Wolfsschlucht (eBook)
288 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7693-8412-3 (ISBN)
Ich bin 46 Jahre alt und stamme aus einem Ort, der mit seiner malerischen Landschaft und friedvollen Atmosphäre auf den ersten Blick kaum als Schauplatz für düstere Geschichten geeignet erscheint. Doch gerade in dieser scheinbaren Idylle liegt eine faszinierende Grundlage für das Unheimliche, eine Idee, die mich seit meiner Jugend begleitet. Mit 20 Jahren träumte ich davon, ein Buch zu schreiben, eine Geschichte, die die Grenzen der Realität überschreitet und in die Welt des Übernatürlichen eintaucht. Dieser Traum hat mich nie losgelassen und wurde über die Jahre von unzähligen Gedanken und Eindrücken genährt. Im Januar 2024 habe ich schließlich den Entschluss gefasst, diesen Traum in die Tat umzusetzen. Die Inspiration für meine Erzählung entspringt nicht nur meiner Faszination für mysteriöse und spannende Geschichten, sondern auch aus den vielen Ideen und Bildern, die mich über Jahre hinweg begleitet haben. Das Schreiben selbst wurde zu einer Reise in unbekannte und geheimnisvolle Gefilde, eine Erfahrung, die ich mit meinen Lesern teilen möchte. Mein Debütroman entführt in die unheimlichen Geheimnisse der Wolfsschlucht, einem Ort, der den Kontrast zwischen idyllischer Schönheit und beklemmendem Grauen auf eindringliche Weise verkörpert. Es ist eine Geschichte, die Spannung und Faszination vereint, ein Werk, das nicht nur zum Lesen, sondern auch zum Eintauchen in das Unbekannte einlädt.
Kapitel 3: Die ersten Zeichen
Die Stunden des Tages verstrichen in einer seltsamen Mischung aus Vorfreude und Unbehagen. Johann und Marina beschlossen, das Dorf weiter zu erkunden und nach Hinweisen auf die alten Legenden zu suchen. Die meisten Dorfbewohner mieden sie, senkten den Blick oder taten, als hätten sie es eilig, woanders hinzukommen. Nur wenige sprachen mit ihnen, und die Antworten fielen immer vage und ausweichend aus.
Ab dem Nachmittag fiel ein düsteres Licht über das Dorf. Die Sonne, die kaum durch die dichten Wolken schien, verschwand hinter den Bäumen. Die Schatten des Waldes schlichen sich näher ans Dorf heran.
„Wir sollten uns den Wald genauer ansehen, solange es noch etwas Licht gibt“, erklärte Johann, während sie dem schmalen Pfad aus der Ortschaft folgten.
Marina zögerte. „Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist? Die Geschichten, die wir gehört haben ...“
„Es sind nur Geschichten“, versicherte Johann ihr, obwohl er selbst eine zunehmende Anspannung in sich spürte. „Wir müssen den Wald erkunden, wenn wir die Wahrheit herausfinden wollen. Außerdem haben wir unsere Taschenlampen und werden nicht weit hineingehen. Nur ein kurzer Abstecher … “
Der schmale Pfad brachte sie tiefer in den Wald hinein, die Bäume standen dichter um sie herum, ihre Äste schienen wie drohende Arme über ihnen zu hängen. Neben ihnen erstreckte sich eine lange, dunkle Schlucht, die scheinbar unendlich tief und lang war. Marina nickte zögerlich, als Johann sie voranschreiten ließ, obwohl ihr Unbehagen deutlich zunahm.
„Wir wollten doch nicht so weit gehen“, murmelte sie, während der Wald immer stiller wurde. Die letzten Strahlen der Dämmerung verschwanden langsam, die Schatten wuchsen bedrohlich in die Länge.
Johann blieb stehen. „Hast du das gehört?“, raunte er angespannt.
Marina hielt den Atem an und lauschte in die bedrückende Stille hinein. Zuerst hörte sie nur das Schlagen ihres eigenen Herzens, doch dann – ein leises, flüsterndes Geräusch, das aus der Ferne zu kommen schien, kaum wahrnehmbar, aber doch da.
„Was ... war das?“, hauchte sie mit zitternder Stimme, ihre Nervosität kaum noch verbergend. „Es ist bestimmt nur der Wind“, fügte sie schnell hinzu, obwohl sie genau wusste, dass kein Wind wehte.
Die Bäume malten mit ihren Schatten surreale Muster auf den moosbedeckten Boden. Ihre Äste glichen knorrigen Armen, die sich als schwarze Umrisse gegen den bleichen Himmel streckten. Es war schwer, die Orientierung zu behalten, doch Johann ging entschlossen weiter, führte sie tiefer in die Wolfsschlucht hinein, den schmalen Pfad entlang.
Nach einigen Minuten öffnete sich der Wald zu einer kleinen Lichtung, auf der sich eine dicke Schicht welkes Laub ausbreitete. In der Mitte stand ein einzelner Baum, dessen Äste sich wie verkrümmte Glieder in den düsteren Himmel reckten. Er wirkte alt, viel älter als die anderen Bäume im Wald, und eine seltsame Energie schien von ihm auszugehen.
„Das muss ein Ort von Bedeutung sein“, vermutete Johann, während er vorsichtig nähertrat. „Vielleicht ...“
Schlagartig durchbrach ein leises, schrilles Kichern die Stille – es klang wie das Lachen eines Kindes. Marina stockte der Atem und sie wirbelte hastig herum, ihre Augen suchten hektisch die Dunkelheit ab „Johann, hast du das gehört?“
Er nickte langsam, den Blick starr auf den Baum gerichtet. „Ja, ich habe es gehört. Es kam von hier.“ Er deutete auf den Boden am Fuß des Baumes, wo das Laub in einem seltsam glatten, kreisförmigen Muster lag, als würde es regelmäßig aufgewühlt. „Hier ist etwas vergraben.“
Marina trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. „Wir sollten endlich gehen! Es fühlt sich nicht richtig an.“
Johann zögerte. Der Journalist in ihm wollte graben, die Wahrheit enthüllen, aber etwas in seinem Inneren warnte ihn. „Vielleicht hast du recht“, verkündet er schließlich und trat zurück. „Wir sollten uns vorbereiten, bevor wir weiter in die Sache einsteigen. Wir brauchen mehr Informationen.“
Als sie sich zum Gehen wandten, merkten sie, wie die Dämmerung von einer unheimlichen Dunkelheit verschluckt wurde, die sich wie ein dichter, undurchdringlicher Schleier über den Wald legte. Beide schalteten instinktiv ihre Taschenlampe ein, doch das schwache Licht kam gegen die Finsternis kaum an. Die Bäume warfen groteske, verzerrte Schatten, die sich im flackernden Licht zu winden und zu bewegen schienen, als wären sie lebendig.
Da war es wieder, das Kichern. Diesmal viel lauter, viel näher – und es schnitt förmlich durch die Stille. Ein hohes, kindliches Lachen, doch es war verdreht und bösartig, als ob es aus einem anderen, finsteren Reich kam. Johann und Marina erstarrten für einen Moment, unfähig zu atmen, als schemenhafte Gestalten aus der Dunkelheit auftauchten. Ihre Konturen waren unklar, flackernd und verschwommen, als wären sie nur Schatten von etwas, das nicht wirklich da war – oder nicht da sein sollte.
Die Schatten bewegten sich schnell und lautlos um sie herum, wie tanzende Nebelgestalten, die kaum zu erfassen waren. Mal schienen sie näherzukommen, mal schienen sie sich zu entfernen, doch vor allem umkreisten sie Johann und Marina wie hungrige Raubtiere. Einer der Schatten, größer und finsterer als die anderen, trat aus dem Nichts hervor. Seine riesige, formlose Gestalt dominierte die Szene, als würde er das Dunkel selbst in sich aufsaugen.
Die Luft um sie herum wurde eisig und Marina spürte, wie ihre Finger taub wurden. Als wäre die Umgebungstemperatur schlagartig gefallen, weil der Schatten ihr die Lebenskraft entzog. Sie sah ihren eigenen Atem als weiße Wolke im Kegel ihrer Taschenlampe, obwohl es mitten im Herbst war. Die Kälte war unnatürlich, wie alles andere hier.
Das Kichern verstummte abrupt, nur um dann wieder lauter, drängender zurückzukehren. Es klang, als ob es direkt hinter ihnen war, aber als Johann sich hastig umsah, sah er nichts – nur die Schatten, die sich mit bedrohlicher Langsamkeit bewegten.
„Los, zurück zum Dorf!“, rief Johann mit angespannter Stimme und griff rasch nach Marinas Hand. Sie nickte, ihr Herz hämmerte wild in ihrer Brust, und gemeinsam rannten sie den schmalen Pfad zurück, über den sie hergekommen waren. Hinter ihnen schien das Kichern zu folgen, begleitet von schlurfenden Schritten, die immer lauter wurden, als ob etwas Unsichtbares sie verfolgte und sich immer weiter näherte.
Die Bäume wirkten nun wie lebendige Kreaturen. Ihre Äste streckten sich wie Hände aus, die sie packen wollten. Vor ihnen verdichteten sich die Schatten zu einer schwarzen Barriere, als wollte eine unbekannte Macht ihre Flucht verhindern.
Das Licht der Taschenlampen begann zu flackern, als ob es immer mehr an Kraft verlor. Die Dunkelheit kroch bedrohlich näher, verschlang alles um sie herum. Panik griff nach Marina und sie kämpfte verzweifelt gegen den Drang an, zu schreien. Die Schritte in ihrem Rücken wurden immer schneller, immer lauter und das Kichern, dieses grausame, höhnische Lachen, musste nun direkt hinter ihnen sein.
„Renn schneller!“, rief Johann, doch auch in seiner Stimme lag der pure Schrecken. Endlich sahen sie die Lichter der Ortschaft vor sich aufblitzen. Mit einem letzten Sprint erreichten sie die Sicherheit der Dorfgrenze. Als sie den ersten Straßenzug betraten, fiel das unheimliche Gefühl, verfolgt zu werden, wie eine Last von ihnen ab. Die kalte Luft wich einer milderen Brise, die unnatürliche Stille des Waldes war gebrochen.
Keuchend und mit wild pochenden Herzen kamen sie endlich zum Stehen. Die Luft brannte in ihren Lungen, ihre Beine zitterten, als ob die Flucht noch in ihnen nachhallte. Johann drehte sich hektisch um, sein Blick durchbohrte die Dunkelheit des Waldes. Fast rechnete er damit, dass die schemenhaften Gestalten erneut aus der Schwärze hervortreten würden. Doch es war nichts zu sehen.
„Das war verdammt unheimlich“, keuchte Marina schließlich. Ihre Stimme klang rau und brüchig, während sie versuchte, ihre Atmung zu beruhigen. Ihre weit aufgerissenen Augen spiegelten die Fassungslosigkeit wider, die sie immer noch verspürte. Als könnte sie die letzten Minuten nicht begreifen und wäre in einem Alptraum gefangen.
„Was auch immer das war ...“ Ihre Stimme versagte, während sie unruhig in die Dunkelheit starrte. „Es wollte uns eindeutig nicht dort haben.“ Ein Zittern durchlief ihren Körper. Unbewusst rieb sie sich die Arme, als ob sie die unsichtbare Kälte vertreiben wollte, die sie umgab.
Johann nickte langsam, aber seine Unsicherheit war spürbar. Seine Stimme war kaum mehr als ein flüsterndes Echo. „Ja ...“ Ein schwerer Kloß hing in seiner Kehle, sein Herz raste immer noch. „Aber ... es zeigt uns, dass hier etwas viel Größeres im Gange ist, als wir anfangs dachten.“ Seine Stimme zitterte leicht, seine Augen waren erfüllt von einer Mischung aus Angst und Entschlossenheit. „Ich...
| Erscheint lt. Verlag | 13.1.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
| ISBN-10 | 3-7693-8412-1 / 3769384121 |
| ISBN-13 | 978-3-7693-8412-3 / 9783769384123 |
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