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G. F. Unger Sonder-Edition 319 (eBook)

Spiel der Rache

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 1. Aufl. 2025
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-8011-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

G. F. Unger Sonder-Edition 319 - G. F. Unger
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Es ist eine schlimme Nacht, eine Nacht des Todes. Stille herrscht um das kleine Farmhaus, und draußen in der Dunkelheit lauern die Mörder. Drinnen aber kauert eine verzweifelte Frau neben einem schwer verwundeten, blutenden Mann, auf dessen Brust der Sheriffstern glänzt. Für die beiden scheint es keine Hoffnung mehr zu geben. Sie wissen, dass der Tod schon unsichtbar hinter ihnen steht. Denn in diesem grausamen Spiel der Rache gibt es keine Gnade ...


Spiel der Rache

Was vorher geschah:

Als die Expresspost in Mesa eintrifft, erkennt der Sheriff schon an den drei Vorreitern, dass in der Kutsche Geld transportiert wird. Und die beiden Insassen sind dann auch keine Fahrgäste, sondern bewaffnete Begleiter. Das ist immer so: drei Vorreiter, der Fahrer und sein Begleitmann auf dem hohen Bock – und zwei Mann in der Kutsche. Bisher reichte das stets aus, um auch den größten Geldtransport sicher ans Ziel zu bringen.

Der Sheriff von Mesa tritt aus dem Schattenbereich des Hauses in den Lichtschein der Laterne, die von den Kutschlampen nun noch Unterstützung erhält. Er betrachtet den Sheriff aus Jubal, der sich von seinem erschöpften Gaul schwingt und dabei ein zufriedenes Knurren hören lässt.

»Du bist an der Reihe, Ben«, sagt der Sheriff aus Jubal zu seinem Kollegen vom Mesa-Distrikt. »Es sind heute genau hunderttausend Dollar in Hartgeld und Scheinen. Es sind drei Kisten. Dieses Hartgeld könntest du nicht in einem Sack forttragen, so schwer ist es.«

Er wendet sich an seine Reiter und an die beiden Männer, welche aus der Kutsche klettern mit schussbereiten Gewehren.

»Gleich ist es vorbei, Jungens. Gleich gebe ich euch einen dort drüben aus. Und morgen – ah, erst morgen reiten wir gemächlich zurück nach Jubal. Ganz langsam werden wir die dreißig Meilen reiten, ganz langsam, das verspreche ich euch.« Er lacht zufrieden; man hört ihm an, dass er froh ist, seine Arbeit nun erledigt zu haben und die Verantwortung abgeben zu können.

»In fünf Minuten musst du übernehmen, Ben. Wo hast du deine Jungens?«

»Aaah, ich habe in einer Minute welche«, erwidert der Sheriff von Mesa und setzt sich in Bewegung. Er überquert die Straße und betritt den Saloon. Jetzt zum Wochenende ist der Saloon gut besucht. Es sind Arbeiter aus dem Minenland da, Cowboys aus dem Rinderland, einige Frachtführer und Soldaten vom nur ein Dutzend Meilen entfernten Fort und ein paar Mexikaner, die mit ihrer Pferdeherde gekommen sind, um davon möglichst viele Tiere schon hier zu verkaufen. Es sind prächtige Tiere darunter, schon zugeritten und an die Lassoarbeit gewöhnt, doch noch ohne Brandzeichen.

Der Sheriff hält gleich hinter der Schwingtür an. Sein Blick schweift an der langen Bar entlang und gleitet dann über die Tische.

Die Trinker an der Bar scheinen ihm alle nicht mehr nüchtern genug zu sein. An den beiden Billardtischen sind ernsthafte Partien im Gange. Aber an dem runden Pokertisch in der Ecke sitzen vier Cowboys von vier verschiedenen Ranches, die sich hier zumeist an den Wochenenden beim Poker zusammenfinden.

Eigentlich sind es mehr als nur Cowboys.

Jim Keefer ist Vormann auf der Broken-Arrow-Ranch.

Al Jefferson besitzt selbst eine kleine Einmannranch in den Hügeln.

Kirby Gillen gilt als der beste Raubwild- und Wildpferdjäger im ganzen Lande.

Joe Hatthaway führt die Brennmannschaft der Spanish-Bit-Ranch, die das ganze Jahr umherzieht und die Jährlinge brändet.

Alle vier Männer haben hier einen sehr guten Leumund; sie gelten als hart, erfahren und zuverlässig – und sie sind auch nicht mehr so jung, sondern so um die dreißig Jahre alt, gehören also zu den »gestandenen« Männern, zu jener Sorte also, von der man Besonnenheit und Übersicht erwartet.

Sheriff Ben McCannon aus Mesa nickt zufrieden, als er dieses Kleeblatt beim Poker sitzen sieht. Er hat es als fast sicher angenommen, und er täuschte sich nicht.

Langsam tritt er näher, ein schon grauköpfiger Bursche, hager und etwa mittelgroß, kaum schwerer als hundertfünfzig Pfund. Aber er ist ein Sheriff, der niemals laut spricht, immer ruhig bleibt und dennoch nur selten etwas zweimal zu sagen braucht. In diesem Lande hat es sich längst herumgesprochen, dass es besser ist, sich nicht mit ihm anzulegen. Ein Spieler, ein Revolverheld und ein paar Pferdediebe versuchten das im Verlauf der letzten zwei Jahre ernsthaft – und es bekam ihnen schlecht. Denn sie liegen jetzt auf dem Friedhof von Mesa.

Der Sheriff tritt an den Tisch der vier Pokerspieler.

Sie blicken zu ihm auf.

»Ich möchte euch für dreißig Meilen – genau zweiunddreißig – als Deputies vereidigen«, sagt er zu ihnen. »Nach Silver und zurück. Geht das, Jungens?«

Sie werfen sofort ihre Karten hin.

»Wir kennen ohnehin schon alle gegenseitig unsere Tricks«, sagt Hatthaway und grinst. »Es ist, wie wenn man zu lange schon ein festes Mädchen hat. Da kennt man auch allmählich all ihre Tricks. Jim Keefer sieht immer wie ein Esel aus, wenn er nur blufft und nichts in der Hand hat. Bei Jim Jefferson zuckt immer das linke Augenlid ein wenig. Seine Nerven sind wohl nicht mehr die besten. Und Kirby Gillen muss sich hinter dem Ohr kratzen. Sagen Sie, Sheriff, kann man mit solchen Stümpern Poker spielen? Wie schön, dass es mal eine Abwechslung gibt. Ich kenne ein Mädchen in Silver, das mich gewiss auch noch nicht vergessen konnte. Sie sagte mir damals dankbar ... Aaaah, es geht niemanden etwas an, was sie sagte. Ihr braucht gar nicht erst erwartungsvoll zu grinsen. Gehen wir also.«

Sie erheben sich und wollen zur Tür.

Doch der Sheriff sagt: »Halt! Erst muss ich euch unter Eid nehmen. Hebt die Hand und sprecht mir nach ...«

Die Postkutsche fährt wahrhaftig fünf Minuten nach ihrer Ankunft wieder von Mesa los, versorgt mit einem frischen Sechsergespann und begleitet vom Sheriff dieses Distriktes und vier Deputies.

Jim Keefer und Al Jefferson reiten mit dem Sheriff vor der Kutsche her.

Kirby Gillen und Joe Hatthaway sitzen in der Kutsche. Sie haben außer ihren Colts noch Gewehre mit dabei. Ihre Pferde sind hinter der Kutsche angebunden, wie die Tiere ihrer Vorgänger zuvor auch.

Nach etwa zehn Meilen – es ist nun eine Stunde nach Mitternacht – kommen sie an die alte Brücke über den Loon Creek.

Hier halten sie mit der Kutsche erst einmal an.

Denn die Brücke ist schon zu alt und zu morsch, um drei Reiter, ein Sechsergespann, die Kutsche und hinter dieser noch zwei angebundene Pferde zu tragen.

Der Fahrer flucht auch sofort oben auf dem Bock: »Diese miese Post- und Frachtgesellschaft, für die wir fahren, aaah, die zahlt nicht nur die schlechtesten Löhne und hat die lahmsten Gäule – nein, die riskiert auch noch, dass wir mal nicht über die Brücke kommen und mit der Kutsche in diesem verdammten Treibsand dort unten versinken. Zur Hölle mit diesen Vollidioten, die auf ihren dicken Ärschen im Büro sitzen und sich nicht mehr vorstellen können, wie es unterwegs auf der Strecke aussieht! Zur Hölle mit ihnen!«

Er hat sich nun ausgeflucht und schweigt.

Sein Begleitmann ist ohnehin einer von der ganz wortkargen Sorte, die ihren Mund nur zum Essen aufmacht, wenn es gilt, sich einen Bissen hinter die Zähne zu schieben. Aber er nickt wenigstens zustimmend im Mondschein.

Sheriff Ben McCannon späht witternd über die Brücke zum anderen Ufer. Dort drüben sind Büsche, ein paar Cottonwoods und auch verwitterte Sandsteinfelsen. Dort drüben gibt es im Mond- und Sternenschein reichlich Deckung und könnte Verdruss lauern.

Er wendet sich an Keefer und Jefferson: »Reiten wir erst mal hinüber und sehen wir nach. Ich habe plötzlich ein ungutes Gefühl. Es ist mit einem Male da. Sehen wir nach. Und nehmt lieber die Colts in die Hand.«

Sie reiten langsam hintereinander über die Brücke. Ihre Pferde sind etwas nervös, so, als spürten sie die Altersschwäche der Brücke – oder als witterten sie drüben eine Gefahr und hätten ungute Gefühle wie der Sheriff.

Sie kommen gut hinüber, verschwinden dann drüben in den Schatten.

Auf dem Kutschbock warten der Fahrer und dessen Begleitmann.

Die beiden bewaffneten Begleiter steigen aus der Kutsche. Der Fahrer spricht zu ihnen nieder: »Ja, das ist gut. Bindet am besten auch eure Pferde hinten los und führt sie nach der Kutsche hinüber. Dann ist mir wohler. Denn diese verdammte Brücke wird wieder ächzen und knirschen wie ...«

Er kommt nicht weiter. Denn Gillen und Hatthaway kamen nach vorn, bis sie zu beiden Seiten der Kutsche neben den Vorderrädern verhalten.

Und dann passiert es. Niemand hätte es zuvor geglaubt oder auch nur ahnen können. Nein, niemals!

Gillen und Hatthaway tragen ihre Gewehre in den Armen. Die Mündungen zeigen schräg nach oben.

Und dann drücken sie auch schon ab.

Fahrer und Begleitmann werden beide getroffen. Sie fallen herunter wie leblose Puppen, was ein Zeichen dafür ist, wie schwer sie getroffen werden.

Drüben...

Erscheint lt. Verlag 3.5.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-7517-8011-4 / 3751780114
ISBN-13 978-3-7517-8011-7 / 9783751780117
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