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Rilke in Paris (eBook)

Gedichte, Briefe und Erzählungen von Rainer Maria Rilke – mit praktischen Reisetipps für unsere Zeit

(Autor)

Raoul Walisch (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2025 | 1., Originalausgabe
261 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-78462-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Rilke in Paris - Rainer Maria Rilke
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Dichten und Reisen waren für Rilke immer untrennbar miteinander verbunden. Zu Paris hatte er eine vielschichtige lebenslange Beziehung. 1902 reist er erstmals in die Stadt an der Seine, um eine Monografie über Rodin zu verfassen, bis 1925 folgen zahlreiche Aufenthalte. Paris wird ihm Inspiration, Lebens- und Schaffensort und beeinflusst sein Oeuvre maßgeblich. Viele seiner bekanntesten Werke entstehen hier und nehmen explizit Bezug auf die Stadt und die dort gemachten Erfahrungen, u. a. »Der Panther«, »Das Karussell« und natürlich »Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge«. Daneben geben Tagebucheinträge und Briefe des Dichters faszinierende Einblicke in das Alltagsleben sowie die Pariser Kunst und Kultur des letzten Jahrhunderts.

Der vorliegende Band präsentiert eine Auswahl aus Rilkes Werk, ergänzt um Aussagen des Dichters selbst. Eine Einladung, auf Rilkes Spuren, Paris neu zu entdecken ebenso wie das Werk des Dichters.



<p>Rainer Maria Rilke wurde am 4. Dezember 1875 in Prag geboren. Nach dem Abbruch der Militärschule studierte er Literatur, Kunstgeschichte und Philosophie in Prag, München und Berlin und schrieb Gedichte. Nach einer Liaison mit der verheirateten Lou Andreas-Salomé heiratete er 1901 Clara Westhoff, die Scheidung folgte schon im folgenden Jahr. Aus Geldnot nahm Rilke Auftragsarbeiten an und reiste 1902 nach Paris, wo das Gedicht<em> Der Panther</em> entstand. Rilke unternahm Reisen nach Nordafrika, Ägypten und Spanien. Rilkes Tagebuchroman <em>Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge</em> wurde 1910 veröffentlicht. 1919 siedelte er in die Schweiz über. In den 1920er Jahren erkrankte er an Leukämie und verstarb schließlich am 29. Dezember 1926 im Sanatorium Valmont bei Montreux in der Schweiz.</p> <p>Rainer Maria Rilke ist einer der bedeutendsten Lyriker deutscher Sprache. Seit dem Jahr 1900 ist er Autor des Insel Verlages, sein Werk wird hier geschlossen betreut.</p>

An Rodin

Schloß Haseldorf (Holstein)

(Deutschland.) den 28.Juni 1902

Verehrter Meister,

ich habe es unternommen, für die neuen [1] Kunst-Monographien, die Professor Richard Muther herausgibt, den Band zu schreiben, der Ihrem Werk gewidmet ist. Einer meiner sehnlichsten Wünsche ist damit in Erfüllung gegangen, denn die Gelegenheit, über Ihre Werke zu schreiben, ist für mich eine innere Berufung, ein Fest, eine Freude, eine große und vornehme Aufgabe, auf die sich meine Liebe und mein ganzer Eifer richten.

Sie werden verstehen, mein Meister, daß ich alles tun werde, um diese Arbeit so gewissenhaft und gründlich wie möglich auszuführen. Dazu bedarf es keiner geringeren Sache als Ihres großherzigen Beistands. Ich werde mich in diesem Herbst nach Paris begeben, um Sie zu besuchen und um mich mit Ihren Werken zu beschäftigen und mich dabei besonders in die Zeichnungen zu vertiefen, von denen im Ausland noch so wenig bekannt ist. Aber, da ich schon jetzt an die Vorarbeiten gehen muß, hätte ich bald Ihre wertvollen Ratschläge nötig, die zu erbitten der Zweck meines Briefes ist.

Vor allem möchte der Herausgeber so rasch als möglich die Reproduktionen in Händen haben (der Band soll acht bis zehn Reproduktionen enthalten); deshalb erlaube ich mir, Sie zu fragen, an wen ich mich wenden könnte, um sie zu erhalten.

Meine andere Bitte wäre, mir gütigst sagen zu wollen, ob es eine einigermaßen zutreffende Würdigung Ihres Werks gibt, und mir vielleicht die Titel der Bücher zu nennen, die sich darauf beziehen; vor allem wären mir Essays, die biographische Angaben enthalten, am nötigsten, und ich wäre Ihnen, mein Meister, sehr dankbar, wenn Sie mir in diesem Sinne Ihre Unterstützung gewähren würden.

Es muß Ihnen zudringlich erscheinen, daß ich es wage, mich wegen solcher Kleinigkeiten an Sie zu wenden, aber es ist von großer Wichtigkeit für mich, über diesen Punkt die besten Auskünfte und Ratschläge zu erhalten, die außer Ihnen mir niemand sonst geben kann.

Ich betrachte es als einen großen Verlust, daß ich Ihre Ausstellung in Prag, wohin mich die Vereinigung Manes eingeladen hatte, nicht habe besuchen können. Aber ich hoffe, im Herbst in Paris alles das zu sehen, was in Prag versammelt gewesen ist. Sollte bis dahin ein größerer Teil Ihrer wichtigen Werke in einer anderen Stadt ausgestellt werden, so bitte ich Sie inständigst, mein Meister, es mir mitzuteilen, damit ich mich in diesem Fall dorthin begeben kann, bevor ich nach Paris gehe, denn mir ist ganz besonders daran gelegen, alle Ihre Werke zu sehen, bevor ich mich an die Arbeit setze.

Ehe ich diesen Brief schließe (ich bitte Sie, den Stil zu verzeihen: Französisch zu schreiben, bereitet mir große Mühe), erlaube ich mir, Ihnen meine junge Frau in Erinnerung zu rufen (die Bildhauerin Clara Westhoff in Worpswede bei Bremen, die 1900 das große Glück hatte in Paris nicht fern von Ihnen und all dem Unvergänglichen, das Sie umgibt, zu arbeiten). Sie hat Ihnen (vor zwei Monaten) Proben ihrer jüngsten Arbeiten sowie einen Brief geschickt, der ihr sehr am Herzen lag, und jetzt wartet sie (ich ahne es) voll Angst und Ungeduld, lieber Meister, auf ein einziges Wort von Ihnen, auf Ihre Ratschläge, die ihr so wichtig sind und über ihre Zukunft entscheiden werden und ohne die sie sich vorwärts tastet wie eine Blinde.

Es bleibt mir noch, Sie zu bitten, erlauchter Meister, alle Zudringlichkeiten dieses ungestalten Briefes zu entschuldigen und zu glauben, daß ich mich sehr glücklich fühle, Ihnen meine Bewunderung und die tiefste Ergebenheit ausdrücken zu können:

Rainer Mar. Rilke

Meine Adresse: Schloß Haseldorf, Holstein, Deutschland.

(aus: RMR/Rodin, S.28-29)

Schloß Haseldorf in Holstein,

den 8.Juli 1902.

Mein hoch verehrter Meister,

Sie haben mich mit Ihrem Brief sehr glücklich gemacht. Ich danke Ihnen unendlich für all die Auskünfte und Hinweise, und ganz besonders für das gute Gedenken und die guten Worte, die Sie an Frau Clara Westhoff richten.

Ich fahre in diesen Tagen nach Worpswede und werde meiner Frau Ihren Brief bringen, der ihr eine große Freude bereiten wird.

Ich habe mir, vor allem anderen, das Buch von Léon Maillard bestellt – meine Hauptarbeit aber wird erst in Paris beginnen, wohin ich mich schon im September begeben werde, da Sie im Oktober nicht dort sein werden. Dann werde ich Ihre Hilfe brauchen wie Brot und in vielen Fällen auch Ihre guten Ratschläge, um meine Arbeit zu einem guten Ende zu führen. Doch vor allem freue ich mich voller Ungeduld darauf, einige Tage bei Ihnen und Ihren Werken zu verbringen.

Vielleicht wird es Frau Clara Westhoff möglich sein, mich nach Paris zu begleiten (sie hat Ihnen geschrieben – glaube ich, wie sie das wünscht!).

Ich werde mir erlauben, mein Meister, Ihnen jedenfalls mitzuteilen, wann ich ankomme, um sicher zu sein, Sie anzutreffen.

Ich sage Ihnen nochmals innigen Dank für Ihren guten Brief, und ich grüße Sie, erlauchter Meister, mit all meiner Bewunderung:

Rainer Maria Rilke

P.S: – Ich werde Herrn Richard Muther die Grüße ausrichten.

(aus: RMR/Rodin S.32)

Worpswede bei Bremen, den 1.August 1902

Mein Meister,

ach! wenn ich Ihnen alles sagen könnte, was wir gedacht und gesprochen haben, als wir das Buch von M. Maillard lasen und vor allem, als wir die Abbildungen betrachteten, die es enthält. Wieviel Trost und Hoffnung haben wir daraus geschöpft, und ein Gefühl der Unruhe erfüllt uns, eine heilige und jugendliche Ungeduld, ein Arbeitsleben zu beginnen, das sich, durch Geräusch und Geröll der Gegenwart, auf das Unbekannte zubewegt.

Das betrifft Frau Clara Westhoff wie mich.

Ich habe Ihnen aus Haseldorf geschrieben, daß ich im September in Paris sein werde, um mich auf das Ihrem Werk gewidmete Buch vorzubereiten. Was ich Ihnen aber noch nicht gesagt habe, ist, daß es für mich selbst, für meine Arbeit (die Arbeit des Schriftstellers oder besser des Dichters), ein großes Ereignis sein wird, mich Ihnen zu nähern. Ihre Kunst ist von der Art (ich habe es seit langem empfunden), daß sie den Malern, den Dichtern, den Bildhauern Brot und Gold zu geben vermag: all den Künstlern, die ihren Leidensweg gehen, nach nichts anderem sich sehnend als nach diesem Funken von Ewigkeit, der das höchste Ziel des schöpferischen Lebens ist.

Ich habe (ganz jung noch) zu schreiben begonnen, und es gibt schon acht oder neun Bücher von mir: Verse, Prosa und einige Dramen, denen, als sie in Berlin aufgeführt wurden, nur die Ironie jenes Publikums entgegengekommen ist, das die Gelegenheit liebt, seine Verachtung gegenüber einem einsamen Menschen zu zeigen.

Es betrübt mich, daß es keine Übersetzung von meinen Büchern gibt, so daß ich Sie bitten könnte, einen einzigen Blick hineinzuwerfen; dennoch werde ich Ihnen, wenn ich komme, das eine oder andere in der Originalsprache mitbringen, denn es ist mir ein Bedürfnis, einige meiner Konfessionen unter Ihren Dingen, in Ihrem Besitz, nahe bei Ihnen zu wissen, – wie man ein Herz aus Silber auf den Altar einer wundertätigen Märtyrerin legt.

Mein ganzes Leben hat sich verändert, seit ich weiß, daß es Sie gibt, mein Meister, und daß der Tag, an dem ich Sie sehen werde, einer meiner Tage ist (und vielleicht der glücklichste).

Denn darin bestand die unbestimmte und grenzenlose Traurigkeit meiner Jugend, daß es mir schien, als seien alle großen Männer seit langem tot und als gäbe es in dieser fremden Welt weder Mutter, noch Meister, noch Helden. Ich erinnere mich sehr gut, wie ich (vor fünf oder sechs Jahren), als ich zum erstenmal ein...

Erscheint lt. Verlag 19.11.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte aktuelles Buch • Alltagsbeobachtungen • Alltagsleben • André Gide • Anthologie • Briefe • Bücher Neuerscheinung • Das Karussell • Der Panther • Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge • Eiffelturm • Frankreich • französische Szene • Gedichte • Geschenkbuch • Île-de-France • insel taschenbuch 5132 • IT 5132 • IT5132 • Jubiläum • Montmartre • Neuerscheinung 2025 • neues Buch • Notre Dame • Paris (City) • Paris (Region) • Paul Valéry • Prosa • Rainer Maria Rilke • Rilke-Jahr • Rilke Jubiläum • Rilke-Jubiläum • Rilkes Stadt • Rodin Biografie • Stadt an der Seine • Tagebuch • Westeuropa
ISBN-10 3-458-78462-4 / 3458784624
ISBN-13 978-3-458-78462-3 / 9783458784623
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