Ein Mord mit Macaron (eBook)
155 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-3244-1 (ISBN)
Clémence Damour kehrt nach Paris zurück, um das Familienunternehmen zu leiten - eine berühmte Patisserie, die für ihre köstlichen Gourmet-Backwaren weltweit bekannt ist. Um sich bei der Hausmeisterin, la gardienne, beliebt zu machen, überrascht Clémence sie mit einer Box ihrer Macarons. Doch am nächsten Morgen wird die halbleere Schachtel neben der leblosen Hausmeisterin gefunden.
Von der Polizei wird Clémence vorschnell des Mordes beschuldigt, was ihr Leben komplett auf den Kopf stellt. Entschlossen, ihren Namen reinzuwaschen und das Rätsel zu lösen, begibt sich Clémence selber auf die Suche nach dem wahren Täter ...
Auftakt der neuen Cosy Crime Serie von Harper Lin - inklusive Rezepte für köstliche Macarons.
Harper Lin ist USA Today-Bestsellerautorin mehrerer cosy Crime Serien.
Wenn sie nicht gerade liest oder Krimis schreibt, geht sie gerne zum Yoga, wandert oder backt mit Freunden und Familie. ?
Kapitel 2
Clémence schlenderte zur Avenue Kléber und erfreute sich an den architektonischen Details der Häuserfassaden. Sie hatte es nicht eilig, denn in der Nummer 14 wartete niemand auf sie – außer ihrem Hund Miffy, der bei Nachbarn untergekommen war.
Als Clémence vor zwei Jahren zu ihrer Reise aufgebrochen war, war sie auch aus der Wohnung ausgezogen, die sie sich mit ihrem damaligen Freund Mathieu in Le Marais geteilt hatte. Nach ihrer Rückkehr würde sie zunächst bei ihren Eltern wohnen. Das Timing war nahezu perfekt. In der Woche zuvor waren die Damours zu ihrem eigenen Reiseabenteuer aufgebrochen. Ein halbes Jahr wollten sie in Tokio und Hongkong verbringen, um dort weitere Damour-Filialen zu eröffnen.
Die ursprüngliche Filiale der Patisserie-Kette Damour befand sich im 16. Arrondissement von Paris, unweit des Apartments, das die Familie mittlerweile bewohnte. Vorher hatten sie in einem Vorort der Hauptstadt gelebt. Ihre Eltern waren beide Konditoren, ihr Vater Franzose, ihre Mutter Amerikanerin. Sie hatten sich an einer Pariser Konditorschule kennen- und lieben gelernt und nach einer Blitzhochzeit gemeinsam ein Unternehmen gegründet. Mit Damour waren sie reich geworden. Ihre klassischen französischen Süßspeisen mit amerikanischem und internationalem Einfluss hatten sich unter den Einheimischen rasch großer Beliebtheit erfreut. Daraufhin waren zwei weitere Standorte rund um Paris eröffnet worden.
Die Expansion von Damour war rasch vorangeschritten. Mittlerweile unterhielt die Firma Filialen in ganz Frankreich, etwa in Nizza und Cannes. Auch in New York und London gab es jeweils eine Filiale. Zudem wurden Schokolade, Süßwaren, Tees und Getränkemischungen in Gourmetgeschäften auf der ganzen Welt verkauft. Der Name Damour war zum Synonym für gehobenen süßen Genuss geworden.
Clémence mochte die Filiale im 16. am liebsten. Anfangs war es eine gewöhnliche kleine Patisserie mit wenigen Tischen gewesen. Doch nach dem raschen Erfolg musste das Unternehmen in ein größeres Lokal umziehen. Dort wurde auch ein salon de thé eröffnet, in dem Damen zu Mittag aßen, Jugendliche ihre Hausaufgaben machten und Kunden ihre liebsten Süßspeisen zum Mitnehmen kauften. Es war ein beliebter Treffpunkt für alle Altersgruppen, denn das Lokal war modern, schlicht und »französisch« genug, um eine klassische Marke zu sein, aber nicht so vornehm, dass sich die Gäste nicht trauten, dort einen Nachmittag zu verbringen.
Clémence würde im kommenden Jahr nicht nur die Wohnung und den Hund ihrer Eltern hüten, sondern auch die Geschäfte betreuen, vor allem die Hauptfiliale im 16., nur zwei Minuten von ihrem Apartment entfernt. Clémence hatte zwar die Kunsthochschule besucht, um Malerin zu werden, aber von ihren Eltern hatte sie die Freude am Backen geerbt und viel von ihnen gelernt. Die beiden hofften, dass sie eines Tages zusammen mit ihren Geschwistern den Familienbetrieb übernehmen würde, aber Clémence war sich da nicht so sicher. Sie hegte nach wie vor die Hoffnung, eines Tages als Malerin berühmt zu werden.
An der Avenue Kléber 14 sah Clémence durch das riesige schmiedeeiserne Tor die Hausmeisterin, la gardienne, den Hof fegen. Clémence kannte den Türcode und schob das schwere Tor auf. Die Hausmeisterin war eine stämmige Dame Ende fünfzig mit Knollennase, ihr graues Haar erinnerte an einen Wischmopp.
Als sie Clémence hereinkommen hörte, drehte sie sich um und musterte sie mit zusammengekniffenen Augen.
»Bonjour«, sagte sie grimmig. »Kann ich Ihnen helfen?«
So misstrauisch, wie sie Clémence ansah, hielt sie sie wohl für eine Obdachlose oder Diebin.
»Bonjour, Madame. Je suis Clémence Damour.«
»Ah.« Der Blick der gardienne ließ erahnen, dass sie den Namen zuordnen konnte, aber die Frau lächelte immer noch nicht. »Ich habe Sie nicht erkannt.«
Sie warf ihr einen weiteren missbilligenden Blick zu. Es stimmte zwar, dass Clémence im Moment nicht besonders herausgeputzt war, aber der unhöflich kritische Blick der Hausmeisterin gefiel ihr nicht. Clémence konnte es kaum erwarten, in die Wohnung hochzukommen.
Die gardienne schloss die Tür zu ihrer eigenen Wohnung direkt neben der Eingangstür auf und verschwand dahinter.
Die Hausmeisterin betreute zwei nebeneinanderliegende Gebäude. Zusammen mit zwei weiteren Häusern formten sie einen privaten Innenhof. Die Wohnungen nahmen jeweils die gesamte Etage ein, und jedes Haus verfügte über sechs Stockwerke sowie das oberste Geschoss, in dem früher die Dienstbotenquartiere untergebracht gewesen waren.
Die gardienne wohnte im Erdgeschoss und war dafür zuständig, die Post zu verteilen, die Gemeinschaftsflächen sauber zu halten, das Kommen und Gehen im Haus zu überblicken und kleinere Wartungsarbeiten zu erledigen. Für die Bewohner war es von Vorteil, sich gut mit ihr zu stellen.
Clémence kannte nicht einmal ihren richtigen Namen. Ihre Eltern hatten sie immer nur la gardienne genannt. Sie könnte sie zwar fragen, aber eigentlich wollte sie es gar nicht wissen. Sie war einfach die Hausmeisterin.
Die Frau war launisch, ruppig, neugierig und eine große Tratschtante. Die Bewohner gingen ihr – und ihrem Zorn – nach Möglichkeit aus dem Weg. Clémences Eltern hatten sich so oft über ihre Begegnungen mit der gardienne beschwert, dass Clémence das Gefühl hatte, die Frau bereits gut zu kennen. Dabei hatte sie sie während der Besuche bei ihren Eltern stets nur flüchtig gesehen.
Während ihrer Reise hatten die Anekdoten über die Hausmeisterin sie belustigt, aber jetzt, da sie selbst in der Avenue Kléber 14 wohnen würde, würde sie ihr aus dem Weg gehen müssen, um nicht in Gespräche verwickelt zu werden. Der Pessimismus der gardienne sowie ihre ständigen Beschwerden über die anderen Bewohner und ihre Schimpftiraden über alles und jeden konnten anstrengend sein. Abgesehen von ihrem Job hatte die Frau offenbar wenig im Leben: keine Familie, kein nennenswertes Sozialleben, sie war nicht mal wirklich gesund. Sie hinkte und beklagte sich bei Clémences Mutter oft über Rückenbeschwerden.
Als die gardienne zurückkam, hielt sie etwas in ihrer linken Hand. »Hier sind die Schlüssel, die Ihre Eltern für Sie hinterlassen haben. Der hier ist für das Haupttor, der für die Tür Ihres Hauses und der für Ihre Wohnung.«
»Merci beaucoup.« Clémence setzte ihr höflichstes Lächeln auf.
Sie war froh, dass die gardienne nicht schwatzen wollte, wie sie es offenbar mit ihrer Mutter oft tat. Vielmehr wandte sie sich wieder ihrem Kehrbesen zu.
Der winzige Aufzug, der kaum Platz für zwei Personen bot, brachte Clémence in den fünften Stock. Sie schloss die Tür auf und tippte den Code ein, um die Alarmanlage zu deaktivieren.
Dann ließ sie ihren Rucksack fallen und öffnete als Erstes die Fenster, um Luft und Licht hereinzulassen. Im Hauptflur hingen zwei schimmernde Kronleuchter. Die Wohnung war modern und zugleich bürgerlich eingerichtet: Klassische Gemälde und barocke Möbel mischten sich mit schicken Stücken und abstrakter Kunst. Im Flur hing ein Bild, das eine Gruppe rosafarbener Flamingos zierte. Clémence hatte es mit neunzehn gemalt, und ihre Eltern schätzten es so sehr, dass sie es ausstellten.
Obwohl es in der Wohnung ein wenig muffig roch – nichts, was ein wenig frische Luft nicht beheben könnte –, war Clémence froh, wieder hier zu sein. Alles war noch genauso, wie sie es in Erinnerung hatte. Sie würde das große Apartment für sich allein haben, woran sie sich erst mal gewöhnen musste, nachdem sie während der letzten Jahre in Hostels oder auf den Sofas von Freunden übernachtet hatte. Dadurch kam ihr ihr Zuhause noch größer und prächtiger vor als sonst.
In der Küche fand Clémence kaum etwas zu essen. Ihre Eltern waren schon vor einer Woche abgereist, und ihre Haushälterin würde erst nächsten Mittwoch kommen. Heute war Donnerstag. Sie fand etwas Camembert, eine Flasche pasteurisierte Milch und Boudin-Würste, aber kein Baguette, denn das wäre mittlerweile ohnehin steinhart gewesen. In der Speisekammer fand sie eine Packung Vollkorn-Penne. Sie setzte Wasser für Pestonudeln auf und erhitzte ...
| Erscheint lt. Verlag | 1.5.2025 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Ein Patisserie Krimi |
| Übersetzer | Daniela M. Hartinger |
| Sprache | deutsch |
| Original-Titel | Macaron Murder |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
| Schlagworte | Bücher • Bunburry • cherringham • Cosy Crime • Cozy Crime • Frankreich • Frankreichkrimi • Frankreich Krimi • Helena Marchmont • Mordermittlung • Paris • paris krimi • Patisserie • Patisserie Krimi |
| ISBN-10 | 3-8412-3244-2 / 3841232442 |
| ISBN-13 | 978-3-8412-3244-1 / 9783841232441 |
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