Lassiter 2747 (eBook)
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-7844-2 (ISBN)
Als Amos Sheridan aus dem Zuchthaus in Lubbock entlassen wurde, warteten vor dem Gefängnistor seine vier Söhne auf ihn. Sie hatten für ihn ein Pferd mitgebracht, ein Gewehr sowie einen Patronengurt mit einem Holster, in dem ein schwerer 45er Coltrevolver steckte. Fünf Jahre lang hatte Amos Sheridan das Gefühl gehabt, in dem Zuchthaus lebendig begraben zu sein; Jahre, die seinen Hass genährt hatten und ihn mörderisch werden ließen. 'Die Demütigungen hinter diesen Mauern werde ich zu vergelten wissen', presste er hervor, indes er sich den Revolvergurt umschnallte. 'Wir reiten nach Tulia. Dort werde ich Lester Dudley das Fell über die Ohren ziehen.' Er riss sich ungestüm in den Sattel. 'Ich will den Bastard tot vor mir liegen sehen und auf seinen Stern spucken.' Er hämmerte seinem Pferd die Fersen in die Seiten und ließ die Zügel schießen. Seine Söhne folgten ihm.
Sheridans
Satansbrut
von Pete Hackett
Als Amos Sheridan aus dem Zuchthaus in Lubbock entlassen wurde, warteten vor dem Gefängnistor seine vier Söhne auf ihn. Sie hatten für ihn ein Pferd mitgebracht, ein Gewehr sowie einen Patronengurt mit einem Holster, in dem ein schwerer 45er Coltrevolver steckte.
Fünf Jahre lang hatte Amos Sheridan das Gefühl gehabt, in dem Zuchthaus lebendig begraben zu sein; Jahre, die seinen Hass genährt hatten und ihn mörderisch werden ließen.
»Die Demütigungen hinter diesen Mauern werde ich zu vergelten wissen«, presste er hervor, indes er sich den Revolvergurt umschnallte. »Wir reiten nach Tulia. Dort werde ich Lester Dudley das Fell über die Ohren ziehen.« Er riss sich ungestüm in den Sattel. »Ich will den Bastard tot vor mir liegen sehen und auf seinen Stern spucken.«
Er hämmerte seinem Pferd die Fersen in die Seiten und ließ die Zügel schießen. Seine Söhne folgten ihm.
Amos Sheridan und seine Söhne zogen auf der alten Postkutschenstraße nach Norden. Bis zur nächsten Stadt lagen zwanzig Meilen Wildnis vor ihnen – Grasland, Wald, Hügel und weitläufige Senken.
Am Nachmittag erreichten sie Abernathy, eine verschlafene Siedlung, die um eine frühere Pferdewechselstation der Overland Butterfield Mail Company entstanden war. Die Bewohner lebten von den Ranches und Farmen in der Umgebung.
Häuser mit falschen Fassaden standen zu beiden Seiten der staubigen Poststraße, die innerhalb der Ortschaft die Mainstreet bildete. Die Straße führte weiter nach Furguson, Plainview, Eunice und Tulia bis hinauf nach Amarillo.
Um die stampfenden Hufe der Pferde wirbelte der feine Staub. Die Gebissketten der Zaumzeuge klirrten leise, hin und wieder prustete eines der Tiere. Auf den Gehsteigen und auf der Fahrbahn bewegten sich nur wenige Passanten.
Niemand schenkte dem heruntergekommen wirkenden Quintett Beachtung, denn auf der früheren Poststraße zogen immer wieder Reiter – oft handelte es sich um zwielichtige Zeitgenossen –, nach Norden oder Süden.
Sheridan und seine Söhne folgten der Straße bis zum nördlichen Stadtrand, dann zügelte der alte Bandit das Pferd. Er hatte sich ein Bild von dem Ort gemacht. Seine Söhne hielten ebenfalls an.
»Das Drecknest verfügt sogar über eine Bank«, knurrte Amos Sheridan.
»Sicher haben in ihr die Farmer und Rancher der Umgebung ihre Gelder hinterlegt«, meinte Tom Sheridan, sein ältester Sohn. Er war sechsunddreißig. »Vielleicht haben die Viehzüchter und Schollenbrecher diese Bank sogar selbst gegründet. Einen Sternschlepper scheint es in dem Nest nicht zu geben. Zumindest habe ich kein Sheriff's Office gesehen. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass es eine Bürgerwehr gibt.«
»Es wird schnell gehen«, brummte Amos. »Bis die Bürgerwehr mobilisiert ist, sind wir über alle Berge. Selbst wenn wir nur eine Handvoll Dollars erbeuten – es ist leicht verdientes Geld. Eine Handvoll Dollars ist besser als gar keine Dollars.«
Sie zerrten die Pferde herum, ritten zurück und hielten vor der Bank an.
»Wir beide, Tom, gehen hinein«, gebot Amos. »Ihr drei passt auf. Sollte jemand den Helden spielen, dann zögert nicht.«
Nach dem letzten Wort glitt der alte Bandit, den die fünf Jahre im Zuchthaus nicht geläutert hatten, aus dem Sattel und reichte die Zügel seinem Sohn Bill. Tom folgte dem Beispiel seines Vaters, sein Pferd hielt Bruder Dave.
Amos und Tom stiegen die vier Stufen zum Vorbau hinauf, überquerten ihn und betraten die Bank.
Tom Sheridan trug wie auch seine drei Brüder einen langen braunen Staubmantel, dessen Schöße beim Gehen gegen seine Stiefel schlugen.
Hinter dem Schalter saß ein Clerk mit einem grünen Augenschirm auf der Stirn. Er war auf irgendeine Arbeit konzentriert, blickte aber auf, als die beiden Männer sporenklirrend näher kamen. Er sah verkniffene, bärtige Gesichter mit stechenden Augen – Gesichter, in denen ein unstetes Leben jenseits von Recht und Ordnung unübersehbare Spuren hinterlassen hatte. Die beiden gefielen ihm nicht.
Spätestens, als sie die Revolver zogen, die Hähne spannten und er in die kreisrunden, schwarz gähnenden Mündungen der Waffen schaute, wurde ihm klar, was die Stunde geschlagen hatte.
Der Clerk wurde bleich bis in die Lippen, seine Augen flackerten unruhig, und die Angst stieg wie ein Schrei in ihm hoch. Ohne dazu aufgefordert worden zu sein, hob er die zitternden Hände. Sein Hals war wie zugeschnürt.
»Sehr vernünftig«, lobte Amos Sheridan. »Du holst jetzt sämtliches Papiergeld aus dem Safe, mein Freund, stopfst es in einen Beutel oder eine Tasche und übergibst es uns. Beweg dich, Mister, oder muss ich dir Beine machen?«
Der letzte Satz war schroff und drohend über seine Lippen gekommen.
In dem Moment, als sich der Clerk erhob, um dem Befehl nachzukommen, ging die Tür zu einem Nebenraum auf, und ein korpulenter, großer Mann trat in ihren Rahmen. »Was ist ...« Bei ihm kam das Begreifen. »O verdammt!«
Er warf sich herum, um in sein Büro zu fliehen, doch Amos Sheridans Colt donnerte und bäumte sich in seiner Faust auf.
Die Detonation staute sich im Raum und drohte ihn aus allen Fugen zu sprengen.
Der schwergewichtige Mann erhielt einen fürchterlichen Stoß in den Rücken, machte noch einen Schritt und brach dann zusammen.
Vor Amos Sheridans Gesicht zerflatterte die Pulverdampfwolke.
»Zur Hölle!«, fauchte Tom Sheridan. »Nichts wie weg! Der Schuss wird den gesamten Ort alarmiert haben.«
Er warf sich herum und rannte zum Ausgang.
»Warte!«, rief sein Vater. »Das Geld ...«
Aber Tom riss schon die Tür auf und hastete nach draußen.
Vor der Bank krachten auf einmal Schüsse.
Amos Sheridan presste eine Verwünschung zwischen den Zähnen hervor, dann aber rannte auch er aus der Bank.
Seine Söhne trieben ihre Pferde hin und her und feuerten wild um sich. Tom warf sich soeben in den Sattel. »Schnell, Dad! Sie kommen von allen Seiten!«
Der alte Bandit rammte den Colt ins Holster, rannte zu seinem Pferd, stempelte den linken Fuß in den Steigbügel, griff nach dem Sattelhorn und zog sich mit einem kraftvollen Ruck auf den Pferderücken.
»Verschwinden wir!«, brüllte er, zog sein Schießeisen und feuerte auf einen Mann, der geduckt, ein Gewehr an der Hüfte im Anschlag, aus einer Tür kam. Der alte Bandit sah ihn zusammenbrechen und hämmerte seinem Pferd die Fersen in die Seiten.
Das Tier streckte sich und verfiel aus dem Stand in Galopp.
Als Amos Sheridan einmal über die Schulter schaute, sah er seine Söhne dicht hinter sich. Sie peitschten ihre Pferde mit den langen Zügeln und bearbeiteten sie rücksichtslos mit den Sporen. Der Reitwind stellte die Krempen ihrer Hüte vorne senkrecht.
Einige Kugeln folgten ihnen, doch die Männer der Stadt schossen viel zu hastig und ungezielt, geradezu blindwütig, sodass es vergeudete Munition war.
Schließlich markierte nur noch der aufgewirbelte Staub den Weg, den Amos Sheridan und seine Söhne genommen hatten.
Es war der Beginn einer blutigen Fährte.
✰
Lassiter kam mit drei Pferden im Schlepp nach Lubbock. Es handelte sich um eine verhältnismäßig große Stadt, die auch County-Sitz war.
Über den Rücken der drei Pferde, deren Zügel miteinander verknüpft waren und die Lassiter an einer Longe führte, hingen die Gestalten dreier Männer. Ihre Hände und Füße waren gefesselt, außerdem hatte Lassiter sie so an den Sätteln festgebunden, dass sie nicht von den Pferderücken rutschen konnte.
Natürlich erregte Lassiter Aufsehen. Erste Passanten folgten dem makabren Zug, weitere Bürger gesellten sich hinzu, und als Lassiter beim Office des County Sheriffs anhielt, hatte sich eine ganze Rotte Neugieriger und Sensationshungriger gebildet.
Lassiter schwang sich vom Pferd. Er band das Ende der Longe am Horn seines Sattels fest und schlang den langen Zügel um den Hitchrack. Als er sich der Treppe zum Vorbau zuwandte, ging die Tür des Office auf, und ein hagerer, mehr als sechs Fuß großer Mann mit einem mächtigen grauen Schnurrbart trat über die Schwelle. An seiner Brust funkelte im Abendsonnenschein ein Lone Star.
Es war County Sheriff Dan Haggarty.
Er trat bis an das Vorbaugeländer heran, legte beide Hände auf den oberen Querbalken, ließ den Blick über die drei Gestalten auf den Pferden gleiten, richtete ihn schließlich auf Lassiter und fragte mit grollendem Bass: »Wen bringen Sie mir denn da, Mister? Sind die drei tot?«
»Mein Name ist Lassiter«, stellte sich der große Mann mit dem sandfarbenen Haar und den blauen Augen vor. »Wären die drei tot, Sheriff, würde ich sie kaum gefesselt haben. Sie sind sehr lebendig. Bei Abilene haben sie in einem Zug die Passagiere ausgeraubt und einen Schaffner ermordet. Es waren vier. Ungefähr fünf Meilen vor Lubbock habe ich sie erwischt. Einen der Kerle musste ich erschießen....
| Erscheint lt. Verlag | 8.3.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • Abenteurer • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • erotisch • Erwachsene • erwachsene Romantik • Exklusiv • für • g-f • GF • g f barner • g f unger • Indianer • jack-slade • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • lucky-luke • Männer • martin-wachter • Nackt • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • Sexy • sonder-edition • Unger • Western • Western-Erotik • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp |
| ISBN-10 | 3-7517-7844-6 / 3751778446 |
| ISBN-13 | 978-3-7517-7844-2 / 9783751778442 |
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