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Gesamtwerk 2 (eBook)

Band 2: Gedichte
eBook Download: EPUB
2025
504 Seiten
BoD - Books on Demand (Verlag)
978-3-8192-5396-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gesamtwerk 2 - Helmuth Dippner, Karl Tischendörfer
Systemvoraussetzungen
13,99 inkl. MwSt
(CHF 13,65)
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Dieser Titel ist der zweite Band des Gesamtwerks von Helmuth Dippner und enthält Gedichte.

Helmuth Dippner war Journalist (Isar Post, Main Echo, Frankfurter Rundschau) und Schriftsteller. Er lebte und arbeitete in Landshut und Aschaffenburg

Der frühe Helmuth Dippner


Foto aus dem Jahr 1948

In anderen Sprachen


Augenmagnet Inserat:

"Wollen Sie

in anderen Sprachen reden?"

Ich spiele mit.

Was kommt in Frage?

Nicht koreanisch,

Urdu oder Kisuaheli.

Nicht unschuldig genug.

Vielleicht füchsisch

oder häsisch.

Schwarzwälder Igel-Dialekte?

Falkisch scheint guttural,

täubisch so weich

wie mit Kreide poliert.

Ich pfeife die spielenden

Hunde der Fantasie

zurück in den Zwinger:

Gesucht wird

ein nützlicher Mann

mit verwertbaren Gaben,

der mit Computern kybernetisch redet.

Das Bleibende


Die Häuser, die du baust: sie sind verfallen,

noch eh sie deiner Enkel Fuß betritt.

Die Wälder, die du pflanzt: sie gleichen Hallen,

in denen friert des späten Wanderers Schritt.

Die Sterne, die du liebst: sie müssen schwinden.

Ein neuer Morgen fegt den Himmel leer.

Du wirst im Spiegel dein Gesicht nicht finden

und deiner Glieder festen Bau nicht mehr.

Doch wirkt ein Bleibendes in allen Dingen

wie Klang im Kerne einer Glocke wohnt.

Das altert nicht mit seinen Jahresringen

und bleibt vor Feuer und vor Sturm verschont.

Hineingeboren in der Welt erkalten,

ein formenträchtig Wechselspiel der Zeit,

aus Maß und Überfluss hält es Gestalten

und Verse bis zum Jüngsten Tag bereit.

1.9. 55

Geleit


Die durch das Dunkel zogen,

scheuen noch das Licht.

Die auf dem Sande bauten,

jag vom Hofe nicht.

Die an die Stürme glaubten,

macht die Stille bang.

Die bei Kanonen schliefen,

ängstigt der Gesang.

Die des Gewands Beraubten

schreien nach dem Kleid.

Die in die Irre gingen,

brauchen dein Geleit.

22. 8. 55

Erwachen


Lass auf kristallenen Inseln

der Frühe

Traumgepäck, formlose Qual.

Fischblitz zittert,

silberner Pfeil.

Raunendes Wasser

schickt Wellenboten:

Abgründig Losungswort.

Uraltes Väterwort,

schwer wie von Wein

oder von Schatten der Tiefe.

Strandnahes Warten,

Lauschen

in die entzückte Kühle.

Ankert kein Nachen?

Spannt keine Brücke sich?

Fessel der Knechte.

Traue dem Wort,

Botschaft der Väter.

Gib deinen Leib

ganz den lockenden,

ruhlosen Wellen.

1.9.55

Weg zwischen Gärten


Sonnenblumen halten Wache,

starr mit offenem Gesicht.

Silberdistel tausendfache

Wunde frechem Räuber sticht.

Heckenrosen. Brech ich eine?

Ach, ihr schöner Schmelz verglüht.

Oder wähl ich eine kleine,

Namenlose, die da blüht?

Lilien, ihr mit dem Schwerte,

gelb und purpurrot entbrannt,

Weiß ich, ob ich mir versehrte

nicht beim raschen Griff die Hand?

Rote Nelken, Feuerscheiben,

faltenleicht geschmücktes Kleid,

Eure starken Düfte bleiben

nach der Blüte kurzer Zeit.

Nelken wähl ich, farbenzarte,

pflück ich eilig, Paar um Paar.-

Schau sie kommt, die ich erwarte,

weiße Nelke selbst im Haar.

2.9.55

Regenfahrt im Bayerischen Wald


Über die Windschutzscheibe

gläserner Regen zieht.

Wischer, sie huschen, wischen,

Lehmbraune Strasse flieht

vor dem Motorengrollen

eilig in dunklen Tann.

Wind fährt durch steile Stämme,

fasst ihre Köpfe an.

Rüttelt. Die Tropfen fallen

rauschend aus Haar und Bart.

Zottige Urgesellen,

Faunsvolk vergessener Art.

Schlieren sind auf der Scheibe,

drüber der Finger geht. -

Hinter der lehmigen Strasse

Nebel und Märchen steht.

2.9.55

Das Gewitter


Schwere Wolke, tief gestaffelt,

schiefergrau,

schiebt sich vorwärts, sieh, wie sachte!

Frisst das Blau.

Alle Leuchtkraft weggenommen

aus dem Licht.

Träge hängt es zwischen Mauern,

leuchtet nicht.

Fegt ein Windstoß in die Wipfel,

greller Pfiff,

Grünes, Wogen, WirbeIn, Quirlen,

wilder Griff.

Zuckt ein Blitz aus Wolkenfalten

wie er gleißt!

Hexensprung und Donnerrollen,

Wolke kreißt.

Tropfen erst, dann immer schneller;

Silberwand

ist vom Himmel bis zur Erde

aufgespannt.

Hinter allen Wassermengen,

gläsern steif,

lugt am letzten Wolkenrande

heller Streif.

6.9.55

An den Geliebten


Der Regen, der die Strasse netzt, verraucht,

doch der, Gespinst von Kreisen, untertaucht

in einem See, mit ihm verschmilzt, vermählt

sich innig ihm und bleibt ihm zugesellt.

Das Licht, das auf den Schindeln glüht, verbleicht,

Doch jenes, das die Halme rührt so leicht,

mit Erdenkraft die grünen Ähren speist,

das bleibt in ihnen, in dem Saft, der kreist.

Du bleibst in mir, du Lied in meinem Blut,

du Herz, das tief in meinem ruht.

Es geht die zarte Spur von deinem Schritt

in meiner Spur auf allen Wegen mit.

Jene Abende


Jene Abende: auf Schwalbenschwingen

kreist der Tag ums Haus und unterm Dach

findet er sein Nest. Da schaust ihm nach

und du hörst die feinen Gräser klingen.

Rote Dächer, winklig und. verschroben.

Rauch steigt auf, verbündet sich dem Blau.

Weiße Wolken werden plötzlich grau.

Alles Licht wird langsam weg geschoben.

Dunkel nistet in den nahen Gärten,

duckt sich noch, zum Katzensprung bereit.

Letzte Tropfen rinnen aus der Zeit

und du suchst nach ihres Schweigens Fährten.

Vor einem Brunnen


Vierköpfig Fabeltier,

speiender Mäuler vier.

Rauschen und rauschen.

Silberner Überfluss

gleißend versprühen muss.

Rauschen und rauschen.

Schale das Wasser fängt,

Schale die Sterne fängt,

Sonne und Sterne.

Schale die Mitte ist,

Sternblick das Wasser küsst.

Nähe and Ferne.

über der Schale Rand

perlend sich Netzwerk spannt:

Vorhang und Funken.

Steinernes, graues Rund

schlürft es mit Riesenmund

durstig und trunken.

Vierköpfig Fabeltier,

Schale und Sternengier,

Rundung von Steinen.

Leben und Überfluss

liebend versprühen muss.

Münden in Einen.

Angst


Erloschnen Feuern folgt die Nacht.

Wie rasch lässt sie das Blau verenden.

Ein alter Mond mit Greisenhänden

zerbröckelt Licht und kalte Pracht.

Die Grenzen schwinden. Deinen Händen

entgleitet Tagewerk und Macht.

Wie Kriegsvolk vor Beginn der Schlacht

drohn schwarze Käfer von den Wänden.

Du schreist. Die Enge schluckt den Schrei.

Er dringt nicht in des Nachbarn Zelle.

Du bist wie alle vogelfrei.

Die schwarzen Käfer wittern Aas.

Ein Falter, fern, des Himmels Helle,

stirbt Deine Seele hinter Glas.

9.9.55

Terzinen auf den Tod des Vaters


Am Winterabend weint ein Kind

vor einem Spiegel, der vom Schauen

den Glanz verloren, alt und blind.

Vor einem Spiegel, der vom Schauen

und an der Jahre Last zerbrach.

Wie warb er lang um mein Vertrauen,

der an der Jahre Last zerbrach,

an Einsamkeit, an Nicht-Verstehen.

Der Strand ist spurenlos und flach.

Die Einsamkeit, das Nicht-Verstehen,

das Wandern in der Strassen Grau,

wenn abends Nebel stumm verwehen.

Das Wandern in der Strassen Grau

wie Fische, wandernd in den Flüssen,

das Ziel nur kennen ungenau.

Die Fische wandern in den Flüssen.

Erschreckt mich jetzt dein stummer Mund;

er starb an aufgesparten Küssen.

Erschreckt mich jetzt dein stummer Mund?

Wie war der meine stumm and träge!

Wer lockte mich vom festen Grund?

Wie war mein Mund so stumm und träge!

Ich höre, wie mir einer sagt,

dass er nur vor der Türe läge.

Ich höre, wie mir einer sagt,

dass nur die Türe zugeschlagen

und dass er draußen, steht and fragt:

Was hattest du mir noch zu sagen?

25.12.56

Landstreicher Herbst


Barfuss in zerrissner Hose

schwenkt er Astern, rot und blass,

küsst er schlanke Herbstzeitlose,

kaut ein silbern Zittergras.

Löscht der Sonnenblumen Licht.

Üppige Lippen, weinbefeuchtet,

stoppelbärtiges Gesicht,

reifer Apfel, glänzt und leuchtet.

Lacht er dann sein dröhnend Lachen,

fliegt den Buchen Gelb ins Haar.

Zieht wie einen schwanken Drachen

Wolken nach sich, graue...

Erscheint lt. Verlag 23.4.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Lyrik / Gedichte
Schlagworte Fixierung von Augenblicken • Leben und Träume • leuchtende Bildsprache • Schönheit und Brüchigkeit • sinnlich intellektuelle Genauigkeit
ISBN-10 3-8192-5396-3 / 3819253963
ISBN-13 978-3-8192-5396-6 / 9783819253966
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