Verloren in Amsterdam (eBook)
356 Seiten
Barbara Cartland eBooks Ltd (Verlag)
978-1-78867-837-7 (ISBN)
Leila, die sehr schöne Stieftochter Sir Roberts kommt nach langer Zeit in Florenz auf sein Gut zurück. Sie hatte in Florenz ein Mädchenpensionat besucht und musste auf Sir Roberts Anweisung dort nach dem Tod ihrer Mutter bleiben und wohnte dort bei einer Bekannten, wo sie auch Malunterricht bekam. Nach ihrer Rückkehr nach England will ihr Vormund Sir Robert, sie mit einem seiner Freunde zur Heirat zwingen. Dieser ist um vieles älter als das junge Mädchen und sie ist nicht gewillt diese Heirat einzugehen. Da Sir Robert das nicht zulassen will, läuft Leila mit ihrer ehemaligen Nanny davon und sucht Unterschlupf bei ihre Tante in Den Haag, der Baroness von Alnradt, einer Schwester ihrer Mutter, die sie seit junger Kindheit nicht mehr gesehen hatte. Ihre Tante nimmt sie erfreut auf, aber sie ist jedoch sehr erkrankt und ihr fehlen die finanziellen Mittel, um die nötige Operation durchführen zu können.
Der Marquis von Kyneston befindet sich auch in den Niederlanden, um Gemälde für seine Sammlung zu finden - und auch um einige unerfreuliche Erfahrungen mit Frauen zu vergessen.
Wird es Leila gelingen Sir Roberts Plänen auf Dauer zu entkommen und wird es ihr möglich sein, der Tante, die sie erst wieder gefunden hat, die seit langem benötigte Operation zu finanzieren? Wird der Marquis von Kyneston in Holland finden, was er seit langem sucht?
KAPITEL EINS ~ 1903
Der Marquis von Kyneston war bester Laune, als er in London eintraf.
Er fuhr seinen Vierspänner, und die vier Braunen davor erregten die Bewunderung sämtlicher Passanten.
Es drängte ihn, jemanden zu finden, dem er von seinem Sieg bei einem der schwierigsten Rennen, die es überhaupt für Pferde gab, berichten konnte.
Daher stoppte er das Gespann vor dem White’s Club und übergab dem Pferdeknecht die Zügel.
“Bring die Tiere nach Hause in den St, James”, sagte er, “und schicke mir den geschlossenen Wagen. In einer Stunde soll er mich abholen.
“Sehr wohl, M’lord.
Stolz erhobenen Hauptes betrat der Marquis den Club.
Er hatte nicht nur ein schwieriges Rennen gewonnen, er hatte außerdem seinen eigenen Geschwindigkeitsrekord gebrochen.
Viele seiner Freunde zogen es neuerdings vor, mit der Eisenbahn zu fahren. Die Verwegenen unter ihnen setzten sich sogar in diese neumodischen Automobile, die dazu neigten, schon nach wenigen Meilen den Geist aufzugeben.
Für ihn kam das nicht in Frage. Er war fest entschlossen, seinen Pferden die Treue zu halten.
Zum Glück gab es noch eine große Zahl von Männern, die dachten wie er. Auch waren davon überzeugt, dass mit dem Untergang der Pferde auch der Eigene besiegelt wäre.
Der Marquis betrat den Morning Room, wo er, wie erwartet, einige seiner Freunde antraf.
Als ersten sah er Willy Melivale, mit dem er auf der Schule gewesen war.
Er trat zu ihm und stellte fest, dass neben ihm noch ein Platz frei war.
“Hallo, Carew!” rief Willy. “Du brauchst nichts zu sagen. Ich sehe es deinem Gesicht an, dass du gewonnen hast. ”
“Hab’ ich”, entgegnete der Marquis. “Ich wünschte nur, du wärst dabei gewesen. Es war ein so knappes Kopf-an-Kopf-Rennen, dass Drayford und ich buchstäblich den Atem anhielten.”
“Aber der tatsächliche Sieger warst du”, meinte Willy mit einem Unterton von Sarkasmus in der Stimme.
“So ist es”, antwortete der Marquis zufrieden.
Er bestellte sich einen Drink. Dann lehnte er sich bequem zurück und dachte, dass dies einer der schönsten Tage in seinem Leben war.
“Was machst du heute Abend?” fragte Willy. “Ich glaube, wir sollten zusammen zu Abend essen.”
Eine kurze Pause entstand.
Dann sagte der Marquis: “Das wäre schön gewesen, aber leider bin ich verhindert.”
Er dachte an Daphne Burton.
Das Zusammensein mit ihr würde der krönende Abschluss seines Sieges auf dem Rennplatz sein.
Bei einem Dinner auf Apsley House hatte er Lady Burton vor vier Wochen zum ersten Mal gesehen.
Bei ihrem Anblick hatte es für ihn keinen Zweifel gegeben, dass eine der attraktivsten Frauen war, die ihm je begegnet war.
Sie hatte etwas Faszinierendes an sich.
Etwas, das weitaus wichtiger war als bloße Schönheit.
Er war dann keineswegs überrascht gewesen, als sie plötzlich neben ihm stand, nachdem er sich zusammen mit den anderen Gentlemen wieder den Ladies zugesellt hatte.
“Ich habe schon so viel von Ihnen gehört, Mylord”, hatte sie mit ihrer warmen, einschmeichelnden Stimme gesagt.
“Ich hoffe, nur Gutes”, erwiderte der Marquis.
Ihn amüsierte der fragende Ausdruck in ihren dunklen Augen und der Anflug von Spott auf ihren schön geschwungenen Lippen, als sie entgegnete: “Aber natürlich. Wie sollte es auch anders sein?”
Er lachte und wusste, dass beide in diesem Augenblick an seine Liebschaften dachten, über die man indiskret in der feinen Gesellschaft redete.
Der Himmel weiß, welche Mühe ich mir gebe, diskret zu sein, dachte er bei sich.
Aber er war einfach zu einflussreich, bedeutend und erfolgreich, um verhindern zu können, dass man sich für ihn interessierte und über ihn sprach.
Selbst der König hatte in seiner Zeit als Prinz von Wales mit seinen Liebschaften geprahlt und sich damit großgetan.
Und der Marquis hatte sich dieser neuen Mode nicht ganz verschließen können.
Doch er selbst hielt sich nicht für einen hoffnungslosen Schürzenjäger, der sein Leben mit nichts anderem verbrachte, als hinter dem Rockzipfel verheirateter Frauen herzulaufen.
In der Öffentlichkeit galt er als außergewöhnlicher Pferdekenner und gewissenhafter Gutsherr, der den größten Teil seiner Zeit mit der Verwaltung und Beaufsichtigung seiner Besitzungen verbrachte.
Im Augenblick befasste er sich sehr intensiv mit der Instandhaltung und Verschönerung seines Familiensitzes Kyne in Huntingfordshire.
Er war ein wundervolles Beispiel Paduanischer Architektur.
Frühere Generationen hatten zwar einige Verbesserungen daran vorgenommen, jedoch die Prunkräume völlig vernachlässigt, so dass sie jetzt dringend einer Restaurierung bedurften.
Der Marquis hatte versucht, einige der gregorianischen Möbel zurückzukaufen, die zu Beginn der langen Regierungszeit der Königin durch einige - wie er nannte – ‚viktorianische Scheußlichkeiten‘ ersetzt worden waren.
Ein sehr wichtiger Schritt zur Verschönerung von Kyne war die Erweiterung der Gemälde.
Er hatte der Sammlung bereits eine Anzahl von Gemälden beigefügt, die seine Vorgänger durchaus nicht geschätzt hatten.
In jüngster Zeit erwarb er eine Venusdarstellung, die ihn begeistert hatte, bis er Lady Burton kennenlernte und zu der Überzeugung gelangte, dass sie das größere Anrecht auf den Titel der Venus in Anspruch nehmen konnte. Er verfolgte sie anfangs eher platonisch, später dann, als er feststellte, wie schwierig es war, sich mit ihr zu treffen, ging er mit größerer Hartnäckigkeit und Entschiedenheit daran.
“Mein Mann ist entsetzlich eifersüchtig”, hatte sie gesagt. “Deshalb werden Sie verstehen, dass ein Treffen zwischen uns ein Fehler wäre, obgleich ich Sie genauso gerne sehen möchte wie Sie mich.”
Inzwischen war es zu einigen kurzen Begegnungen am Nachmittag gekommen, doch der Marquis vermochte sich damit nicht zufriedenzugeben. In seinen Augen eigneten sich die Nachmittage nicht für die Liebe, auch wenn dies mehr und mehr in Mode kam.
So hatte er also schon daran gedacht, die Jagd aufzugeben und sich nach einer anderen Liebesbeute umzusehen, als Daphne Burton ihm zwei Tage zuvor ganz unerwartet mitgeteilt hatte, dass ihr Mann nach Paris reisen würde.
“Von Mittwoch bis Freitag wird er unterwegs sein”, sagte sie.
Der Marquis hielt gespannt inne.
“Ich dachte mir”, fuhr sie fort, “Sie würden vielleicht am Donnerstagabend mein Gast beim Dinner sein, nur eine kleine Gesellschaft.”
Es waren nicht die Worte selbst, sondern der Ausdruck in ihren Augen, der dem Marquis verriet, was sie wirklich beabsichtigte.
Sie würde wie üblich mit einigen Freunden zu Abend essen, und er würde dafür sorgen, dass er noch dort nachdem war nachdem die anderen schon gegangen waren.
“Sie wissen, wie sehr ich mich darauf freue”, sagte er mit fester Stimme.
“Ich freue mich auch”, gab sie flüsternd zurück.
Leider fehlte die Gelegenheit, mehr zu sagen. Später stellte der Marquis fest, dass sich seine Gedanken ständig mit dem Donnerstagabend beschäftigten.
Er war sicher, Daphne Burton würde sich als eine Frau erweisen, die das besaß, was ein Mann sich von einer Frau ersehnte: Wärme, Hingabe, Feuer und Leidenschaft.
Ein Glück, dass Henry Burton ausgerechnet dann nach Paris reist, wenn die Welt zur Saison in London weilt und nicht im Traum daran denkt, ein anderes Ziel zu wählen, dachte der Marquis.
Doch er dachte auch daran, dass er gerne mit seinem Freund Willy zum Essen ausgegangen wäre. Er hätte mit ihm über das Rennen sprechen und gemeinsam mit ihm überlegen können, welche Pferde er in Ascot laufen lassen sollte.
Während er noch in Gedanken versunken dasaß, fragte Willy Melivale: “Dinierst du heute Abend mit Daphne, Burton?”
“Ja”, erwiderte der Marquis. “Ich hoffe, du gehörst auch zu den Gästen.”
“Nein”, gab Willy zur Antwort, “ich habe keine Einladung erhalten.”
Etwas an der Art, wie Willy sprach, ließ den Marquis neugierig aufblicken.
Er kannte Willy nur zu gut.
Sie waren fast ihr ganzes Leben zusammen gewesen, und es war einfach nicht möglich, dass der eine dem anderen etwas verheimlichen konnte.
Der Marquis stellte sofort fest, dass Willy einen abwesenden Eindruck machte. Er blickte ihn nicht an und schien mit seinen Gedanken weit weg zu sein.
Der Marquis hatte keine Ahnung, was den Freund so beschäftigte, denn nicht einmal mit Willy sprach er über seine Liebschaften.
Deshalb kam er nicht auf die Idee, dass das, was Willy beschäftigte, etwas mit Daphne Burton zu tun haben könnte.
Er leerte seinen Drink und schaute auf die Uhr, als Willy sagte: “Ich habe heute Nachmittag Henry Burton gesehen.”
Der Marquis versteifte sich.
“Du hast Henry Burton gesehen?” fragte er. “Aber das ist unmöglich. Er weilt in Paris.”
“Ich sah ihn, als ich von Ranelagh in die Stadt zurückfuhr”, sagte Willy. “Ich hatte mich verfahren und sah, wie er in einem Hotel verschwand, das nach meinem Geschmack einen ziemlich heruntergekommenen Eindruck machte.”
Ungläubig starrte der Marquis seinen Freund an.
“Und du bist sicher, es war Burton?”
Willy nickte.
Dann, nach einer Weile, sagte er: “Ich würde es dir nicht gesagt haben, aber Daran Haughton verlor vor zwölf Monaten eine große Summe an ihn.
“Daran Haughton?” fragte der Marquis.
“Er traf Burton auf dem Land”, erklärte Willy Melivale.
Der Marquis erinnerte sich nun, dass Daphne Burton ihm gesagt hatte, dies sei der Grund dafür gewesen, dass sie sich nicht schon...
| Erscheint lt. Verlag | 24.2.2025 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland |
| Verlagsort | Hatfield |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | Flucht und Gefahr Roman • Geheimnisvolle Liebe • Historischer Liebesroman • Internationale Intrige • Krimi und Liebesroman • romantischer Spannungsroman • Viktorianische Romantik |
| ISBN-10 | 1-78867-837-0 / 1788678370 |
| ISBN-13 | 978-1-78867-837-7 / 9781788678377 |
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