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Das Magnolienhaus - Flügel der Freiheit (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
296 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-3392-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Magnolienhaus - Flügel der Freiheit - Fabia Waldner
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Zwischen Träumen und Hoffnung.

Berlin 1912. Caroline ist der Familie entflohen und entschlossen, sich in der schillernden Reichsmetropole den Traum ihres Lebens zu erfüllen. Sie will zum Film und eine zweite Asta Nielsen werden. Zunächst sieht alles rosig für sie aus, doch dann zeigt ihr das Schicksal seine dunkle Seite und stellt sie in den Straßen Berlins vor unerwartete Herausforderungen ...

Unterdessen ahnt ihre Familie am malerischen Rhein nichts von ihrem Elend. Ihre Schwester Almut hingegen scheint das große Los gezogen zu haben: Sie heiratet Edgar und genießt anfangs das Glück einer jungen Ehe. Doch schon bald zerbricht der Schein des perfekten Lebens, und der Ehefrieden wird auf eine harte Probe gestellt. Das Glück, das einst so greifbar schien, rückt für alle in weite Ferne.

Werden die Schatten der Vergangenheit und die Stürme der Gegenwart die Familie auseinanderreißen?

Während die Welt um sie herum ins Wanken gerät, entfaltet sich ein Drama von Geheimnissen und unvorhergesehenen Wendungen.

Zweiter Teil der mitreißenden Familiensaga, die jeden in ihren Bann zieht.



Fabia Waldner steht für den deutschen Autor Michael Schulz. 1959 im rheinischen Bonn geboren, brennt er bereits früh für Literatur, Philosophie und Musik. Zunächst entscheidet er sich für die Musik. Nach einem Studium am 'Mozarteum' in Salzburg führt ihn sein Weg in die Welt der Oper. Doch dann entdeckt er das Schreiben für sich. Heute lebt und schreibt der Autor im Harz bei Goslar. 

Prolog


Bonn, Mitte Dezember 1974

Ausgerechnet heute war ein widerspenstiger Tag, dachte Caroline. Es nieselte, und der Himmel wirkte bedrohlich, wo sie doch ohnehin voller Angst und Selbstvorwürfe steckte. Dies waren falsche Gefühle, das wusste sie, und dennoch hatte sie sich davon in all den Jahren nicht freimachen können. Vielleicht war sie Frederik deshalb so bereitwillig entgegengekommen, als er ihr vorschlug, ihr Elternhaus aufzusuchen, um endlich damit aufzuräumen. Auch ihre Sorge, man könne sie erkennen, war überflüssig. Sie war über achtzig, eine alte Frau, hinter der man die lebenshungrige Caroline von einst kaum noch vermuten konnte.

Nur noch wenige Schritte. Sie warf einen Blick auf die umliegenden Häuser der Argelanderstraße, die alle ein ähnliches Schicksal verband. Die Aura von Feierlichkeit und Eleganz, die diese Straße einst umgab, war verflogen und einer Atmosphäre von Stillstand und Vergänglichkeit gewichen. Im Gegensatz zur Altstadt hatte dieser Stadtteil von Bonn zwar auch den zweiten Krieg fast unbeschadet überstanden, aber seine Zeit war vorbei. Die Fassaden waren ergraut, und über die ausgetretenen Stufen der ehemaligen Lieferanteneingänge breitete sich Moos aus.

Auch die alte Kastanie vor dem Haus stand noch. Kahl und knorrig reckte sie sich gegen den finsteren Himmel. Von ihrem Zimmer aus war dieser Baum das Erste, was sie gesehen hatte, wenn sie morgens aus dem Fenster sah. Caroline hielt inne, worauf Frederik ihre Hand drückte, um ihr Mut zu machen. Er hatte versprochen, ihr beizustehen, wenn sie plötzlich die Kräfte verlassen sollten, weil sie den Anblick nicht ertragen konnte. »Mach dir keine Sorgen«, hatte er ihr noch versichert, als sie aus seinem kleinen Käfer gestiegen waren. »Es liegt schließlich ganz in meinem Interesse, dir dabei zu helfen, dich deiner Vergangenheit zu stellen. Wie sollte ich sonst mit meinem Romanprojekt vorankommen, wenn ich dich nicht hätte?«

Sie schmunzelte. Frederik hatte ja recht, es blieb ihr nicht mehr viel Zeit, ihre Welt zu ordnen, bevor sie die Augen für immer schloss. Offenbar kannte er sich in der Südstadt gut aus und hatte den Wagen unweit vom Haus ihrer Eltern geparkt, obwohl sie ihm nie die Hausnummer verraten hatte. Oder war ihr das nur wieder entfallen? In letzter Zeit konnte sie ihrem Gedächtnis nicht mehr so recht trauen. Allerdings wusste sie noch ganz sicher, dass sie in einem ihrer Gespräche zugegeben hatte, wie sehr es ihr nach Jahrzehnten immer noch zusetzte, von der Familie ausgeschlossen zu sein und sich wie eine Verstoßene zu fühlen. Erst mit ihm könne sie frei darüber reden, ohne in Tränen auszubrechen, hatte sie Frederik eingestanden. Sie sei längst nicht so stark gewesen, wie sie es sich selbst und anderen vorgemacht habe, doch sie sei standhaft geblieben und nicht zu Kreuze gekrochen. »Deshalb fällt es mir auch so schwer, diesem Haus wieder zu begegnen, verstehst du?« Doch wie sollte er? Er hatte die Zeiten nun einmal nicht miterlebt. »Es ist ein Gefühl, als müsste ich meinem Vater persönlich gegenübertreten, um mich für mein Leben zu rechtfertigen. Aber das muss ich nicht, denn es ist mein Leben, und ich kann stolz darauf sein.«

Nun war der Moment gekommen. Caroline spürte den aufgeregten Schlag ihres Herzens. Sie hob den Blick. Das Haus ihrer Kindheit. Alles, was sie sah, entsprach noch ihrer Erinnerung. Der schmale Vorgarten, vom Bürgersteig abgegrenzt durch einen schmiedeeisernen, mit spitzen Enden bewehrten Zaun, an dem seitlich durch das Tor der Weg zum Eingang führte und vor der Haustür aus Eichenholz endete. Papa hatte die goldbraune Farbe, in der sie gebeizt war, einmal mit der von Waldhonig verglichen. Auch die doppelten Fenster waren anscheinend die von damals, im Erdgeschoss hingen sogar noch die alten Läden in ihren Angeln. Allerdings hatte der Putz stark gelitten, und die Stuckatur im obersten Stock war abgebröckelt. Im Haus schien sich niemand aufzuhalten; obwohl der Tag düster war, brannte kein Licht hinter den Gardinen.

Caroline fragte sich, ob das Haus wohl noch im Besitz der Familie war. Almut, ihre ältere Schwester, die noch darin gewohnt hatte, war inzwischen verstorben. Sie hatte es in der Zeitung gelesen, fast eine ganze Seite hatten die Beileidsbekundungen ausgefüllt. Immerhin hatte Almut es weit gebracht, sie war eine der wenigen Frauen ihrer Generation gewesen, die man als Unternehmerin anerkannt und allgemein geschätzt hatte. Wenn Caroline an sie dachte, fiel ihr allerdings zuerst die unglückliche junge Frau ein, die sich vor nichts mehr gefürchtet hatte, als ihr Leben als alte Jungfer fristen zu müssen. Und dann war für sie die überraschende Wendung gekommen ... Wahrscheinlich hatte Almut das Haus an ihre Nachfahren vererbt, oder aber ihre gemeinsamen Geschwister Marie oder Gottfried lebten noch hier. Die beiden waren ja einige Jahre jünger als sie.

Plötzlich ging hinter einem der Fenster das Licht an, im kleinen Salon gleich neben der Haustür, in dem Opa Kabänes damals Port getrunken und seine dicken Zigarren geraucht hatte, wenn er auf einen Sprung vorbeigekommen war. Bis in den Wintergarten konnte man es immer riechen, wenn er der Familie seines ältesten Sohnes einen Besuch abstattete.

Hinter der Gardine ließ sich ein Schatten erkennen. Ein Schreck durchfuhr Caroline, und sie wandte den Blick ab. Erinnerungen stiegen in ihr auf. Sie selbst war damals aus diesem Gefängnis geflohen, während Mutter bleiben musste. Nie würde sie den Morgen vergessen, an dem sie sich von ihr verabschiedet hatte, nicht ahnend, dass es ein Abschied für immer sein würde. Und erst viel später hatte sie erkannt, dass Mutter für sie das Äußerste getan hatte, was ihr möglich gewesen war. Carolines Lippen bebten bei dem Gedanken. Es war höchste Zeit, ihr Grab noch einmal zu besuchen. Zusammen mit Papa ruhte sie unter einer gravierten Sandsteinplatte auf dem alten Friedhof. Nur wenige Male und immer nur kurz war Caroline dort gewesen, weil sie befürchtete, dass sie, die Verstoßene, einem Mitglied der Familie begegnen könnte.

Unterdessen schnürte der Regen so fein wie die Rille einer alten Schellackplatte, und eine Melodie kam ihr in den Sinn, die sie, als sie damals diesem Haus den Rücken kehrte, niemals wieder hatte hören wollen: Es war, als hätt der Himmel die Erde still geküsst ...

In Carolines Vorstellung stand wieder Mutter in ihrem eng geschnürten violetten Kleid an der Tür und winkte ihr mit dem Taschentuch zu. Dieses Bild hatte sich ihr damals nur wenige Sekunden aus dem Rückfenster des Mercedes geboten, und doch war es, solange sie lebte, in ihrem Gedächtnis verhaftet geblieben. An die Fahrt nach Bad Honnef konnte sie sich nicht mehr erinnern, aber dass Vita sie bei der Ankunft in ihrer überschwänglichen Art in die Arme genommen und geküsst hatte. »Wenn du glaubst, es geht nicht mehr … Ich bin zwar auf dem Sprung an die türkische Ägais, mein Schatz. Aber wenn ich helfen muss, stehe ich natürlich zur Verfügung. Ich habe Freunde in Berlin, und niemand wird dich finden, wenn du es nicht willst«, hatte sie ihr noch am gleichen Abend Mut gemacht. Es klang alles so einfach, und dennoch konnte Caroline sich nicht freuen. Das schlechte Gewissen folgte ihr überallhin, sie war einem ständigen Wechselbad der Gefühle ausgesetzt. Doch Vita erwies sich als beste Freundin. »Deine Mutter hat mir alles erzählt«, sagte sie. »Und ich bin ganz ihrer Meinung, dass du besser den Kopf freibekommen solltest, als in das nächste Missgeschick hineinzustolpern.«

»Das klingt aber gar nicht nach Mutter. Sie steht fest an Papas Seite, und wenn es nach den beiden geht, dann soll ich nach wie vor Rudi heiraten«, entgegnete sie.

»Aber was erwartest du? Natürlich muss deine Mutter so handeln, wie sie handelt. Eine gute Ehefrau steht immer zu ihrem Mann, und Mathilde nimmt ihre Pflichten sehr ernst. Ich glaube, sie hat recht, wenn sie sagt, dass Edgar nach einer Heirat so wie jeder andere Mann von dir erwarten würde, sich seinen Zielen unterzuordnen, auch wenn er zuvor ganz anders redet.«

Caroline musste ihr betreten zustimmen. Weswegen war sie schließlich hier?

Am nächsten Tag brachen sie früh auf, um in Mainz verschiedene Einkäufe zu erledigen. Karl-Heinz, Vitas schweigsamer Freund, der offenbar vollkommen damit zufrieden war, ihnen gefällig zu sein, begleitete sie überallhin und trug die vielen kleinen und größeren Pakete mit einem...

Erscheint lt. Verlag 25.3.2025
Reihe/Serie Schicksal sind wir
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bonn • Erste Weltkrieg • Familiengeschichte • Familiensaga • Rheinland • Salon • Starke Frau • Träume aus Samt • Ulrike Renk
ISBN-10 3-8412-3392-9 / 3841233929
ISBN-13 978-3-8412-3392-9 / 9783841233929
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