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Pagans - Ein Killer. Zwei Cops. Hunderte Götter (eBook)

Spannende Mörderjagd in einem alternativen England. Roman
eBook Download: EPUB
2025 | 1. Aufl. 2025
478 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7517-8402-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Pagans - Ein Killer. Zwei Cops. Hunderte Götter - James Alistair Henry
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Saturday-Times-Bestseller

Eine fremde Welt. Und doch vertraut. Und sehr, sehr tödlich

England, heute: Ein modernes Land, doch die industrielle Revolution hat hier nie stattgefunden. Stattdessen stammen alle technischen Errungenschaften von der weitaus fortschrittlicheren Südhalbkugel. Auf den britischen Inseln leben Kelten, Sachsen und Pikten in einem brüchigen Frieden zusammen. Regelmäßig gibt es Versuche, die Insel zu einem »United Kingdom« zu vereinen. Ausgerechnet zu solch einem Zeitpunkt wird die Leiche eines keltischen Diplomaten aufgefunden, brutal angenagelt an einen uralten Baum. Die sächsische Ermittlerin Aedith und der keltische Inspektor Drustan werden trotz aller Gegensätze und Konflikte gemeinsam auf den Fall angesetzt. Können sie den Täter fassen, bevor er die Friedensbemühungen zunichte macht und das Land ins Chaos stürzt?

»Eines der besten Debüts seit Langem. Henrys Mischung aus Alternativwelt-Elementen und klassischem Krimi ist innovativ, unterhaltsam, bissig und sehr oft sehr lustig.« The Financial Times



<p><strong>James Alistair Henry</strong> arbeitete als Buchhändler und ist ein bekannter und vielfach ausgezeichneter Drehbuchautor und Redakteur, u.a. für die Kult-Serien <i><b>SMACK THE PONY, GREEN WING, CAMPUS</b></i> sowie für die erfolgreichen Kinderserien <i><b>BOB DER BAUMEISTER, HEY DUGGEE</b></i> und <i><b>SHAUN, DAS SCHAF</b></i>. Seine Sketchshow <i><b>WOSSON CORNWALL</b></i> wurde zur <b>BBC RADIO COMEDY OF THE WEEK</b>gewählt. James lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Cornwall.</p>

Zwei


Die schwarze Limousine musste scharf bremsen, weil ein Krankenwagen mit heulenden Sirenen vorbeiraste. Eine Sekunde später war er verschwunden, ein grün-weißer Schemen. Das vertraute Zeichen des Apfels verlor sich im Londoner Straßenverkehr und gestattete die Weiterfahrt. Der Elektromotor lief mit minimalem Jaulen wieder an.

Aedith hasste die Limousine, aber ihr Vater hatte darauf bestanden, dass sie die benutzte. Aus kleinlichem Trotz hatte sie dem Chauffeur den Abend freigegeben und saß nun selbst am Steuer. Coram hätte die Fingerrunen für »nicht beeindruckt« gezeigt, hätte er davon gewusst, aber sie hatte ihn unter Hildes Aufsicht zu Hause gelassen, damit er seine Mathearbeit korrigierte. Im Augenblick beneidete sie ihn ein bisschen.

Auf den Straßen war viel los, und die Schwelle, die Gehsteig und Fahrbahn trennte und selbst im besten Fall kaum wahrnehmbar war, bestand nur noch theoretisch. Normalerweise hätte Aedith Blaulicht und Sirene eingeschaltet und wäre dem längst verschwundenen Krankenwagen auf den Fersen gefolgt, als gäbe sie ihm Begleitschutz, aber die Limousine verfügte unverständlicherweise nicht über eine Sirene. Dafür waren die Fensterscheiben kugelsicher, was es jedoch mit sich brachte, dass man sie nicht hinunterkurbeln konnte, um die Fußgänger anzubrüllen. Oder um auf sie zu schießen.

Sie hielt an einer Ampel. Wie aufs Stichwort knallte ein Mann seine Hand auf die Seitenscheibe. Die Hand war schmutzig, die zusammengewürfelte Kleidung ihres Eigentümers ebenso. Eine tätowierte Fratze blickte Aedith in trunkener Erbostheit an. Über das Gesicht des Mannes lief ein abstraktes Wieland-Muster aus verketteten Leiterplatten bis zum Haaransatz hoch. Wieland der Schmied war vor einem guten Jahrzehnt der angesagte Schutzgeist der meisten IT-Abteilungen gewesen, aber längst aus der Mode gekommen. Vermutlich hatte der Mann vor ein paar Jahren seinen Job verloren, als die einheimische Telekommunikationsindustrie zum allergrößten Teil vom Mogulreich aufgekauft worden war.

Seinerseits musste der Mann verblüfft sein, dass er nicht wie erwartet einen ausländischen Würdenträger oder einen Promi aus den Graswurzelmedien erblickte. Vielmehr hatte er eine Angelsächsin Mitte dreißig vor sich, die ihre blonden Haare zu zwei Zöpfen geflochten hatte, Silberreife an beiden Armen trug und in einer teuren zeitgenössischen Variante des klassischen Hemdkleids steckte. Er fasste sich rasch und schrie Obszönitäten, bis Aedith ins Handschuhfach griff, Lungenlocher herausholte und mit dem Lauf gegen die Scheibe klopfte. Beim Anblick der großen Pistole wich der Mann rasch in die Menge seiner Altersgenossen zurück.

Die Ampel wurde grün. Aedith lenkte die Limousine um einen keltischen Ältesten mit Schnauzbart in traditionellem Gewand, der seinen Ochsen über die Straße führte, schlug den Weg nach Westend ein und trat das Gaspedal durch. Je früher sie dort war, desto eher konnte sie wieder gehen. Aedith hasste Feste.

Das Au galt weithin als bestes Hotel der Hauptstadt und lag nur einen Steinwurf von der Londoner Brücke entfernt. Ein kurzer Fußmarsch, und man war am Königspalast. Seit Aediths Kindertagen hatten so gut wie alle Familienfeiern im Au stattgefunden. Und genau deswegen verabscheute sie das Haus. Auf jeden Fall missachtete sie jeglichen Instinkt, als sie Lungenlocher ins Handschuhfach zurücklegte, bevor sie die Limousine einem Diener übergab. Mit dem Gedanken, dass sie gleich in den Kampf ziehen würde, beruhigte sie ihren knurrenden Tiergeist. Ihr Therapeut hatte in Betracht gezogen, er sei ein Falke, aber Aedith war ziemlich sicher gewesen, dass er ihr schmeichelte, um auf diesem Weg ihren Vater als Klienten zu gewinnen, und hatte ihn kurz darauf gefeuert. Der bevorstehende Kampf würde sich freilich mehr im gesellschaftlichen als im physischen Reich abspielen und erforderte ganz andere Werkzeuge als eine Selbstladepistole. Ihr Tiergeist grollte noch missmutig vor sich hin, als sie sich am Eingang auswies, tief durchatmete und den Festsaal betrat.

»Wer hat dir denn die Frisur ruiniert?«, fragte Deedra Kesair. »Den solltest du ermorden lassen.«

Deedra trug ein elegantes schwarzes Kleid, möglicherweise lombardischer Herkunft – die Merkmale teurer Mode zu kennen, stand auf Aediths Prioritätenliste nicht gerade weit oben. Das kastanienbraune Haar trug sie hochgesteckt, der Torques um ihren Hals war so fein gesponnen, dass es sich mehr um eine geisterhafte Andeutung von Identität handelte als ein Objekt aus eigenem Recht. Die gesamte linke Hälfte ihres Gesichts war von geschwungenen schwarzen Tätowierungen geprägt, die sich den Hals hinunterzogen und eine ihre Brüste umliefen, soweit man sehen konnte, was recht weit war – elegant bedeutete nicht praktisch.

»Du hast zugenommen!« Aedith umarmte sie mit allen Zeichen des Entzückens. »Das steht dir gut. Mir gefällst du etwas dicker.«

Deedra schob sie lächelnd von sich. Die gekrümmten Eckzähne, an die sich Aedith aus Schulzeiten erinnerte, waren längst durch maurische Zahnarztkunst begradigt worden, aber irgendwie sah sie dadurch nicht zahmer aus, sondern noch wilder.

»Sei mal ganz ehrlich.« Ihre Augen funkelten. »Wenn du in diesem Saal drei Leute verhaften müsstest, wen würdest du nehmen?«

»Da fällt mir ein«, sagte Aedith, »lächle, als würde ich dich fotografieren. Was ich natürlich nicht tun werde, weil deine irren Indij-Tätos mir bestimmt Schadprogramme aufs Mobifon spielen würden, aber ich brauche den Vorwand.«

Aedith zog das Mobiltelefon aus der versteckten Tasche ihres Kleids und richtete es auf, wenn auch nicht ganz genau auf Deedra, die hämisch eine Vielzahl an Promigesichtern zog, während Aedith so unauffällig, wie es ihr möglich war, die Anwesenden abtastete.

»Dein Vater steht mit etwas Schottischem in der Ecke.« Deedra zog ein Ich-habe-gerade-jemanden-entdeckt-den-ich-kenne-Gesicht, und vermutlich stimmte das sogar. »Getränk und Delegierte.«

Aediths Telefon legte sich ins Zeug, erntete Gesichter und ließ Namen und Beschäftigungen schneller aufblitzen, als sie es verarbeiten konnte. Aber egal, es war einfach vernünftig, so viele Identitäten einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit zuzuordnen wie möglich, wann immer man Gelegenheit dazu hatte. Klar, nur die, die keine Absicht hegten, ein Verbrechen zu begehen, oder so mächtig waren, dass sie ungestraft damit davonkamen, ließen überhaupt zu, dass ihre Mobifone ihre Identität jedermann verkündeten. Man wusste aber nie, wann solche Daten einmal wertvoll werden mochten.

Das Au war dafür bekannt, norsischen Chic mit einer bodenständigen englischen Deutung des Jenseits zu verschmelzen: Fußböden aus hellem Stein unter Holzpfeilern mit kunstvollen Schnitzereien, dazu so viel von Feenlampen durchsetztes Grün, wie man unter einer Decke nur anbringen konnte, und ununterbrochen Harfenmusik. Die Zimmer des Hotels waren ähnlich dekoriert, außerdem mit echten Graburnen ausgestattet, die wagemutig in jedem Nordostalkoven platziert wurden. Als Aedith jung gewesen war, hatte sie fest daran geglaubt, dass die Urnen mit der Asche toter Menschen gefüllt seien. Edric hatte einmal eine davon ausgekippt, ohne auf die Entsetzensschreie seiner jüngeren Schwester zu achten, weil er sehen wollte, was wirklich drin war. Gefunden hatte er ein leeres Zigarettenpäckchen, eine zerknüllte Quittung des Zimmerservice (Jollof-Reis mit Hühnchen) und eine tote Motte.

Aedith hatte es Edric nie gestanden, aber sie schrieb seinem Tun an diesem Abend zwei wesentliche Änderungen ihres Glaubenssystems zu: dass Religion fast mit Sicherheit Blödsinn war und dass sie nichts anderes tun wollte, als aus den Überbleibseln, die die Menschen hinter sich zurückließen, zu schlussfolgern, was für ein Leben sie führten. Der Polizei war sie erst zwölf Jahre später beigetreten, aber geistig war sie damals auf der Stelle zu den Anwerbern gelaufen.

Kur-Earl Lod (Mercia) schrieb Aediths Telefon über den bärtigen Kopf eines Mannes mit breiter Brust Mitte fünfzig, der sich in einen schwarzen Anzug gezwängt hatte. Er übergab sein leeres Glas an einen vorbeigehenden Kelnler und wandte sich Aedith zu, bevor sie so tun konnte, als hätte sie nicht soeben die Gäste einer gesellschaftlichen Zusammenkunft katalogisiert, die vor allem seinetwegen stattfand.

»Das war passabel, Liebste.« Deedra hauchte ihr einen Kuss zu und entfernte sich geradezu mit Hüpfschritten ans andere Ende des Saals.

»Du kannst nicht nur mit deinen Schulfreundinnen reden«, brummte Lod und küsste Aedith mit seiner stets überraschenden Behutsamkeit auf die Wange. »Als Bad in der Menge zählt das noch nicht. Du musst neue Leute kennenlernen.«

Vom Anzug abgesehen hätte Lod jedweder Patriarch der Familie Mercia aus den letzten beiden Jahrtausenden sein können. Aedith hatte all die Schnitzarbeiten gesehen: finster blickende Augen unter einer breiten Stirn, wirrer Bart, wallendes Haar, Tätowierungen, die den Hals hinaufkletterten, die Finger mit Silberringen besetzt. Die Frauen wurden traditionell in Gobelins gestickt, doch Aedith hatte bereits äußerst deutlich gemacht, wie wenig sie davon hielt. Wenn Lods Zeit kam, würde sie dafür sorgen, dass der Kunstschnitzer, der mit dem Auftrag geehrt wurde, ein Mobiltelefon und eine Datentafel voller Kalkulationstabellen einfügte: zwei Waffen, die Lod benutzte, um die Mercier in der angelsächsischen Hackordnung ganz oder zumindest weit oben zu halten, lange nachdem Speere und Streitäxte aus...

Erscheint lt. Verlag 29.8.2025
Übersetzer Dietmar Schmidt
Sprache deutsch
Original-Titel Pagans
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Angelsachsen • Ben Aaronovitch • Ermittlerkrimi • Kelten • Pikten • politische Intrigen • Polizeiarbeit • Serienmorde • Thriller • Verschwörung
ISBN-10 3-7517-8402-0 / 3751784020
ISBN-13 978-3-7517-8402-3 / 9783751784023
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