Ransom Canyon (eBook)
352 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-3705-6 (ISBN)
Ransom Canyon - jetzt bei NETFLIX!
Eine unendliche Landschaft, atemberaubend schön und manchmal unbarmherzig: Das ist Ransom Canyon im Westen von Texas. Mutige Cowboys und reiche Rancher, liebevolle Familien, geheimnisvolle Einzelgänger, alte Dorfbewohner und Neuankömmlinge - sie alle treffen hier schicksalhaft aufeinander. Und finden manchmal sogar die große Liebe.
Rancher Staten Kirkland, der letzte Nachfahre des Gründervaters von Ransom Canyon, hat zweimal im Leben einen schweren Verlust erlitten. Immer wenn ein Sturm aufzieht, drohen ihn dunkle Erinnerungen zu überwältigen. Dann flieht er zu der schönen, zurückgezogenen Quinn O'Grady, sucht einen Abend lang Trost in ihren Armen. Er ahnt nicht, dass sie ein schmerzliches Geheimnis hat. Und dass ihr nur die Hoffnung auf seine Liebe jenseits aller Verschwiegenheit Kraft gibt ...
1. KAPITEL
Staten
Staten Kirkland zog seinen Cowboyhut tiefer ins Gesicht, als er sich in den Wind drehte. Von Norden her nahte ein höllischer Wintersturm, und er würde schnell reiten müssen, um zurück nach Hause zu kommen, bevor das Unwetter seine volle Kraft entfaltete. Sein neues Pferd, das er letzte Woche gekauft hatte, war unerfahren und verängstigt von den Blitzen. Staten hatte keine Zeit, die Handschuhe in seiner Gesäßtasche anzuziehen. Er musste losreiten.
Als die graue Stute protestierend bockte, wickelte er die Zügel um die Hand. Das Leder schnitt in seine Handfläche, als er um die Kontrolle über das Pferd und die Erinnerungen kämpfte, die so drohend über ihm hingen wie die dunklen Wolken am Himmel.
In jener Nacht vor fünf Jahren hatte es in Strömen geregnet, nur war er nicht auf seiner Ranch gewesen, sondern gefangen im Flur des fünfzig Meilen entfernten Bezirkskrankenhauses. An einem Ende des Flurs hatte sein Sohn Randall gelegen und um sein Leben gekämpft, am anderen hatten sich die schreienden Reporter hinter dem Eingang gedrängt und Neuigkeiten verlangt.
Alles, was sie interessierte, war die Tatsache, dass der Großvater des Jungen ein Senator der Vereinigten Staaten war. Niemand hatte sich darum geschert, dass Staten versuchte, sie zurückzuhalten. Sie wollten nur ihre Schlagzeile. Und das Einzige, was Staten wollte, war, dass sein Sohn lebte.
Aber er hatte nicht bekommen, was er wollte.
Staten Kirklands einziges Kind und Senator Samuel Kirklands einziger Enkel war in jener Nacht gestorben. Die Reporter hatten ihre Schlagzeile bekommen, zusammen mit Bildern von Staten, wie er durch die Doppeltüren stürmte und auf jeden einschlug, der versuchte, ihn aufzuhalten. Er hatte zwei Reporter und einen Praktikanten auf dem Boden zurückgelassen, war aber nicht langsamer geworden.
Er war hinaus in den Sturm gerannt. In jener Nacht war ihm der Regen egal gewesen. Sein eigenes Leben war ihm egal gewesen. Zwei Jahre zuvor hatte er seine Frau verloren und jetzt würde er seinen Sohn wegen eines Autounfalls neben ihr begraben. Er musste vor dem Schmerz davonlaufen, der so tief in seinem Herzen saß, dass er nie heilen würde.
Fünf Jahre später tobte nun erneut ein Sturm, aber der Schmerz in seinem Inneren hatte nicht nachgelassen. Er ritt auf dem halbwilden Pferd zu seiner Ranch. Regen vermischte sich mit Tränen, die er niemanden sehen ließ. In jener Nacht hatte er sterben wollen. Er war ganz allein. Die Krankheit seiner Frau hatte Vater und Sohn verbittert und verloren zurückgelassen. Wenn sie nicht gestorben wäre, hätte Randall sich vielleicht anders entwickelt. Wäre ruhiger gewesen. Wäre er mit ihrer Liebe aufgewachsen, wäre sein Junge vielleicht nicht so wild gewesen. Hätte sich nicht für so unbesiegbar gehalten.
Doch die Fahrt auf einer kurvenreichen Straße mit über hundert Meilen pro Stunde – hundertsechzig Stundenkilometern – hatte ihn das Leben gekostet. Das Auto, das ihm sein Großvater einen Monat zuvor zu seinem sechzehnten Geburtstag geschenkt hatte, war auf dem Weg zum Ransom Canyon aus der Kurve getragen worden und hatte sich überschlagen. Die Zeitungen hatten einen Sanitäter zitiert: „Gott sei Dank war niemand bei ihm. In diesem Sportwagen hätte keiner überlebt.“
Staten wünschte sich, er wäre bei seinem Jungen gewesen. An dem Tag, als er Randall neben seiner Frau begraben hatte, hatte er sich innerlich tot gefühlt, und er fühlte sich jetzt noch immer tot, als die Erinnerungen ihn überwältigten.
Im tobenden Sturm ritt er dicht am Rand des Canyons entlang und wünschte sich fast, die zerklüftete Erde würde auch ihn einfordern. Aber er war die fünfte Generation von Kirklands auf diesem Land. Nach ihm würde es keine Kirklands mehr geben und er würde nicht kampflos aufgeben.
Während des wilden Ritts erinnerte er sich an sein abgrundtiefes Entsetzen, als er seinen Sohn aus dem Wrack gezogen hatte, so verletzt und blutüberströmt, dass selbst er ihn nicht mehr erkannt hatte. In jener Nacht war Kirkland-Blut über den roten Staub des Canyons geflossen.
Staten spürte, wie sein Herz im Takt mit den donnernden Hufen seines Pferdes schlug. Als er durch das Tor der Double K Ranch ritt und das Pferd zur Scheune galoppieren ließ, atmete er tief durch. Er wusste, was er zu tun hatte. Als er aufblickte, sah er, dass Jake an der Scheunentür stand und auf ihn wartete. Das Rodeo hatte Spuren bei dem alten Mann hinterlassen, aber Jake Longbow war immer noch der beste Mitarbeiter auf der Ranch.
„Trockne sie ab!“, brüllte Staten über den Sturm hinweg, als er Jake die Zügel reichte. „Ich muss weiter.“
Der alte Cowboy nickte kurz, als hätte er schon gewusst, was Staten sagen würde. „Ich habe alles im Griff, Mr. Kirkland.“
Staten lief über die hintere Koppel und stieg in den riesigen Dodge mit Allradantrieb. Der Truck mochte zwar Diesel in rauen Mengen schlucken und sich holprig fahren, aber falls er heute Nacht von der Straße abkommen sollte, würde Staten sich nicht damit überschlagen.
Eine halbe Stunde später und zwanzig Meilen nördlich von Crossroads, Texas, fuhr er schließlich langsamer und bog auf eine Farm ein. Das Schild mit der Aufschrift „Lavendelweg“ hatte einige Einschusslöcher und musste dringend gestrichen werden. Selbst im Regen roch die Luft hier nach Lavendel. Er hatte es bis zu Quinns Haus geschafft. Eine einsam gelegene kleine Farm ohne Nachbarn in der Nähe.
Quinn O’Gradys Heim erinnerte ihn immer an ein kunstvolles Puppenhaus: bunt bemalte Fensterläden und überall geschwungene Holzverzierungen. Die Leute sagten, das Haus sei so extravagant wie die Besitzerin unscheinbar. Aber Staten hatte sie nie so gesehen. Sie war schüchtern, war schon in der Grundschule für sich geblieben, aber sie war eine selbstbewusste Frau. Auf dem wertlosen Land, das ihre Eltern ihr hinterlassen hatten, hatte sie sich eine Existenz aufgebaut.
Er hatte vielleicht nie mehr als „Hallo“ zu ihr gesagt, aber Quinn O’Grady war die beste Freundin seiner Frau gewesen. Selbst nach der Hochzeit hatte Amalah noch regelmäßig Mädelsabende mit Quinn verbracht.
Gemeinsam hatten die beiden Frauen im Herbst Pfirsiche eingemacht und Quilt- und Töpferkurse in der Kirche besucht. Sie fuhren nach Dallas zu einer Kunstausstellung oder nach Canton zum größten Flohmarkt der Welt. Er konnte gar nicht zählen, wie oft seine Frau in Quinns alten grünen Pick-up gestiegen war und ihm einfach zugerufen hatte, dass sie einkaufen gingen, als wäre das alles, was er wissen musste. Meistens waren sie mit nichts als einem strahlenden Lächeln zurückgekommen.
In den ersten Jahren hatte Quinn nicht viel mit ihm gesprochen, aber sie war seiner Frau eine gute Freundin gewesen und nur das zählte. Als es mit Amalah zu Ende ging, hatte Quinn bei ihr im Krankenhaus gesessen, damit er nach Hause gehen, duschen und sich umziehen konnte. In jenem letzten Monat schien sie immer in der Nähe zu sein. Die beiden Frauen waren ihr ganzes Leben lang beste Freundinnen gewesen und das waren sie bis zum Ende geblieben.
Staten lächelte nicht, als er vor Quinn O’Gradys Haus den Motor abstellte. Er lächelte nie. Nicht mehr. Jahrelang hatte er hart gearbeitet, weil er dachte, er würde die Double K Ranch an seinen Sohn weitergeben. Wenn Staten starb, würde die Ranch wahrscheinlich versteigert werden, um die Kandidatur seines Vaters für den Senat zu unterstützen. Oder, wer weiß, vielleicht kandidierte der alte Mann das nächste Mal auch für den Gouverneursposten.
Obwohl Samuel Kirkland schon in den Sechzigern war, hielt ihn seine vierte Frau jung, jedenfalls behauptete er das. Er hatte sich nie besonders für die Ranch interessiert und hatte keine Nacht auf Kirklands Boden verbracht, seit Staten das Anwesen übernommen hatte.
Statens Gedanken wurden unterbrochen, als Quinn die Haustür öffnete und zu ihm hinausschaute. In der Hand hielt sie ein großes Handtuch. Sie lehnte sich gegen den Türrahmen und wartete darauf, dass er aus dem Wagen stieg und hereinkam. Sie war groß, fast eins achtzig, und trug ihre übliche schlichte Kleidung.
Er konnte sich Quinn nicht in Stöckelschuhen vorstellen. Ihr Haar war immer zu einem langen Zopf geflochten, der ihr über den Rücken fiel. Seit dem ersten Schuljahr trug sie Jeans, nur damals hatte sie noch zwei Zöpfe gehabt.
Komisch, dachte Staten, als er ausstieg und durch den Regen rannte, eine Frau, die nichts mit Rüschen oder Spitze zu tun haben will, lebt in einem Puppenhaus.
Auf der Veranda schüttelte er sich wie ein großer, nasser Hund.
Quinn reichte ihm das Handtuch. „Als ich gesehen habe, dass ein Sturm aufzieht, dachte ich mir, dass du kommst. Zieh die schlammigen Stiefel aus. Zum Abendessen gibt’s Suppe. Ich habe Tacosuppe gemacht, als ich die Wolken von Norden heranziehen sah.“
Niemand kommandierte Kirkland herum. Niemand. Nur hier, in ihrem Haus, tat er, was sie sagte. Er würde vielleicht nie wieder einen Funken Liebe in sich haben, aber trotzdem respektierte er Quinn.
Seine Sporen klirrten, als er die Stiefel auf die Veranda stellte. Ohne Schuhe war er nur ein paar Zentimeter größer als sie, aber mit seinen breiten Schultern wahrscheinlich doppelt so schwer. „Hast du bei den Wolken vielleicht auch an Kokoskuchen gedacht?“
Sie lachte leise. „Ist im Ofen. Ich hole ihn gleich raus.“
Während das Gewitter vor ihrem Küchenfenster...
| Erscheint lt. Verlag | 27.5.2025 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Cora Film Edition |
| Übersetzer | Petra Pfänder |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
| Schlagworte | Besitz • bücher für frauen • Cora • cora bücher • cora liebesromane • cora neuerscheinungen • cora romane • Cora Verlag • cora verlag kindle • Crossraods • eBook • ebook liebesroman • Familieneschichte • Familiensaga • Farmer • Farmleben • Frauenroman • Geschwisterbeziehungen • Kleinstadt • Kriminalität • Leidenschaft • Liebesgeschichte • Liebesroman • Rancher • Rivalität • Romantische Bücher • schwierige Vergangenheit • Stolz • Texas |
| ISBN-10 | 3-7515-3705-8 / 3751537058 |
| ISBN-13 | 978-3-7515-3705-6 / 9783751537056 |
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