diesen Tabubruch, den eines schreibenden Spartaners, gewöhnen.

Falls aber meine Ängste reale Entwicklungen voraussehen, so soll dieses Buch nach meinem Tod von Nutzen sein. Vielleicht hilft es unter den Hellenen, denjenigen, die einmal in ähnlichen Umständen handeln müssen. Für sie, die Nachgeborenen, werde ich manches, was uns Zeitgenossen sofort verständlich war, erklären müssen. Und noch mehr Dinge werde ich in eigenen Kapiteln erklären müssen, falls das Buch zu den Nicht-Griechen unseres Mittelmeeres gelangen sollte. Du, Hellene, kannst ja diese Kapitel überspringen.

Schließlich bitte ich den Geist unseres Lykourgos um Vergebung! Ich,der ich aus dem innersten Kreis derer stamme, die sich „die Gleichen“ nennen, kann Sachverhalte, die immer vielfältiger werden, nicht mehr auf lakonische Weise behandeln. Nicht so, wie ich es eigentlich müsste, nämlich mit möglichst wenigen Worten und einfachen Sätzen.

Es geht nicht! Es geht nicht mehr!

Noch vor 50 Jahren konnte unser Leonidas die von Worten überquellende Aufforderung des Großkönigs, doch gefälligst unsere Sperre am Thermopylen-Pass zu räumen, auf lakonische Weise beantworten: „Beweg' Dich, nimm sie!“ Eine Ausdrucksweise, die man dem Großkönig erst einmal erklären musste!!!

Ich hier kann die heutige labyrinthische Situation nicht mehr mit einfachen Hauptsätzen schildern, die - wie früher - Imperative oder Infinitive statt vollständiger Verben enthalten, und Hauptsätze statt eines Gefüges aus Hauptsätzen und Nebensätzen. Ich muss un-lakonisch schreiben!

Vergebt, Mitbürger, dass ich gezwungen bin oft wie einer dieser schwatzhaften Athener zu schreiben, ja, manchmal sogar wie einer von deren Rhetoren, die sagen, dass man jeden lehren kann so zu reden, dass er allen alles beweisen kann. Bei diesen Zwergen der Rhetorik geht es um künstliche Übungen ---- mir hier geht es darum drohende Katastrophen angemessen zu beschreiben.

Meine hellenische Welt ein erster Überblick


Dann, wenn ich nicht mehr sein werde, sind es vielleicht nicht nur Hellenen, die dies lesen werden, sondern auch Menschen aus anderen Ländern rund um unser Meer. Besonders dürften sich die Perser, die Ägypter und die Punier aus Karchedon aus meinen Gedanken Ratschläge für die Gestaltung ihrer eigenen Verhältnisse versprechen.

Wenn diese Voraussetzung zutrifft, kann ich nicht davon ausgehen, dass in späteren Zeiten Menschen aus anderen Räumen die nötige Kenntnis besitzen um meine Gedanken richtig einordnen zu können. Auch Hellenen werden lange nach meinem Tod andere Verhältnisse in Hellas antreffen. Sie besonders werden dann diese Beschreibung des Hellas vor dem Großen Krieg schätzen, auch wenn sie wohl nur mit Wehmut von diesem früheren Hellas lesen werden.

Erfahre also, Leser, grundlegende Informationen zur Welt der Hellenen zu meiner Zeit.

Die Entwicklung hin zu meiner Zeit: Großgebiete, Poleis und kleinräumige Bündnisse


Ich will für Dich eine grobe Gliederung unseres Siedlungsgebietes vornehmen, denn das, was Seeleute und Händler berichten, ist oft eine ungenaue Übertreibung dessen, was sie auf ein oder zwei Fahrten gesehen haben mögen.

Nahezu alle Hellenen bewohnen ein Land voller Berge und Täler, beide Landschaftsformen wechseln sich kleinräumig ab.

Wir Spartaner bewohnen die südliche Seite Halbinsel des Pelops, des Peloponnes. Wir beherrschen neben dem Tal, auf das der Taygetos blickt, eines der alten eingeborenen Völker, die Messenier. Neben uns und diesen gibt es noch die Argiver um Argos, die Achäer zum korinthischen Golf hin, die Eleaten um Elis herum und die Arkadier in der Mitte, im Raum nördlich von uns. Der Peloponnes selbst mündet in drei Halbinseln, wie dies bestimmte Ahorn-Bäume tun, bei denen man von den eigentlich fünf Fingern nur drei ausgeprägte sieht. Er selbst ist ebenfalls eine Halbinsel, denn er ist mit dem übrigen Hellas durch den Isthmos von Korinth verbunden.

Jenseits des Isthmos, ganz im Südosten des Festlandes liegt die Heimat der Athener, Attika. Nach Norden zu schließen sich dann Böotien, Thessalien und noch weiter nördlich Epirus und Makedonien an. Thessaliens und Makedoniens Oberfläche nimmt sogar manchmal die Form einer Ebene haben, was fast untypisch ist für Hellas, das ja gebirgig ist. Dort in Makedonien spricht man auch eine Art der hellenischen Sprache, wir im Süden aber betrachten diese Einwohner der Nordregionen als Halbbarbaren.

Im Osten von Attika, jenseits des Meeres, also schon in Asien, liegt Ionien mit seinen von Hellenen besiedelten Küstenstädten. Die Landverbindung zwischen Festlands-Hellas und Ionien heißt Thrakien. Der Westteil Thrakiens weist wie der Süden der Peloponnes wieder die Gestalt dieser dreifingrigen Blätter auf – in meinen Tagen entbrannte auf dem westlichen Finger einer der letzten Anlässe für den Großen Krieg: Poteidaia.

Die vielfältige Inselwelt zwischen Festlands-Hellas und Ionien nennt man Ägäis, die weniger zahlreichen Inseln westlich des Peloponnes werden zusammen als die Ionischen Inseln bezeichnet. Dort entwickelte sich der andere Anlass zum Großen Krieg.

Frage mich bitte nicht, aufmerksamer Leser, weshalb die Inseln, die am weitesten von Ionien entfernt sind, Ionische Inseln genannt werden! Die Antworten auf manche Rätsel sind tief in der Vorzeit verborgen.

Mein Land ist – wie gesagt – sehr gebirgig, über fast allen Hellenen ragen adlergestaltige Berge auf. Von einem Tal zum anderen winden sich die Wege hoch, sodass man oft Tage von einem zum anderen Tal braucht. Unsere langen Küsten sind sehr reich an Buchten und natürlichen Häfen, also Plätzen, die sich zur Gründung von Seefahrerstädten geradezu anbieten. Diese Gestalt des Binnenlandes und der Küsten bringt es mit sich, dass viele untereinander unabhängige, autonome Städte entstanden sind, die in einem unaufhörlichen, mal freundlichen, mal kriegerischen Austausch sind. Wir nennen diese Städte, die ja eigentlich Städte und...

Erscheint lt. Verlag 12.5.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Antikes Sparta • Friedensführung • Militärgeschichte • Peloponnesischer Krieg • Thukydides
ISBN-10 3-8192-3695-3 / 3819236953
ISBN-13 978-3-8192-3695-2 / 9783819236952
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