Lassiter Sonder-Edition 69 (eBook)
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-7917-3 (ISBN)
'Der Job lohnt sich wirklich für dich', sagte Ruth und trat nahe an Lassiter heran. 'Nein', erwiderte der große Mann schroff und wandte sich ab. Doch Ruth zog ihn an der Schulter herum. 'Nur nicht so eilig, mein Freund', flüsterte sie und begann, mit der freien Hand ihr Kleid aufzuknöpfen. Lassiter drehte den Kopf. Er sah, dass Ruth unter dem Kleid nichts als die blanke Haut trug. 'Schaff uns den Killer vom Hals, Lassiter. Dann kannst du alles haben ...'
WER LASSITER
KAUFEN WILL
Lassiter lenkte sein Pferd auf eine Anhöhe, von der er das Land überblicken konnte. Er zog seinen Hut fester in die Stirn, wollte nach der Stadt Ausschau halten. Aber seine Aufmerksamkeit wurde abgelenkt. Donnerndes Hufgetrappel zerstörte die Stille. Eine Staubwolke wirbelte von der Wagenstraße unterhalb der Anhöhe auf. Lassiters Augen wurden schmal. Durch die Staubschleier erkannte er die Silhouetten zweier Reiter. Tief über die Mähnen gebeugt, holten sie das Letzte aus ihren Pferden heraus.
Ein dritter Reiter tauchte auf, nur wenige Längen hinter den Fliehenden. Grellrotes Mündungsfeuer durchstieß den Staub. Dann erst trug die Schallwelle das Peitschen des Gewehrschusses herüber.
Dieser Roman erschien erstmals im Jahr 1975 als Lassiter-Taschenbuch Nr. 69 in der Übersetzung aus dem Amerikanischen. Originaltitel: Apache Junction
Einer der beiden vorderen Reiter wurde hochgerissen, warf die Arme empor und stürzte seitwärts aus dem Sattel. Hart prallte er auf den staubigen Boden, überschlug sich mehrmals und blieb reglos liegen. Sein Pferd verharrte nach wenigen Schritten und stieß ein schrilles, klagendes Wiehern aus.
Der andere versuchte, zur Seite auszubrechen.
Doch die Staubwolke gab ihm nicht den Sichtschutz, den er sich erhofft hatte. Reaktionsschnell schnitt ihm der Verfolger den Weg ab. Innerhalb von Sekundenbruchteilen schmolz die Distanz zwischen den beiden Reitern zusammen. Wieder peitschte die Winchester. Zweimal, dreimal.
Der Getroffene schwankte im Sattel wie eine Gliederpuppe, der die Fäden abgeschnitten worden waren. Im nächsten Moment kippte er nach vorn über das Sattelhorn und schlug kopfüber zu Boden.
Die Staubwolke legte sich. Der Schießer, ein Mann in rotem Hemd, zog sein Pferd im Schritt herum und warf einen flüchtigen Blick auf den ersten, den er aus dem Sattel geholt hatte. Dann ritt er im zügigen Tempo zurück in die Richtung, aus der er gekommen war.
Lassiter saß ruhig im Sattel. Doch es war eine äußerliche Ruhe. In ihm kochte der Zorn. Der Anblick des Todes war nichts Ungewohntes für ihn. Was ihn jedoch in Wut brachte, war die Brutalität und Kaltblütigkeit des Mörders, dessen Opfer sich nicht einmal zur Wehr gesetzt hatten. Noch vor Jahren hätte Lassiter eingegriffen, ohne auch nur einen Atemzug lang zu zögern. Heute zwang er sich, sich aus allem herauszuhalten, obwohl es ihn verrückt machte, einfach dazusitzen und nichts zu tun.
Grimmig beobachtete Lassiter, wie der Mann im roten Hemd außer Sichtweite verschwand. Der große Mann warf einen Blick zum Himmel und trieb den Grauen zum Trail hinunter. Vor dem ersten Toten zügelte Lassiter das muskulöse, hochbeinige Pferd, schwang sich aus dem Sattel und beugte sich über den reglosen Körper. Dann ging er hinüber zu der Stelle, wo der zweite Mann lag. Beide waren jung, höchstens Anfang zwanzig, schätzte Lassiter. Und beide waren tot.
Als sich die düsteren Wolken am Himmel zusammenballten, setzten Pferd und Reiter ihren Weg nach Westen fort.
»Apache Junction« stand auf einem verwitterten Holzschild am Stadtrand.
Es begann zu regnen, als Lassiter die einzige, triste Straße des kleinen Ortes entlangritt. Er erspähte ein Schild mit der Aufschrift »Hotel« über dem Gehsteig vor einem zweigeschossigen Gebäude mit einer windschiefen Veranda. Ein paar Häuser weiter gab es einen Mietstall. Lassiter stellte seinen Grauen dort unter. Minuten später trat er ins Freie, die Satteltaschen über die Schulter geworfen. Regentropfen malten dunkle Flecken auf sein Hemd und seinen staubbedeckten Hut, als er zum Hotel ging.
Der Mann hinter dem Empfangspult hatte eine schimmernde Halbglatze. Er hob den Kopf, als er die Fußbodendielen unter Lassiters Schritten knarren hörte. Dann nickte er und lächelte ein bisschen.
»Was soll's sein? Zimmer oder Bad?«
»Beides«, antwortete Lassiter.
»Macht genau einen Dollar.«
Lassiter ließ einen Silberdollar auf den Tresen klirren.
Der Mann grabschte nach der Münze, bevor sie ausgekreiselt hatte, und ließ sie in seiner Westentasche verschwinden.
»Nummer zwei, die Treppe rauf«, sagte er und übergab Lassiter einen Schlüssel.
»Das Zimmer ist auf der rechten Seite. Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie fertig sind. Dann zeige ich Ihnen, wo Sie das Bad nehmen können.«
Lassiter nickte, ließ den Schlüssel am Mittelfinger seiner Linken klimpern und stieg die ausgetretenen Stufen zum oberen Stockwerk hinauf.
Es war abends um halb acht. Vor etwa einer Stunde hatte es aufgehört zu regnen. Die Straße hatte sich in eine Schlammwüste verwandelt. Licht, das aus den Fenstern der Häuser fiel, verursachte matte Reflexe auf den nassen Holzplanken der Gehsteige.
Lassiter hatte gebadet und sich eine warme Mahlzeit gegönnt. Er stand am geschlossenen Fenster seines Zimmers und blickte gedankenverloren hinunter auf die Straße. Unmittelbar hinter ihm, an der Querwand des Raumes, gab es eine Kommode, auf der eine Petroleumlampe stand. Als Lassiter sich umwandte, um das helle Licht herunterzudrehen, polterten harte Schritte die Treppe herauf.
Die Schritte näherten sich seiner Tür. Lassiters Muskeln spannten sich, als er sah, wie sich der Knauf drehte und die Tür aufgestoßen wurde.
Der Mann im roten Hemd stand auf der Schwelle. Irgendwo im Hintergrund brannte eine Wandlampe, die seine Silhouette mit scharfen Konturen zeichnete.
»Hat dir schon mal einer gesagt, dass man anklopft, bevor man ein fremdes Zimmer betritt?«, fragte Lassiter ruhig.
Der Mann war groß und schlank, größer als Lassiter ihn ursprünglich eingeschätzt hatte. Scharfe Furchen prägten sein Gesicht mit den dünnen Lippen und den kalten Augen. Er trug seinen Sechsschüsser auf die gleiche Weise wie Lassiter, tiefgeschnallt und mit dem Holster am rechten Oberschenkel festgebunden. »Dein Name, Mister?«
»Und deiner?«, konterte Lassiter.
»Cruze«, sagte der Mann und hielt mit halbgeöffneter Hand einen Blechstern hoch. Dann steckte er den Stern wieder in die Tasche und hakte seine Daumen hinter den Revolvergurt. »Ich lege Wert darauf, jeden Fremden in der Stadt zu kontrollieren. Wir hatten mehr als genug von Satteltramps und Revolverschwingern, die auf einen schnellen Dollar aus waren. Wir wollen unsere Stadt sauber halten.«
Als Lassiter nicht antwortete, blickte Cruze ihn forschend an. »Hab ich dich nicht schon mal gesehen?«
Lassiter schwieg.
»Möglich, dass es irgendwo an der Grenze war«, fuhr Cruze fort, »ja, stimmt! In Quemado war's. Was sagtest du, wie ist dein Name?«
»Lassiter.«
»Lassiter?«, echote Cruze. »Ja, zum Teufel! Lassiter! Kein Wunder, dass du mir bekannt vorgekommen bist. Ist schon lange her, dass wir zusammen geritten sind. Was machst du in Apache Junction? Irgendwas zu erledigen?«
»Nur auf der Durchreise. Ich brauchte ein heißes Bad, ein warmes Essen und zur Abwechslung mal ein richtiges Bett.«
»In Ordnung. Aber Leute von deiner Sorte sehen wir hier nicht gern. Du kannst die Nacht über bleiben, nicht länger. Sieh zu, dass du morgen früh wieder im Sattel sitzt.«
Lassiter lächelte, doch seine harten Lippen beteiligten sich nicht an dem Lächeln.
»Hab ich was Lustiges gesagt?«, fragte Cruze schroff.
»Nicht direkt«, entgegnete Lassiter leise, »ich erinnere mich nur langsam wieder an dich, Cruze. Obwohl es jetzt schon acht, neun Jahre her sein muss. Damals suchten sie dich wegen Mordes. Später hörte ich, dass ein US-Marshal dich geschnappt haben sollte. Aber man sagte, dass deine Freunde dich befreit hätten. Du sollst dann nach Mexiko gegangen sein.«
»Richtig. Aber ich bin zurückgekommen und habe mich gestellt.«
»Und sie haben dich nicht gehängt?«
Cruzes dünne Lippen formten ein kaltes Lächeln.
»Die Zeugen, die die Regierung aufgeboten hatte, waren allesamt verschwunden. Dem Gericht blieb nichts anderes übrig, als mich freizusprechen.«
»Ich denke, deine Freunde müssen eine Menge damit zu tun gehabt haben, um die Zeugen von der Bildfläche verschwinden zu lassen.«
»Kann mich nicht genau erinnern«, sagte Cruze und wandte sich zum Gehen. Dann, mit dem Rücken zu Lassiter gewandt, blieb er noch einmal stehen und blickte über seine Schulter zurück. »Wie gesagt, ich möchte, dass du morgen früh die Stadt verlassen hast. So früh wie möglich. Wenn ich dich hier noch antreffe, wirst du eine Menge Schwierigkeiten kriegen.«
»Du hast dich nicht ein bisschen geändert, Cruze, obwohl du jetzt einen hübschen Blechstern in der Tasche hast«, sagte Lassiter gelassen. »Man sagt, dass ein Leopard seine schwarzen Flecken nicht ändern kann. Und das gilt auch für einen Killer, stimmt's? Einmal ein Killer, immer ein Killer.«
»Du musst es wissen«, gab Cruze zurück, »du bist auch nicht gerade ein Waisenknabe.«
»Ich habe gesehen, wie du heute Nachmittag diese beiden Männer abgeknallt hast, Cruze. Das war nicht die Arbeit...
| Erscheint lt. Verlag | 29.3.2025 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Lassiter Sonder-Edition |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • Cassidy • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • eBooks • erotisch • Erwachsene • erwachsene Romantik • Exklusiv • für • g f barner • Indianer • Karl May • Kindle • Klassiker • Laredo • Männer • Nackt • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • Sexy • Western-Erotik • Western-roman • Wilder Westen • Wyatt-Earp |
| ISBN-10 | 3-7517-7917-5 / 3751779175 |
| ISBN-13 | 978-3-7517-7917-3 / 9783751779173 |
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