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Jerry Cotton 3537 (eBook)

Zeugenfalle

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 1. Aufl. 2025
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-7899-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton 3537 - Jerry Cotton
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Es war ein Bild, das unsere Kollegin Dionne Jackson in höchste Alarmbereitschaft versetzte. Bei einer routinemäßigen Durchsicht der Überwachungskameras fiel ihr in der Menschenmenge in Manhattan ein Mann auf. Es war Clyte Runnicle, der seit Längerem ein Leben unter neuer Identität führte. Er hatte als Kronzeuge gegen einen großen Mafiaboss des Big Apple ausgesagt und war in New York in großer Gefahr. Wir ahnten, dass etwas Größeres dahintersteckte, und behielten recht. Denn als wir Runnicle an seinem neuen Wohnort in der Provinz von Connecticut besuchen wollten, um den Grund für seinen New-York-Besuch zu erfahren, fehlte jede Spur von ihm. Und das war erst der Anfang ...

Zeugenfalle

Das Schrillen des Telefons versetzte Clyte Runnicle einen solchen Schreck, dass er beinahe die Whiskyflasche fallen gelassen hätte. Er hatte gerade einen verbotenen Schluck genommen. Immerhin war er der Verkäufer im Schnapsladen namens Lenny's Liquors und kein Kunde.

Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und nahm den Telefonhörer ab. Es war Lenny, sein Chef.

»Ich hoffe, du bedienst dich nicht wieder an der Ware!«, rief er. »Ich warne dich. Wenn ich morgen früh die Schicht übernehme, und es fehlt was, bist du gefeuert.«

Ohne eine Antwort abzuwarten, legte er auf.

Okay, dachte Runnicle. Wenigstens hat er mich gewarnt. Jetzt musste er nur noch überlegen, wie er erklärte, dass eine Flasche fehlte.

Plötzlich hörte er, wie ein Wagen mit quietschenden Reifen hinter dem Laden hielt. Und da peitschte auch schon ein Schuss!

Voller Panik brachte Clyte Runnicle seinen massigen Körper hinter dem Tresen in Deckung. Die Flasche nahm er mit. Kaum hatte er sich geduckt, nahm er noch einen Schluck zur Beruhigung.

Der Schweiß rann ihm von der Stirn.

Der Schuss war hinten in dem kleinen Hof gefallen, den man durch eine Durchfahrt von der Parallelstraße aus erreichte. Jetzt hörte Runnicle schnelle Schritte auf dem Beton. Dazu ein Stöhnen und Keuchen, als würden zwei Männer miteinander kämpfen.

Als er in Deckung gegangen war, hatte er noch gedacht, da wären welche gekommen, um den Laden zu überfallen. Wie jeder in New York wusste, passierte das ziemlich häufig. Schnapsläden hatten meist bis tief in die Nacht geöffnet. Und außer dem Bargeld konnte man noch etwas Ware mitnehmen, die auf dem Schwarzmarkt ihren Preis hatte.

Aber jetzt hatte Clyte verstanden, dass es um etwas ganz anderes ging. Irgendwelche Typen schienen eine Rechnung offen zu haben und lieferten sich eine Schlägerei.

Hinter dem Tresen gab es ein Fenster, das auf den Hof hinausführte. Daneben befand sich der Hinterausgang, durch den man auch auf den Hof gelangte. Hinter dem Fenster konnte Runnicle die Fassade des Nachbarhauses erkennen. Es war ein Abbruchgebäude. Es wohnte niemand da, der sich über den Schuss wunderte, was in dieser Gegend sowieso fast nie jemand tat. Wenn hier in der Nacht geschossen wurde, schaute man am besten nach, ob die Fenster und Türen ordentlich verrammelt waren, zog die Decke über den Kopf und schlief weiter.

Runnicle bekam zwei Gestalten zu sehen. Sie waren nichts als schwarze Umrisse. Zwei Männer, die miteinander rangen.

Die eine Gestalt löste sich aus dem Kampf und rannte weg. Die andere rief etwas, das Runnicle nicht verstand. Sie blieb stehen, griff irgendwo hin und hatte eine Waffe in der Hand.

Wieder ein Schuss. Runnicle konnte sogar das Mündungsfeuer sehen, das für einen Moment die Szenerie erhellte.

Dort wo der andere Mann hingerannt war, ertönte ein Schrei. Runnicle spürte, wie sich in ihm etwas verkrampfte. Er arbeitete seit drei Jahren in dem Schnapsladen. Zweimal hatte er einen Überfall erlebt. Das war jedes Mal glimpflich ausgegangen, denn Runnicle hatte dem Täter jeweils einfach das Geld aus der Kasse gegeben und fertig.

Das hier war etwas anderes.

Was sollte er tun? Die Cops rufen? Oder den Notarzt?

Sein Handy befand sich in der Jacke, die im Büro nebenan hing. Also musste er das Telefon des Geschäfts nehmen.

Er drehte sich um und wandte dem Fenster und dem Hinterausgang den Rücken zu. Seine Knie wollten ihm kaum gehorchen, als er die paar Schritte ging.

Gerade hatte er das kabellose Telefon von der Station genommen, als hinter ihm die Tür krachend aufflog.

Runnicle wäre fast das Herz stehen geblieben. Er wollte sich umdrehen. Jemand packte ihn an den Armen und drehte sie hart nach hinten.

Er würde der Nächste sein, der erschossen wurde. Da war er sich ganz sicher.

»Hab ich mich doch nicht geirrt«, zischte eine Stimme hinter ihm. »Hier brennt noch Licht, also ist da auch jemand ...«

In Runnicles Ohren war ein Rauschen, das im Rhythmus seines rasenden Herzens pulsierte. Er konnte die Stimme des Mannes nur wie durch Watte hören.

»Leg das Telefon weg ... Ich will mich mit dir unterhalten. Keine Angst.«

Unterhalten?, dachte Runnicle. Worüber?

Seine Hand zitterte, als er das Telefon auf die Ladeschale zurücklegte.

»Was hast du gesehen?«, fragte der Mann.

Runnicle keuchte.

»Nichts ...«, brachte er hervor. »Ich habe nichts ...«

»Lüg mich nicht an!«, zischte der Mann.

Runnicle spürte etwas Hartes, das sich in seinen Rücken bohrte. Es war aus Metall, und man musste kein Hellseher sein, um zu begreifen, dass es sich um die Waffe handelte.

»Ich lüge nicht.« Runnicles Stimme klang flehend. »Ich habe nichts gesehen.«

Der Mann ließ einen Moment locker. Runnicle kam es wie eine Befreiung vor. Dann fiel ihm ein, dass da draußen ein Mensch lag. Womöglich schwer verletzt. Der Hilfe brauchte. Oder er war schon tot ...

»Du hast nichts mitgekriegt, sagst du? Du hast nicht gesehen, was da draußen eben passiert ist?« Das Bohren wurde stärker. »Und wieso habe ich dann deine Visage am Fenster gesehen?«

Runnicle versuchte zu erklären, dass er den Kampf schon beobachtet hatte. »Nur ich habe keinen erkannt«, fügte er hinzu. »Das müssen Sie mir glauben.«

Eine Pause entstand. Der Mann schien nachzudenken. »Doch, du hast jemanden erkannt.«

»Was?«

»Ich erklär's dir«, sagte er Mann. Und auf einmal klang seine Stimme nicht mehr so kalt wie vorher.

Ein Jahr später

»Ich komme bald nach Hause, Schatz«, sagte Dionne Jackson ins Telefon. »Mommy muss noch ein bisschen arbeiten.«

»Aber ich will, dass du jetzt kommst«, sagte der achtjährige Lamonte, und sein Tonfall schnitt Dionne ins Herz.

»Sei ein tapferer Junge und tu das, was Granny sagt«, erklärte sie ihm. »Ich bin sicher noch rechtzeitig da, um dir Gute Nacht zu sagen.«

Dionne konnte sich das Gesicht ihres Sohns gut vorstellen. Wie er damit rang, das, was sie ihm gesagt hatte, zu akzeptieren.

»Ist gut, Mommy«, kam es schließlich aus dem Hörer. »Granny will dich noch mal sprechen.«

Lamonte übergab den Hörer an Dionnes Schwiegermutter. Die Schwiegereltern kümmerten sich um den Jungen, wenn Dionne ihren Dienst beim FBI versah. Sie lebten zusammen in Harlem, seit Dionnes Mann plötzlich an einem Herzinfarkt verstorben war.

»Ich hoffe, ich schaffe es«, sagte Dionne. »Es tut mir leid, dass ich so oft Überstunden schieben muss.«

»Mach dir keine Sorgen«, sagte Flora, Dionnes Schwiegermutter. »Elijah und ich spielen noch ein bisschen mit ihm. Und dann geht es ins Bett.«

»Danke«, gab Dionne zurück. »Ich sehe zu, dass ich bald nach Hause komme.«

Sie verabschiedeten sich voneinander. Dionne sah auf die Uhr. Wie so oft in den letzten Dienstminuten nutzte sie die Zeit, wenn nichts anderes anlag, um die Bilder von Überwachungskameras zu studieren. Das Meer der Gesichter in New York City zu beobachten, war ihre Leidenschaft, die mit ihrem besonderen Talent zusammenhing.

Supervisory Special Agent Dionne Jackson war eine Super-Recognizerin. Sie konnte sich Gesichter merken, die sie einmal irgendwo gesehen hatte. Auch dann, wenn sie den jeweiligen Personen nur kurz begegnet war oder wenn sie deren Fotos nur wenige Sekunden vor Augen gehabt hatte. Das galt sogar dann, wenn sich die Person in der Zwischenzeit stark verändert hatte oder wenn die Perspektive, in der sie sie sah, eine andere war.

Wenn sie sich durch die Aufnahmen der Kameras klickte, verfiel sie in einen besonderen Flow. Immer wieder kam es vor, dass sie verdächtige oder sogar gesuchte Personen entdeckte.

Dionne vergaß in diesem Zustand, wie die Zeit verging. Und plötzlich ...

Ein Treffer. Mitten im Gewühl der Millionenmetropole stach ein Gesicht heraus, das in ihr eine Alarmglocke zum Klingen brachte.

Sie zoomte die Aufnahme heran. Der Mann war übergewichtig und unrasiert. Sein dunkles Haar fiel ihm wirr und wie nass in die Stirn.

Sie hatte sein Foto erst vor Kurzem in einer Akte gesehen, da war sie sich sicher. Leider konnte sie sich bloß daran erinnern, dass sie es gesehen hatte. Sich genau daran zu erinnern, wo es gewesen war, gehörte nicht zu ihrem Talent.

Und wenn schon?, dachte Dionne. Dann hat der Mann eben eine Akte bei uns. Spielt das eine Rolle? Man darf beim FBI in den Datenbanken vorkommen und trotzdem durch New York laufen.

Sie beschloss, den Arbeitstag zu beenden. Es war halb sechs. Offizieller Dienstschluss. Sie konnte gehen und würde in Harlem sein, bevor ihr Sohn zu Bett gegangen war.

Sie fuhr nach Hause, aß mit ihren Schwiegereltern zu Abend, las mit Lamont, als er im Bett lag, noch eine Geschichte.

Und als sie zur Ruhe gekommen war, fiel ihr schlagartig ein, wo sie das Bild des Mannes auf der Videoaufnahme gesehen hatte.

Und ihr wurde klar, dass daran etwas nicht stimmen konnte.

Der Mann durfte gar nicht in New York sein.

»Wenig Betrieb heute«, sagte Roxanne und...

Erscheint lt. Verlag 29.3.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7517-7899-3 / 3751778993
ISBN-13 978-3-7517-7899-2 / 9783751778992
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