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...alleine war ich nie! -  Friedrich Karl Nickel

...alleine war ich nie! (eBook)

eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
252 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-8192-5256-3 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
7,99 inkl. MwSt
(CHF 7,80)
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Auch diese bodenständigen Jagdgeschichten in Band II, überwiegend aus Wetterau und Vogelsberg, sind tatsächlich erlebt, unterhaltsam, zeitkritisch und auch mit einer Prise Ironie durchsetzt. Sie gründen auf Erfahrungen und Emotionen im Jagdalltag. Tuschezeichnungen und hintergründige Lebensweisheiten runden die Texte ab und tragen zur Veranschaulichung bei. Themen sind u.a. meine Jagdhunde, jagdliche Einrichtungen und das jagdliche Miteinander aus sieben Jahrzehnten.

Friedrich Karl Nickel, geboren 1951 im oberhessischen Glauberg, handwerklich-kleinbäuerlich aufgewachsen und somit in den Kreislauf von Saat & Ernte, Tag & Nacht, Leben & Tod eingebunden. Der Jagdalltag und meine Jagdhunde sind ein fester Bestandteil im dörflichen Zusammenleben mit der Familie.

4. Ricke


Irgendwann besuchte ich einen Jagdfreund, der Jagdaufseher in einer Eigenjagd war und auch vor Ort im Gesindehaus wohnte. Wir saßen gemütlich bei einem Bier in der kleinen Wohnküche und ließen vergangene Jahre an uns vorüberziehen. Die ganze Zeit umkreiste mich seine Jagdterrierhündin „Ricke“, die er sich als fertigen Hund zugelegt hatte und die durch alle Prüfungen - sagen wir - gepeitscht wurde. Sie war mittelgroß, glatt, ohne Bart, und eigentlich so gar nicht nach meinem Geschmack...! Unermüdlich brachte sie mir eine zerknautschte Lockente aus Kunststoff, die ich immer wieder verstecken musste. Ewig ging das so. Hund und ich kamen bestens überein. Von terrierüblichen Aggressionen oder Blindschärfe gab es keine Anzeichen. Im Gegenteil, sie war ein Schmuser, eben ein toller Hund, der sich irgendwie in meinen Kopf einnistete.

Einige Monate später kreuzte dieser Kumpel dann unversehens bei mir zuhause auf, hatte Ricke im Arm und Tränen in den Augen. Mit den Worten: „Nimm du sie, ich will nichts dafür haben; bei dir ist sie in guten Händen, sie muss außer Haus, die letzte gute „Hofkatze“ ist nun auch hinüber!“ - übergab mir das Terrgetier und verschwand wieder. Allerdings wusste ich auch ohne Worte, wie schwer ihm dieser Schritt gefallen war...!

Ich führte zu dieser Zeit meinen Gustav, einen riesigen, gutmütigen DK. Auf Anhieb war es die große Liebe zwischen den beiden Hunden. Meine Tochter, damals ungefähr sechs Jahre alt, hatte genau wie die Chefin der Familie, den Neuzugang erst mal skeptisch beäugt, dann aber in kürzester Zeit fest ins Herz geschlossen.

Bringtreue


Hubertusjägdchen in Glauberg, Samstag, ein wunderschöner Jagdtag, morgens erst mal an die Enten, dann Hecken und Feldraine stoppeln nach Hase, Karnickel, Fuchs und Fasan. Ich konnte nur am frühen Vormittag mitjagen, da ich Handwerker zu Hause hatte, und meine Anwesenheit dort dringend erforderlich war. Gustav ließ sich natürlich ohne Probleme anleinen, aber Ricke jagte in der dichtesten Schwarzdornhecke der Welt an Karnickel. Alles Rufen, Drohen, Pfeifen und Locken war umsonst; sie jagte Kaninchen und war natürlich nach Terrierart am Wild laut. Ich ließ nach den vielen vergeblichen Kommandos Hund Hund sein und machte mich unter hämisch-frotzelnden Kommentaren der Mitjäger auf den Heimweg, wohnte ich doch im Revier und Ricke kannte den Weg nach Hause.

Tochter Sina und Timo, Sohn eines Freundes und beide gleich alt, wurden beauftragt, mit ihren Fahrrädern immer wieder mal in die Nähe zu fahren, nach Ricke zu schauen und sie gegebenenfalls mit nach Hause zu bringen. „Sie gibt immer noch in der Lochgrabenhecke Laut!“ so der Kommentar beider Kinder zum X-ten mal. Auch ich überzeugte mich hin und wieder vom Aufenthalt meines Hundevieches - unverändert arbeitete sie an den Kaninchen -! Die vorstehhundlastigen Jäger unseres Reviers waren eigentlich terrierabfällig eingestellt und belächelten mich - naja – mitleidig, um nicht hochnäsig zu sagen, ob meiner Situation. Sie saßen nachmittags schon längst im Gasthaus.

Später, kurz vor der Abenddämmerung, ich war nach getaner Arbeit am Werkzeugreinigen, gewahrte ich einen Menschenauflauf, Tumult und ein deutliches „Au, verdammt!“ unweit auf der Straße rechts runter. „Gugg e moul, der Mistkrebbel hout e Häsi im Maul, gebbts net her un hot mich aach noch gebesse!“ tönte es aus der Rathausgasse. Kurz darauf kam Ricke um unseren Hoftorpfosten mit einem Karnickel im Fang. Die Hundedame war restlos ausgepumpt und an den Flanken wund geschabt, aber korrekt wollte sie sich setzen und mir ihre Beute ausgeben. Ihr Hals war steif und das Kaninchen schwer. So kippte sie in der Sitzstellung, den Gesetzen der Physik folgend, immer wieder hinten hoch. ...urkomisch, dieses Bild!

Einem Nachbarn, dem „Gasse Horst“, der ihr auf dem Weg nach Hause den Laputz abnehmen wollte, biss sie in die Hand. Recht so! Hund hoch und abliebeln war eins. Ich hatte Tränen der Freude in den Augen. Ricke war nun endgültig unser Hund und das Mitleidslächeln der Mitjäger löste sich langsam in Anerkennung auf, als sie die Story hörten. Ricke hatte das Kaninchen im felsig-schiefrigen Gelände der Schwarzdorn-hecke über mehrere Stunden freigebuddelt, abgetan, aus dem Bau gezogen und dann die zwei Kilometer nach Hause getragen!

Maisdrücken


Das Maisfeld, zirka drei Hektar groß, war in einer Talsenke. In ihm steckten sich Sauen. Ich konnte von meinem überhöhten Platz fast den gesamten Acker überblicken. Ricke schnallte ich vom Stand aus mit gutem Wind. Blitz und Dampf war sie an den Schwarzkitteln und sprengte die Rotte. Schüsse fielen außen. Mein Hund war aber immer noch an einer Sau. Dem Laut nach konnte ich den Bail orten und sah auch die Halme wackeln. Urplötzlich flog mein Terrier durch einen Sauenpfuff aus dem Mais in die Luft, wo er sich sofort mit giftigem Laut wie ein sogenannter Sturzkampfbomber im Angriff wieder der Sau zuwandte, die ihn hochgeworfen hatte. Zufall war es, die Wutz kam mir. Es war ihre letzte Reise! Ricke hatte keine offenen Blessuren, aber das warme Bad zuhause kam ihr aber sehr gelegen.

Sonntagmorgen im Frühherbst, der Revierinhaber, ein Günstling von ihm und ich, erst mal an die Enten und dann schauen wir mal, was uns noch in den Sinn kommt. Cita und Nelli, beide gestandene DD der Jagdkollegen, ich mit Ricke und Gustav an der Koppel, so ging die Korona mit drei Enten am Hühnergalgen und aufgekippten Flinten über der Schulter in Richtung Dorf. Bonnis Apfelweinkneipe war irgendwie magnetisch...! Es kam uns beim Laufen eine hohe Taube. ...auffordernde Blicke.. ich lade und Bautz, die Taube fiel im Bogen mausetot mitten in einen sehr großen Zuckerrübenschlag. „Na, schnall mal deinen Terrier, wollen mal sehen …!?“ - überhebliches, voreingenommenes Grinsen der Vorstehhundjäger! Ich nahm Ricke wortlos aber überzeugt die Halsung ab und weg war sie im grünen Blattgewirr. Immer wieder mal einen Luftsprung von ihr, mehr sahen wir nicht in dem hohen Rübenkraut. Nach kurzer Zeit, noch keine zwei Minuten waren vergangen, kommt Ricke mit der Taube im Fang. Ohne Kommando setzte sie sich und hielt mir die Taube hin. Unsere Beute war weder geknautscht noch fehlten ein paar Federn. Der Zwerg steigt weiter im Ansehen der Drahthaarleute. Ich hatte nun auch einen „Vogelhund“, so meine Feststellung mit breitem Grinsen.

Nidderaue


Die Nidderaue am Auberg war weiträumig abgestellt. Reiner ging mit durch und führte „Onja von der Quitteburg“ als jungen, aber schon sehr guten Drahthaar aus der Zucht des Werner Nestl. Ich drückte ebenfalls mit Ricke und Gustav im hohen, binsengrasbestandenen Überschwemmungsgebiet der Nidderauen. Flachwasserlachen wechselten sich dort ab mit tiefen, teils verwachsenen Gräben, natürlich eingestreuten Erlen- und Weidenhorste mit erhöhten Trockenstellen. In diesem riesigen Areal waren immer Fuchs, Enten, Schnepfen, Rehe Fasane und hunderte Krabbel- und Insektenarten daheim. Hin und wieder fühlten sich aber auch Sauen ihrem Namen entsprechend dort sehr wohl. Die Hunde buschierten. Ihnen zuzuschauen war ein jagdlicher Genuss. Sie arbeiteten traumhaft und mancher Schuss fiel.

„Onja steht“, so plötzlich Reiners Ruf. Ich war nur etwa zwanzig Schritte von ihr entfernt und schaffte mich durch die Binsen in die Nähe des Geschehens. Onja stand tatsächlich fest vor. Sie hatte einen Fuchs in der Nase. Dem hing aber schon bei genauerem Hinsehen und unter Wegbiegen der Binsen mein Terrier an der Gurgel. Hund hält fest, und ich konnte Meister Reineke einfach abfangen. Stolz präsentierte ich den nun toten Fuchs, an den Hinterläufen hochgehoben, mit anhängendem Jagdterrier! Anerkennendes Kopfschütteln mit Schenkelklopfen von Gustav Östreich, der unweit davon jenseits des breiten Grabens Zeuge dieses Vorfalls wurde - Hundeleistungen und Bilder, die man nie vergisst -! „Ricke vom Sonnenberg“ aus der Zucht des Herrn Wolfgang Bierwirth!

Übrigens: In dieser, mittlerweile grässlich umgestalteten Auenlandschaft weiden jetzt EU-subvensioniert ... Heckrinder...!

Siebenbürgendeutsche Familien, vorübergehend wohnhaft in unserem Dörfchen, spaßig, humorvoll, aber von einer etwas anderen Mentalität!

Ricke hatte sich, wie so oft beim Reviergang, die Halsung gestreift und schaute selber nach, was denn da so kreucht und fleucht. Da ich aber meine Töle kannte, trat ich nicht ohne Sorgen den Nachhauseweg an. Spät abends kam dann Ricke ebenfalls nach Hause und hatte einen kurzen, aufgezwirbelten Kälberstrick um den Hals? - Die ganze Geschichte erfuhr ich anderentags!

Von ihrem informativen Jagdausflug kam sie auf dem Heimweg am Haus dieser Aussiedler vorbei. Vom Clanchef ließ die Kleine sich, entgegen ihrer Art, anlocken. Milo, der auch schon auf dem Balkan gejagt hatte, erkannte sofort den guten Jagdhund und band sie erst mal zur Sicherheit mit besagtem Kälberstrick in der Scheune an die Gerüstleiter. Er wusste nicht, dass dieser Hund in dieses Dorf gehörte und ich sein Kumpel und Herrchen war.

Natürlich waren auch Rickes...

Erscheint lt. Verlag 24.3.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Lyrik / Gedichte
ISBN-10 3-8192-5256-8 / 3819252568
ISBN-13 978-3-8192-5256-3 / 9783819252563
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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