Jerry Cotton Sonder-Edition 259 (eBook)
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-7940-1 (ISBN)
Fünf Millionen Dollar waren kein Pappenstiel. Desmond Gallagher, Besitzer einer Fluggesellschaft und Gangsterfreund, brauchte sie dringend. Heimlich brachte er diese Summe bei einem Rauschgiftdeal auf die Seite. Doch der Mann, den er betrog, war kein gewöhnlicher Verbrecher, sondern Kenzaburo, Herr über achthundert japanische Gangster. Er schwor Gallagher furchtbare Rache. Am schlimmsten aber waren Phil und ich dran. Wir platzten geradewegs in die blutigen Aktionen von Kenzaburos Kamikaze-Gang!
2
Was sich im Einzelnen abgespielt hatte, als die beiden Polizeibeamten, geführt von Schwester Sue, Zimmer 509 betreten hatten, wussten wir noch nicht, denn Schwester Sue lag bewusstlos in einem schweren Schockzustand. Einer der Polizisten war tot. Um das Leben des anderen kämpften die Ärzte in einer Operation, die schon Stunden dauerte.
Inzwischen hatte das Homicide Department der San Francisco Police den Fall übernommen. Der oberste Chef, Commissioner Jackson, war selbst am Tatort erschienen. Die eigentliche Arbeit leistete eine Spezialistengruppe unter dem Kommando von Detective Lieutenant Mike Taylor.
Schon von der Untersuchung mit Dr Hazler hatten wir mit ihm gesprochen und den Ablauf der Ereignisse skizziert. Zum zweiten Mal trafen wir ihn auf dem Gang der fünften Etage, in den Anblick der Wandstelle versunken, von der Riggs' Kugel den großen Placken Putz heruntergeschlagen hatte.
»Sieht aus, als hätte er mit Mörsergranaten geschossen«, sagte Taylor.
»45er Munition und eine Kugel, die sich beim Aufprall verstaucht«, sagte Phil. »Das Kaliber war Riggs' Markenzeichen.«
Lieutenant Taylor rieb sich das Kinn. Seine Bartstoppeln knirschten. Er hatte Ränder unter den Augen. Seine Lider waren entzündet. Er schien in der Nacht nicht viel Schlaf bekommen zu haben.
»Er war ein Berufskiller, oder?«, fragte er.
»Ja, das war er«, sagte Phil.
»Arbeitete er für eine Gang?«
»Nicht für eine Gang, sondern für einen bestimmten Mann.«
»Einen Gangsterboss?«
»Wenn Sie ihn so nennen, Lieutenant, kann Ihnen das eine Verleumdungsklage einbringen. Seine Aktien werden an der Börse gehandelt.«
»Trotzdem führt er einen Berufskiller auf der Gehaltsliste? Setzt er die Kosten als Betriebsausgaben von der Steuer ab?«, fragte der Lieutenant ironisch.
»Es gibt legale und illegale Geschäfte, und die illegalen lassen sich am besten im Schutz und unter dem Deckmantel einer scheinbar seriösen Firma machen.«
»Hat der Gentleman seinen Berufskiller mit einem Auftrag nach San Francisco geschickt?«
»Ob Riggs einen Auftrag mitgebracht hat, wissen wir nicht. Als wir herausfanden, dass er New York verlassen hatte, nahmen wir an, dass ihm der Boden zu heiß geworden war. Wir besitzen Beweise für zwei Morde, die er in Alabama und Florida beging. Beweise, die für eine Verurteilung ausgereicht hätten. Irgendwie muss er Wind davon bekommen haben, dass es dieses Mal ernst für ihn werden konnte. Er hatte es so eilig, dass er ein Flugzeug seines Auftraggebers benutzte. Bis dahin hatten sie jeden direkten Kontakt sorgfältig vermieden.«
»Wenn Sie annehmen, dass Riggs nach Frisco kam, weil Sie ihm in New York eingeheizt hatten, irren Sie sich«, sagte Taylor trocken. »Er brachte einen Auftrag mit, und er führte ihn aus. Er tötete einen Mann.«
»Wen?«, fragte ich.
»Kommen Sie mit. Ich zeige Ihnen die Leiche.«
Der Raum war bis an die Decke mit weißen Fliesen gekachelt. Neonlampen tauchten ihn in kaltes bläuliches Licht. Es roch intensiv nach Desinfektionsmittel wie in allen Leichenschauhäusern, und natürlich war es eiskalt.
Unter dem weißen Leinentuch wurde der Tote auf einem Obduktionstisch hereingefahren.
»Er wurde um vier Uhr morgens am Strand von Brisbane gefunden«, erklärte der Lieutenant. »Von einem Liebespaar, das hinausgefahren war, um im Wagen ein wenig zu knutschen. Sie können sich denken, dass die Frau einen Schreikrampf bekommen hat, als sie diesen Toten sah.«
Er schlug das Tuch zurück und legte den Kopf frei, genauer gesagt, das, was davon noch vorhanden war.
»Ähnliche Wirkung wie bei den Cops und im Redwood Hospital«, stellte ich fest.
Er nickte nachdrücklich. »45er Munition, und ich zweifle nicht daran, die ballistische Untersuchung wird bestätigen, dass in Brisbane und im Hospital derselbe Revolver benutzt wurde.«
»Wer ist der Mann?«
Taylor konsultierte sein Notizbuch. »Er trug einen Pass auf den Namen Fulo Maruoka bei sich. Nach dem Stempel der Passkontrolle am Flughafen war er knapp zwölf Stunden vor seinem Tod mit einer Maschine der Japan Airlines angekommen. Das stimmt mit seinem Flugticket überein, das wir ebenfalls fanden. Den Rückflug nach Tokio hatte er für heute Nacht gebucht. Er war unbewaffnet. In seiner Brieftasche steckten dreihundert Dollar.«
»Ein Japaner?«
»Ja, obwohl von seinem Gesicht nicht mehr viel zu erkennen ist.«
Der Lieutenant fasste das Leichentuch und zog es vom Körper des Toten.
Ich konnte einen Laut der Überraschung nicht unterdrücken. Der Mann war tätowiert. Nicht so, wie es bei uns üblich ist mit einer Zeichnung auf der Brust oder den Armen. Bei ihm bedeckte die Tätowierung in einem komplizierten, auf den ersten Blick nicht identifizierbaren Muster jeden Quadratinch der Haut. Sie war mehrfarbig, in der Hauptsache rot und blau und so fein und minutiös ausgeführt, dass sie wie eine Malerei wirkte.
Allmählich erkannte ich in dem Gewirr der Linien seltsame Fabelwesen, einen feuerspeienden Drachen, dessen rote Zunge aus dem zähnestarrenden Maul von der Mitte der Brust bis zur zerschossenen Schulter reichte, während sich der schuppige Schwanz um den linken Oberschenkel zu winden schien. Ein Dämon mit einem fratzenhaften Gesicht schwang ein Schwert. Das Schwert reichte von der Schulter bis in die Ellenbogenbeuge. Wenn der Mann zu Lebzeiten den Arm bewegt hatte, musste es ausgesehen haben, als schwänge der Dämon das Schwert.
»Auch der Rücken ist tätowiert bis zu den Fersen«, sagte Taylor.
»Gehörte der Mann zu einer Schaustellertruppe?«, fragte ich.
»Nein.« Taylor schüttelte den Kopf. »Bei der San Francisco Police arbeiten einige Beamte japanischer Herkunft. Ich bat einen, sich den Toten anzusehen. Er hält den Mann für einen Yakuza.«
»Yakuza? Nie gehört, Lieutenant.«
»Yakuza ist ein Gangster, allerdings ein japanischer.«
»Warum soll ein japanischer Gangster von einem amerikanischen Berufskiller umgelegt worden sein?«
»Danach hätten Sie Jake Riggs fragen müssen.«
»Wir werden Desmond Gallagher fragen«, sagte ich.
Desmond Gallagher, Ex-Captain der U. S. Air Force, mehrere Auszeichnungen, trotzdem Entlassung aus den Streitkräften wegen Widerstands gegen Vorgesetzte. Tauchte als Besitzer von drei alten DC-Maschinen auf den Kriegsschauplätzen in Südostasien wieder auf und flog im Dienst des CIA Waffen zu Bergstämmen im Feindgebiet und ebenso im Auftrag korrupter Regierungsmitglieder Gold, Kunstgegenstände und junge Mädchen nach Thailand und den Philippinen.
Noch vor dem Ende des Vietnamkriegs kehrte er in die Staaten zurück und gründete die Flash Airlines, eine Charterfluggesellschaft, für die er Landerechte in zahlreichen Ländern Südamerikas und Asien zu beschaffen wusste.
Er kaufte modernes Fluggerät, brachte den Laden in Schwung und heiratete den Filmstar Christine Daele. Die Ehe brachte ihn in alle Klatschzeitungen. Auch nach der Scheidung blieb er ein Lieblingsobjekt der Regenbogenpresse
Er sah höllisch gut aus, ein Sechs-Fuß-Bursche mit pechschwarzem Haar, in das sich im Lauf der Jahre graue Strähnen mischten. Das großflächige Gesicht mit dem massiven Kinn, den grauen Augen unter dichten Brauen und dem starken Mund strahlte Männlichkeit und Brutalität aus, eine Mischung, die vielen Frauen schwache Knie machte.
Die Narbe unter dem rechten Backenknochen galt als Gallaghers Markenzeichen, und die Presse verbreitete immer neue Geschichten darüber, auf welche Weise sie ihm beigebracht worden war.
Er galt als reich. Auf jeden Fall warf er mit Geld um sich und lebte im Luxus, aber sein Reichtum hatte nie den Geruch des Zweifelhaften verloren. Die Aktien seiner Flash Airlines notierten an der Börse nicht besonders hoch. Von Zeit zu Zeit beanstandete die Flugaufsichtsbehörde die Sicherheit der Flash-Maschinen. Wer Flash Airlines flog, hatte gute Aussicht, dass Zollbeamte sein Gepäck besonders gründlich prüften. Immer wieder verhängten Flughäfen Landesperre für Gallagher-Flugzeuge, weil Gebühren oder Kerosinrechnungen überfällig waren.
Das alles schmälerte nicht Gallaghers Ruhm in der Presse. Er gab rauschende Feste, erschien mit immer schöneren Frauen auf Partys und Bällen, verbrachte Wochenenden mit Film- und Fernsehstars, schüttelte im Blitzlichtgewitter die Hände von Politikern, Sportlern und Pastoren, flog, als eine Crew die Arbeit verweigerte, eigenhändig eine DC 9 von Miami nach Jamaica und ließ auf diesem Flug die Passagiere von einem halben Dutzend hübschen Frauen in französischem Champagner fast ertränken.
Der Flug brachte ihm eine scharfe Rüge der Flugaufsichtsbehörde und einen Prozess um die Verlängerung seiner Lizenz ein, bei dem die Presse seine Partei ergriff und den er gewann. Den Sieg feierte er mit der größten Party des Jahres auf der Insel vor Stamford, die er gegen eine horrende Pacht erworben hatte und...
| Erscheint lt. Verlag | 12.4.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner |
| ISBN-10 | 3-7517-7940-X / 375177940X |
| ISBN-13 | 978-3-7517-7940-1 / 9783751779401 |
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