Wohnen unter Reet (eBook)
552 Seiten
BoD - Books on Demand (Verlag)
978-3-7693-4836-1 (ISBN)
Tom Hellberg lebt und schreibt auf der Nordseeinsel Sylt oder im Land der Seen und Berge, am schönen Millstätter See im österreichischen Kärnten. "Wohnen unter Reet" ist das neueste Buch von Tom Hellberg. Es lädt die Leserinnen und Leser ein auf Deutschlands schönste und begehrteste Nordseeinsel, welche bekannt ist für ihre Kilometer langen Sandstrände, ihre noblen Boutiquen und Edelrestaurants.
Biike
Zu Petri zogen die Keitumer unter den Klängen der zu diesem Anlass vom nahen Festland herübergekommenen Niebüller Schützenkapelle mit ihren brennenden Fackeln hinaus zum Süddeich und erleuchteten den nachtschwarzen Februarhimmel, wo die Keitumer Feuerwehr bereits einen zwei mannshohen aus dem winterlichen Baum- und Heckenschnitt privater Gärten zusammengetragenen Holzstoß aufgetürmt hatten.
Und damit alles schneller brannte, wurde der „Scheiterhaufen“ zusätzlich mit einer Reihe von gänzlich vertrockneten Christbäumen garniert, welche von den Mädchen und Buben der Jugendfeuerwehr, meist versehen mit einem kleineren oder größeren Trinkgeld, vor den Grundstücken der Anwohner eingesammelt worden waren.
Der mit den Gepflogenheiten der Nordseeinsel noch nicht sonderlich vertraute Reisende könnte dem Gedanken verfallen, die Insulaner hätten sich während der Festtage so sehr an ihre Weihnachtsbäume gewöhnt, dass sie sich auch fast zwei Monate nach Heiligabend noch immer nicht von ihnen trennen mochten, frei nach dem Motto der Nordfriesen:
„Das Beste am Norden ist unsere Treue!“
Dabei hatten sich die überall in deutschen Landen üblichen immergrünen heidnischen Nadel-Symbole für Fruchtbarkeit und Lebenskraft erst Ende des neunzehnten Jahrhunderts an den norddeutschen Küsten durchgesetzt, als die Inseln mittels moderner Schifffahrt endlich besser versorgt werden konnten als in den Jahrhunderten zuvor.
Denn die Insulaner waren so unvorsichtig, die besonders auf Sylt sehr überschaubare Anzahl von Wäldern zur Gänze abzuholzen und die Bäume für den Bau ihrer unsäglichen Walfang-Flotte zu verwenden.
Dies wiederum lieferte die Insel völlig schutzlos den Unbilden heftiger Nordseestürme aus und die Menschen konnten, wenn überhaupt, nur in gebeugter Haltung oder gar auf allen vieren kriechend, ihren alltäglichen Besorgungen nachgehen.
Und noch heute sind gebürtige Sylter unschwer an ihren evolutionär bedingt gekrümmten Rücken zu erkennen.
Aufgrund der bis zum Jahre 1864 währenden Herrschaft des Dänischen Königreiches über Nordfriesland, gefiel es den ansonsten diesem Wikingerstamm in herzlicher Abneigung verbundenen Küstenbewohnern, zum Fest sogenannte „Jöölboome“ zu basteln. Ins Deutsche übersetzt bedeutet Jöölboom so viel wie: Apfel-Christbaum.
Dieser wird mit mehreren aus Salzteig geformten biblischen Tierfiguren geschmückt und besteht aus einem Holzgestell, das in der Grundform einem Baum mit kahlen Ästen entspricht. Um ihn herum wird ein Kranz aus grünen Zweigen gebunden. Alteingesessene Sylter Familien ziehen ihn noch heute den vom Festland „eingeschleppten“ Christbäumen vor.
Am Fuße des Jöölboomes blicken Adam und Eva mit der um den Stamm gewickelten Schlange hinauf zum Baum der Erkenntnis. Als Symbolfiguren dienen ein Hahn für die Wachsamkeit, der Hund für große Treue, ein Schiff für den Berufsstand der Seefahrer, eine Kuh, ein Schaf, ein Huhn und allerlei Früchte als Synonyme für die Versorgung der Familie.
An modernen Jööleboomen werden wie bei unserem Adventskranz insgesamt vier Kerzen nacheinander an den Sonntagen vor Weihnachten angezündet.
Allerdings hießen die ersten Menschen auf Sylt nicht Adam und Eva, sondern Fiete und Bente. Und als Fiete im Auftrag der Seeschlange den Apfel vom Baume der Erkenntnis naschte, erkannten die beiden, dass sie nackt waren.
Von da an richteten die Insulaner am Strand Textil-Bereiche ein und überließen die FKK-Bereiche ausschließlich ahnungslosen Touristen.
Zurück zum eigentlichen Thema. Zu Biike befestigen die Jünger Florians eine Strohpuppe, den sogenannten „Piader“ oder „Pidder“, der symbolisch für den Papst steht, an einem Besenstil oben auf dem Biikestapel. Dies symbolisierte den nordfriesischen Heiden eine ablehnende Haltung gegenüber eines zunehmenden Zwanges der Römisch-Katholischen Kirche, Friesen den „rechten“ christlichen Glauben über ihre meist blonden Haar-Schöpfe zu stülpen.
Schon immer waren die Friesen freiheitsliebende Leute, kämpften zu allen Zeiten gegen jegliche äußere Fremdherrschaft, was insbesondere die bereits erwähnten dänischen Herren zu spüren bekamen.
So berichtet die Sage von „Pidder Lüng“, einem armen Hörnumer Fischer, welcher dem Ansinnen der dänischen Besatzer widerstand, den stolzen Syltern Steuern abzupressen.
Als Henning Pogwisch, Amtmann von Tondern, in dessen Gefolge sich auch ein Pfaffe nebst einer Anzahl bewaffneter Landsknechte befand, versuchte, in Pidders Fischerhütte Abgaben von dem aufrechten Insulaner einzutreiben, kam es zunächst zu einer verbalen Auseinandersetzung, in deren Verlauf der Fischer auf die gewohnheitsrechtlichen Freiheiten der Friesen verwies und die Steuerzahlung verweigerte.
Diese Freiheiten sind der Ballade des Dichters Detlev von Liliencron (1844-1909) vorangestellt: 1
| Frii es de Feskfang | Frei ist der Fischfang |
| frii es de Jaght | frei ist die Jagd |
| frii es de Strönthgang | frei ist der Strandgang |
| frii es de Naght | frei ist die Nacht |
| frii es de See, de wilde See | frei ist die See, die wilde See |
| en de Hornemmer Rhee | an der Hörnumer Reede |
Auf diese Verweigerung reagierte der dänische Amtmann, indem dieser voller Verachtung in den auf dem Herd köchelnden Grünkohltopf spuckte.
Daraufhin sprang Pidder auf, packte den Dänen am Nacken und drückte dessen Gesicht so lange in den heißen Kohl, bis der Halunke daran erstickte. Erst dann griffen die vor Schreck erstarrten Landsknechte ein, erstachen den Fischer und zogen zu einer Racheaktion mordend und marodierend über die Insel.
Zu ihrem Leidwesen mussten sich die Insulaner vom Mittelalter an bis über die Mitte des 19. Jahrhunderts hinaus den fiskalischen Raubzügen der verhassten Dänen mangels militärischer Macht beugen, bis diese für deutsche Ohren völlig unverständlich sprechenden Nachfahren der Wikinger von den Preußen bei der berühmten Schlacht um die Düppeler Schanzen im Jahre 1864 aus Nordfriesland hinausgeworfen wurden:
Dr. Winfried Dolderer führt den Schlachtenverlauf in seinem Beitrag im Deutschlandfunk vom 18.04.2014 nochmals vor Augen. Er sei hier zitiert:
„Im Konflikt zwischen Dänemark sowie Preußen und Österreich ging es 1864 um Schleswig-Holstein. Die militärische Auseinandersetzung endete für Dänemark mit einer verheerenden Niederlage: Vor 150 Jahren stürmten die Preußen die Düppeler Schanzen.
‚Als überwältigendes Schauspiel erlebte der Schlachtenmaler Wilhelm Camphausen den 18. April 1864 durch die Linse seines Fernrohrs:
‚Dämonisch, als speie die Erde sie aus, springen Tausende aus den verbergenden Gräben über die Brustwehr hinaus. Die Sturmfahnen werden entfaltet, und schon ist das ganze vorher so öde Blickfeld mit stürmenden Kriegern besetzt.
Es war zehn Uhr am Vormittag. Sechs Stunden hatte der Granathagel aus über hundert preußischen Geschützen angedauert. Soeben zum Vertrauen auf Gott und die gerechte Sache gemahnt. Dann gaben Trommelwirbel und Trompeten das Angriffssignal.
Sie kamen in langen Reihen vor uns aus dem Boden, sprangen ebenso schnell auf, duckten sich und stürmten los. Wir schossen ihnen mit unseren Gewehren ins Gesicht, und dann waren sie unter uns. Wir schlugen sie nieder, aber sie standen wieder auf. Sie kämpften hart, und es waren so entsetzlich viele,‘ erinnerte sich später ein dänischer Veteran an diesen Augenblick. Auf einer Linie von zwei Kilometern hatten zehntausend preußische Angreifer zehn Schanzen vor sich, mit Palisaden befestigte und mit Artillerie bestückte Erdwälle. Sie lagen auf einem Höhenzug, der sich nordöstlich von Flensburg zwischen dem Alsensund und einer Ostseebucht erstreckt. Die Verteidiger wehrten sich in wütenden Nahkämpfen.
‚Ich sah andere neben mir, die mit geballter Faust zuschlugen oder sich gegenseitig in die Kehlen bissen.‘
Derweil intonierten in einem rückwärtigen deutschen Laufgraben dreihundert Militärmusiker den eigens zu diesem Anlass komponierten <Düppeler-Schanzen- Marsch>.
Schon nach fünf Minuten waren die ersten Wälle überrannt. Ein preußischer Augenzeuge: ‚Was sich noch wehrte, wurde mit auf das Gewehr aufgepflanztem Bajonett niedergemacht. Unsere Leute schlugen wacker drauf. An den Kanonen lagen die dänischen Artilleristen tot. Förmliche Blutlachen in den Schanzen.‘ Nach vier Stunden Gemetzel waren auf beiden Seiten zweitausend Mann tot, die dänischen Truppen vom Festland auf die Insel Ilsen abgedrängt. Für Dänemark war diese Schlacht die entscheidende Niederlage im Krieg um Schleswig- Holstein, den es gegen Preußen...
| Erscheint lt. Verlag | 28.3.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
| Schlagworte | Bücher für Sylt-Fans • Bücher für Urlaub am Meer • Ferienhaus Suche mit Hindernissen Inselkrimi • Ferienhaus Suche Roman Satire • Festlandpaar Ermittlungen Satire • Geheimnisse & Intrigen • Immobilien-Krimi mit Biss • Immobilien-Satire • Inselsatire Sylt Urlaubskrimi • Krimi mit reicher High-Society • Krimi mit schwarzem Humor • Kriminalroman Immobilien • Lustiger Krimi Immobiliensuche • Makler, Mörder & Meer • Mordermittlung mit Humor • Mordermittlung mit Meeresblick • Mordermittlung Satire Sylt • Reetdachhaus und Mordfall Krimi • regionalkrimi sylt • Satirische Belletristik High Society • Satirischer Roman über Reiche • Schwarzhumoriger Krimi Sylt • Skurille Gesellschaftskomödie • Spannender Küstenkrimi • Spannung pur • Sylter Immobilienhaie Krimi • Sylt-Fans Urlaubslektüre • Sylt Krimi Satire • Urlaubsinsel Mordfall Krimi • witziger Gesellschaftsroman Nordsee |
| ISBN-10 | 3-7693-4836-2 / 3769348362 |
| ISBN-13 | 978-3-7693-4836-1 / 9783769348361 |
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