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H. C. Hollister 132 (eBook)

Reiter im Zwielicht

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 1. Aufl. 2025
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
9783751778367 (ISBN)

Lese- und Medienproben

H. C. Hollister 132 - H.C. Hollister
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Sie trieben ihre Longhorns mehr als achthundert Meilen nach Norden und sollten dann - kurz vor dem Ziel - um den Lohn ihrer Mühen betrogen werden. Dunkelmänner waren am Werk. Jedes Mittel war ihnen recht, um die Parry-Mannschaft zu vernichten. Sie versetzten die Riesenherde in eine Stampede, sie arbeiteten mit Mord und Totschlag. Aber ein Texaner ergibt sich nicht widerstandslos in sein Schicksal! Die Parrys nehmen den Kampf auf, den Kampf um eine freie Weide.


REITER IM ZWIELICHT

Sie trieben ihre Longhorns mehr als achthundert Meilen nach Norden und sollten dann – kurz vor dem Ziel – um den Lohn ihrer Mühen betrogen werden.

Dunkelmänner waren am Werk. Jedes Mittel war ihnen recht, um die Parry-Mannschaft zu vernichten. Sie versetzten die Riesenherde in eine Stampede, sie arbeiteten mit Mord und Totschlag. Aber ein Texaner ergibt sich nicht widerstandslos in sein Schicksal! Die Parrys nehmen den Kampf auf, den Kampf um eine freie Weide.

Im Jahr 1876 fegte das War Department, das Kriegsministerium der Vereinigten Staaten, die Laramie-Verträge mit den Dakota-Stämmen der Sieben Ratsfeuer vom Tisch und begann einen Feldzug gegen die Sioux und Cheyennes. Man unterschätzte dabei den Gegner, der seine Gefährlichkeit schon oft bewiesen hatte. Die Zeche zahlte der »Boy-General« Custer mit seinem Kavallerieregiment am Little Bighorn. Die Truppe – 277 Reiter – wurde von den Dakotas unter Sitting Bull in einem entsetzlichen Gemetzel bis auf den letzten Mann niedergemacht.

Die Legende berichtet, dass der große Hunkpapa-Medizinmann seinem verhassten Feind »Gelbhaar« Custer eigenhändig das Herz aus der Brust riss. Das berühmteste Ereignis der Indianerkriege ist unter der Bezeichnung »Custer's Last Stand« – Custers letzter Kampf – in die Geschichte eingegangen. Dieser bedeutendste Sieg der Dakotas war für sie zugleich der Anfang vom Ende. Sie wurden in einer Reihe von Gefechten geschlagen und aufgerieben. Ein großer Teil von ihnen ergab sich und wurde in Reservationen gepfercht. Sitting Bull und einige Dutzend seiner Getreuen entkamen in das »Land der Großmutter«, also über die Grenze nach Kanada.

Diese Begebenheiten sind schon viele Male in historischen Darstellungen oder in Romanform geschildert worden. Ein Stoff ist dabei unbeachtet geblieben, der es wie kaum ein anderer verdient, der Nachwelt überliefert zu werden: der Trail der Parry-Herde aus den Llanos von Texas in das »neue Land im Norden« – und der Kampf einer Texaner-Mannschaft um die freie Weide.

Sie trieben ihre Longhorns mehr als achthundert Meilen und wurden dann, endlich am Ziel, um den Lohn ihrer Mühe betrogen. Aber sie hätten keine Texaner sein dürfen, wenn sie sich widerstandslos in ihr Schicksal ergeben hätten.

Dies ist die Geschichte von Jim Parry, den sie »Palomino-Jim« nannten ...

✰✰✰

Der Himmel über Lubbock hatte jene fahle, unwirkliche Bläue, die an die klirrende Kälte des Winters erinnerte und doch schon den Frühling ankündigte. Jason Parry trat aus dem Lonestar Inn, blinzelte gegen das grelle Licht und warf dann einen Blick auf seine große Taschenuhr.

»Eine Viertelstunde noch«, sagte er, und in seiner Stimme lag Grimm, der seine eiserne Selbstbeherrschung zu sprengen drohte. Mit eckigen Bewegungen streifte Parry seine Reithandschuhe über.

Neben ihm tauchte die hünenhafte Gestalt Dragos auf. Der Vormann der Star-P-Ranch hatte mexikanisches Blut in seinen Adern und war ein Ausbund an Hässlichkeit. Zwei schwere 45er Texas-Pattersons baumelten tief an seinen Schenkeln.

»Dafür möchte ich diesem Bastard mein Monogramm in die Haut schneiden«, sagte er kehlig. »Sie wollen uns demütigen – das ist es, nicht wahr?«

»Yeah«, gab der Rancher einsilbig zurück, und sein mageres Gesicht wurde noch kantiger. »Deshalb haben sie den Zeitpunkt der Entlassung schon Tage zuvor in alle Winde posaunt. Aber was daraus wird – das liegt bei uns, Drago!«

Der narbengesichtige Segundo zog ein starkes Green-River-Messer aus dem Gürtel und wetzte es an seinem Lederhemd. Anschließend brachte er einen Strang Tabak zum Vorschein, schnitt ein Stück davon ab und schob es hinter seine braunen Zähne.

»Ich will verdammt sein, wenn ich von diesen Schuften noch etwas hinnehme«, knirschte er. »Dem nächsten dieser P.C.S.-Desperados, der seine Zunge galoppieren lässt, werde ich kurzerhand ...«

»Genug, Drago!«, sagte der Rancher leise, und die zwei Worte ließen den Segundo augenblicklich verstummen. Jason Parry war fast einen halben Kopf kleiner als sein Vormann, aber es ging eine Autorität von ihm aus, die nicht von Äußerlichkeiten herrührte.

Der Vormann griff nach seinem Ohrläppchen und rieb es zwischen Daumen und Zeigefinger. Das Läppchen war der Länge nach gespalten, sodass es zwei langgezogene Zipfel bildete. Über diese Missbildung waren verschiedene Geschichten in Umlauf. Drago selbst hatte sich nie dazu geäußert. Für ihn waren solche Narben eine Nebensächlichkeit. Er hatte an seinem Körper weit schlimmere aufzuweisen, und auch in seinem Gesicht klaffte ein rotes Wundmal, das von seinem linken Wangenknochen quer über beide Lippen bis zur Kinnspitze verlief.

Der Segundo wurde dadurch derart entstellt, dass es manchen Leuten schwerfiel, ihn ohne Schauder anzublicken. Die Narbe rührte vom Skalpmesser eines Lipan-Apachen her. Jetzt, nachdem die Wunde längst verheilt war, hätte man nicht sagen können, ob der Zug von Grausamkeit dem Charakter jenes Mannes entsprang oder ob nur die Narbe und sein breiter, dünnlippiger Mund diesen Eindruck erweckten.

»Yeah, Patron«, erwiderte der Vormann respektvoll.

Seit mehr als sechs Wochen saß Jim Parry, der einzige Sohn des Ranchers, unter fadenscheinigem Vorwand im Gefängnis. Er war erst zwei Monate zuvor aus dem Osten zurückgekehrt. Die Verhältnisse in den Llanos hatten sich geändert, seit das P.C.S. hier eingedrungen war. Die mächtigen Burschen des Syndikats wussten nur zu gut, wie Jason Parry am besten unter Druck zu setzen war. Sie hatten seine schwache Stelle gesucht und gefunden – in seinem Sohn Jim.

»Da«, sagte der Rancher starr und ausdruckslos.

Drago nickte und rückte seinen riesigen Sombrero wieder zurecht. Auf der Straße, die zwischen Posthalterei und Gerichtsgebäude auf die Plaza mündete, erschien eine Reitertraube von mehr als einem Dutzend Männern. Man war in den Llanos weder nachtragend noch wählerisch, aber diese Burschen des Syndikats rechtfertigten die Bezeichnung »Desperados«, die Drago gebraucht hatte; sie gehörten zum Abschaum der Grenze.

Sie schwenkten nach links und lenkten die Pferde an den Holm des Saloons, der sich an die Posthalterei anschloss. Auch unter den kahlen Platanen und Cottonwoods auf der anderen Seite tauchten immer mehr Menschen auf. Der Zeitpunkt von Jim Parrys Entlassung stand unmittelbar bevor.

»Komm!«, verkündete der Rancher und setzte sich in Bewegung. Drago ging neben ihm her. Bei jedem seiner langen Schritte klatschten die Halfter mit den schweren Texas-Pattersons gegen seine Schenkel.

Drei wettergegerbte Burschen, die am Holm bei den Star-P-Pferden gewartet hatten, folgten ihnen mit verschlossenen Mienen. Keiner von ihnen hätte es jemals zugegeben, aber vor sich selbst gestanden sie es sich ein: Dieser Ritt nach Lubbock kam für die Star-P-Ranch einer Kapitulation gleich. Drüben im Gerichtshaus würde der formelle Akt vollzogen werden, mit dem Jason Parry seine Weide dem Syndikat überschrieb.

Sie hatten diese dürren Llanos mit all ihren Tücken, Staubstürmen, Präriebränden, Blizzards und blutdürstigen Rothäuten öfter als einmal verflucht. Aber der Mensch gewöhnt sich selbst an das Leben in der Hölle, und so war diese raue Parry-Weide ihnen zur Heimat geworden, deren Verlust sie hart traf.

Vielleicht hätten sie alles leichter hingenommen, wenn sie in offener Fehde verloren hätten. Das Syndikat jedoch hatte mit anderen Mitteln gearbeitet. Keith Sundance, der Manager des P.C.S., verstand sich auf die Methoden eines versteckten Kampfs. Er wusste Macht, finanzielle Möglichkeiten und politischen Einfluss der Gesellschafter an den richtigen Stellen zur Geltung zu bringen und seinen Handlungen das Mäntelchen einer fadenscheinigen Rechtmäßigkeit umzuhängen.

Es hieß, dass Keith Sundance ein heruntergekommener Winkeladvokat mit zweifelhafter Vergangenheit war, bevor er gewisse Leute kennenlernte, die seine Fähigkeiten dem Syndikat dienstbar machten. Die Männer, die mit finsteren Gesichtern hinter Jason Parry und dem Segundo schritten, hätten diese Dinge schwerlich in Worte kleiden können. Sie hegten nur einen dumpfen Groll, und ein Teil ihres Zorns richtete sich auch gegen Jim Parry, der jetzt im Gefängnis auf seine Entlassung wartete.

Dabei war er an dieser Entwicklung so unschuldig wie jeder andere Star-P-Reiter. Keith Sundance hatte den Sohn benutzt, um den Rancher zu erpressen. Natürlich geschah das nicht offen. Aber immerhin hatte Jim Parry – »Palomino-Jim«, wie sie ihn nannten – einen Revolverhelden des Syndikats niedergestreckt und einen anderen Mann angeschossen.

Wenn die richtigen Zeugen beizubringen waren, ließ sich daraus leicht eine Mordanklage herleiten. Niemand zweifelte daran, dass Keith Sundance eine Verurteilung durchgesetzt hätte. Da genügten also gewisse Andeutungen, um Jason Parry zum Nachgeben zu veranlassen.

Auf dem Gehsteig vor dem Gerichtshaus erschien die vierschrötige, schnauzbärtige Gestalt von Sheriff Jack Bayliss. Sein rotes Gesicht wirkte verlegen. Er wartete ab, bis der Rancher...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • 2019 • 2020 • Abenteuer-Roman • Bestseller • billy-jenkins • bud-spencer • buffalo-bill • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • gf unger • G. F. Unger • H C Nagel • Indianer • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • tom prox • Unger • Western • western-bestseller • Western-roman • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt-Earp
ISBN-13 9783751778367 / 9783751778367
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